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Transkript:

WANDERTIPP FORSTAMT PFÄLZER RHEINAUEN Wenn der Schifferstadter Wald erzählt... Die Stadt Schifferstadt hat einen besonderen Schatz: Einen eigenen großen Wald direkt vor der Haustüre. So wechselvoll die eschichte der Region ist, so wechselvoll und bewegt sind die eschichten, die der Wald zu erzählen weiß: Von Förstermord und Wilderei, von Schmarotzern und Fledermäusen, von Beschlagnahme durch das Militär und Rückeroberung durch die Natur. Anspruch Asphaltierte Ringstraße eines ehemaligen Munitionsdepots mit einer Wegelänge von knapp 5 Kilometern. Anfahrt B 9, Ausfahrt Waldsee/Schifferstadt-Ost, danach Richtung Schifferstadt, erste Möglichkeit links abbiegen. Dort bestehen an einem Wendeplatz am Wald Parkmöglichkeiten. Unsere Parkmöglichkeit befindet sich am äußersten Nordosten eines ehemaligen Munitionsdepots. Kurze Zeit nach dem Ende des II. Weltkrieges wurde hier ein Teil des bis dahin frei zugänglichen Waldes beschlagnahmt und eingezäunt. Die Schifferstadter Ratsherren protestierten einmütig und heftig gegen diese Requirierung, allerdings erfolglos. 40 Jahre lang wusste dann kaum ein Mensch, was hinter schwer bewachtem Stacheldraht und von Bäumen verborgen geschah. Man munkelte von Atomwaffen und iftgas. Als das elände zu Beginn der neunziger Jahre plötzlich und unerwartet zurückgegeben wurde, lüftete sich das eheimnis und es stellte sich als deutlich harmloser dar, als ursprünglich befürchtet: Materiallager, Bunker für Infanteriemunition, Wach- und Verwaltungsgebäude, Mannschaftsunterkünfte und Hundezwinger konnten jetzt von Jedermann in Augenschein genommen werden. Die Stadt Schifferstadt, wieder im Besitz ihres Waldes, tat das einzig vernünftige: Sie ließ Zaun und fast alle ebäude abreißen und gab das elände der Natur zurück. Einige wenige Bunker verblieben als Materiallager für den Forst oder wurden zu Fledermausquartieren umgebaut. Seite 1 von 4

Auch die große asphaltierte Ringstraße blieb: Für den allgemeinen Verkehr gesperrt, nur frei für Jagd- Forstbetrieb und die Naherholung. Wir laufen auf einer, auch für den allgemeinen Verkehr gesperrten alten Landstraße in Richtung Westen und biegen nach etwa 200 Metern links ab in das ehemalige Munitionsdepot. Vor Jahren hätte man die Freiflächen, die durch den Abriss der Anlagen und ebäude entstanden sind, noch erkennen können. Die Natur hat sie sich zwischenzeitlich zurück geholt und auch ein alter Splitterschutzwall ist jetzt, ganz romantisch, von Birken bewachsen. Auf dem weiteren Weg in Richtung Süden fällt auf, dass auf fast allen Kiefern die Mistel heimisch geworden ist. Diese Schmarotzerpflanze, die dem Druiden Miraculix den entscheidenden rundstoff für seinen Zaubertrank liefert, fand nach dem Orkan Wiebke, der in der Nacht zu Aschermittwoch im Jahr 1990 verheerende Schäden im Stadtwald anrichtete, ideale Lebensbedingungen in den aufgelichteten und aufgerissenen Wäldern. Sie schwächt die alten Bäume und macht sie noch anfälliger gegen Trockenheit und Luftschadstoffe. Aber auch die alten Wunden, die der Orkan Wiebke geschlagen hatte, sind längst verheilt. Auf den ehemaligen Kahlflächen ist eine neue Waldgeneration von Eichen, Hainbuchen und Birken gewachsen und nur wenige Menschen haben heute noch vor Augen, was hier einmal stattgefunden hat. Am ersten Bunker, der als Quartier für Fledermäuse umgebaut wurde, geht man eher achtlos vorbei. Er ist nur noch als Erdhügel wahrnehmbar und die Einflugröhre ist gut versteckt. Seite 2 von 4

