Vor fast 400 Jahren, im furchtbaren Dreißigjährigen Krieg, wurde es mit der ganzen Ortschaft bis auf den Turm und die Außenmauern zerstört.

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Transkript:

Dies ist das älteste Bild von Straßkirchen. So ähnlich hat unsere Kirche vor ungefähr 250 Jahren ausgesehen. Schon damals war sie, umgeben vom Friedhof, der Mittelpunkt unseres Dorfes. Unsere Vorfahren hielten die Kirche und die vorbeiführende Straße für so wichtig, dass sie unserem Ort sogar nach beiden den Namen gaben: Straßkirchen. Vieles aus der langen Geschichte unserer Kirche ist nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich haben sich die ersten Straßkirchner Christen schon vor ungefähr eineinhalb Jahrtausenden in einem einfachen Holzkirchlein versammelt, das sie dann im Lauf der Jahrhunderte durch immer größere Steinbauten ersetzten. Die jetzige Kirche wurde vor etwa 600 Jahren mit dem Turm begonnen. Dann errichtete man den Altarraum und das Kirchenschiff. Mit dem Anbau der Sakristei im Jahr 1513 war das Gotteshaus wohl vollendet. Vor fast 400 Jahren, im furchtbaren Dreißigjährigen Krieg, wurde es mit der ganzen Ortschaft bis auf den Turm und die Außenmauern zerstört. Nach weiteren 50 Jahren hatten es unsere Vorfahren geschafft, die Kirche zu erneuern. Als sie für die vielen Besucher zu klein wurde, verlängerte man sie vor mehr als 100 Jahren um den rückwärtigen Teil mit den beiden Emporen.

Hoch ragt der Kirchturm zum Himmel und erinnert seit Jahrhunderten die Menschen an Gott. Mit dem Kreuz misst er fast genau 50 Meter. So ein gewaltiger Bau braucht natürlich feste Mauern. Sie sind im Fundament des Turmes beinahe zwei Meter dick! Dafür konnte man in der Glockenstube auch fünf Glocken aufhängen, von denen die schwerste 32 Zentner wiegt! Deine ganze Klasse bringt dieses Gewicht sicher nicht zusammen, nicht einmal mit Deiner Lehrkraft. Durch die Schalllöcher hört man die Glocken weit über unser Dorf. Sie laden Dich freundlich ein zu Gebet und Gottesdienst. Auch bei uns wurden im 1. und 2. Weltkrieg Glocken vom Turm herabgelassen, um sie einzuschmelzen und zu Waffen verarbeiten zu können. Deswegen stammen in unserer Pfarrei nur noch zwei Glocken aus früheren Jahrhunderten. Am Kirchturm erkennst Du gut den ursprünglichen Baustil unseres Gotteshauses. Er ist gekennzeichnet durch hohe, schlanke und spitze Formen. Fachleute nennen diesen Stil Gotik. Sie war vor etwa 500 bis 800 Jahren modern. Auch die Spitzbogenfenster über der Uhr erinnern Dich an diese Zeit. Der Friedhof ist im Jahr 1953 von der Kirche an den heutigen Platz verlegt worden. Damals war man der Meinung, dass der Straßenverkehr wichtiger sei, und so hat man den Kirchenhügel einfach teilweise abgetragen und die Mauer zurückversetzt.

Als man vor ungefähr 350 Jahren unsere Kirche nach ihrer Zerstörung wieder errichtete, geschah das in einem neuen Baustil, dem Barock. Nach all der Not und dem Elend, das der Dreißigjährige Krieg damals angerichtet hatte, sehnten sich die Menschen nach prächtigen Farben und Formen. Die Künstler bemühten sich, die Gotteshäuser so schön auszustatten, dass man sich darin wie im Himmel vorkommt. Deswegen findest Du auch in unserer Kirche wunderschöne Verzierungen, reiche Vergoldung und viele muntere Engelskinder, die sogenannten Putten. In der Barockzeit konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben. So versuchte man, in vielen Bildern und Figuren den Glauben vor Augen zu führen. Du kannst deshalb eine Barockkirche fast mit einem aufgeschlagenen Bilderbuch vergleichen. Sehen wir es uns gemeinsam an. Über der Orgel erkennst Du an der Decke die hl. Cäcilia, die als Patronin der Musik verehrt wird.

