Thonet eine Institution der modernen Gestaltung

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Transkript:

Seite 1 von 5 Goethe-Institut Designtrends - Designthemen http://www.goethe.de/kue/des/prj/des/dth/de4514582.htm Thonet eine Institution der modernen Gestaltung Heute ist das Unternehmen Thonet zum Synonym für wertbeständige Designklassiker geworden, vor 150 Jahren haben die innovativen Produktionsmethoden von Michael Thonet das Möbelhandwerk revolutioniert. Zeitlosigkeit und technisch-funktionale Präzision gehören zum Markenzeichen der Thonet-Möbel. Es war 1819, als sich der junge Michael Thonet (*1796) in Boppard am Rhein mit einer Tischlerei selbständig machte. Schon bald wurde er durch seine Geschicklichkeit und seine qualitativ hochwertigen Möbelstücke auch überregional bekannt. Um 1830 begann er mit der Herstellung von Möbeln aus verleimten und gebogenen Holzleisten. 1836 entwickelte er mit seiner speziellen Methode des Furnierbiegens den Bopparder Schichtholzstuhl und hatte damit erste Erfolge. Nur seine Versuche sich dieses neue Verfahren in Deutschland patentieren zu lassen scheiterten. Als er auf der Koblenzer Gewerbeausstellung 1841 Fürst von Metternich, den damaligen österreichischen Kanzler, kennenlernte, wurde er nach Wien eingeladen, um seine Stühle vorzustellen. Ein deutsch-österreichischer Pionier des Industriedesigns Am 16. Juli 1842 bekam Thonet in Wien folgendes Privileg verliehen: Jede, auch selbst die sprödeste Gattung Holz auf chemischmechanischem Wege in beliebige Formen und Schweifungen zu biegen. So lautete das k.u.k- Patent für das Bugholzverfahren, mit dem es möglich wurde, Buchenholzstäbe unter Dampfeinwirkung in geschwungene Formen zu biegen. Nachdem sie in Dampfkammern auf mehr als 100 Grad erhitzt wurden, werden die Buchenstäbe bis heute von zwei speziell ausgebildeten Arbeitern gleichzeitig und gleichmäßig mit der Hand in gusseiserne Biegeformen gelegt und anschließend bei etwa 70 Grad Celsius gut 20 Stunden lang getrocknet. Angetrieben durch seinen Erfindergeist und seine Experimentierlust gelang es Michael Thonet in einer handwerklich geprägten Zeit produktionstechnische Verfahren zu entwickeln, mit denen hohe Stückzahlen hergestellt werden konnten. 1849 er war

Seite 2 von 5 inzwischen 53 Jahre alt gründete er zusammen mit seinen fünf Söhnen einen eigenen Betrieb zur Herstellung von Bugholzmöbeln, die Firma Gebrüder Thonet. 1850 entstand der Stuhl Nr. 1 mit dem Thonet 1851 bei der Weltausstellung in London der internationale Durchbruch gelang: Er bekam die Bronzemedaille für seine Vienna bentwood chairs. 1889 wurde mit der Fabrikgründung in Frankenberg der Firmenhauptsitz nach Hessen verlegt. Der Designklassiker Nr. 14 Sechs Einzelteile, die von zehn Schrauben und zwei Muttern zusammengehalten werden daraus besteht das von Thonet 1859 entwickelte Modell Nr. 14. Es wurde als Kaffeehausstuhl Nr. 14 (heute: 214) weltberühmt und ist mit seiner reduzierten Form bis heute der Inbegriff eines Bugholzstuhls. 1867 gewannen die Gebrüder Thonet damit die Goldmedaille bei der Weltausstellung in Paris. Dieser Stuhl zeichnet sich durch eine besonders klare Gestaltung und eine konsequente Typisierung der einzelnen Teile aus. Noch nie wurde Eleganteres und Besseres in der Konzeption, Exakteres in der Ausführung und Gebrauchstüchtigeres geschaffen, lobte später Le Corbusier den ersten Prototyp eines modernen Massenmöbels. Bis 1930 wurden von dem alltagstauglichen Designklassiker circa 50 Millionen Stück produziert und in alle Welt verkauft. Als Michael Thonet am 3. März 1871 im Alter von 75 Jahren in Wien starb, unterhielt seine Firma Verkaufsstellen in fast zwanzig Ländern von Frankfurt bis Barcelona, von Chicago bis Odessa. Der große Erfolg der Bugholzmöbel lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: Sie sind preiswert in der Herstellung, zweckmäßig im Gebrauch, formschön und können zerlegt sehr platzsparend verschickt werden. Das Unternehmen Thonet Um die Jahrhundertwende beschäftigte Thonet 6.000 Arbeiter, die jährlich 865.000 Stühle produzierten. Ein Viertel der Produktion machte allein das legendäre Modell Nr. 14 aus. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Familienbetrieb in eine AG umgewandelt. Durch die Zusammenarbeit mit Walter Gropius, Mart Stam, Marcel Breuer und Mies van der Rohe kamen noch Stahlrohrmöbel hinzu, sodass Thonet Anfang der 1940er-Jahre das europaweit umfangreichste Stahlrohrmöbelprogramm besaß. Auch heute noch werden bei der Firma Gebrüder Thonet GmbH die klassischen Bugholzmodelle und

