Jesus begegnet der Trauer (Joh. 11) Predigt von Martin Pöhler in Altheim/Alb am 22. Mai 2016

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Transkript:

Jesus begegnet der Trauer (Joh. 11) Predigt von Martin Pöhler in Altheim/Alb am 22. Mai 2016 Heute erleben wir in unserer Predigtreihe Jesus begegnet... mit Geschichten aus dem Johannes-Evangeliumwie Jesus seinen Freund Lazarus von den Toten auferweckt. Doch bevor wir gemeinsam auf die ersten Verse aus Johannes 11 hören, möchte ich mit uns beten. Lazarus, ein Mann aus Betanien, dem Ort, in dem Maria mit ihrer Schwester Martha wohnte, war erkrankt. Maria war jene Frau, die den Herrn mit Salböl gesalbt und ihm mit ihrem Haar die Füße getrocknet hat, und Lazarus, der krank geworden war, war ihr Bruder. Die beiden Schwestern ließen Jesus ausrichten:»herr, der, den du lieb hast, ist krank.«als Jesus das hörte, sagte er:»am Ende dieser Krankheit steht nicht der Tod, sondern die Herrlichkeit Gottes. Der Sohn Gottes soll durch sie in seiner Herrlichkeit offenbart werden.«jesus hatte Martha und ihre Schwester und auch Lazarus sehr lieb. Als er nun wusste, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er die Nachricht erhalten hatte. Dann sagte er zu seinen Jüngern:»Wir wollen wieder nach Judäa gehen!«[johannes 11,1-7, NGÜ] Neben Jesus werden uns hier drei gute Freunde von Jesus vorgestellt: die Geschwister Lazarus, Maria und Martha. Wie es zu dieser Freundschaft gekommen ist, wissen wir nicht. Aber an mehreren Stellen lesen wir in diesen Kapitel, wie nah Jesus den beiden Schwestern und auch Lazarus stand und dass er sie liebte. 1. DIE GESCHWISTER Um diese Geschwister aus Bethanien geht es in unserem heutigen Kapitel. Wobei Lazarus wie wir auch in den folgenden Versen sehen werden nur eine Nebenrolle spielt. Er taucht eigentlich auch nur hier in dieser Geschichte und im folgenden Kapitel am Rande auf. Bekannter sind seine zwei Schwestern. Johannes setzt hier voraus, dass seine Leser sie kennen. Und viele von uns werden sie auch kennen. Denn da gibt es in Lukas 10,38-42 die Geschichte von Maria und Martha. Jesus und seine Jünger sind zum Abendessen eingeladen. Und Martha hilft wie es sich gehört in der Küche mit. Aber Maria setzt sich zu Füßen Jesu und hört zu. Da wird schon deutlich, wie unterschiedlich die beiden sind: Martha ist fleißig und gewissenhaft sie ist ein sachlicher Kopfmensch. Maria ist anders sie ist viel mehr ein emotionaler Herzmensch. Das sehen wir auch in unserem heutigen Text. Und so können wir uns in beiden wiederfinden. Denn auch bei uns gibt es Kopf- und Herzmenschen. Manche handeln eher sachlich, andere eher emotional. Beides hat seine Berechtigung und beiden begegnet Jesus auf ihre Art und Weise. Maria begegnen wir übrigens in noch einer bekannten Geschichte. Wer in seiner Bibel zu Kapitel 12 schaut, entdeckt die in Vers 2 erwähnte Geschichte. Sie ist es, die Jesus die Füße mit teurem Salböl salbt. Die rationale Martha hätte das nie gemacht. Maria sehr wohl. In Lukas 7 lesen wir dieselbe Geschichte, doch da wird die Frau nur als große Sünderin bezeichnet. Entweder Jesu Füße wurden zwei Mal auf diese bemerkenswerte Weise gesalbt oder Maria ist jene stadtbekannte Sünderin, die aus Liebe zu Jesus dieses teuere Öl vergießt. Später werden wir aber auch lesen, dass die Juden, die zum Trauern kommen, hauptsächlich wegen ihr kommen nicht wegen Martha. Die genauen Gründe dafür kennen wir nicht, aber vielleicht liegt es auch mit daran, dass Herzmenschen meist mehr die Herzen anderer für sich gewinnen als Kopfmenschen, die manchmal etwas zu sachlich und distanziert wirken können ich sage bewusst wirken können. 2. JESUS UND LAZARUS Doch werfen wir jetzt nochmal einen Blick darauf, wie die Geschichte begann: Jesus ist zur Zeit vermutlich in Peräa ein oder zwei Tagesmärsche von Bethanien entfernt. Lazarus 22.05.2016 Ev. Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Johannes 11 S. 1/6

