Zentrales Thema war die personelle Entwicklungszusammenarbeit und damit eine internationale Form der Zusammenarbeit,



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Transkript:

liche Zusammenarbeit. Neben den messetypischen Ständen wurden bei Fachvorträgen, Referaten und Diskussionsrunden Einblicke zu den Themen Arbeitsfelder der Entwicklungszusammenarbeit, Entwicklung des Arbeitsmarktes, Qualifizierung und Reintegration vermittelt. Persönlicher Kontakt TRENDS Engagement weltweit Bereits zum dritten Mal fand in Bonn die deutschlandweit einzige Fachmesse zur personellen Entwicklungszusammenarbeit statt. Fast 1.500 Interessenten erlebten eine Messe, die sich zunehmend in Richtung informelle Jobbörse entwickelt. Daniel Hilbring Das Gros der deutschen Organisationen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit war am 28.11.2009 in Bonn vertreten. Knapp 55 Institutionen präsentierten sich mit ihren Informationsständen und standen einer interessierten Öffentlichkeit Rede und Antwort. Die Fachmesse ist die einzige zum Thema Arbeiten in der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland und wird seit 2005 vom Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee e.v. (AKHLÜ) in Bonn organisiert. Die Besucher waren aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Auch den einen oder anderen Gast aus den europäischen Nachbarländern hatte es zu der Veranstaltung verschlagen. Recht voll ist es, teilweise sogar ein wenig sehr eng konstatierte Christoph Behrends. Der aus Hamburg angereiste Freiberufler zeigte sich dennoch sichtlich zufrieden mit der Messe. Er war einer von ca. 1.500 Besuchern, die nach Bonn gekommen waren, um einen Einblick in die Aktivitäten nationaler und internationaler Akteure der Entwicklungszusammenarbeit zu erhalten. Zentrales Thema war die personelle Entwicklungszusammenarbeit und damit eine internationale Form der Zusammenarbeit, bei der nicht nur Geld oder Technologie im Vordergrund stehen, sondern die partnerschaftliche, zwischenmensch- Am Ende des Tages jedoch waren für viele Besucher die zahlreichen persönlichen Einzelgespräche mit den Vertretern der Organisationen am wichtigsten. Denn so nützlich und unentbehrlich das Internet als Informationsquelle auch sein mag, es kann den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Im direkten Gespräch konnten Interessenten ausloten, welche Qualifikationen notwendig sind für einen Einstieg in die verschiedenen Themenfelder. Die Organisationen konnten greifbare Informationen zu ihren Projekten liefern und darstellen, welche Bewerberprofile erwartet werden. Der Andrang war so groß, dass man teilweise lange auf einen Gesprächspartner warten musste. Für die Aussteller hatte es bisweilen etwas von einem Gesprächsmarathon. Warum ins Ausland gehen? An sinnvollen Projekten im Ausland zu arbeiten, ist wohl eines der Hauptmotive der Entwicklungsarbeiter. Die Perspektive, auf Zeit oder sogar dauerhaft in Länder Lateinamerikas, Afrikas oder Asiens zu gehen und dort Erfahrungen zu sammeln, hat aber nicht nur romantische Hintergründe. Auslandserfahrung ist in Zeiten zunehmender Professionalisierung des Arbeitsfeldes Entwicklungszusammenarbeit eine Voraussetzung, um zu einer dauerhaften oder höher dotierten Stelle zu kommen. Doch trotz des enormen Erfahrungswertes scheine der Wunsch nach Auslandsaufenthalten mit den Jahren nicht gewachsen zu sein, wie Martin Vehrenberg von der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe e.v. (AGEH) bemerkt. An der Situation ändere auch der momentan angespannte Arbeitsmarkt in Deutschland nichts. IV