Seite 3 von 5 Stahlrohrmöbel hergestellt, doch sind in Zusammenarbeit mit bekannten Architekten und Designern noch weitere Modelle hinzugekommen. Zu den über 300 verschiedenen Stuhltypen gehört die Produktfamilie S 900 von Norman Foster ebenso wie das Programm S 5000 mit Sessel, Liege, Chaiselongue und Sofa von James Irvine. In Frankenberg/Eder setzen 300 Mitarbeiter unter der Leitung von Claus, Peter und Philipp Thonet die Bugholztradition bis heute fort. Im Museum Thonet auf dem Werksgelände wird die Unternehmensgeschichte seit der Gründung sehr anschaulich ausgestellt. Denn den bis heute andauernden Ruhm verdankt Thonet nicht nur kaufmännischem Geschick, sondern auch der Kunst, zeitlos schöne Formen mit funktional optimalen Lösungen zu verbinden. Der strategische Blick zurück nach vorn 2009 feiert der meistgebaute Stuhl der Welt, der Consumsessel Nr. 14 seinen 150-jährigen Geburtstag. Über 50 Millionen Originale dieses, heute 214 genannten Kaffeehaustuhls wurden bisher verkauft. Außerdem besteht das in Boppard gegründete Unternehmen Thonet 2009 seit genau 190 Jahren, und vor 120 Jahren errichteten die Gebrüder Thonet den heutigen Hauptsitz in Frankenberg/Nordhessen. Vor 90 Jahren wurde das Bauhaus in Weimar gegründet, aus dessen Metallwerkstatt einige jener Stahlrohrsessel hervorgingen, die neben den Bugholzmöbeln einen weiteren Schwerpunkt der Designklassiker bei Thonet bilden. Trotz des Geschichtsbewusstseins verliert man in Frankenberg die Zukunft nicht aus den Augen. Auf der Tokyo Design Week wurden im November 2008 die Ergebnisse der Kooperation zwischen der japanischen Lifestylekette Muji und der ältesten Möbelmarke der Welt präsentiert. Muji manufactured by Thonet ist eine Kollektion vereinfachter, typisierter Thonet-Ikonen aus Bugholz und Stahlrohr, die gezielt eine jüngere Käuferschicht ansprechen sollen. Für die Neuinterpretation der Bugholzmöbel war der in Mailand lebende englische Designer James Irvine verantwortlich, der gleichzeitig als Kreativdirektor bei Thonet arbeitet. Der deutsche Designer Konstantin Grcic gestaltete eine Stahlrohrkollektion neu. Produziert werden diese Modelle, die in Europa seit dem Frühjahr 2009 in ausgewählten Muji Shops verkauft werden, am Thonet-Firmensitz in Frankenberg.

Seite 4 von 5 Mit dem 404 hat der Münchner Designer Stefan Diez 2008 für Thonet einen modernen Holzstuhl geschaffen, der die Tradition des Unternehmens fortführt. Er erinnert an das Modell 209 aus dem Jahr 1900, verfügt aber über eine neuartig-konstruktive Bauweise mit der die Form- und Schichtholzteile miteinander verbunden wurden. Der Stuhl ist durch sein innovatives Konzept zur Federung besonders komfortabel und ist neben einer schmaleren Variante (404) auch als Armlehnstuhl (404 F) in zahlreichen Farben erhältlich. Für seine innovative Konstruktion und attraktive Form wurde der 404 F im März 2009 mit dem if Gold Award, dem Markenzeichen für herausragende Designleistungen ausgezeichnet. Es wird sicherlich nicht der letzte Designpreis für das erfolgreiche Traditionsunternehmen aus Frankenberg gewesen sein. Fotowettbewerb: 150 Jahre Kaffehausstuhl 214 Aus diesem Anlass ruft Thonet zu einem weltweiten Fotowettbewerb auf, bei dem jeder mitmachen kann, der einen solchen Stuhl besitzt oder einen Besitzer kennt. Ein Digitalfoto des Stuhls mit einer kleinen Geschichte reicht, um unter die 214 besten oder originellsten Einsender zu gelangen, die dann in einer Jubiläumspublikation veröffentlicht werden. Auf der Website www.thonet.de sind die genauen Teilnahmebedingungen und Beispiele hinterlegt sowie eine Liste der Preise, die man gewinnen kann. Dr. Bettina Becker ist Kulturwissenschaftlerin. Sie lebt und arbeitet als Dozentin und Autorin in Kassel. Copyright: Goethe-Institut e. V., Online-Redaktion April 2009 Haben Sie noch Fragen zu diesem Artikel?

Seite 5 von 5 Schreiben Sie uns! online-redaktion@goethe.de Links zum Thema Thonet http://www.thonet.de/ Goethe-Institut