STUDIEREN HEUTE. 21. Sozialerhebung. Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden. Das Wichtigste aus der. des Deutschen Studentenwerks

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Transkript:

STUDIEREN HEUTE Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden www.studentenwerke.de Das Wichtigste aus der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks 2017 Eine Infobroschüre des Deutschen Studentenwerks

EDITORIAL»Wir rechnen, damit du zählst«so haben wir im Sommer 2016 bei den Studierenden dafür geworben, sich an der 21. Sozialerhebung zu beteiligen und über ihre wirtschaftliche und soziale Situation Auskunft zu geben. Es konnten die Antworten von mehr als 55.000 Studierenden ausgewertet werden herzlichen Dank! Mit wir sind die drei Institutionen gemeint, die die 21. Sozialerhebung im Verbund realisiert haben: neben uns als Deutschem Studentenwerk sind das das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), welches die Sozialerhebung finanziert, und das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das die Befragung wissenschaftlich durchführt. Den Partnern gebührt ausdrücklicher Dank. Die 21. Sozialerhebung zeichnet ein genaues Bild der Lage unserer Studierendenschaft. Und sie ist eine wichtige empirische Grundlage für die Politik und die Hochschulentwicklung in Deutschland. Mit dieser Informationsbroschüre stellen wir Ihnen die wichtigsten Ergebnisse vor. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Achim Meyer auf der Heyde Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks achim.meyeraufderheyde@studentenwerke.de Sozialprofil der Studierenden in Deutschland Allgemein; der/die typische Studierende: hat Abitur (95%) studiert auf BA (62%) wendet 33 Stunden pro Woche für sein Studium auf wendet 9 Stunden pro Woche zum Geldverdienen auf bekommt finanzielle Unterstützung von seinen Eltern (86%, im Schnitt 541 Euro) wohnt in einer eigenen Wohnung (38%), mit oder ohne Partner studiert in Vollzeit (92%) kommt aus einer Akademiker-Familie (52%) (mindestens 1 Elternteil hat akademischen Abschluss) gibt 323 Euro für seine Miete aus ist in einer festen Partnerschaft (54%) Sie: ist 24,5 Jahre alt studiert eine Kulturwissenschaft (25%) hat 909 Euro monatlich zur Verfügung geht 1- bis 2-mal pro Woche in die Mensa (40%) Er: ist 25 Jahre alt studiert eine Ingenieurwissenschaft (31%) hat 927 Euro monatlich zur Verfügung geht mindestens 3-mal die Woche in die Mensa (39%) Welche Fachgruppen werden am häufigsten studieret? 21% Ingenieurwissenschaften 18% Sprach- und Kulturwissenschaften 22% Mathe / Naturwissenschaften 18% Recht und Wirtschaft 14% Sozialwissenschafen, Psychologie, Pädagogik 8% Medizin / Gesundheitswesen Frauen studieren am häufigsten Kulturwissenschaften: 25%, Männer Ingenieurwisseschaften: 31 % Wie finanzieren sich Studierende? 86% aus Elternunterstützung: durchschnittlich 541 Euro 61% der Studis aus Arbeit: durchschnittlich 385 Euro 25% aus BAföG: durchschnittlich 435 Euro 5 % Stipendium: durchschnittlich 423 Wo zahlen Studierende wieviel fürs Wohnen? Monatsmiete der Studierenden im bundesweiten Durchschnitt: 323 Euro Teuerste Studi-Wohn-Städte: 1. München, 2. Köln, 3. Frankfurt, 4. Hamburg, (alle über 360 Euro) In Sachsen nur 259 Euro, in Hamburg dafür 373 Euro. In den fünf ostdeutschen Flächenländern sind die Mieten generell am günstigsten Beeinträchtigung 11% der Studierenden mit Behinderung oder chronischer Krankheit, davon 47% psychische Erkrankungen, 18% mit chronisch-somatischer Erkrankung Wieviel Geld geben Studierende durchschnittlich wofür aus? Wohnen: 323 Euro Ernährung: 168 Euro Fortbewegung: 94 Euro Kleidung: 42 Euro Lernmittel: 20 Euro 19% decken mit ihren Einkünften gerade so oder nicht einmal ihre Ausgaben Angestrebte Abschlüsse: 62% Bachelor 22% Master 13% Staatsexamen 3% Magister, Diplom, andere Studierende mit Kind: 6 % Studierende mit Kind, Studentische Eltern sind im Durchschnitt 35 Jahre, elf Jahre älter als Studierende ohne Kind. 55% haben ein Kind, 32% haben 2 Kinder, 12% haben drei oder mehr Kinder Umzug für Studium: 35% der Studierenden verlassen für ihr Erststudium ihr Bundesland, in dem die Studienberechtigung erworben wurde Regionale Unterschiede: in NRW sind es nur 20%, in Brandenburg dafür 77% westdeutsche Studierende, die im Osten studieren: 5%, ostdeutsche Studierende, die im Westen studieren: 35% Migrationshintergrund 20% haben einen Migrationshintergrund davon 12% mit polnischen Wurzeln, 12% mit türkischen und 9% mit russischen Auslandsmobilität 28% der Studierenden in höheren Semestern waren schon im Ausland» www.sozialerhebung.de» www.studentenwerke.de 2 Studieren heute 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks Studieren heute 3

