Umgang mit invasiven Neophyten an unseren Fließgewässern
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- Michaela Kirsten Bieber
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1 Kreisausschuss Marburg-Biedenkopf Umgang mit invasiven Neophyten an unseren Fließgewässern Uwe Krüger / UNB KruegerU@marburg-biedenkopf.de 06421/
2 2 Gliederung Definitionen Bedeutung der Fließgewässer für die Ausbreitung einiger Neophyten Vorstellung von drei Arten (Indisches Springkraut, Riesenbärenklau, Staudenknöterich) Gesetzeslage / Zuständigkeiten Sinnvolle und weniger sinnvolle Handlungsfelder für die Einrichtungen der Wasserwirtschaft Ausblick
3 3 Definition Neophyten = Pflanzliche Neubürger seit der Entdeckung der Neuen Welt (1492) Invasiv = Art, deren Vorkommen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets für die dort natürlich vorkommenden Ökosysteme, Biotope oder Arten ein erhebliches Gefährdungspotenzial darstellt ( 7 BNatSchG)
4 4 Definition Invasive Arten und Klimawandel am Beispiel Beifuß-Ambrosie:
5 5 Bedeutung der Fließgewässer für die Ausbreitung von Neophyten Problemarten nicht zwingend auf Fließgewässer angewiesen aber begünstigt von den dortigen Lebensumständen: Wasser Nährstoffe Licht Dynamik / Störungen (= Bodenverwundungen; Aufgabe traditioneller Landnutzungen / Brachen) Biotopvernetzung => Fluch und Segen (natürlicher!) Fließgewässer
6 6 Artportraits: Drüsiges Springkraut
7 7 Artportraits: Drüsiges Springkraut
8 8 Artportraits: Drüsiges Springkraut Auch: Indisches S. / Emscher-/Wupperorchidee (wiss.: Impatiens glandulifera) Herkunft: Himalaya Zunächst Gartenpflanze, dann systematische Verbreitung durch Imker Nomen est omen: Samen springen bis zu 7 m; pro Pflanze bis zu 2000 Samen; bedingt schwimmfähig Einjährig = Überwinterung nur als Samen Wasserwirtschaftliche Schäden:?????? Naturschutzfachliche Probleme: - Veränderung der Artenzusammensetzungen - Blütenkonkurrenz (!?!) - Landschaftsbild ( Eigenart und Schönheit)
9 9 Artportraits: Drüsiges Springkraut DIE Problempflanze in Hessen! Ausbreitung seit 40 Jahren erst in den letzten Jahren verstärke Ausbreitung auch abseits von Fließgewässern / in Wäldern: Zunehmendes Samenpotenzial an Fließgewässern durch sukzessive Ausbreitung sowie Brachen und Wildnis => Sprung aus den Auen Bei Sturmholzaufarbeitung Verschleppung in Wälder(n) durch Forstfahrzeuge => schnelle Ausbreitung auf Windwurfflächen (auch auf den Höhenzügen!!) Holz-Nasslagerplätze als DIE Sündenmeilen!?! Wildschweine als Samentransporteure? Bekämpfung : Möglich bei 5-jährigem Atem (siehe Schwarzwald) aber Kontrolle weit sinnvoller (s.u.)!
10 10 Artportraits: Riesen-Bärenklau
11 11 Artportraits: Riesen-Bärenklau Auch: Herkulesstaude (wiss.: Heracleum mantegazzianum) Herkunft: Kaukasus Zunächst Gartenpflanze, dann systematische Verbreitung durch Imker pro Pflanze bis zu Samen; schwimmfähig Zwei- bis mehrjährig - einmalblühend Probleme: - Wasserwirtschaft: Probleme bei Gewässerunterhaltung - Gesundheit: Phototoxisch => schwere Verbrennungen - Naturschutz: Änderung der Artenzusammensetzungen Landschaftsbild
12 12 Artportraits: Riesen-Bärenklau In der Regel stetige, aber langsame Ausbreitung. Problematische Ausbreitungsdynamik nur entlang von Fließgewässern!! Bekämpfung: Sinnvoll, da bei langem Atem (!) mit überschaubarem Aufwand möglich (s. Rhön). Aus Gründen der Gefahrenabwehr oft unumgänglich! Konkretes Vorgehen: Abstechen des Wachstumskegels im Frühling ggf. auch Gift.!! Arbeitsschutz!!!! Genehmigung für Gifteinsatz!!
