Kölner KinderUni 2009 29. April 2009 Kinder an die Macht! Sollten Kinder wählen dürfen? Dr. Achim Goerres Politikwissenschaftler Liebe Kinder/Jugendliche, liebe Erwachsene, bitte getrennt hinsetzen!
Übersicht Gemeinsame Überlegungen: wer darf eigentlich was wählen? Kleine Vorlesung zum Thema aktives Wahlrecht und zum Vorschlag des Kinderwahlrechts Gruppenübung 1 Argumente für und gegen g die Einführung Gruppenübung 2 Abschluss Folie: 2
Das aktive Wahlrecht Aktives Wahlrecht = Wahlrecht, andere wählen zu dürfen Passives Wahlrecht = Wahlrecht, gewählt zu werden Wir konzentrieren uns auf das aktive Wahlrecht Folie: 3
Was wird wie gewählt? Das Beispiel Bundestag Abgeordnete = Männer und Frauen, die die deutsche e Bevölkerung e für 4 Jahre vertreten sollen Jede/r wahlberechtigte Bürger/in hat zwei Stimmen Erststimme: Abgeordnete/r aus dem Wahlkreis Zweitstimme: politische Partei (SPD, CDU/CSU, FDP, Bündnis 90/Grüne, Linke oder andere) Folie: 4
Beispiel für Wahlzettel aus Wahlkreis Offenbach von der letzten Bundestagswahl 2005 Folie: 5
Das aktive Wahlrecht - heute Wahl des Deutschen Bundestages: Alle 4 Jahre, nächste 27. September 2009 Deutsche Staatsangehörigkeit Männer und Frauen, die am Wahltag 18 oder älter sind Kommunalwahl NRW: Räte (=kleine Parlamente) der Gemeinden und Kreise Alle 5 Jahre, nächste 30. August 2009 Alle EU-Bürger/innen, die 16 Jahre und älter sind und in NRW wohnen Folie: 6
Kinder/Jugendliche und Wählen heute In NRW: bei Kommunalwahl a 16 und 17-jährige wahlberechtigt In Österreich: bei Nationalratswahlen t 16 und 17-jährige wahlberechtigt Sollten noch jüngere Kinder/Jugendliche wählen dürfen? Folie: 7
Ein Kinderwahlrecht ein Vorschlag Beispiel Bundestagswahl Jede/r Deutsche bekommt Wahlrecht von Geburt an Theoretisch darf ein neugeborenes Baby bei der nächsten Wahl wählen gehen Praktisch fangen Kinder dann an zu wählen, wenn sie anfangen, sich für Politik zu interessieren Anzahl der Wahlberechtigten Heute: 62 Millionen Mit Kinderwahlrecht: 77 Millionen Folie: 8
Übung 1 in Gruppen zu 3-4 Personen Für Kinder/Jugendliche - besprecht bitte Eure Antworten untereinander: 1. Stellt Euch vor, Ihr dürftet wählen. Wüsstet Ihr, wen Ihr (nicht) wählen würdet und warum? 2. Wie würden Politiker/innen sich verhalten, wenn Kinder/Jugendliche wählen dürften? Denkt z.b. an Wahlkampf, Reden, ihr Verhalten im Parlament Für Erwachsene diskutieren Sie bitte untereinander Ihre Antworten: 1. Wenn Ihr Kind wählen dürfte, wen würde es wählen und warum? 2. Wären Sie für eine Einführung solch eines Wahlrechts? Folie: 9
Argumente für das neue Wahlrecht: Argument 1 Altersbeschränkung wird seit Jahrzehnten immer weiter abgebaut. Das wäre der letzte Schritt. 1871 Männer ab 25 Jahre 1919 Männer/Frauen ab 18 Jahre 1949 Männer/Frauen ab 21 Jahre 1972 Männer/Frauen ab 18 Jahre 2007 (Österreich) Männer/Frauen ab 16 Jahre (2013 Männer/Frauen ab 0 Jahre?) Folie: 10
Argumente für das neue Wahlrecht: Argument 2 und 3 Jeder Bürger/jede Bürgerin weiß für sich selbst am besten, was in der Politik gemacht werden soll. Eltern werden die politischen Interessen ihrer Kinder nicht richtig wahrnehmen, wenn sie wählen gehen. Mit dem neuen Wahlrecht würden Politiker/innen stärker nach den Interessen von den unter 18- Jährigen schauen. Politik würde besser für Kinder und Jugendliche gemacht z.b. mehr in Schulen investiert. Folie: 11
Argumente gegen g das neue Wahlrecht: Argument 1 und 2 1. Kinder und Jugendliche sind nicht reif genug. Sie sind nicht alt genug, um geschäftsfähig zu sein, aber dürften über ihre Wahlstimme mit die Politik bestimmen. 2. Kinder und Jugendliche sind zu stark beeinflussbar in ihrer Wahlentscheidung, weil sie kein eigenes Geld verdienen. Besonders Eltern würden sie in ihrem Sinne beeinflussen. Folie: 12
Argumente gegen g das neue Wahlrecht 3. Die Auswirkungen des neuen Wahlrechts sind nicht vorherzusehen. Die Veränderungen könnten das politische System Deutschlands zu stark durchwirbeln. Gerade in einer Zeit wirtschaftlicher Krisen brauchen wir nicht so viele Veränderungen in der Politik. Folie: 13
Zusammenfassung der Argumente Für die Einführung Alter als letzte Grenze der demokratischen Freiheit abgeschafft Kinder/Jugendliche kennen ihre eigenen Interessen am besten. Politik würde stärker für Kinder/Jugendliche gemacht. Gegen die Einführung Kindern/Jugendlichen fehlt die Reife. Kinder/Jugendliche zu stark beeinflussbar, besonders durch die Eltern Veränderungen für die deutsche Demokratie unvorhersehbar Folie: 14
Übung 2 in derselben Gruppe wie vorher Was haltet Ihr/ halten Sie von den Argumenten? Welche Argumente überzeugen, welche nicht? Folie: 15
Sollte das Kinderwahlrecht nun eingeführt werden? Viele namhafte Politiker/innen unterstützen seine Einführung Man muss überlegen, welche Werte und Überlegungen einem wichtiger vorkommen Was denkt die Bevölkerung? Es gibt keine Studie dazu Durch Umfrage zu erfahren Workshop bei Franz Bauske, Marie Pahl und Paula Gabrych, 6.5.09 Anmeldung unter kinderuni@uni-koeln.de Folie: 16
Ich bedanke mich für s Zuhören! Web-Links zum Nachlesen: 1. Seite der Bundeszentrale der politische Bildung zum Thema Wählen unter 18 : http://www.u18.org/ 2. Seite einer Berliner Bürgerinitiative, die die Einführung befürwortet http://kraetzae.de/wahlrecht/fragen/ Folie: 17
Es ist unfassbar, dass Sechsjährige nicht wählen können! Hier stehe ich als Bürger der USA, ohne dass meine Stimme in unserem Regierungs- system gehört wird! Machst Du Dir Sorgen wegen der Richtung, die die Politik in unserem Lande eingeschlagen hat? Nein, ich möchte einfach nur ein größeres Stück vom Kuchen (den es zu verteilen gibt). Quelle: Bennett 2000, S. 502. Folie: 18