ANDACHT ZUR FÜRBITTENWOCHE Angekommen in einer neuen Zeitepoche von Michael Zehender VORSPRUCH Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Schreckensnachrichten über Terroranschläge und Amokläufe erreichen uns immer öfter. Manchmal hat man den Eindruck, sie sind nun alltäglich. Sind wir in einer neuen Zeitepoche angelangt, in der Krieg, Terror, Amok zum Alltag gehören? Auf wen ist noch Verlass? Worauf können wir noch vertrauen? EG 246 Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ EG 440 All Morgen ist ganz frisch und neu PSALM Psalm 71, 1-6+10-12 HERR, ich traue auf dich, lass mich nimmermehr zuschanden werden. Errette mich durch deine Gerechtigkeit und hilf mir heraus, neige deine Ohren zu mir und hilf mir! Sei mir ein starker Hort, zu dem ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen; denn du bist mein Fels und meine Burg. Mein Gott, hilf mir aus der Hand des Gottlosen, aus der Hand des Ungerechten und Tyrannen. Denn du bist meine Zuversicht, HERR, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Auf dich habe ich mich verlassen vom Mutterleib an; du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen. Dich rühme ich immerdar. Meine Feinde reden über mich, und die auf mich lauern, beraten sich miteinander und sprechen: Gott hat ihn verlassen; jagt ihm nach und ergreift ihn, denn da ist kein Erretter! Gott, sei nicht ferne von mir; mein Gott, eile, mir zu helfen! Ehr sei dem Vater und dem Sohn GEBET Du, Gott des Friedens, manchmal wissen wir nicht weiter, fragen uns, worauf eigentlich noch Verlass ist. Hilf uns, dass wir immer wieder unser Vertrauen auf dich richten.
Stärke unsere Hoffnung und Zuversicht, dass wir immer gut ankommen bei dir. Das bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. EG 374 Ich steh in meines Herren Hand EG 369 Wer nur den lieben Gott lässt walten HINFÜHRUNG Manchmal wissen wir nicht weiter. Angesichts so vieler Schreckensnachrichten, fragen wir uns: Wie wird es weitergehen auf unserer Erde? Wem können wir trauen? Auf wen können wir uns verlassen? Diese Fragen haben Menschen in Not und Hoffnungslosigkeit immer wieder vor Gott gebracht. Und ihnen wurde die Hilfe Gottes zugesagt. Gott schenkt Zukunft dem, der sich auf ihn verlässt. So prophezeit es auch Jesaja einem Teil des Volkes Israel, das vor gut 2500 Jahren in Babylon im Exil lebte: LESUNG Zu jener Zeit wird man dies Lied singen im Lande Juda: Wir haben eine feste Stadt, zum Schutze schafft er Mauern und Wehr. Tut auf die Tore, dass hineingehe das gerechte Volk, das den Glauben bewahrt! Wer festen Herzens ist, dem bewahrst du Frieden; denn er verlässt sich auf dich. Darum verlasst euch auf den HERRN immerdar; denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich. Er erniedrigt, die in der Höhe wohnen; die hohe Stadt wirft er nieder, ja, er stößt sie zur Erde, dass sie im Staube liegt. Mit Füßen wird sie zertreten, ja, mit den Füßen der Armen, mit den Tritten der Geringen. (Jesaja 26,1-6) STILLE BESINNUNG Angekommen in einer neuen Zeitepoche diese These wurde vor wenigen Wochen im Leitartikel der Wochenzeitung Die Zeit vertreten. Wir seien in einem Zeitenumbruch: Die Welt wie wir sie kannten, gibt es so nicht mehr. Was uns vor wenigen Jahren noch sehr bestürzt hat, weil es eine absolute Ausnahme war, ist nun zur Gewohnheit geworden. Anschläge,
