Rat und Hilfe bei Asthma bronchiale. Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams



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Transkript:

Rat und Hilfe bei Asthma bronchiale Wichtige Informationen zur Erkrankung Ein Service Ihres Versorgungsteams

Inhalt Asthma was ist das? 4 Wie funktioniert die Atmung? 5 Überprüfen Sie Ihre Atemfunktion 6 Ihre Asthmasymptome 8 Die richtige Inhalationstechnik 8 Maßnahmen im Notfall 9 Medikamentöse Therapie 10 Beim Arzt 12 Die Lungenfunktionsprüfung 13 Gut leben mit Asthma 14 Das Asthma-Gesundheitsquiz 18 Zum Schluss 18 Weitere Informationen 19 Sämtliche medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren maßgeblich auf der für Asthma bronchiale geltenden DMP-Richtlinie, der evidenzbasierte Leitlinien zugrunde liegen. Unsere Broschüre wurde für Sie von einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern verfasst. Um unsere Broschüren schneller und einfacher lesbar zu machen, unterscheiden wir nicht zwischen weiblicher und männlicher Schreibweise. 2

Asthma bronchiale Liebe Leser, wer seine Ziele konsequent verfolgt, dem sagt man einen langen Atem nach. Vor einer kleinen Mutprobe holen wir erst einmal tief Luft und manchmal ahnen wir, dass etwas in der Luft liegt. Vieles in unserer Alltagssprache, viele Redensarten beziehen sich auf das Atmen oder die Luft. Sie als Asthmatiker wissen, welche Bedeutung hinter diesen Redewendungen steckt. Sie wissen nur zu genau, wie es ist, wenn einem tatsächlich die Luft wegbleibt. Da bis heute nicht genau bekannt ist, warum Menschen, die an Asthma leiden, auf bestimmte Auslöser oder Situationen (sogenannte Trigger) mit Husten und Atemnot reagieren, hat man bisher noch keine vollständigen Heilungsmöglichkeiten gefunden. Mit einer guten Behandlung können sie in den meisten Fällen jedoch nahezu beschwerdefrei bleiben. Ein wichtiger Baustein hierbei ist die medikamentöse Therapie, die Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt abstimmen. Die entscheidenden Erfolgsgaranten sind aber Ihr richtiges Gesundheitsverhalten und Ihr Engagement. Ist Ihr Kind betroffen, besteht sogar die Chance, dass sich das Asthma mit der Pubertät verliert. Werden Sie zum Asthma-Experten und sichern Sie sich dadurch jeden Tag ein Stück Lebensqualität. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei! Ihr KKH Versorgungsteam 3

Asthma was ist das? Asthma genauer gesagt Asthma bronchiale ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die immer einhergeht mit einer Überempfindlichkeit der Bronchien (Luftwege) und einer erschwerten Ausatmung. Asthma tritt überwiegend anfallsweise auf, in seltenen Fällen ist es auch konstant vorhanden. Auslöser (sogenannte Trigger) sind meistens Stoffe wie Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben in Kombination mit einer genetisch bedingten Veranlagung. Aber auch Kälte, Infekte, Stress oder Medikamente können Auslöser sein. Die Folge ist eine übermäßige allergische Reaktion des Körpers. Hierbei reagieren die Bronchialschleimhäute mit heftigen Entzündungszeichen: Die Schleimhaut, mit der die Bronchien von innen ausgekleidet sind, wird stärker durchblutet, sie schwillt an und bildet einen zähen Schleim. Diese Faktoren führen dazu, dass sich der Durchmesser der Bronchien verengt und die Atmung erschwert wird. Die vermehrte Schleimbildung in den Bronchien löst einen stärkeren Hustenreiz aus und durch die Verengung der Bronchien entsteht beim Ausatmen das typische pfeifende oder zischende Atemgeräusch (sogenanntes Giemen). Das Ausatmen der verbrauchten Luft ist erschwert. Zusätzlich setzt ein Engegefühl in der Brust die körperliche Belastbarkeit herab. Normale Bronchiole Muskelfasern Schleim Bronchial-Schleimhaut Verengte Bronchiole Normale und verengte kleine Atemwege (Bronchiolen) mit verkrampfter Bronchialmuskulatur Dieser Vorgang kann zu massiver Atemnot führen, so dass keine ausreichende Sauerstoffversorgung der Organe mehr möglich ist. Der Körper versucht, dies durch häufigere Atemzüge auszugleichen. Betroffene empfinden diese Situation oft als lebensbedrohlich. Typischerweise treten diese Symptome anfallartig ohne Vorankündigung auf und können in einen Asthmaanfall münden. Pseudokrupp Pseudokrupp ist eine Atemwegskrankheit, die wie Asthma anfallsweise auftritt. Sie betrifft vor allem kleine Kinder bis drei Jahre. Die Anzeichen sind Heiserkeit und ein auffallend bellender Husten, der vorzugsweise in der Nacht auftritt. Begleitet wird er von zischenden, fauchenden oder pfeifenden Atemgeräuschen, die im Gegensatz zu Asthma bei der Einatmung auftreten. Aufgrund der gestörten Atmung kann es zu einer Blauverfärbung der Lippen kommen. Manchmal haben die Kinder auch Fieber. Die Kinder verspüren Atemnot, sind sehr unruhig und haben Angst, der Puls rast. Beim Pseudokrupp liegt eine akute Schwellung der Schleimhaut unterhalb des Kehlkopfdeckels vor. Sie führt zu einer Verengung der Stimmritze, des Eingangs zur Luftröhre. Kleinkinder sind be troffen, weil bei ihnen der Kehlkopf besonders eng ist. Bei einem Kind, das bereits an Asthma erkrankt ist, kann ein Pseudokrupp- Anfall schwerer verlaufen als üblich. Durch die Behandlung können die Beschwerden jedoch in der Regel innerhalb eines oder zweier Tage beherrscht werden. Eltern betroffener Kinder sollten die Be schwerden kennen und mit ihrem Arzt besprechen, was im Fall eines Pseudokrupp- Anfalls zu tun ist.