scheint ernsthaft krank zu sein. Jesus spricht von seinem Tod. Deshalb schicken die Schwestern einen Boten zu Jesus, um ihn zu informieren. Und diese Info war vermutlich eine höflich versteckte Bitte, wie es damals üblich war. Mit Sicherheit hofften sie, dass Jesus alles stehen und liegen lässt, um zu kommen und seinem Freund zu helfen. Doch genau das tut Jesus nicht. Sondern er bleibt noch zwei Tage in Peräa. Aber wir lesen nichts davon, dass er dort noch irgendetwas weltbewegendes tat, also liegt besonders wenn man weiterliest die Vermutung nahe, dass er bewusst dort wartete, bis Lazarus gestorben war. Jesus macht sich also erst auf den Weg, nachdem er sicher war, dass Lazarus tot war. Was ist denn das für ein Freund?! Ich hoffe eigentlich, dass meine Freunde etwas schneller kommen, wenn sie hören, dass ich auf dem Sterbebett liege. Aber Jesus hat eine ganz eigene Sicht auf das, was hier geschieht. Schon zu Beginn hatte er auf die Nachricht mit einem prophetischen Wort reagiert:»am Ende dieser Krankheit steht nicht der Tod, sondern die Herrlichkeit Gottes. Der Sohn Gottes soll durch sie in seiner Herrlichkeit offenbart werden.«[v. 4] Niemand wird verstanden haben, was er damit meint, aber im Laufe der Geschichte wird es deutlich. Wir dürfen gespannt sein. Doch als Jesus nach Bethanien kommt, begegnet er zunächst nacheinander den beiden Schwestern: 3. JESUS UND MARTHA Betanien war nur etwa drei Kilometer von Jerusalem entfernt, und viele Juden aus der Stadt` waren zu Martha und Maria gekommen, um sie in ihrem Leid zu trösten. Als Martha hörte, dass Jesus auf dem Weg zu ihnen war, ging sie ihm entgegen; Maria aber blieb zu Hause.»Herr«, sagte Martha zu Jesus,»wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben! Aber auch jetzt weiß ich: Was immer du von Gott erbittest, wird er dir geben.dein Bruder wird auferstehen«, gab Jesus ihr zur Antwort.»Ich weiß, dass er auferstehen wird«, erwiderte Martha.»Das wird an jenem letzten Tag geschehen, bei der Auferstehung der Toten.«Da sagte Jesus zu ihr:»ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?ja, Herr«, antwortete Martha,»ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.«[v. 18-27] Als Martha hört, dass Jesus kommt, macht sie sich auf den Weg zu ihm. Wahrscheinlich tat es schon gut, ihren Freund zu sehen. Doch vermutlich versetzte es ihr zugleich einen Stich ins Herz: Wäre er doch nur früher hier gewesen.»herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben! Aber auch jetzt weiß ich: Was immer du von Gott erbittest, wird er dir geben.«[v. 21-22] Ist das ein Vorwurf? Ich glaube nicht. Ich glaube, sie bringt damit zum Ausdruck, dass sie es Jesus problemlos zutraute, Lazarus gesund zu machen. In der Gegenwart Jesu hätte der Tod keine Macht gehabt! Und noch immer ist sie davon überzeugt, dass Jesus Gott um alles bitten kann. Ob sie damit auch eine Totenauferweckung im Sinn hat? Vielleicht ist das auch wieder eine höflich vormulierte Bitte an Jesus, jetzt doch noch zu handeln. Aber vielleicht ist das auch zu viel erwartet. Schließlich musste ja auch Jesus seine Grenzen haben. Oder? Von Heilungen hatte sie gehört vielleicht sogar selbst erlebt. Aber eine Totenauferweckung? Wobei er war der Messias der von Gott verheißene Retter. Das bekennt Martha in Vers 27. Sollte ihm etwas unmöglich sein?! Wie es Martha als Kopf-Menschen wohl in dem Moment erging? Wahrscheinlich gingen ihr mehrere 22.05.2016 Ev. Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Johannes 11 S. 2/6