Putschversuche, Amokläufe davon haben wir in diesem Jahr 2016 bald wöchentlich, manchmal sogar täglich in den Medien gehört, gelesen gesehen. Neu ist: Alles flammt einmal kurz auf, wird auch in den sozialen Medien kurz behandelt, dann gerät es fast in Vergessenheit, weil schon von einem neuen Anschlag berichtet wird. Alles, was unsere Welt in diesem Jahr an schrecklichen Ereignissen erfahren musste Paris, Nizza, Türkei, München (aktuelle Ereignisse können in der Andacht ergänzt werden) ist beinahe Alltag geworden. Epochenumbruch, Krieg, Anschläge, Terror, Menschen radikalisieren sich und werden zu Mördern. Im Zeitartikel wird daraufhin die Frage gestellt: Worauf können wir uns noch verlassen? Eine Frage, die sicher viele bewegt auch in unseren Kirchengemeinden. Menschen stehen am Flughafen in der Wartehalle und mustern schon die anderen, die möglicherweise auch in den Flieger einsteigen. Bei Großveranstaltungen schaut man sich um, ob einem jemand verdächtig vorkommt. Und nach dem Anschlag im Juli auf eine Kirche in Frankreich während eines Gottesdienstes, bei dem ein Pfarrer erschossen wurde, mag der ein die andere vielleicht sogar ein mulmiges Gefühl haben, wenn er zur Kirche geht. Wie sicher leben wir noch in unserer Region? Was ist mit der Welt passiert? Worauf kann man sich noch verlassen? Der Autor des Zeitungsartikels findet einige Antworten: - Man müsse es wagen, die Welt neu zu verstehen. Es müsse der Gesellschaft bewusst werden, dass nun alle an einem Tisch sitzen, um auf diesen Epochenumbruch zu reagieren. Denn die Probleme und Ängste anderer Länder und auch anderer Erdteile werden bei uns auch spürbar. - Man müsse auch wieder anfangen, selber zu denken und nicht alles glauben, was medial präsentiert wird und was in den sozialen Netzwerken herumgeistert. Es geht also um einen kritischen Umgang mit dem, was uns in den Medien begegnet. - Man müsse sich wieder in Bewegung setzen, um für die Demokratie zu kämpfen. Soweit der Artikel. Alle Antworten sind reflektiert und zukunftsweisend und fordern einen jeden und eine jede auf, aktiv zu werden. Und doch machen wir die Erfahrung, dass nicht alles in unserer Hand liegt. Worauf können wir uns verlassen? Die Bibel hat eine im wahrsten Sinne grundlegende Antwort darauf: Gott. Seit Jahrhunderten, Jahrtausenden verlassen sich Menschen auf Gott, der die Geschichte der Menschen begleitet. Und immer wieder hat die Frage, worauf und auf wen man sich verlassen kann, die Menschen bewegt gerade in scheinbar hoffnungslosen Situationen. Der Beter des 71. Psalms beschreibt, welche negativen Lebenserfahrungen er gemacht hat: Meine Feinde reden über mich, und die auf mich lauern, beraten sich miteinander und sprechen: Gott hat ihn verlassen; jagt ihm nach und ergreift ihn! Er fühlt sich in der Hand von Gottlosen und Tyrannen und doch kann er beten: Du bist meine Zuversicht, HERR, mein Gott, meine Hoffnung von mei-
ner Jugend an. Auf dich habe ich mich verlassen vom Mutterleib an. Und auch die Israeliten, die in Babylon in der Gefangenschaft waren, motiviert der Prophet Jesaja: Verlasst euch auf den HERRN immerdar; denn Gott der HERR ist ein Fels ewiglich. Das war nach Jahren im Exil sicher nicht immer einfach, sich auf Gott zu verlassen, dass er ihnen Heimat und Freiheit schenkt. Für die Isareliten in Babylon begann nach dem Exil eine neue Zeitepoche. Und damit verbunden die Fragen: Wie wird es weitegehen? Worauf können wir uns noch verlassen? Im Rückblick aber können es die Israeliten bestätigen: Es hat sich gelohnt, die Zuversicht