Vielleicht hängt dies mit einem ungeklärten Charakterzug der Deutschen zusammen. Bisher sind sich Arbeitsmarktforscher nicht einig, warum die Deutschen zwar ausgesprochen reisefreudig sind, aber eher verhalten bleiben, wenn es um einen beruflichen Auslandsaufenthalt geht. Sicherlich ist eine Ursache die fehlende Perspektive der Familienplanung im Ausland, wie sie häufig auch im Arbeitsfeld Entwicklungszusammenarbeit anzutreffen ist. Jens Behrendt, stellvertretender Direktor des Zentrum für internationale Friedenseinsätze (ZIF), weiß um das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Friedenseinsätzen. Sie gelten in der Regel als nicht besonders familienfreundlich. Etwa 80 Prozent der Fachkräfte seien zwischen 30 und 40 Jahre alt, nicht verheiratet und kinderlos, so Behrendt. Das ZIF könne nicht überall Familienunterstützung anbieten, weil es in Gebieten wie dem Sudan oder Haiti zu viele Risiken gebe. Ein fächerübergreifendes Berufsfeld Offen sind weiterhin die Wege in die Entwicklungszusammenarbeit, denn es handelt sich hierbei nicht um ein klares Arbeitsfeld für einen bestimmten Studienhintergrund. Das zeigt auch die in den letzten Jahren deutlich steigende Anzahl der entwicklungspolitischen Studiengänge. In den meisten Fällen handelt es sich um Master- bzw. Aufbaustudiengänge. Die ganze Bandbreite der Geistes-, Wirtschafts- und Naturwissenschaftler kann ihren Platz hier finden und sich per Aufbaustudiengang in dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit fortbilden. Wichtig bleibt die menschliche Komponente, die jeder mitbringt mit seinen Erfahrungen und seiner Motivation für die Sache. Jeder ganz individuelle Hintergrund kann geeignet sein für eine Tätigkeit in diesem Bereich. Deswegen werden bei der Rekrutierung neben den spezifischen Fachkräften wie Ingenieure, Ärzte, Architekten auch Finanzfachkräfte, Logistiker und Projektleiter gesucht. Und das unabhängig davon, ob die ausführenden Organisationen technisch-, medizinisch-, oder gesellschaftlich orientiert sind. Die Firma Novis Energy Development Partners, die Projekte zur alternativen Energiegewinnung aus Biomasse in Westafrika ausführt, ist Beispiel dieses Umgangs mit Arbeitskräften verschiedener Fachgebiete. Felix Baumann von Novis führt aus: Bei uns im Projektmanagement hat der Großteil auch einen nichttechnischen Hintergrund, aber man sollte dann zumindest in der Lage sein, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellen zu können, und sich für erneuerbare Energien interessieren. In Bezug auf das technische Grundverständnis sollte man nicht völlig auf den Kopf gefallen sein. Entscheidend seien beispielweise Sprachqualifikationen und Auslandserfahrungen. Derzeit brauche Novis aber neue Fachkräfte, insbesondere Ingenieure, die die Projekte begleiten. Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt Wie und in welchem Rahmen die Entwicklungszusammenarbeit durch die neue Bundesregierung gestaltet wird, ist auch nach einem schwierigen Amtsantritt des FDP-Ministers Dirk Niebel offen. Dr. Christiane Bögemann-Hagedorn vom BMZ konnte in ihrer Begrüßungsrede nur grobe Leitlinien skizzieren, versprach dennoch viel Kontinuität in der neuen Legislaturperiode. Hauptanliegen werde es sein, auf die großen Herausforderungen wie Bildung, Klima und Wirtschaftskrise zu antworten. Außerdem sollten Synergien verstärkt werden, sodass eine schlagkräftigere, zielgenauere und wirksamere Entwicklungszusammenarbeit gestaltet werden könne. Es würden auch weitere Prioritäten gesetzt, beispielsweise in der Förderung der ländlichen Entwicklung und der Stärkung des privaten Sektors. Während also die Zielrichtung der Bundesregierung noch nicht ganz erkennbar ist, eine Abweichung von den Millenniumszielen aber als unwahrscheinlich gilt, haben sich in den letzten Jahren die Aufgaben in den konkreten Arbeitsfeldern gewandelt. Martin Vehrenberg von der AGEH betont, dass in den Partnerländern nicht mehr so sehr die politischen, sondern zunehmend die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse von Bedeutung seien. Deswegen würden vorwiegend Personen mit sozialem oder pädagogischem Hintergrund gesucht. Die persönliche und menschliche Komponente sei daher sehr wichtig. Dies be- V