Wir verlassen den Stadtwald Schifferstadt und kommen in den Speyerer Bürgerhospitalwald. Er ist ein Stiftungswald, der von der Stadt Speyer verwaltet wird. Wir folgen der asphaltierten Ringstraße in einer Rechtskurve nach Osten und nach 250 Metern in einer weiteren Rechtskurve nach Norden. An manchen Stellen bilden junge Roteichen einen wild-romantischen Tunnel über der Straße. Freigeschnitten wird sie erst wieder, wenn zu erwarten ist, dass große Holzabfuhrfahrzeuge diesen Weg passieren müssen. Die renze zum Stadtwald Schifferstadt überschreiten wir in der Waldabteilung ay. Der Name hat mit gleichgeschlechtlicher Liebe nichts zu tun, sondern erklärt sich etymologisch aus ehau, ehay, ay. Das deutet darauf hin, dass hier einmal ein riesiger Kahlschlag war. Zu früheren Zeiten war das eine völlig normale Form der Waldnutzung, heute, in Zeiten der einzelstammweisen Holznutzung und der kleinstflächigen Kahlschläge ist das nicht mehr denkbar. Etwas 400 Meter weiter nördlich verlassen wir kurz unseren Rundweg und biegen links auf einen Forstweg ab. Nach 70 Schritten kommen wir dort zu einem etwas versteckt liegenden edenkkreuz. An dieser Stelle wurde im Jahr 1876 der Forsthüter Martin Witt ermordet. Witt galt als ein schneidiger und mutiger Mann, der den Wilderern und Holzdieben das Leben schwer machte. Und von denen gab es genug: Die Menschen in der Vorderpfalz waren arm, eine karge Landwirtschaft reichte kaum zum Überleben und die Kirchenbücher dieser Zeit verzeichnen Ströme von Auswanderern nach Nordamerika, ins gelobte Land. Die Förster galten als verhasste Repräsentanten der Staatsgewalt und so lag die Hemmschwelle, sich das zu nehmen, was der Wald so hergab, ziemlich niedrig. Nahe beim benachbarten Rinkenbergerhof hatte zu jener Zeit sogar ein regelrechter Wildererkrieg stattgefunden. Seite 3 von 4

Zurück auf unserem Rundweg gehen wir weiter in Richtung Norden. Es ist fast nicht zu glauben, dass die Wälder hier vor wenigen Jahrzehnten noch fast reine monotone Kiefernwälder waren. Durch eine intensive Bejagung des Rehwildes wurde es möglich, dass die amerikanische Roteiche, die deutsche Stieleiche, Hainbuche und Linde hier durch Samenflug und Saat durch den Eichelhäher wieder Fuß fassen konnten und aus der Kiefernwüste einen bunten Mischwald werden ließen. Auch heute sind die Jäger darum bemüht, dass das Verhältnis zwischen Wald und Wild ausgewogen bleibt. Dass die Jagd so einen Beitrag zur Artenvielfalt leistet, zeigen nicht nur junge Eichen und Buchen, sondern auch Wildrosen und Waldweidenröschen. Fast am Ende unseres Weges kommen wir noch am Ranschgraben vorbei, ein künstliches ewässer, das schon im 18. Jahrhundert angelegt wurde und das den Ranst, ein sumpfiges ebiet mit kleinen Wasserläufen und Tümpeln entwässern sollte. Begradigt wurde er in den 30ger Jahren des letzten Jahrhunderts durch den Reichsarbeitsdienst, um einen schnelleren Wasserabfluss zu gewährleisten. Heute dreht sich dieses Rad der eschichte wieder zurück: Naturschützer und Angler haben alte Mäander wieder reaktiviert, durch Steinschüttungen den Abfluss verlangsamt oder an seinem Rande Tümpel angelegt. Die Waldabteilung, durch die wir zum Parkplatz zurück laufen, heißt übrigens Maulbeerstück, aber das ist eine andere lange eschichte. Beim nächsten Mal vielleicht mehr dazu. Viel Spaß beim Wandern wünscht Ihnen Ihr Forstamt Pfälzer Rheinauen www.pfaelzer-rheinauen.wald-rlp.de Seite 4 von 4

6616-303 Ranschgraben ehem. Haupteingang 6616-304 edenkkreuz Fledermausbunker 6616-319 M 1:15.000 0 200 400 600 800 1.000 100 Meter Copyright: Diese Daten sind gesetzlich geschützt. Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Herausgebers. Hersg.: Landesforsten RLP - ZdF - Forsteinrichtung, Südallee 15-19, 56068 Koblenz Kartengrundlage: " eobasis-de/lvermeorp2010-04-30" Ü 6616-322 Wandertipp FA Pfälzer-Rheinauen Munilager