Komm herüber und hilf uns! Missionarische Aufbrüche bei Paulus Anneliese Hecht, Katholikentag Mannheim Verlauf

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Transkript:

Komm herüber und hilf uns! Missionarische Aufbrüche bei Paulus Anneliese Hecht, Katholikentag Mannheim 2012 -Verlauf Nur für privaten Gebrauch. Es gilt das gesprochene Wort (Text wurde fertig gestellt vor der Veranstaltung) Im Anhang ab S. 5 finden Sie die Bibeltexte 1. Hinführung - Begrüßung und Einführung: Viele Menschen spüren Gott in ihrem Leben, in Begegnungen mit Menschen, die sie tief berühren, in der Natur, in ihrem Inneren. Sprechen können viele aber nicht davon. Denn Glaube ist bei uns privat. Besonders in unserem Land, in dem nach Erhebungen mehr Menschen als in jeder anderen Welt der Erde von sich sagen, sie glaubten an keinen Gott. Missionarische Briefe und öffentliche Reden und Äußerungen über das, was Christen glauben, wie sie Paulus in seinen Briefen und Lukas in seiner Apostelgeschichte für ein aufblühendes Christentum vielfach darbieten, sind wenig gefragt und haben für einen Großteil der Menschen das Anrüchige von gewaltsamen Übergriffen. Man würde damit Menschen zu nahe treten in ihrer persönlichen Überzeugung. Viele von Christus Ergriffene machten es sich im Urchristentum zur Aufgabe, die christliche Botschaft Menschen in ihrer befreienden Gestalt nahe zu bringen und sie so zu einem erfüllteren, tieferen Leben zu führen. Und zwar in einer Sprache und in einer Verkündigung, die auf diese Menschen unglaublich intensiv einging. Das ist auch heute gefragt. Denn viele Menschen sind in Not und fühlen sich innerlich leer. Da haben Christ(inn)en viel zu geben. Aber wie sollen wir es sagen? Bei der Verkündigung orientiert sich der Verkündiger ganz und gar an der Denk- und Vorstellungswelt seiner Zuhörer/innen. Er weiß sich als Apostel, als zu ihnen Gesandter, der sich ganz auf sie zu bewegt. Der ihnen nicht Bedingungen setzt, sondern bei seiner Mühe, Menschen bewegen zu wollen, sich ihnen liebevoll zuneigt, ihren Vorstellungen und ihrer Welt. Lukas, der ein guter Pädagoge ist, lässt uns in seiner einfühlsamen, anschaulichen, spannungsvoll aufbauenden Weise teilhaben an seiner Vorstellung, wie eine Christusverkündigung sein kann, die Menschen da abholt, wo sie sind und sie erreicht. Wir können bei ihm, der exemplarisch arbeitet, lernen, wie verschiedenen Gruppierungen bzw. Adressat(inn)en die befreiende Botschaft nahe gebracht wird. - Quadratthesen: Jede/r sollte den eigenen glauben behalten. Mission führt nur zu Gewalt. Zum Christsein gehört unverzichtbar das missionarische Wirken. Die Kirche in Europa hat vielfach vergessen, dass sie eine missionarische Kirche sein soll, eine Geh-hin-Kirche, nicht eine Komm-her-Kirche. Wer missionarisch wirken will, muss den Menschen den ganzen Weg entgegengehen:,, den Juden ein Jude, den Heiden ein Heide werden, d.h. sich ganz auf die Denk- und Glaubenswelt der Angesprochenen einlassen. - Lied: Im Übergang, dazwischen 1

