1. Ausführungsversion A5 Predigt über 1. Petrus 2,1-5; 9-10 am 21.05.2017 Taufgottesdienst Liebe Gemeinde, Francis Schaeffer erzählt einmal: Ich erinnere mich, wie vor einigen Jahren zwei Menschen am gleichen Tage zum Glauben an Jesus Christus kamen. Der eine war ein hochgebildeter Arzt, der andere ein einfacher Schweizer Landwirt. Bei den voraufgegangenen Gesprächen hätte der Landwirt wohl kaum etwas von dem Gedankenaustausch mit dem Arzt verstanden; doch an diesem Tag nachdem beide erkannt hatten, was ihnen fehlte konnte ich zunächst im Gespräch mit dem einen und dann mit dem anderen nicht nur dieselben Gedanken äußern, sondern sogar dieselben Worte gebrauchen, um ihnen die Antwort Gottes auf ihre Not zu verkünden. Hat der gebildete oder der einfache Mensch einmal seine Not erkannt, sind komplizierte Worte überflüssig; alles, was nun zu sagen ist, lässt sich in den denselben einfachen Gedanken und Worten ausdrücken. 1 Wir hören Gottes Wort aus 1.Petrus 2, 1-5; 9-10. Das klingt nun gar nicht nach einfachen Worten und Gedanken. 1 Quelle: In Bildern reden, Nr.1402 1. jeder und jedem gilt die große Gnade, die uns einen neuen Namen gibt Priesterschaft, geistliche Opfer, Volk des Eigentums. Begriffe, die uns nicht unbedingt geläufig sind. Ja, das Alte Testament wimmelt nur so von ihnen. Aber die neutestamentliche Gemeinde? Was haben wir mit Priesterschaft und Opfern zu tun? Ist das nicht alles abgeschafft? Ja und nein, denn ihr, ihr Gemeinde, ihr seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk, das Gott selbst gehört. Früher hießt ihr: Unbegnadigte, nicht Gottes Volk, heute heißt ihr: Begnadigte, Gottes Volk Gott gibt denen, die ihm vertrauen, einen neuen Namen. In manchen katholischen Orden ist es ja heute noch so: Wer Ordensfrau oder Ordensmann wird, bekommt einen neuen Namen. Aus Susanne Schmitz wird Schwester Basilea, aus Karl-Heinz Müller wird Bruder Dominikus. Die Namen zeigen an, was das Leben dieser Menschen bestimmt. Namen sind eben nicht Schall und Rauch.
Wer sie ernst nimmt, für den sind sie Programm. Basilea = die Königsherrschafft Gottes. Dominikus = einer, der dem Herrn gehört. Neue Namen schon in der Heiligen Schrift selbst werden sie vergeben. Ein einfacher Fischer, Simon, wird umbenannt in Kephas oder Petrus = d.h. Fels.(s. Matthäus 16,18) Dabei war zunächst noch gar nichts davon zu sehen. Und doch hatte Jesus ihm schon einen neuen Namen gegeben. Jesus gibt uns einen neuen Namen, wenn wir an ihn glauben. Christ = das ist mehr als nur eine Bezeichnung für Menschen, die einen bestimmten Lebensstil pflegen oder in einer Gemeindeliste verzeichnet sind. Du kannst ein bisschen christlich leben, aber deshalb bist du noch kein Christ. Diesen Namen bekommst du, wenn du Christus gehörst, wenn er dein Herr ist. Petrus entfaltet hier, was das für uns bedeutet. Wenn du zu Christus gehörst, dann hast du mehr als einen Vornamen: Auserwählte, Priester, Gottes Volk, Begnadigte. Vielleicht können wir das nur schwer hören und an uns heran lassen. Vielleicht, weil wir uns selbst andere Namen gegeben haben. Oder andere Menschen haben uns diese Namen gegeben. Namen, die für unser Leben Programm geworden sind. Es können ganz extreme Namen sein: Versager, Störenfried, Niete, Namen, die zu einem regelrechten Fluch für uns geworden sind. Es können andere Namen sein, - nicht so extrem aber auch zum Programm geworden für unser Leben: Vielleicht hast du den Namen : ich bin ein Mensch, den man nicht so ernst nehmen muss, oder: ich bin einer, der sich nicht wehren darf, oder: ich habe ohnehin nie Recht, oder: ich muss anderen alles recht machen... oder, oder, oder, es gibt viele Namen, die wir uns gegeben haben oder die uns von anderen verliehen wurden. Sie haben oft eine ungeheure Macht. Höre doch mal einen Moment in dich hinein und bitte Gott: Zeige mir durch deinen Geist, welcher Name mich bestimmt. Was ich wirklich glaube, wie ich heiße. Was es auch ist, was jetzt in dir aufsteigt. 2