gängigen Ansichten aufgeräumt werden, dass das DRK nur Fachkräfte mit medizistätigt auch Jens Behrendt vom ZIF: Früher wurden Friedenseinsätze von UN- Blauhelmen durchgeführt. Heute sind mehr und mehr zivile Akteure im Spiel. Im Bereich der Friedensdienste sei deshalb mit einem Anstieg der Nachfrage an Personal zu rechnen. Weiterhin wird aber auch die wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit eine bedeutende Rolle spielen, denn ohne Geld und ohne Technologien kommt man nicht weit. Beides ist wichtig, um schnellstmöglich auf den derzeitigen Klimawandel zu reagieren. Daher liegt ein Teil der Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit im Ressourcenschutz und in Investitionen für klimaverträgliche Technologien. Diese Tendenz zeichnete sich auch durch die verstärkte Präsenz technisch orientierter Organisationen auf der Messe ab. Aktuell werden vermehrt Fachkräfte in diesem, aber auch in anderen Bereichen der internationalen Zusammenarbeit benötigt. Zunehmende Professionalisierung Die Zeiten, in denen nur Menschlichkeit und Idealismus die Beweggründe waren, in der Entwicklungszusammenarbeit zu arbeiten, sind vorbei. Ein gewisses Maß an Idealismus ist auch weiterhin notwendig, aber allein damit ist es nicht getan. Von den heutigen Anwärtern und Mitarbeitern wird erwartet, dass sie sich in dem entwicklungspolitischen Rahmen bewegen und entsprechend kommunizieren können. Sie müssen eine Meinung vertreten, sich in den Zusammenhängen gut auskennen und ein gutes Maß an Fachwissen besitzen. Professionalität ist auf dem Vormarsch. Daher haben die Veranstalter der Messe sich dieses Jahr primär auf Fach- und Führungskräfte konzentriert. Vor zwei Jahren noch, als das Weltwärts-Programm des BMZ anlief, traten die Freiwilligendienste stärker in den Vordergrund. Der Fokus sollte dieses Mal darauf liegen, qualifizierte Leute für die Einsatzmöglichkeiten zu gewinnen, stellt Hartwig Euler, Geschäftsführer des AKL- HÜ, klar. Dass Fach- und Führungskräfte für den Auslandseinsatz derzeit gefragt sind, zeigt sich besonders in den technisch orientierten Organisationen. Bereiche wie die alternative Energiegewinnung und der Ressourcenschutz brauchen mehr und mehr Fachkräfte. Felix Baumann von der Firma Novis sieht daher das Auftreten seiner Firma auf der Fachmesse als Chance. Unsere Hoffnung ist es, Ingenieure zu finden, die vielleicht gerade keinen Job haben oder etwas anderes machen wollen und z.b. in Westafrika mal ein Jahr arbeiten wollen, erklärt er. Der Markt ist also eng umkämpft, und um jede Fachkraft wird gerungen. Infomesse oder Jobmesse? Es war im Vorfeld der Veranstaltung nicht klar auszumachen, ob es sich nur um eine rein informative Messe handeln oder ob sie auch den Charakter einer Jobbörse haben würde. Manche Besucher waren vorbereitet und hatten ihren Lebenslauf in der Hinterhand, und sie lagen damit nicht ganz falsch. Die großen und besonders die staatlichen Organisationen wiesen darauf hin, dass sie in der Regel keine Initiativbewerbungen wünschten, sondern Bewerbungen auf bestehende Stellenausschreibungen. Sie verstanden ihren Auftritt als Öffentlichkeitsarbeit, bei der der persönliche Kontakt zu den Besuchern gepflegt werden sollte und konkrete Fragen der Interessenten beantwortet werden konnten. Dr. Markus Toloczyki von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) stimmte dem zu. Initiativbewerbungen