Gedanken und Optionen gleichzeitig durch den Kopf. Jesus begegnet ihr ganz sachlich, indem er ihr»dein Bruder wird auferstehen«zur Antwort gibt. Jesus kündigt hier schon an, was gleich passieren wird, aber bei Martha scheint es nicht anzukommen. Kennt ihr das auch? Man ist so bei seinen eigenen Gedanken, dass man gar nicht wahrnimmt, was das Gegenüber eigentlich sagt. Und man ist so in den scheinbaren Realitäten gefangen, dass kaum noch Raum für andere Optionen oder gar ein Wunder bleibt. Natürlich vertraute Martha darauf, dass ihr Bruder am letzten Tag bei der Auferstehung der Toten dabei ist. Das war Konsens jüdischer Lehre. Dass Jesus hier von einer anderen Realität spricht, bemerkt sie gar nicht. Aber Jesus nimmt sich die Zeit für sie. Sein Ziel ist es, Lazarus von den Toten aufzuerwecken, aber jetzt ist erst mal Martha und nachher dann Maria dran. Er nimmt sich die Zeit, den beiden ganz persönlich zu begegnen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Und wie auch bei all den vorausgegangenen Gesprächen, von denen Johannes berichtet, gibt es einen zentralen Satz in dem, was Jesus sagt:»ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.«[v. 25-26a] Jesus bringt das Gespräch auf eine höhere Ebene. Es geht jetzt nicht mehr nur um den Toten Lazarus. Es geht um ihn als den Sohn Gottes. Es geht um Leben und Tod und um Martha ganz persönlich. Drei Kapitel später sagt Jesus (Johannes 14,6): Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich. Jesus ist der einzige Weg zu Gott und die einzige Möglichkeit, ewiges Leben zu erlangen. Und das Einzige, was wir Menschen dafür tun müssen, ist an ihn glauben. Eigentlich ganz einfach. Doch vielen fällt es schwer, genau das zu tun. An Jesus Christus als den Sohn Gottes und den Messias, den Retter zu glauben. Doch wer das tut und auf ihn vertraut, der wird nicht mehr sterben. Ja, sein Leben hier auf der Erde wird vielleicht dennoch zu Ende gehen, aber seine Seele wird in Ewigkeit weiter in der Gegenwart Gottes existieren. Und das gilt schon jetzt. Das Ende von Vers 26 ist die völlig unabhängig von dem gleich geschehenden Wunder alles entscheidende Frage auch an Dich und mich: Glaubst du das? [V. 26b] Hier geht es nicht nur um dieses Leben, sondern: Wer mit Jesus unterwegs ist, hat ewiges Leben, das über den Tod hinausreicht. Was für eine tolle Verheißung! Und für Martha scheint das auch ausreichend zu sein. Sie scheint etwas davon verstanden zu haben, dass es wichtigeres gibt als das Leben im Hier und Jetzt. Sie glaubte, was Jesus sagte. Martha antwortet auf Jesu Frage mit einem klaren Bekenntnis:»Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.«[v. 27] Mehr als eine Antwort auf die Frage, wieso Jesus nicht sofort gekommen war, hat ihr Kopf jetzt bekommen. Und sie hat darauf reagiert: Ja, ich glaube es und baue mein Leben darauf! Und so kann sie wieder zurück ins Haus gehen. Jesus scheint ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben. Sie geht und schickt Maria leise zu Jesus. Auch sie soll die Möglichkeit haben, in Ruhe mit ihm zu sprechen. Maria scheint es wohl anfangs gar nicht mitbekommen zu haben. Und auch Maria macht sich auf den Weg zu Jesus. Doch nicht so, wie ihre Schwester, sondern impulsiver. 22.05.2016 Ev. Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Johannes 11 S. 3/6

4. JESUS UND MARIA Danach ging [Martha] weg, um ihre Schwester Maria zu holen.»der Meister ist da und lässt dich rufen!«, sagte sie leise zu ihr. Als Maria das hörte, stand sie schnell auf, um zu Jesus zu gehen. Jesus war noch nicht ins Dorf hineingegangen, sondern war immer noch dort, wo Martha ihn getroffen hatte. Die Juden, die bei Maria im Haus waren, um sie zu trösten, sahen, wie sie plötzlich aufsprang und hinauseilte. Sie dachten, sie wolle zum Grab gehen, um dort zu weinen, und folgten ihr. Sowie Maria an den Dorfeingang kam und Jesus erblickte, warf sie sich ihm zu Füßen und rief:»herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben!«beim Anblick der weinenden Frau und der Juden, die sie begleiteten und mit ihr weinten, erfüllten ihn Zorn und Schmerz. [V. 28-33a] Es ist genau derselbe Satz, den Maria zu Jesus sagt. Aber ich bin mir sicher, er klang aus ihrem Munde ganz anders. Bei ihr lesen wir davon, dass sie schnell aufstand. Ja, dass sie aufsprang und hinauseilte. Sie redet auch nicht in Ruhe mit ihm, sondern schon auf halben Weg wirft sie sich Jesus zu Füßen und ruft ihm zu: Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben!«[v. 32b] Wahrscheinlich haben die beiden Schwestern in den vergangenen Tagen öfters darüber gesprochen. Sie teilen ja denselben Glauben an ihn. Wenn er doch nur da gewesen wäre Es ist derselbe Satz, aber die Reaktion Jesu ist eine ganz andere. Wo er mit Martha in ein Gespräch über das ewige Leben einstieg, ist er bei Maria innerlich bewegt. Er weint mit ihr. Er teilt ihre Trauer. Das ist es, was Maria zu brauchen scheint. Sie will keine tröstenden Worte, sie will Gefühle. Und Jesus ist einer, der mit den Weinenden weint und den Trauernden trauert. Völlig unabhängig von dem, dass er Lazarus gleich von den Toten auferwecken wird und es dann keinen Grund mehr zur Trauer gibt. Jesus begegnet dem Herz-Menschen Maria hier nicht rational. Er teilt ihre Empfindungen. Ich finde es sehr ermutigend, wie Jesus hier so individuell reagiert. Das heißt nämlich auch, dass er weiß, was wir brauchen und dass er auch uns in diesen Situationen richtig begegnen wird. Wäre ich doch nur auch so einfühlsam. 5. LAZARUS UND DIE JUDEN Doch jetzt kommt noch eine neue Gruppe von Menschen auf den Plan. Bisher waren sie nur am Rande erwähnt worden: Die Juden. Sie hatten mit Maria gemeinsam das Haus verlassen und vermutlich die Begegnung zwischen Maria und Jesus mitbekommen. Jetzt, nachdem Jesus sich um Maria und Martha gekümmert hat, wendet er sich an die Juden. Was jetzt geschieht ist nicht mehr nur für die beiden Schwestern bestimmt. Alle sollen es sehen und miterleben, denn darin wird die Herrlichkeit Gottes sichtbar wie Jesus es in Vers 4 abgekündigt hatte. Und darum geht es Jesus. Wir sehen in Vers 37, dass die Juden dieselbe Frage beschäftigte, wie die beiden Schwestern:»Er hat doch den Mann, der blind war, geheilt. Hätte er da nicht auch machen können, dass Lazarus nicht stirbt?«[v. 37b] Das hätte er doch bestimmt können, oder? Anderen hilft er und heilt sie, aber wieso nicht seinem Freund?! Doch wie Jesus bereits in Vers 4 seinen Jüngern sagte, hatte er etwas anderes im Sinn. Sein Freund Lazarus durfte eine ganz andere Rolle einnehmen als einfach nur der nächste Geheilte zu sein. Durch das, was Jesus an ihm tun wird, soll jeder erkennen, dass er der Sohn Gottes ist. 22.05.2016 Ev. Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Johannes 11 S. 4/6

Auf Jesu Bitte hin zeigen ihm die Juden das Höhlengrab, wo Lazarus begraben lag und dessen Eingang mit einem großen Stein verschlossen war. [V. 38b]»Wälzt den Stein weg!«, befahl Jesus.»Herr«, wandte Martha, die Schwester des Verstorbenen, ein,»er ist doch schon vier Tage tot; der Leichnam riecht schon!«[v. 39] Selbstverständlich ist es wieder die rationale Martha, die diesen Einwand bringt. Und wieder begegnet Jesus Martha auf der rationalen Ebene:»Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?«[v. 40] Dabei hat sie doch Recht! Sein Freund ist schon vier Tage tot. Ich habe mich mal bei Julian Gronewald erkundigt: Ein Mensch, der bereits vier Tage lang tot ist, kann nicht mehr einfach reanimiert werden. Da hat bereits der Verwesungsprozess eingesetzt. Das Gehirn geht schon nach vier Minuten ohne Versorgung kaputt. Selbst, wenn es möglich wäre, die Organe wieder zu aktivieren, könnte sich ein solcher Mensch nicht mehr bewegen, da sich die Muskelfasern innerhalb der ersten drei Tage auflösen. Auch, wenn der Prozess durch die Einbalsamierung eventuell verlangsamt wurde: Tot ist tot. Und spätestens wenn der typische Verwesungsgeruch zu riechen ist und Martha spricht davon, ist es zu spät, um da noch irgendwas zu machen. Oder sollte das bei Jesus anders sein? Sollte er tatsächlich die Macht haben, sogar den Tod eines Menschen rückgängig machen