Die nächsten drei Deckengemälde zeigen Dir Szenen aus dem Leben unseres Kirchenpatrones, des hl. Stephanus: Auf dem ersten Bild siehst Du, wie man Stephanus zum Mitarbeiter der Apostel erwählte und segnete. In der Bibel kannst Du dazu nachlesen, dass er ein Mann war erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist. Wie Stephanus seinen Dienst an den Armen und Kranken ableistete, ist auf diesem Bild dargestellt. Dazu steht in der Bibel: Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Wie Du auf dem nächsten Bild siehst, fanden sich bald Neider und Gegner von Stephanus, die ihn vor den Hohen Rat brachten. Doch Stephanus ließ sich nicht davon abhalten, die Wahrheit zu verkünden: Ihr Halsstarrigen, ihr, die ihr euch mit Herz und Ohr immerzu dem Heiligen Geist widersetzt! Du kannst Dir denken, wie wütend seine Feinde nach diesen Worten waren. Was sie planten, erkennst Du ganz rechts.

So führen Dich die Deckengemälde nach vorne zum Bild des Hochaltares. Es zeigt Dir das grausame Ende des Heiligen, seine Steinigung, bei der er zum Schluss zum Himmel schreit: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Dies ist gleichzeitig der Anfang seines ewigen Lebens. Deswegen sind über ihm Engel mit Siegeskranz und Palmzweig und die Heilige Dreifaltigkeit dargestellt.

Der dreifaltige Gott ist auch Inhalt des letzten Deckenbildes vor dem Altarraum. Du weißt natürlich, dass Gott Vater kein alter Mann mit Bart ist, sondern dass der Maler Dir damit sagen wollte: Schau, Gott ist so wie ein guter Großvater. Er hat Zeit für Dich, er kümmert sich um Dich, er liebt Dich. Im Altarraum verweist Dich das Deckenbild vom Tisch aus der Emmauserzählung mit Christus und den beiden Jüngern direkt zum Tisch des Herrn, dem Altar darunter.

Viele Jahrzehnte haben die Straßkirchner sparen müssen, bevor sie sich dieses Prunkstück eines barocken Hochaltares leisten konnten. Dafür erhielten sie einen würdigen Rahmen für das Allerheiligste im Tabernakel. Judas Thaddäus mit dem Knüppel (links) und Simon mit der Säge (rechts) zeigen Dir durch ihre Marterwerkzeuge, auf welch furchtbare Weise sie für ihren Glauben umgebracht worden sind. Oben am Hochaltar entdeckst Du das Auge Gottes in einem Strahlenkranz. Gott ist immer bei Dir, will es Dir sagen. Das Dreieck ist ein Zeichen für Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Ein ganz wichtiger Einrichtungsgegenstand in unserer Kirche ist der Volksaltar, an dem der Priester mit den Gläubigen die Heilige Messe feiert. Seinen Namen hat er davon, weil der Priester dabei zum Volk gewandt ist, während er früher am Hochaltar meistens nur von hinten zu sehen war. Dadurch sollen wir wieder stärker daran erinnert werden, dass der Altar nichts anderes als der Tisch des Abendmahlsaales sein soll. Wie damals Christus bei seinen Jüngern anwesend war, ist er durch alle Zeiten bis auf den heutigen Tag, in den Gestalten von Brot und Wein, in jeder Eucharistiefeier bei uns.

Er ist aber auch bei uns durch sein Wort, das der Priester oder der Lektor vom Lesepult, dem Ambo, in der Lesung oder im Evangelium verkündet. Die Ewig-Licht-Lampe, die links vom Hochaltar von der Decke hängt, erinnert Dich an unseren Glauben, dass Christus in der Gestalt des Brotes, der Heiligen Eucharistie, anwesend ist.hier ist uns Gott ganz nah. Wir können ihn loben, ihm danken oder ihm unsere Sorgen und Anliegen erzählen. Das Herz der Herz-Jesu-Statue ist ein Symbol für die Liebe von Jesus zu den Menschen

Am Hochaltar haben sich die Künstler besonders bemüht, uns einen Eindruck von der Herrlichkeit Gottes zu vermitteln. Wieviele Engel entdeckst Du? Schau Dir auch die schöne Gewölbedecke an. Die wunderbaren Verzierungen aus Gips nennt man Stuck. Der silberne Vogel über dem Tabernakel stellt einen Pelikan mit seinen Jungen dar. Von ihm wird erzählt, dass er in Notzeiten seine Jungen mit dem eigenen Blut am Leben erhält. Er ist zu einem Symbol für Christus geworden.