Der Hochschul-Kosmos 61% der Studierenden mit Beratungsbedarf Top-Themen: Studienfinanzierung, Studienorganisation, persönliche Probleme Studentenwerke mit Sozial- und psychologischer Beratung* BAföG für 18% der Studierenden durchschnittlich 435 Euro im Monat 79% der Geförderten könnten ohne BAföG nicht studieren 73% Mensa-Nutzer/-innen, 32% Stammgäste 960 Mensen, Kaffeebars, Cafeterien der Studentenwerke* 12% der Studierenden im Wohnheim Günstigste Wohnform außerhalb des Elternhauses. 191.000 Plätze bei den Studentenwerken* 6% Studierende mit Kind mehr als 131.000 Kinder 8.750 Plätze in 222 Studentenwerks-Kitas* 68% der Studierenden mit Nebenjob 9 Stunden pro Woche 59% der Jobber/-innen: notwendig für den Lebensunterhalt *) Zahlen des Deutschen Studenetnwerks, nicht aus der 21. Sozialerhebung 33 Minuten ÖPNV-Fahrt zwischen Wohnort und Hochschule 28% Auslandsmobilität Bachelor 11%, Master 31% 4 Studieren heute 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks Studieren heute 5

INTERVIEW»Der wirtschaftliche Druck nimmt zu«prof. Dr. Dieter Timmermann, der Präsident des Deutschen Studentenwerks, über die wichtigsten Ergebnisse der 21. Sozialerhebung. HERR PROFESSOR TIMMERMANN, DIE SOZIALERHEBUNG GIBT AUSKUNFT ÜBER DIE WIRTSCHAFTLICHE UND SOZIALE LAGE DER STUDIERENDEN. WIE IST DIE DENN NUN? Dieter Timmermann: Unterschiedlich. Es gibt nicht den einen Studenten oder die eine Studentin, das zeigt die Studie klar. Die Studierendenschaft von heute ist vielfältig und pluralistisch, wie unsere Gesellschaft auch. Wir haben es mit unterschiedlichen Gruppen zu tun, mit einer großen Vielfalt von Studierenden. Das zeigt sich exemplarisch bei den Einnahmen. Im Durchschnitt haben die Studierenden 918 Euro im Monat zur Verfügung, aber 28%, also mehr als ein Viertel, muss mit weniger als 700 Euro monatlich auskommen. Die Vielfalt der Studierenden zeigt sich auch an Gruppen wie den Studierenden mit Kind; sie machen 6% aller Studierenden aus. 11% der Studierenden wiederum haben eine Behinderung oder chronische Krankheit. Die wirtschaftliche Lage der Studierenden lässt sich gut darstellen an der Studienfinanzierung. Die tragenden Säulen der Studienfinanzierung in Deutschland sind nach wie vor der Elternunterhalt, der Nebenjob und das BAföG. 86% der Studierenden werden von ihren Eltern unterstützt, mehr als zwei Drittel jobben neben dem Studium, ein Fünftel erhält BAföG. Stipendien und Studienkredite spielen nur eine untergeordnete Rolle. WAS HAT SICH IM VERGLEICH ZUR 20. SOZIALERHEBUNG VON VOR VIER JAHREN VERÄNDERT? Timmermann: Mir fallen vor allem zwei Dinge auf. Erstens: Die Erwerbstätigenquote ist gegenüber 2012 um 6 Prozentpunkte gestiegen, von 62 auf 68% der Studierenden. Das hat mich überrascht, dass noch mehr gejobbt wird neben dem Studium. Und zweitens sind auch die unbaren Unterstützungsleistungen der Eltern kräftig angestiegen, von 261 Euro Geldwert im Jahr 2012 auf nunmehr 309 Euro im Monat. Ich deute das so, dass der Kostendruck auf die Studierenden zugenommen hat, vor allem für die Miete, und um dem zu begegnen, müssen die Eltern tiefer in die Tasche greifen, und die Studierenden jobben mehr. Ich sehe auch einen Zusammenhang zum BAföG. Weil das BAföG nicht ausreicht, kompensieren das die Studierenden mit vermehrter Erwerbstätigkeit, und die Eltern müssen sie stärker unterstützen. WAS SAGT DENN DIE 21. SOZIALERHEBUNG ZUM BAFÖG? Nun, man muss sehen, dass die 21. Sozialerhebung im Sommer 2016 durchgeführt wurde und erst danach, zum Wintersemester 2016/2017, griff die jüngste BAföG-Erhöhung. Die 