2. Schlüsseltext: Apg 16,6-15 - Der Schritt nach Europa Text Apg 16,6-15 lesen Der Geist, der Wege verhindert und der innerlich führt durch Visionen, sich ergebende Möglichkeiten 3. Überblick über Missionspraktiken des Paulus 1. Voraussetzungen Muttergemeinde Barnabas holt Paulus nach Antiochia am Orontes: Heimat, Rückhalt, Verantwortung der Gemeinde, Korrektur, Mitleben zwischen Einsätzen Missionsreisen: zu den Menschen gehen, in ihre Lebenswelt, Geh-hin-Kirche Abmachungen: Absprachen, wo sich Neues entwickelt, gemeinsam überlegen und dann entscheiden und Vereinbarungen einhalten, dabei Konflikte bewältigen 2. Durchführung - Missionsteams unterwegs und Teams vor Ort: keiner ist ein Alleinkämpfer, sich gegenseitig mit Gaben unterstützen, wie z.b. der Versöhner Titus in Korinth Diverse Missionsteams (manchmal nach Scheitern eines anderen Teams neu aufstellen, manchmal nach Neigung 1. Missionsreise: Barnabas und Paulus 2. Missionsreise: Paulus, Silas, Timotheus 3. Missionsreise: Paulus, Timotheus, Erastus, Titus, Sopater u.a. Hauskirchen mit verschiedenen Leitungen : Ehepaare, Männer, Frauen Beispiele: Lydia, Priska und Aquila, Phoebe, Philemon, Aristobul (Rom) - Art der Missionierung (planvoll/geistgeführt) Zusammenfassung: Missionspraktiken des Paulus (s. Teilnehmerblatt und Anhang) Familia dei Mitverantwortung vieler GastgeberInnen BerufskollegInnen in der Arbeit MitarbeiterInnen in Christus, KollegInnen bei der Missionsarbeit KatechetInnen Begleiter auf Missionsreisen GemeindeleiterInnen Protegierende, Unterstützer, Empfehlende Mutter, Schwester ( familiäre Beziehungen) LehrerIn, KatechetIn Apostel, ehrenvolle früheste Christen Gottesfürchtige Mitgefangene, riskieren ihr Leben, das Zeugnis lassen sie sich etwas kosten Gleichberechtigte Frauen in christlichen Gemeinden, mit ihren Männern unterwegs 2

- Art der Verkündigung für Juden und Nichtjuden Auswirkungen der allmählichen Trennung zwischen Juden und Heiden: Neudeutung der Hl. Schrift, wachsendes Selbstbewusstsein der Heidenchristen, zunehmend mit ihrer Zahl, Abgrenzungstendenzen - Schlüsseltexte 1 Kor 9,19-23 (lesen) und 1 Thess1,9f (lesen) Wo wir auch hinkommen, sprechen sie davon, was für ein segensreiches Wirken wir unter euch entfalten konnten. Überall erzählen sie, wie ihr euch von den Götzen abgewandt habt und dem wahren und lebendigen Gott dient - und wie ihr nun vom Himmel her seinen Sohn erwartet, den er vom Tod auferweckt hat: Jesus, der uns vor dem bevorstehenden Gericht rettet. 1 Thess 1,9f Gedicht Nimm den Eimer von Hilde Domin 4. praktisches Beispiel: die Aeropagrede, Apg 17 (nach Lukas) - Zusammenhang (situationsbezogen agieren, S. Apg 17,16-21) - Fragen zum Text (s. TN-Blatt) Textarbeit - Wer sind die Angesprochenen/die Adressaten? - Wo setzt der Prediger an? - Welche Wege bzw. Methoden wählt er, um zu Jesus Christus hinzuführen, welche Aspekte Christi nennt er? - Welche Stichworte bezeichnen die inhaltlichen Themen, die der Verkünder wählt? - Wohin will Lukas als Konzipierender der Predigt die Hörer/innen bewegen? Zusammenfassung der Ergebnisse: Adressaten würdigend ansprechen drei Hinwege zu Jesus Christus: - Geschichte, hier Schöpfungsgeschichte, - Schrift, hier hellenistische Schriftsteller, - Weg: von der Unwissenheit umkehren zum wahrem Wissen hin Suchbewegung und Leerstellen als mögliche Tore für die Angesprochenen, einzutreten 3

Erfolgsgründe der frühchristlichen Mission Heilungen und Dämonenaustreibungen Mut der MärtyrerInnen semen est sanguis Christianorum Ideal christlicher Nächstenliebe und Praxis christlicher Wohltätigkeit Glaube an das Leben nach dem Tod, Auferstehung Historischer Charakter des christlichen Glaubens (Person Jesu) im Gegensatz zu Mythologien soziales Miteinander, Überwindung von ethnischen, gesellschaftlichen, religiösen und Geschlechterunterschieden Soziale Netzwerke quer durch Hierarchien und Gesellschaftsstrukturen Wirken Gottes auf vielen Wegen durch seinen Geist Abschluss: Gebet und Sendung Gott, du hast die ganze Welt und alle Menschen erschaffen. Du lässt Mensch en dich suchen, ob sie dich ertasten und finden könnten. Du bist keinem von uns fern. Denn in dir leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Öffne unsere Herzen für dein Wirken in der Welt und in den Menschen. Lass uns achtsam sein, voller Wertschätzung und Liebe, die uns mithelfen lässt, wo Menschen in Not sind. Wir trauen dir viel zu. Führe uns durch deinen Geist, wie du einst die frühen Zeugen des Glaubens geführt hast und so viele Zeugen bis heute, die sich dir anvertrauten. Wer will, sagt von den Teilnehmenden einen Satz dazu. Sendung gegenseitig: Tragt eure Hoffnung hinaus (Text Klevinghaus, TN-Blatt) 4