13 13 Artportraits: Staudenknöterich
14 14 Artportraits: Staudenknöterich
15 15 Artportraits: Staudenknöterich Diverse Unterarten: Japanischer S. / Sachalin-S. (wiss. Sammelbezeichnung: Fallopia) Herkunft: Ostasien Gartenpflanze sommergrüne ausdauernde Pflanze mit Rhizomen als Überdauerungsorgane; in Mitteleuropa nur vegetative Vermehrung Probleme: - Wasserwirtschaft: Probleme bei Unterhaltung v. Gewässern und Gebäuden - Verkehrswege: große Unterhaltungsprobleme - Naturschutz: Drastische Änderung von Artenzusammensetzungen und Landschaftsbild gerade an Fließgewässern (s. Sieg oder Aar/Ts.)
16 16 Artportraits: Staudenknöterich Ausbreitung ausschließlich über Rhizomteile => Gartenabfälle, Baustellenaushub und Hochwasser. In der Regel stetige, aber langsame Ausbreitung - problematische Ausbreitungsdynamik v.a. entlang von Fließgewässern (und Straßen)! Bekämpfung: Da mechanische Bekämpfung i.d.r. sinnlos, bleibt nur der Gifteinsatz (Breitbandherbizide, z.b. Roundup) v.a. als wiederholte selektive Injektion mit anschließender zweijähriger Kontrollphase. Apropos Gift: Gifteinsatz gegen Neophyten mit dem Ziel ihrer Ausrottung und insofern als befristete Maßnahme => großer Unterschied z.b. zu landwirtschaftlichem Gifteinsatz!
17 17 Gesetzeslage Rechtslage: 40 BNatSchG (3) Die zuständigen Behörden des Bundes und der Länder ergreifen unverzüglich geeignete Maßnahmen, um neu auftretende Tiere und Pflanzen invasiver Arten zu beseitigen oder deren Ausbreitung zu verhindern. Sie treffen bei bereits verbreiteten invasiven Arten Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern und die Auswirkungen der Ausbreitung zu vermindern, soweit diese Aussicht auf Erfolg haben und der Erfolg nicht außer Verhältnis zu dem erforderlichen Aufwand steht. Die Sätze 1 und 2 gelten nicht für in der Land- und Forstwirtschaft angebaute Pflanzen (6) Die zuständige Behörde kann anordnen, dass ungenehmigt ausgebrachte Tiere und Pflanzen oder sich unbeabsichtigt in der freien Natur ausbreitende Pflanzen sowie dorthin entkommene Tiere beseitigt werden, soweit es zur Abwehr einer Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen oder Arten erforderlich ist.
18 18 Gesetzeslage
19 19 Gesetzeslage
20 20 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Naturschutzbehörden haben invasiven Neophyten bisher wenig entgegengesetzt
21 21 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle und die Wasserwirtschaft muss daher (gegenwärtig) keine Heldenrolle spielen! Kämpfe ohnehin sinnlos: kein Schlachtplan keine großkalibrigen Waffen Aber: Hit and run es fängt stets mit einer Pflanze an!