vor Ort anzunehmen, sei bei ihnen nicht sinnvoll. Es würde zuviel Arbeit machen, diese bei Bedarf aus der Schublade zu holen. Er empfahl, sich auf konkrete Stellen zu bewerben, die auf der Homepage des BGR zu finden seien. Ganz anders aber verfuhren da die nicht-staatlichen und kleineren Organisationen. Sie wollten die Gelegenheit am Schopf fassen und einen Pool an potenziellen Mitarbeitern aufbauen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zum Beispiel wartete mit einer Mitarbeiterin der Personalabteilung auf und nahm Lebensläufe entgegen. Ähnlich sah es Felix Baumann der Firma Novis: Natürlich, wenn uns jemand einen Lebenslauf in die Hand drückt, dann nehmen wir den mit. Der wird dann bei uns an die Personalabteilung weitergegeben und intern in unsere Expertendatenbank eingepflegt. Das ist auch mit einer der Hauptgründe, warum wir hier sind. Solche Messen sind ideal für kleine Unternehmen wie Novis, die relativ jung sind und sich in absehbarer Zeit erweitern werden. Sie können auf diese Weise die schwierige Mitarbeiter- Akquise umgehen und nach persönlichen Gesprächen vielleicht schon einige passende Bewerber finden. Öffentlichkeitsarbeit Informelle Jobbörse hin oder her, für alle Organisationen stand die Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund. Besonders kleinere Organisationen profitierten von der Möglichkeit, für sich zu werben. Bei der Internetrecherche übersieht man doch Vieles, oder Viele sind einfach nicht so präsent, erläutert Christoph Behrends aus Hamburg. Für ihn stand beim Messebesuch im Vordergrund, nicht nur die größeren Organisationen anzutreffen, sondern auch unbekannte oder weniger bekannte Organisationen kennen zu lernen. Öffentlichkeitsarbeit kommt auch jenen Organisationen zugute, deren Aufgabenspektrum nicht immer bekannt ist. Bettina Strelau vom DRK sah da Aufklärungsbedarf: Vielen Menschen sind wir nur in der Not- und Katastrophenhilfe bekannt, dabei führen wir auch langfristige Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit durch. Die Fachmesse soll uns dabei helfen, gezielt über den Bereich zu informieren. Hierbei sollte auch mit den VI

zwingend Voraussetzung. Derzeit sind Kandidaten gefragt, die eine Berufsausnischem Hintergrund sucht. Das Problem haben viele Institutionen wie z.b. Ärzte ohne Grenzen oder das DRK, die auf den ersten Blick mit ihrem Namen ein feststehendes Berufsfeld assoziieren lassen. Denn neben den medizinischen Fachkräften werden bei den Projekten im Ausland ebenso Mitarbeiter für die Bereiche Finanzen, Projektmanagement und Capacity Building gebraucht. Resümee Die Resonanz auf die Messe war bei allen Beteiligten im Großen und Ganzen positiv und zeigt, dass sich der Besuch auf einer Fachmesse lohnt. Wer dort sondieren möchte, ob er lieber bei staatlichen oder nicht-staatlichen Organisationen, in der Logistik, in der Projektleitung oder in Asien oder Afrika arbeiten möchte, ist am richtigen Ort. Die persönlichen Gespräche mit Vertretern der Organisationen helfen einzuschätzen, ob die vorhandenen Qualifikationen überhaupt reichen oder wie man diese erlangen kann;: Fach- und Führungskräfte können ihren Wert auf dem Stellenmarkt taxieren lassen und einordnen, ob sie auch andernorts gebraucht werden können. Für diejenigen, die nicht teilnehmen konnten bleibt immer noch das Internet, das auch die Informations- und Bewerbungsplattform schlechthin ist. Das Internet ist aber kein Ersatz für eine Messe. Wer trotz intensiver Recherche den direkten Kontakt sucht, um herauszufinden, ob er Logistiker für eine Nothilfeorganisation in Indonesien werden möchte oder die Qualifikationen besitzt, zur Entwicklung des ländlichen Sektors in Ghana beizutragen, der kann zu der Fachmesse von cinfo in die