Anhang: Komm herüber und hilf uns! Missionarische Aufbrüche bei Paulus Die Aussendung In der Gemeinde von Antiochia gab es Propheten und Lehrer: Barnabas und Simeon, genannt Niger, Luzius von Zyrene, Manaën, ein Jugendgefährte des Tetrarchen Herodes, und Saulus. 2 Als sie zu Ehren des Herrn Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Wählt mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie mir berufen habe. 3 Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. Apg 13,1-3 Die Vision, in Europa zu missionieren 6 Weil ihnen (Paulus und Timotheus) aber vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort in der Provinz Asien zu verkünden, reisten sie durch Phrygien und das galatische Land. 7 Sie zogen an Mysien entlang und versuchten, Bithynien zu erreichen; doch auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht. 8 So durchwanderten sie Mysien und kamen nach Troas hinab. 9 Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! 10 Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden. 11 So brachen wir von Troas auf und fuhren auf dem kürzesten Weg nach Samothrake und am folgenden Tag nach Neapolis. 12 Von dort gingen wir nach Philippi, in eine Stadt im ersten Bezirk von Mazedonien, eine Kolonie. In dieser Stadt hielten wir uns einige Tage auf. 13 Am Sabbat gingen wir durch das Stadttor hinaus an den Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die sich eingefunden hatten. 14 Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottesfürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. 15 Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr überzeugt seid, dass ich fest an den Herrn glaube, kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie drängte uns. Apg 16,6-15 Vereinbarung in Jerusalem 1 Vierzehn Jahre später ging ich wieder nach Jerusalem hinauf, zusammen mit Barnabas; ich nahm auch Titus mit. 2 Ich ging hinauf aufgrund einer Offenbarung, legte der Gemeinde und im besonderen den «Angesehenen» das Evangelium vor, das ich unter den Heiden verkündige; ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin. 3 Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, der Grieche ist, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen. 4 Denn was die falschen Brüder betrifft, jene Eindringlinge, die sich eingeschlichen hatten, um die Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, argwöhnisch zu beobachten und uns zu Sklaven zu machen, 5 so haben wir uns keinen Augenblick unterworfen; wir haben ihnen nicht nachgegeben, damit euch die Wahrheit des Evangeliums erhalten bleibe. 6 Aber auch von denen, die Ansehen genießen - was sie früher waren, kümmert mich nicht, Gott schaut nicht auf die Person -, auch von den «Angesehenen» wurde mir nichts auferlegt. 7 Im Gegenteil, sie sahen, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut ist wie dem Petrus für die Beschnittenen - 8 denn Gott, der Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden - 9 und sie erkannten die Gnade, die mir verliehen ist. Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als die «Säulen» Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft: Wir sollten zu den Heiden gehen, sie zu den Beschnittenen. Gal 2,1-9 Allen alles werden - Missionarisch Kirche sein nach Paulus Da ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen; denen, die unter dem Gesetz stehen, bin ich, obgleich ich nicht unter dem Gesetz stehe, einer unter dem Gesetz geworden, um die zu gewinnen, die unter dem Gesetz stehen. Den Gesetzlosen war ich sozusagen ein Gesetzloser - nicht als ein Gesetzloser vor Gott, sondern gebunden an das Gesetz Christi -, um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben. 1 Kor 9,19-23 5