22 22 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Vor allem bei Ausbreitung gegen den Strom : Ortslagen als Ausbreitungsbarrieren und Kontrollstellen
23 23 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Ortslagen als Ausbreitungsbarrieren und Kontrollstellen Kontrollstrecke
24 24 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Straßen-/Wegebrücken über Fließgewässern als Ausbreitungsbarrieren und Kontrollstellen
25 25 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Gewässerbegleitende Straßen als Ausbreitungsbarrieren und Kontrollstellen
26 26 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle => Ausreißen erster Durchmogler und Entsorgung auf schon mit Springkraut dicht bewachsenen Flächen
27 27 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle => Entfernung von Einzelpflanzen an neuen Standorten auf kleinem Dienstweg (Klappspaten!) Vorgehen gegen wilde Pflanzenabfall-Deponien Vorgehen gegen illegale Gärten an Gewässern Kein Rückgriff auf Neophyten bei Eingrünungen (z.b. Lupine!) Wehe, wehe, wehe - wenn ich einen Bagger sehe! Aushub bei Grabenräumungen vor Ort belassen Größte Vorsicht bei Erdarbeiten an kontaminierten Gewässerabschnitten => Quarantäne-Deponie Vorgehen gegen illegale Erdaushubablagerungen
28 28 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Sündenmeile: Deponien in ehemaligen Steinbrüchen => Verbreitung bergab noch schneller
29 29 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Gewässer-Randstreifen mit Sukzession auf Grünland?
30 30 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Nach Neophyten-Explosion im Renaturierungsbereich.
31 31 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Besiedlung bisher sauberer Flächen!! Lahn-Wildnis Sprung über die Straße und Besiedlung angrenzender Waldflächen
32 32 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Renaturierungen ohne Berücksichtigung von Neophyten am Anfang hui
33 33 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle am Ende pfui?!?
34 34 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Gewässerentwicklungsmaßnahmen unter Berücksichtigung von Neophyen: Verzicht auf Klein-Maßnahmen (ohne Möglichkeit einer realistischen Unterhaltung / Neophyten-Eindämmung)? Aktive Initiierung von Fließgewässer-begleitenden Auwäldern (z.b. durch Abschieben von Oberboden)? Bei größeren Maßnahmen und Auengrünland als einem Entwicklungsziel: Großkoppelkonzepte?
35 35 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Beispiel Renaturierung Zwester Ohm I in der Gemeinde Ebsdorfergrund
36 36 Wasserwirtschaft - Rolle bei Kontrolle Heckrind-Herde wird im 4. Jahr durch Einzeltier auf den Geschmack gebracht Springkraut mittlerweile auf der gesamten Koppel eliminiert! Positive Effekte auf anderen Koppeln auch bei Herkulesstaude und Staudenknöterich. Aber: Jedes Tier / jede Herde hat eigenen Geschmack! => Anlernen möglich? => Mobile Einsatzkommandos?
37 37 Ausblick Derzeitige Situation bei Neophytenkontrolle: kein Überblick über Verbreitungssituation keine Ziele kein planvolles, koordiniertes Vorgehen => mehr oder weniger unkoordinierte Einzelaktionen (mit Ausnahmen: siehe Riesen-Bärenklau-Bekämpfung in der Rhön oder im Landkreis Waldeck-Frankenberg)
38 38 Ausblick So nicht: Großflächige aktive Verbreitung auf legaler Grundlage...
39 39 Ausblick Zukunftsvision: System von koordiniert handelnden Akteuren ONB Ebene: Land / RP Ebene: Landkreise Forstämter Wasserwirtschaft UNB/Landkreis Hessen- Mobil Kümmerer Kommunen Naturschutzverbände Fischereiverbände
40 40
41 41 Ausblick Zukunftsvision: System von koordiniert handelnden Akteuren ONB Ebene: Land / RP Ebene: Landkreise Forstämter Wasserwirtschaft UNB/Landkreis Hessen- Mobil Kümmerer Kommunen Naturschutzverbände Fischereiverbände
42 42
43 43 Ausblick Zukünftig: Aktuell: Mithilfe der Wasserwirtschaft bei Erarbeitung einer Neophyten-Strategie und ihrer Umsetzung Vorbeugen einer weiteren Verschleppung wie gesagt: Hit and run - es fängt stets mit einer Pflanze an! Wehe, wehe, wehe - wenn ich einen Bagger sehe!
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