Schweiz reisen. Allerdings muss er dann bis Ende September 2010 warten. INTERVIEW Gespräch mit Hartwig Euler, Geschäftsführer des Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee e.v. (AKLHÜ) arbeitsmarkt: Herr Euler, diese Fachmesse zur personellen Entwicklungszusammenarbeit ist bereits die dritte ihrer Art in Bonn. Was bewog Sie vor fünf Jahren, zum ersten Mal eine solche Fachmesse in Deutschland ins Leben zu rufen? Hartwig Euler: Es gab bereits eine Veranstaltung in dieser Form in der Schweiz. Sie wurde von cinfo durchgeführt, einer Beratungs- und Informationsstelle für die internationale Zusammenarbeit. Diese Veranstaltung diente uns quasi als Modell, an dem wir uns orientiert haben. Beide Messen finden in einem zweijährigen Turnus statt, jeweils versetzt voneinander, sodass jedes Jahr eine Fachmesse im deutschsprachigen Raum besucht werden kann. Welches Ziel verfolgt diese Messe? Wir möchten über die Fachmesse der interessierten Öffentlichkeit die Entwicklungszusammenarbeit näher bringen und Organisationen, die Fachkräfte ins Ausland vermitteln, bei ihrer Suche nach qualifiziertem Personal unterstützen. Es war uns dabei wichtig, die Vielfältigkeit der Akteure, die Personal ins Ausland entsenden, deutlich zu machen. Nicht nur staatliche Durchführungsorganisationen, sondern auch Organisationen der humanitären Hilfe, politische Stiftungen, Consulting Unternehmen und internationale Freiwilligendienste gehören dazu. Da zu den Mitgliedern des Arbeitskreises Lernen und Helfen in Übersee (AKLHÜ) auch die anerkannten Entwicklungsdienste gehören, war es uns ein besonderes Anliegen, sie als spezifische Gruppe innerhalb der EZ-Akteure vorzustellen. Welche Erkenntnisse können die Besucher hier mitnehmen? Für Interessierte, die sich in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren möchten ob direkt bei den Organisationen in Deutschland oder aber in den Projekten und Programmen im Ausland ist die Fachmesse eine ideale Gelegenheit, verschiedene Akteure kennenzulernen und sich direkt über Möglichkeiten des beruflichen Engagements im Ausland zu informieren. Jeder kann mit seinem sehr individuellen Hintergrund zu dieser Veranstaltung kommen und sich einen allgemeinen Überblick über die Entwicklungszusammenarbeit verschaffen. Und sich konkret bei den Ausstellern vorstellen und anfragen, ob es passende Stellenangebote gibt. Wenn man sich so umhört, scheinen die meisten Besucher aus dem Bereich der Geisteswissenschaften zu kommen. Ist das auch Ihr Eindruck? Wir haben nicht berufsgruppenspezifisch für diese Veranstaltung geworben, sondern uns bemüht, Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen anzusprechen. Ein genau definiertes Berufsbild für die Entwicklungszusammenarbeit oder den Entwicklungsdienst gibt es nicht. Es ist vielmehr ein offenes Feld für fast jeden Studienhintergrund. Angesprochen haben wir aber unter anderem Hochschulen, die entwicklungspolitisch relevante Studiengänge bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Absolventen dieser Kurse haben erfahrungsgemäß ein besonderes Interesse, an solch einer Veranstaltung teilzunehmen. Aber ich denke, das Thema spricht auch deshalb besonders die Geisteswissenschaftler an, weil die Nachfrage nach Fachkräften aus diesem Bereich in den letzten Jahren gestiegen ist. Gibt es da neue Trends, zum Beispiel im Vergleich mit den früheren Veranstaltungen? Ja, ich denke schon. Zum Beispiel ist der Anteil der Akademiker unter den vermittelten Fachkräften in den letzten Jahren gestiegen. Ein Studium ist aber nicht VII