Paulus in Athen, Apg 17,16-34 16 Während Paulus in Athen auf sie wartete, erzürnte sein Geist in ihm, als er sah, dass die Stadt voller Götzenbilder war. 17 Er sprach nun in der Synagoge mit den Juden und Gottesfürchtigen und auf dem Markt an jedem Tag mit denen, die gerade anwesend waren. 18 Einige der epikureischen und stoischen Philosophen kamen ins Gespräch mit ihm, und manche sagten: Was will denn dieser Schwätzer (wörtlich: Körnerpicker)?, andere aber: Er scheint ein Verkünder fremder Gottheiten zu sein. Er verkündete nämlich Jesus und die Auferstehung. 19 Sie nahmen ihn, führten ihn zum Areopag und fragten: Können wir erfahren, was dies für eine neue Lehre ist, die du vorträgst? 20 Denn du bringst uns ja fremde Dinge zu Gehör. Wir möchten nun wissen, worum es sich handelt. 21 Alle Athener und alle Fremden dort taten nichts lieber, als die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören. 22 Da trat Paulus in die Mitte des Areopags und sprach: Athener, nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromm. 23 Denn als ich umherging und eure Heiligtümer anschaute, fand ich auch einen Altar mit der Inschrift: Einem unbekannten Gott! Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkündige ich euch. 24 Gott, der die Welt geschaffen hat und alles in ihr, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gebaut sind, 25 und lässt sich nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er etwas brauche; vielmehr gibt er allen Leben, Atem und alles. 26 Er hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht geschaffen, damit es die ganze Erde bewohne. Er hat feste Zeiten bestimmt und die Grenzen ihrer Wohngebiete, 27 damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl ertasten und finden; er ist ja keinem einzigen von uns fern. 28 Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige eurer Dichter gesagt haben: Denn wir sind von seinem Geschlecht. 29 Da wir nun von Gottes Geschlecht sind, dürfen wir nicht meinen, das Göttliche sei wie Gold oder Silber oder Stein oder wie ein Gebilde menschlicher Kunstfertigkeit und Erfindung. 30 Über die Zeiten der Unwissenheit sieht Gott hinweg, und er verkündet jetzt den Menschen, sie sollen alle überall sich bekehren. 31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestellt und vor allen Menschen dadurch ausgewiesen hat, dass er ihn von den Toten auferstehen ließ. 32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten,. spotteten die einen, andere aber sagten: Wir wollen dich darüber ein andermal hören. 33 So ging Paulus aus ihrer Mitte. 34 Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig. Unter ihnen war Dionysius, ein Mitglied des Areopags, außerdem eine Frau namens Damaris und noch andere mit ihnen. Übersetzung Alfons Weiser, Apg-Kommentar Textarbeit - Wer sind die Angesprochenen/die Adressaten? - Wo setzt der Prediger an? - Welche Wege bzw. Methoden wählt er, um zu Jesus Christus hinzuführen, welche Aspekte Christi nennt er? - Welche Stichworte bezeichnen die inhaltlichen Themen, die der Verkünder wählt? - Wohin will Lukas als Konzipierender der Predigt die Hörer/innen bewegen? 6

Missionspraktiken des Paulus - Heimat- und Sendungsgemeinde, die beauftragt, begleitet den Missionar betend, argumentierend, unterstützend und kritisch (er ist angebunden an eine Gemeinde, ihr auch Rechenschaft schuldig, nicht frei schwebend) - unterwegs zu den Menschen (nicht: sie sollen zu uns kommen), zu immer neuen Menschengruppen, teilweise, weil er selber will, teilweise, weil er getrieben wird vom Geist. Nichts schreckt ihn dabei ab. Er arbeitet zusammen mit anderen in der Mission und den Gemeinden Tätigen (Priska und Aquila). Er betet zusammen mit ihnen (Philippi: Frauen am Fluss). Er diskutiert mit ihnen über Gott und die Welt (Athener Philosophenschulen), geht auf ihr Hintergrundwissen und ihren Wissensdurst ein. Er verkündet das Evangelium von Jesus Christus nach einem Hinweg mit Menschen. - Synagoge als Andockstation und Ausgangspunkt für das Wirken - Gottsuchende ansprechen im Umfeld, ihre Sprache sprechen, ihre Suche ansprechen und sie weiterführen - in Zentren von Regionen gehen. Von dort kann es sich ausbreiten durch dortige Begeisterte. Man muss nicht alles selber machen und in der Hand haben. Anderen zutrauen und dem Geist Gottes. - Auftreten öffentlich und in den Häusern (Apg 20,20), Vielfalt der Wirkweise. - Geistführung, Achtung auf Gottes Weisung im Hl. Geist (im Gebet, im Vertrauen, im Traum); Hl. Geist ermöglicht oder verwehrt Handeln. - heilen und befreien (befreiendes Tun), Leben fördern - in Kontakt bleiben durch persönliche Besuche, durch Briefe, durch Boten, weiter stärken, ermutigen, sich sorgen, Anteil nehmen. 7

Gesprächsimpulse Was braucht es unsererseits, dass Jesus Christus zu den Menschen kommt? Was können wir von den Gemeinden/Kirchen lernen, bei denen die Kirche wächst? Was fehlt uns (z.b. den in Europa abnehmenden Großkirchen) und sollte da sein? Was können wir selbst bewegen? Wen oder was brauchen wir dazu? Was ist für mich ein konkreter Impuls, der realisiert werden kann bzw. wachsen kann? 8