Neophyten Pflanzliche Neubürger in unseren Ökosystemen

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Transkript:

Neophyten Pflanzliche Neubürger in unseren Ökosystemen Steckbriefe der wichtigsten Arten Franz Starlinger Institut für Waldökologie und Boden Neophyten-Seminar für Forstleute und Baumpfleger Gmunden 16.2.2017

Gebietsfremde Arten Gebietsfremde Arten (Neobiota) sind Tier-, Pilz- oder Pflanzenarten (Neophyten), die unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein Gebiet außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets gelangt sind und dort wild leben oder gelebt haben (CBD 2000, 2002, ESSL & RABITSCH 2002, KOWARIK 2010). Heimische Arten: Alle anderen Arten, die ihr natürliches Verbreitungs- oder Wandergebiet ganz oder teilweise im Bezugsgebiet haben oder in geschichtlicher Zeit hatten oder es auf natürliche Weise, d.h. ohne Aufhebung einer natürlichen Ausbreitungsbarriere, in das Bezugsgebiet ausgedehnt haben oder vor 1492 in das Bezugsgebiet eingebracht wurden und sich seitdem dort erhalten (alteingebürgerte Arten, Archäophyten).

Archäophyten Kornrade Agrostemma githago Kornblume Cyanus segetum Edelkastanie Castanea sativa

Invasive Arten Invasive Arten sind gebietsfremde Arten, die in ihrem neuen Areal die Biodiversität (Vielfalt der Lebensräume, Arten und Gene) [und die damit verbundenen Ökosystemleistungen (EU-VO)] gefährden (CBD 2000, 2002). CBD-Definition ausschließlich wirkungsbezogen (Naturschutz) EU-VO berücksichtigt auch ökonomische oder gesundheitliche Auswirkungen In der Wissenschaft: Definition oft abweichend, auf ausbreitungsbiologische Parameter abzielende Verwendung des Invasionsbegriffs (z.b. RICHARDSON et al. 2000, 2011, PYŠEK et al. 2004).

Neophyten in der österreichischen Waldflora Daten aus der Waldbodenzustandsinventur (513 Probeflächen, Erhebung 1987-1990): Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora) 24 Pfl. Robinie (Robinia pseudacacia) 6 Pfl. Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) 3 Pfl. Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) 2 Pfl. Roteiche (Quercus rubra) 2 Pfl. Weitere Arten: Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana) Scheingreiskraut (Erechtites hieraciifolia) Lanzett-Herbstaster (Symphyotrichum lanceolatum) Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) Götterbaum (Ailanthus altissima) Eschen-Ahorn (Acer negundo)..

Herkunftsregion: E-USA Ersteinfuhr: ca. 1630 Robinie (Robinia pseudoacacia) N-Anreicherung im Boden durch Wurzelknöllchenbakterien Gefährung von Magerkeitszeigern: Trockenrasen, Ei-Wald Hohe Samenproduktion, vegetative Vermehrung Foto: A. Fischer

Douglasie (Pseudotsuga menziesii) Herkunftsregion: westl. Nordamerika Ersteinfuhr: seit ca. 1827 in Europa kultiviert Potentielle Besiedlerin baumfreier Felsstandorte, keine Verringerung der Diversität gegenüber Buchen- und Kiefernbeständen festgestellt Ökosystemare Auswirkungen: Arthropodendichte, Nährstoffdynamik, Vegetationsstruktur (FelsStO) Verjüngungsprobleme (Verfegen, Konkurrenz)

Hybridpappel (Populus x canadensis) Herkunftsregion: Hybrid aus P. deltoides (N-Am) und Schwarzpappel (P. nigra) Ersteinfuhr: 1787 Hybridisierung: Pollen der Schwarz-Pa sehr stark dominant, Nachkommenschaft der Schwarz-Pa kaum hybridogen beeinflusst Ökosystemare Auswirkungen der Hybrid-Pappel : wirklich von der heimischer Pappeln verschieden? eher eine Frage des Waldbaus als der BA Unterscheidungsmerkmale zur Schwarzpapppel: Blattspreite wenigstens anfangs bewimpert am Grund mit 1-2 Drüsen Junge Zweige von Korkrippen ± kantig

Götterbaum (Ailanthus altissima)

Rot-Esche (Fraxinus pennsylvanica)

Eschen-Ahorn (Acer negundo)

Herkunftsregion: östl. Nordamerika Ersteinfuhr: als Ziergehölz Zunehmend auch außerhalb von Gärten ausgepflanzt; bildet reichlich Wurzelsprosse Essigbaum (Rhus typhina)

Essigbaum (Rhus typhina)

Jap. Staudenknöterich (Fallopia japonica) Sachalin-Knöterich (Fallopia sachalinensis)

Jap. Staudenknöterich (Fallopia japonica)

Jap. Staudenknöterich (Fallopia japonica)

Jap. Staudenknöterich (Fallopia japonica)

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) Herkunftsregion: Himalaja Ersteinfuhr: Zierpflanze, Bienenweidepflanze Bachufer, Auwälder, feuchte Gebüschränder

Amerika-Kermesbeere (Phytolacca americana) Asien-Kermesbeere (Phytolacca acinosa)

Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)

Seidenpflanze (Asclepias syriaca)

Seidenpflanze (Asclepias syriaca)

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) Herkunftsregion: Kaukasus Ersteinfuhr: als Zierpflanze, Bienenweidepflanze Waldränder, Bach- u. Flussufer, Auwälder etc. enthält phototoxische Substanzen

Beifuß-Taubenkraut, Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) Herkunftsregion: Nordamerika Ersteinfuhr: v.a. als Vogelfutter Wegränder, Äcker Pollen stark allergen

Topinambur (Helianthus tuberosus) Herkunftsregion: Nordamerika Ersteinfuhr: als Futter- und Gemüsepflanze Ufer, Ruderalfluren

Schlitzblatt-Sonnenhut (Rudbeckia laciniata) Herkunftsregion: Nordamerika Ersteinfuhr: seit 17. Jhdt. In Mitteleuropa als Zierpflanze Ufergebüsche, Auwälder - Aistrose

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!