bildung haben und über Berufserfahrung verfügen, somit also eine gewisse Lebenserfahrung vorweisen können. Deswegen haben wir in Absprache mit unserem Kooperationspartner, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dieses Mal insbesondere Fach- und Führungskräfte sowie Hochschulabsolventen angesprochen. Die Veranstaltung ist daher ein wenig spezifischer geworden. In welcher Hinsicht? Wir hatten in der Vergangenheit eine ausgeglichene Balance zwischen Freiwilligendiensten und Fachdiensten hergestellt. Vor zwei Jahren war der entwicklungspolitische Freiwilligendienst weltwärts vom BMZ gerade frisch vorgestellt worden. Wir haben das neue Programm und die anderen Freiwilligendienste deshalb in den Vordergrund gestellt. Insofern hatten wir 2007 eine etwas jüngere Klientel bei den Besuchern. Auch bei dieser Veranstaltung sind Freiwilligenorganisationen vertreten, stehen aber nicht im Vordergrund. Sie gehören mit dazu, weil sie eine Möglichkeit darstellen, den Einstieg in die Entwicklungszusammenarbeit zu finden. Auch wenn der Interessent dies nicht gleich als Berufsperspektive ansieht, bietet der Freiwilligendienst eine gute Chance, z.b. interkulturelle Erfahrungen zu sammeln, Sprachkenntnisse zu verbessern und länderspezifisches oder regionales Wissen zu erwerben bzw. zu vertiefen. Das können wichtige Grundlagen für einen späteren beruflichen Einsatz sein. Liegt das auch daran, dass derzeit Fachkräftemangel herrscht? Der Fokus sollte dieses Mal darauf liegen, qualifiziertes Personal für entsprechende Einsatzmöglichkeiten zu gewinnen, denn der große Unterschied zwischen freiwilligem Engagement und Facheinsätzen liegt in den Qualifikationen. Beim freiwilligen Engagement geht es sehr stark um das Lernen und das soziale Engagement. Das persönliche Lernen steht stark im Vordergrund. Beim qualifizierten Einsatz geht es dagegen darum, das mit der beruflichen Qualifizierung und durch Arbeitserfahrung erworbene Wissen zu vermitteln und damit den Partner vor Ort dabei zu unterstützen, die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. Haben sich die Themenfelder der Entwicklungszusammenarbeit verändert? Sicherlich ist es so, dass sich im Laufe der Zeit die Themenfelder etwas verändert haben. Vor vier Jahren hat man zum Beispiel zwar auch schon von Klimaschutz gesprochen; neu ist allerdings inzwischen die Einsicht, dass mehr getan werden muss und vor allem auch mehr Stellen in diesem Bereich eingerichtet werden müssen. Gerade im Bereich des Ressourcen- und Wasserschutzes gab es in der Entwicklungszusammenarbeit vor vier Jahren längst nicht so viele Ausschreibungen. Die ganze Branche ist heutzutage präsenter. Je mehr Stellen in diesem Arbeitsfeld ausgeschrieben werden, desto schwieriger ist es allerdings für Organisationen wie zum Beispiel die GTZ oder den DED sie auch zu besetzten. LINKS Infos zu den Messen http://www.oneworld-jobs.org http://www.cinfo.ch/ Einsteigerprogramme http://www.weltwaerts.de/ http://www.diplo.de/jobs-io http://www.daad.de http://www.ded.de/nfp http://www.zif-berlin.org http://www.iaeste.de Studiengänge und Weiterbildung http://www.berlinerseminar.de/ (Seminar Ländliche Entwicklung) http://www.gne-witzenhausen.de/ (Gesellschaft für Nachhaltige Entwicklung) http://www.die-gdi.de (Postgraduiertenprogramm des Dt. Instituts für Entwicklungspolitik) http://www.wiso.fh-osnabrueck.de/ npo-ma.html (Management in Non-Profit-Organisationen) http://www.zfuw.de/ (Fernstudienangebote der TU Kaiserslautern) Stellensuche http://www.idealist.org/if/as/job (Suchmaske zur Stellensuche in Organisationen weltweit) http://www.oneworld-jobs.org/ stellenmarkt_fachkraefte.html (Metasuchmaschine) http://www.epojobs.de/ http://www.ageh.de/jobs/ stellenuebersicht.htm Entwicklungs- (Arbeitsgemeinschaft hilfe) (Stellen und Praktika in der Entwicklungspolitik) http://www.ecojobs.com/ (Stellen in den Bereichen Umweltschutz, -politik, -wissenschaften) VIII