zu können und den Verwesungsprozess aufzuheben? Hat Jesus auch Macht über den Tod? Wasser hat er schon in Wein verwandelt und Kranke geheilt. Aber Tote wieder zum Leben erwecken, das ist eine ganz andere Dimension! Die anwesenden Juden lassen sich auf Jesus ein. Sie rollen den Stein vor der Höhle weg und warten gespannt, was jetzt passiert. Und was tut Jesus? Er betet. Damit macht er deutlich, aus welcher Kraft heraus geschieht, was gleich passiert. Wenn Lazarus nun tatsächlich gleich wieder lebendig aus dem Grab hervorkommt, dann um damit zu zeigen, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist. Er will nicht als Wundertäter bejubelt werden, sondern uns Menschen die Herrlichkeit Gottes nahebringen. Darum geht es immer bei den Wundern Jesu. Es geht nie nur um die, denen geholfen wird. Jesus tut all die Wunder, um seinen Vater im Himmel damit zu verherrlichen und zu zeigen, wer er ist. Man nahm nun den Stein vom Eingang weg. Jesus richtete den Blick zum Himmel und sagte:»vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich weiß, dass du mich immer erhörst. Aber wegen all der Menschen, die hier stehen, spreche ich es aus; ich möchte, dass sie glauben, dass du mich gesandt hast.«danach rief er mit lauter Stimme:»Lazarus, komm heraus!«der Tote trat heraus, Füße und Hände mit Grabbinden umwickelt und das Gesicht mit einem Tuch verhüllt.»befreit ihn von den Tüchern und lasst ihn gehen!«, befahl Jesus den Umstehenden. [V. 41-44] Wow! Was ein Wunder. Jesus hat tatsächlich auch Macht über den Tod. Was für eine unglaubliche Geschichte. Doch, ich kann es keinem verübeln, der sich damit schwer tut zu glauben, dass das tatsächlich so geschehen ist. Es ist eine krasse Geschichte. Aber ich glaube es. Ich glaube, dass es genauso war, wie es uns Johannes hier berichtet. Wieso auch nicht. Ein Gott, der die Erde aus dem Nichts erschaffen kann, kann auch einen Toten wieder zum Leben auferwecken. Für mein Gott ist das kein Problem. Und Jesus zeigt das hier. Mit diesem Wunder überwindet Jesus etliche Naturgesetze, die wir so kennen. 22.05.2016 Ev. Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Johannes 11 S. 5/6

Aber wer hat diese Gesetzmäßigkeiten denn festgelegt? Das war doch auch er. Also kann er sie auch überwinden. Wenn Dein Chef festlegt, dass pro Stunde 10 Euro bezahlt werden ist das so und Du kannst nichts dagegen tun. Doch wenn Dein Chef von sich aus beschließt, Dir mehr zu bezahlen, kann er das. Denn schließlich kann er die Regeln übergehen, die er selbst erschaffen hat. Genauso ist es bei Gott. Lazarus wird es recht gewesen sein. Er war wieder am Leben. Sein Freund Jesus hatte ein mächtiges Wunder an ihm getan. Auch die beiden Schwestern werden das wohl kaum begriffen haben, was da soeben geschah. Tatsächlich Lazarus stand wieder lebendig vor ihnen. [Und] Viele von den Juden, die zu Maria gekommen waren, um sie zu trösten,` glaubten an Jesus, als sie das Wunder sahen, das er an Lazarus tat. [V. 45] Und andere wollen und können es nicht glauben. Jene, die das so nicht akzeptieren wollten, beschließen deshalb am Ende des Kapitels, Jesus umzubringen und Lazarus gleich mit um die Beweise verschwinden zu lassen. Es ist eben, wie der ehemalige Papst Benedikt XVI. in seinem Buch Jesus von Nazareth schreibt: Das Wunder führt nicht [nur] zum Glauben, sondern [auch] zur Verhärtung. (S. 257). Und doch: Was Jesus zu Martha gesagt hatte, ging weit über dieses Wunder hier hinaus. Das Wunder geschah, um die Herrlichkeit Gottes zu zeigen. Aber irgendwann ist Lazarus wieder gestorben. Das andere bleibt: Wer an Jesus Christus glaubt, wird in Ewigkeit leben, auch wenn er stirbt. [Jesus Christus ist] die Auferstehung und das Leben. Wer an [ihn] glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an [ihn] glaubt, wird niemals sterben. Glaubst Du das? Amen. 22.05.2016 Ev. Chrischona-Gemeinde Altheim/Alb Johannes 11 S. 6/6