Der rechte Seitenaltar hat seinen Namen Nothelferaltar von 14 Heiligen, die von den Menschen seit Jahrhunderten als Helfer in der Not angesehen wurden. Nicht nur wegen einer Fürsprache bei Gott werden sie von den Gläubigen verehrt. Vor allem ihr mutiges Leben aus dem Glauben macht sie zu großen Vorbildern. Fast alle haben ihr Leben für den Glauben geopfert, meistens unter schrecklichen Qualen. Wenn sie gemartert oder gequält worden sind, nennt man sie auch Märtyrer. So findest Du sicher den hl. Dionysius, der seinen Kopf vor sich herträgt, zum Zeichen dafür, dass er enthauptet worden ist. Der hl. Blasius, den Du vielleicht vom Blasiussegen kennst, hält das Symbol einer Kerze in der Hand. Dem hl. Eustachius erscheint gerade ein Hirsch mit dem Kreuz im Geweih, der hl. Christophorus trägt das Jesuskind auf seiner Schulter. Links im Bild siehst Du den heiligen Bischof Erasmus mit der Schiffswinde und rechts den hl. Georg, dessen Drachen das Böse darstellt. Vielleicht interessiert Dich noch der hl. Veit oder Vitus, der schon als Bub wegen seines Glaubens in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen worden sein soll. Er ist am linken Rand oben in der vorletzten Person mit einem Kessel dargestellt. Die beiden Bischofsfiguren seitlich des Bildes stellen links den hl. Dionysius und rechts den Patron unseres Bistums Regensburg, den hl. Wolfgang, dar.

Das ist ein Ausschnitt aus dem Gemälde der 14 Nothelfer. Hier entdeckst Du drei heilige Frauen, die in prächtige Gewänder aus der Entstehungszeit des Bildes vor fast 300 Jahren gekleidet sind. Ganz links zähmt die hl. Margarete einen Drachen, mit einer Krone geschmückt hält die hl. Katharina ein Rad und eine Siegespalme in ihren Händen und die hl. Barbara erkennst Du am Turm und am Kelch. Alle drei kannst Du Dir mit einem lustigen Spruch merken: D Margarete mit m Wurm, d Barbara mit m Turm, d Katharina mit m Radl, des san de heilig n drei Madl.

Im oberen Bild des Nothelferaltares siehst Du die beiden Wetterheiligen Johannes und Paulus, die von zwei Engeln beschützt werden. Ihr Gedenktag ist der 26. Juni. Weil sie früher gerne bei Unwetter um Hilfe gebeten wurden, blitzt und hagelt es hinter ihnen ganz schrecklich. All diese Heiligen haben vor fast zwei Jahrtausenden gelebt und es gibt viele fromme Erzählungen oder Legenden von ihnen. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, ob sich diese auch wirklich so ereignet haben. Diese Legenden wollen Dir vielmehr erzählen, dass sich schon immer Menschen besonders bemühten, den Willen Gottes mit ganzem Einsatz zu erfüllen.

Die beiden Figuren stellen links den hl. Josef und rechts den hl. Laurentius dar. Josef trägt das Jesuskind in seinem Arm, Laurentius hält als Attribut oder Symbol den Rost, auf dem er hingerichtet wurde. Das Bild ganz oben zeigt Maria mit ihren Eltern, der hl. Anna und dem hl. Joachim. Erkennst Du, was Maria gerade macht? Die weiße Taube ist wieder das Symbol oder Zeichen des Heiligen Geistes. Das bedeutet, dass Maria ganz vom Heiligen Geist erfüllt war. Die beiden Seitenaltäre sind übrigens aus Holz gebaut und dann marmoriert worden, d. h. der Künstler hat sie so bemalt, dass sie wie aus echtem Marmor wirken. Das war natürlich billiger. Der linke Seitenaltar ist der Mutter Gottes geweiht. Ihr Bild stammt nicht aus der Entstehungszeit des Altares und ist erst ungefähr 150 Jahre alt. Die blaue Farbe des Mantels hat der Maler absichtlich gewählt. Sie soll den starken Glauben Marias zum Ausdruck bringen. Das Jesuskind ist als Herrscher der Welt dargestellt, denn die Kugel unter seinen Füßen ist ein Sinnbild für die Erde.