Wie funktioniert die Atmung? Die eingeatmete Luft gelangt über die oberen Atemwege (Nase, Mund, Rachen, Kehlkopf) in die Luftröhre. Die Luftröhre teilt sich in zwei Hauptäste, die sogenannten Hauptbronchien, die jeweils in die rechte und die linke Lunge münden. Die Hauptbronchien verzweigen sich wiederum in immer feiner werdende Zweige (Bronchiolen). Daher sehen die Bronchien wie ein auf dem Kopf stehender Baum aus. Die Lungenbläschen (Alveolen) stellen gewissermaßen die Blätter dar und sorgen für den Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid. Die feinen Bläschen sind umschlossen von vielen kleinen Blutgefäßen, die über die hauchdünne Haut der Alveolen den lebenswichtigen Sauerstoff in das Blut übernehmen und gleichzeitig das Kohlendioxid als Abfallprodukt abgeben, damit es ausgeatmet werden kann. Zwerchfell Einatmung Ausatmung Bewegungen des Zwerchfells bei der Ein- und Ausatmung Der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid findet nur in den Lungenbläschen statt. Deswegen ist es lebenswichtig und zur Versorgung aller Organe notwendig, dass die Atemluft ungehindert ein- und ausströmen kann. Damit ein Nichtasthmatiker schnell und eindringlich nachvollziehen kann, wie Sie sich bei einem Asthmaanfall fühlen, gibt es eine einfache Übung: Lassen Sie ihn durch einen Strohhalm ein- und ausatmen. 5

Überprüfen Sie Ihre Atemfunktion Eine einfache Methode, mit der Sie Ihre Atemfunktion selbst überprüfen können, ist die sogenannte Peak-Flow-Messung. Das Peak-Flow-Meter ist ein kleines handliches Gerät, in das Sie hineinpusten und das dann die Geschwindigkeit des Luftstroms misst. Je weiter Ihre Bronchien sind, desto kräftiger ist der Atemstoß und desto höher Ihr gemessener Wert. Wichtig ist, dass Sie Ihren Peak-Flow-Wert regelmäßig und am besten immer zur gleichen Tageszeit messen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie oft bzw. in welchen Situationen die Messung für Sie sinnvoll ist. Protokollieren Sie die Werte, um den Verlauf zu beobachten, und notieren Sie sich auch Besonderheiten wie z. B. eine zusätzliche Einnahme von Medikamenten. Mein persönlicher Bestwert: l/min Messen Sie mindestens 14 Tage lang Ihren Peak- Flow und notieren Sie die Werte mindestens drei - mal täglich. Der höchste Wert, den Sie immer wieder erreichen, ist Ihr persönlicher Bestwert. Wir emp feh len, zur Bestimmung des Bestwerts den Morgenwert zu verwenden, da dieser üblicherweise niedriger (also schlechter) ist als die Werte im weiteren Tagesverlauf. Diese Messmethode kann gleichermaßen bei Kindern ab fünf Jahren angewendet werden. Wie Sie richtig messen: Bringen Sie den Zeiger des Peak-Flow-Meters auf null. Stellen Sie sich aufrecht hin und halten Sie das Gerät gerade bzw. waagerecht. Atmen Sie möglichst tief ein. Umschließen Sie das Mundstück mit Ihren Lippen. Atmen Sie nun kräftig und schnell in das Messgerät aus. Achtung: Entscheidend ist die Geschwindigkeit, mit der die Luft ausgeatmet wird! Wussten Sie schon? In einer stabilen Phase verändern sich die Peak-Flow-Werte im Laufe eines Tages nur gering. Verschlechtert sich die Situation der Atemwege, kommt es zu größeren Schwankungen. Peak-Flow-Messung 1. Ausgangsposition: Zur Vorbereitung das Mundstück in den Mund nehmen und mit den Lippen kräftig umschließen. Mundstück Anzeigenmarke Peak-Flow-Meter Die gleitende Anzeigenmarke gibt den Wert an. 2. Ausatmen: Zur Messung kräftig und schnell ausatmen. 6