Wenn es nicht mit dem übereinstimmt, was Gott über dich denkt, dann ist es ein Lügenname. Gott nennt seine Auserwählten nicht Versager, seine Priesterinnen und Priester sind für ihn keine lästigen Störenfriede und seine Kinder sind für ihn keine Nieten. Gott hat dich zu seinem Volk - als sein Kind berufen! begnadigt Petrus will damit sagen: In Gottes Augen bist du bedeutsam, weil er dir einen neuen Namen gibt. Das ist die große Gnade Gottes, die uns einen neuen Namen gibt. In ihr zu leben, öffnet uns den Blick für das zweite: 2. die hohe Berufung, in die Gott uns stellt. Königliche Priesterschaft. So werden wir genannt. Unser Herr Jesus Christus lässt uns teilhaben an seiner Königswürde. Sein Glanz fällt auf Menschen, die zu ihm gehören. Mit diesem Glanz auch die hohe Berufung und die Vorrechte eines Priesters. Ein erstes Vorrecht: Der Zugang zu Gott. Daran haben wir uns in aller Regel so sehr gewöhnt, dass es uns nicht mehr unbedingt vom Stuhl reißt. Doch zur Zeit des Alten Testamentes hatten nur die Berufspriester den Zugang zu Gott. Und von ihnen war es wiederum nur der Hohepriester, der das Allerheiligste betreten und Gott unmittelbar nahen durfte. Durch Jesus Christus ist der Weg für alle frei. Das lateinische Wort für Priester heißt Pontifex Brückenbauer. Der Priester ist jemand, der anderen eine Brücke zu Gott baut. Das hat Jesus für jeden von uns getan. Die Brücke zu Gott gebaut, den Graben überwunden. Jeder, der an Christus glaubt, darf zu Gott kommen. Das war eine der reformatorischen Entdeckungen: Das allgemeine Priestertum. Denn was aus der Taufe gekrochen ist, das kann sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht sei 2 Priester haben Zugang zu Gott. Ich wundere mich manchmal über meine Mitchristen und mich selbst. Wie selbstverständlich es uns geworden ist. 3 2 Quelle: An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung von 1520
Aber das heißt doch: wir haben Zugang zu unserem Vater im Himmel. Zu dem Vater, der dir einen neuen Namen gegeben hat. Zu dem Vater, dem du so wichtig bist, dass er die Haare auf deinem Kopf gezählt hat. Zu dem Vater, dem du alles bringen und sagen darfst, was dir auf dem Herzen liegt. Vielleicht erinnerst du dich noch, wie das in deiner Kindheit war. Auf den Schoß des Vaters steigen und ihm sagen zu können, was dich bedrückte. Das war doch so befreiend und doch nur ein schwacher Abglanz Gottes. Vielleicht erinnerst du dich auch nicht, weil du das nie erlebt hast. Vielleicht war dein Vater abwesend und wenn er da war abweisend, Zuhören, in den Arm nehmen galten als Zeitverschwendung. Auch das gibt es bis in die angeblich frömmsten Familien hinein gibt es das. Ich merke auch, wie schwer das für mich als Vater ist. Wenn die Kinder nach einem langen Tag Aufmerksamkeit brauchen und das auch deutlich machen. Wenn sie mir etwas erzählen wollen, obwohl mir noch so viele andere Dinge durch den Kopf gehen, die ich an dem Tag schon gehört habe. Bei unseren irdischen Vätern haben wir unterschiedliche Dinge erlebt. Zuwendung, aber eben auch Desinteresse, Zurückweisung, wenn wir ihre Wärme dringend gebraucht hätten. Von Gott heißt es, dass er der rechte Vater ist über alle seine Geschöpfe. (Epheser 3,15). Zu ihm haben wir immer Zugang und bei ihm gibt es Heilung für die verwundete Seele. Diese Heilung brauchst du, wenn du verletzt bist, weil dein leiblicher Vater dich abgewiesen hat. Du brauchst sie, damit du deinen Zugang zu Gott erleben kannst. Und mach das nicht mit dir alleine ab. Das Priestertum aller Glaubenden heißt nicht: das Einzelgängertum aller Glaubenden. 4
Die Meinung gibt es ja auch: weil wir keinen Priester mehr brauchen, kann jeder seine Sache mit seinem Herrgott alleine erledigen. Aber das geht bei weitem nicht immer. Priester sind wir niemals in eigener Sache, nur für uns selbst. Priester sind wir immer nur für andere und füreinander Das ist unsere hohe Berufung. Und die führt uns auf: 3. Das weite Arbeitsfeld, das Gott uns anvertraut. Heilige Priesterschaft, die geistliche Opfer bringt. Nach der alten Ordnung brachten die Priester Tieropfer dar. Nach dem Neuen Testament bringen wir Gott andere Opfer: Unseren Dank und unser Lob. Wenn wir uns vor anderen Menschen zu ihm bekennen. Wenn wir für andere Menschen solche Brückenbauer werden. Brücken können wir auf zwei Weisen bauen: Von unserem Herrn reden und für andere Menschen in Bitte und Fürbitte eintreten. Das sind die vornehmsten priesterlichen Aufgaben: Anderen Menschen von Jesus erzählen wie auch immer. Manch einer kann das sehr wortgewandt. Ein anderer redet durch seine Taten und lässt nur hin und wieder ein Wort über seinen Glauben fallen. Aber das ist die Aufgabe der Priester: andere auf Jesus aufmerksam machen und ihnen helfen, den Glauben selbst zu leben. Beten, dass die einen wie die anderen ihre Berufung erkennen, wahrnehmen und ausfüllen. Es gibt so viele Möglichkeiten, als Gottes Brückenbauer in dieser Welt zu wirken. Und für jeden von uns hat Gott Möglichkeiten vorgesehen. Denn jedem von uns gilt 1. die große Gnade, die uns einen neuen Namen gibt. (wer sie kennt, kommt in:) 2. die hohe Berufung, in die Gott uns stellt (wer die hohe Berufung annimmt, betritt:) 3. das weite Arbeitsfeld, das Gott uns anvertraut. Amen 5