Auf dem Weg zum Chorraum begegnen Dir an den Seitenwänden noch die beiden Pestheiligen: Links der von Pfeilen durchbohrte hl.sebastian und rechts der hl. Rochus im Pilgergewand, der Dir seine Pestwunde zeigt. Beide wurden vor allem während der furchtbaren Pestzeiten von den Gläubigen um Hilfe angefleht.

Früher predigte der Priester von der Kanzel aus. Das Dach darüber nennt man Schalldeckel. Weil es damals noch keine Mikrofone und Lautsprecher gab, sollte damit die Predigt im ganzen Kirchenraum besser verständlich werden. Auf den fünf Kanzelbildern sind Christus und die vier Evangelisten dargestellt. Jeder hat ein bestimmtes Erkennungszeichen, das Du auch Symbol oder Attribut nennen kannst. Findest Du Markus mit dem Löwen, Matthäus mit dem Engel, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler? Christus zeigt Dir die Heilige Schrift. Wenn Du ganz gute Augen hast, erkennst Du darin die Worte ego sum. Das ist lateinisch und heißt auf deutsch ich bin. Das will Dir sagen, dass Gott keinen Anfang und kein Ende hat, dass er ewig ist.

Wunderschön gearbeitet ist der barocke Taufstein aus echtem Marmor, ebenso der bauchige Holzdeckel darauf mit seinen feinen Verzierungen. Die neuen Figuren stellen die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan dar. Frag doch einmal nach, ob Du hier das Sakrament der Taufe erhalten hast. Stellvertretend haben Dich dabei Deine Eltern, Deine Patin oder Dein Pate in die Gemeinschaft der Christen aufnehmen lassen. Mit den Worten Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes hat Dir der Priester Wasser über Deinen Kopf gegossen, zum Zeichen dafür, dass Du ein neues und ewiges Leben mit Christus beginnst. Damit sind wir am Ende unseres Rundganges durch die Pfarrkirche St. Stephanus. Ich hoffe, es hat Dir gefallen. Wir können dankbar und stolz sein, dass sich unsere Vorfahren solche Mühe zur Ehre Gottes gegeben haben. Wir werden uns anstrengen müssen, unsere Kirche zu erhalten und mit Leben zu erfüllen. Im Gäubodenmuseum in Straubing findest Du dieses Kunstwerk aus Stein. Es stammt aus der gotischen Zeit unserer Pfarrkirche und ist mehr als 500 Jahre alt. Wahrscheinlich handelt es sich um den unteren Teil eines Sakramentshäuschens, in dem früher das Allerheiligste aufbewahrt wurde. Unten kann man Maria mit dem Verkündigungsengel erkennen. Oben halten zwei Engel das Bildnis Christi.

Nach der Zerstörung unserer Pfarrkirche im Dreißigjährigen Krieg diente die Allerseelenkirche zur Abhaltung der Gottesdienste. Dass sie schon uralt ist, erkennst Du daran, dass Dich die Eingangsstufen hinunterführen. Ursprünglich war sie sicher ebenerdig zu betreten, wurde aber durch den Schutt der Jahrhunderte immer tiefer gelegt. Unter der Allerseelenkirche befindet sich der Gewölbekeller des Karners, in dem sich Gebeine aus aufgelassenen Gräbern befinden. Geweiht ist sie dem Erzengel Michael, der auf dem Altarbild dargestellt ist. Seitlich stehen sehr schöne Figuren der Eltern Marias, die hl. Anna und der hl. Joachim. Auf einigen Bildern entdeckst Du Menschen im Feuer. Damit wollte der Maler einen Zustand nach dem Tod und fern von Gott darstellen, der Qualen wie von Feuer verursacht.

Die Bilder an der Kanzel der Allerseelenkirche zeigen Dir nicht die vier Evangelisten, sondern die vier Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Gregor und Hieronymus. An der Wand hängt die große Figur des hl. Nepomuk, der in der Moldau ertränkt wurde, weil er das Beichtgeheimnis nicht verraten wollte. Von 1942 bis 1963 diente die Allerseelenkirche als Leichenhaus. Vorher wurden die Verstorbenen bis zum Begräbnis daheim aufgebahrt. Quellen: - Bugl Josef, Ortsgeschichte von Straßkirchen, Straßkirchen 1986 - Friedrich Verena, Straßkirchen St. Stephanus, PEDA Kunstführer 1994 - Gröber Karl, Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Straubing, München 1925 Text und Fotos: Willi Goetz Erscheinungsjahr: 2013 Druck: MK-Druck e.k. Straubing Auflage: 400