21. Sozialerhebung zeigt also das Bild vom Sommer 2016 und das ist beim BAföG nicht gerade gut. Nur 18% aller Studierenden erhielten damals BAföG. Ob die Quote der Geförderten durch die Erhöhung der Elternfreibeträge um 6% zum Wintersemester 2016/2017 wie von der Bundesregierung angekündigt deutlich gestiegen ist, wird die kommende, 22. Sozialerhebung zeigen müssen. Ich bin da skeptisch. Wenn man sich aber die Diskrepanz ansieht zwischen den durchschnittlichen Einnahmen, die wie gesagt bei 918 Euro liegen, und dem aktuellen BAföG-Höchstsatz von 735 Euro, wird allein schon daran deutlich, dass es beim BAföG nach wie vor dringenden Handlungsbedarf gibt. Und was mir Sorge bereitet: 37% der Studierenden aus der sozialen Herkunftsgruppe niedrig, die jedoch keinen BAföG-Antrag stellen, begründen dies damit, keine Schulden machen zu wollen. Dabei ist der BAföG-Darlehensanteil gedeckelt auf maximal 10.000 Euro, und die Rückzahlung ist äußerst sozialverträglich. Das zeigt: Für das BAföG und seine fairen Konditionen muss stärker geworben werden! SIE HABEN DIE STEIGENDEN MIETEN ANGESPROCHEN EIN PROBLEM FÜR DIE STUDIERENDEN? Eindeutig. Die Miete bleibt der größte Ausgabeposten, mit durchschnittlich 323 Euro im Monat. In Hochschulstädten mit immer weniger bezahlbarem Wohnraum wie München, Köln, Frankfurt am Main, Hamburg oder Berlin sind es deutlich mehr. Wir brauchen insgesamt dringend mehr staatlich geförderten Wohnraum für Studierende. In vielen Bundesländern bauen die Studentenwerke Wohnheime für Studierende, aber es reicht nicht. Gerade Studierende aus weniger vermögenden Haushalten sind dringend auf diese Wohnheimplätze angewiesen. 41% der Studierenden, die im Wohnheim leben, gehören zum unteren Einkommensquartil. Fast gleich viele haben am Ende des Monats überhaupt kein Geld mehr übrig. Das zeigt, wie wichtig für diese Studierenden die Leistungen der Studentenwerke sind! Foto: Kay Herschelmann»Die Studierenden jobben mehr, und ihre Eltern müssen sie finanziell stärker unterstützen«zur PERSON Prof. Dr. Dieter Timermann, 73, ist seit 2012 Präsident des Deutschen Studentenwerks, des Verbands der 58 Studentenwerke in Deutschland. Der Bildungsökonom war von 2001 bis 2009 Rektor der Universität Bielefeld. Timmermann, 1943 im mecklenburgischen Friedrichshof geboren, hatte seit 1982 eine Professur für Bildungsökonomie und Bildungsplanung an der Universität Bielefeld inne. Er war für die OECD in Paris und für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) tätig; er ist Mitglied in zahlreichen Gremien und Beiräten. Von 2001 bis 2004 war er im Auftrag der damaligen Bundesregierung Vorsitzender der Expertenkommission Finanzierung Lebenslangen Lernens. 6 Studieren heute 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks Studieren heute 7

#studentsofsozialerhebung21 Danke an alle Studierenden, die teilgenommen haben! Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks Ein Verbundprojekt von: Bundesministerium für Bildung und Forschung, www.bmbf.de Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, www.dzhw.eu Deutsches Studentenwerk, www.studentenwerke.de www.sozialerhebung.de Impressum Herausgeber: Deutsches Studentenwerk, Berlin Verantwortlich: Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär Kozeption und Redaktion: Moritz Leetz, Stefan Grob Fotos: Studenten- und Studierendenwerke Grafik/Produktion: BlazekGrafik, Rudolf Blazek, Frankfurt am Main Illustrationen: Anne-Karin Röll, Frankfurt am Main Druck: Henrich Druck + Medien GmbH, Frankfurt am Main Berlin, Juni 2017