auf Gott zu setzen und sich auf ihn zu verlassen. Denn am Ende durften sie heimkehren und wieder in ihrer Heimat ankommen. gibt ganz viele gute Beispiele dafür: Die Initiativen vor Ort in unseren Kirchengemeinden wie z.b. das Café grenzenlos in Bad Hersfeld die Deutschkurse, die vielerorts in den Gemeindehäusern von Ehrenamtlichen angeboten werden, um überhaupt Verständigung zu ermöglichen. Verlasst euch auf den HERRN immerdar! Im Vertrauen auf Gottes gutes Geleit und seinen Segen können wir Krieg, Terror und Amok die Stirn bieten und auch ankommen in einer neuen Zeitepoche. EG 352 Alles ist an Gottes Segen Verlasst euch auf den HERRN immerdar! Diese Einladung tut auch uns heute gut in unserem Epochenumbruch, in dem wir uns befinden. Neben den aufkommenden Fragen angesichts von Krieg, Terror und Amok, warum das passieren musste, warum Gott das nicht gar verhindert hat, sollten wir vielmehr zu Gott beten um Frieden im Miteinander der Menschen und Völker und Religionen. Sich auf Gott zu verlassen, bedeutet ja nicht, die Hände in den Schoß zu legen. Vielmehr heißt es, die Hände zu falten zum Gebet und sie für den Frieden zu öffnen. Im Gebet, im eigenständigen und freien Denken und im Handeln bauen wir mit an der Zukunft unserer Welt und setzen Zeichen für ein friedliches Miteinander. Es FÜRBITTEN Alte Ordnungen der Menschen vergehen, Gott, du Anfang und Ende, aber deine Ordnung hat bereits begonnen, und wir sind gezählt zu ihren Zeichen. Du hast uns frei gemacht durch deinen Geist, der in unsere Herzen gegeben ist. Du hast uns gelehrt, dich "Vater" zu nennen. Auf dich können wir uns verlassen. Du hast unsere Augen geöffnet, hast uns Hoffnung gegeben,
damit wir in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes leben sollen. Doch nicht nur wir, Vater, nicht so lange andere arm bleiben, zerbrochenen Herzens, gefangen, blind und zerschlagen. So beten wir für unsere Schwestern und Brüder, deine Familie, die gefangen ist in einem Netz von Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit, getrennt voneinander durch Sprache, Farbe, Kultur, Klasse, Geschlecht, Bekenntnis, niedergehalten durch Unwissenheit und Armut: Lass die Machtlosen sich selbst finden, die Verachteten neue Würde gewinnen, die Besitzlosen fähig werden, einen Platz in der Gemeinschaft der freien Menschen zu erlangen. Gib deiner Kirche eine Vision von der Freiheit, zu der du sie befreien willst. Gib uns die Weisheit, zu hören auf die Stimme der Törichten in der Welt, und die Kraft, den Schwachen zu lauschen, damit wir durch jene, die nichts sind, das Wort Jesu Christi neu verstehen mögen. Wir sind in Gefahr, die Finsternis mehr zu lieben als das Licht. Wir schrecken vor der Verantwortung der Freiheit zurück, vor der Ungewissheit der Wüste und dem Konflikt durch das Kreuz. Ständig weichen wir zurück und ziehen die Sicherheit, die doch Sklaverei ist, dem Abenteuer des verheißenen Landes vor. Rufe uns, damit wir dir folgen, der du mit uns unterwegs bist. Gott, du Leben der Welt, der du uns frei machst und einst, lass uns den Sinn deines Weges erkennen, indem wir ihn gehen. (bearb. Agende I.2, Nr. 1303) In der Stille bringen wir vor allem die uns lieben Menschen vor dich, Gott, die hoffnungslos sind und deine Kraft brauchen: STILLES GEBET
VATER UNSER EG 137 Geist des Glaubens, Geist der Stärke EG 358,6 So hilf uns, Herr, zum Glauben EG 416 Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens SEGEN