So errechnen Sie Ihre Grenzwerte: Grüne Zone Nehmen Sie den persönlichen Bestwert Ihrer Peak-Flow-Messungen und multiplizieren diesen mit 0,80 (= 80 %). Damit erhalten Sie den unteren Grenzwert für die grüne Zone. Morgenwert besser als 80 % Ihres persönlichen Bestwerts: l/min Freie Fahrt! Ihre Atemwege sind stabil. Mit dem gleichen Verfahren erhalten Sie auch Ihren persönlichen unteren Grenzwert für die gelbe Zone: persönlicher Bestwert x 0,50 (= 50 %) Gelbe Zone Morgenwert zwischen 50 und 80 % Ihres persönlichen Bestwerts: l/min bis l/min Achtung! Ihre Atemwege sind labil, jetzt müssen Sie reagieren. Steigern Sie, wie mit Ihrem Arzt besprochen, die Menge der Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen. Rote Zone und Ihren individuellen Notfallwert: persönlicher Bestwert x 0,49 (= 49 %). Morgenwert geringer als 50 % Ihres persönlichen Bestwerts: l/min Stopp Notfall! Sie müssen sofort handeln. Nehmen Sie sofort Ihre Notfallmedikamente ein! Messen Sie nach 20 Minuten erneut; ist der Wert nicht angestiegen, dann rufen Sie einen Notarzt. 7

Ihre Asthmasymptome Atemgeräusche (Pfeifen, Brummen, Giemen) Weitere Symptome, die Ihnen oder Ihrem Kind auffallen: Husten Engegefühl in der Brust Atemnot Auswurf Müdigkeit Fieber Verminderte Belastbarkeit Niedergeschlagenheit Die richtige Inhalationstechnik Damit ein Asthma-Medikament optimal wirken kann, ist es wichtig, dass Sie es richtig anwenden. Dies erscheint zunächst kinderleicht, doch oftmals stimmt die Technik vielleicht dann doch nicht so ganz und Sie und Ihr Arzt wundern sich, dass Ihre Beschwerden sich nicht bessern. Im Beipackzettel Ihres Asthmamedikamentes wird Ihnen die richtige Inhalationstechnik ausführlich und mit Abbildungen beschrieben. Lesen Sie sich diesen und besonders den Teil zur Inhalationstechnik sorgfältig durch. Melden Sie darüber hinaus sich und ggf. auch Ihr Kind zur Asthma-Schulung an (siehe Seite 15). Hier werden Ihnen die Inhalationstechniken ausführlich gezeigt. Fragen Sie Ihren Arzt nach Terminen und lassen Sie ihn zusätzlich Ihre Inhalationstechnik überprüfen. Auch in der Apotheke können Sie immer noch einmal nachfragen. Wie man die verschiedenen Inhalationsgeräte anwendet, finden Sie auch im Internet auf den Websites der Deutschen Atemwegsliga unter: www.atemwegsliga.de/richtig-inhalieren.html und www.youtube.com/user/atemwegsliga 8

Maßnahmen im Notfall Ein Asthmaanfall kann sich unterschiedlich schnell entwickeln. Da eine sehr rasche Entwicklung nicht ungewöhnlich ist, sollten Sie und Ihre Angehörigen auf diese Situation vorbereitet sein und Erstmaßnahmen einleiten können. Ihr Arzt wird genau erklären, was zu tun und was ungünstig ist: Beispielsweise ist die Einnahme eines Beruhigungsmittels oder bestimmter Hustenmittel in einer solchen Situation gefährlich. Der akute Anfall äußert sich in: spürbar behinderter Atmung, pfeifenden oder zischenden Geräuschen beim Ausatmen (Giemen), Keuchen, Husten, vor allem nachts, Bildung von zähem, glasigem Schleim, Atemnot, Beklemmungsgefühlen in der Brust, oft auch Angst. Notruf: 112 oder Telefon Tritt ein Asthmaanfall bei einem Kind auf, und das Kind leidet unter starker Luftnot und kann ggf. nicht mehr richtig sprechen, ist sofort ein Notarzt zu rufen! Im Notfall Europaweit ist die 112 im Notfall der direkte Draht zu schneller Hilfe egal ob vom Festnetz oder vom Handy. Die Nummer ist in ganz Europa kostenlos und immer zu erreichen. Meine Maßnahmen im Notfall: Ein schwerer Anfall, der zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel führen kann, ist an folgenden Zeichen zu erkennen: Die Haut verfärbt sich bläulich. Die Atmung erscheint schnappend und schnell. Der Brustkorb wirkt deutlich erweitert ( aufgebläht ), die Schultern werden hochgezogen, eventuell zeigen sich bei jedem Atemzug Einziehungen zwischen den Rippen. Der Betroffene ist erschöpft und kaum fähig zu sprechen. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben! Messen Sie den Peak-Flow-Wert sofern möglich. Zeigt sich Ihr persönlicher Notfallwert (s. Seite 7), führen Sie folgende weitere Maßnahmen durch: Nehmen Sie eine atemerleichternde Körperhaltung ein, z. B. den Kutschersitz, und atmen Sie mit Lippenbremse aus. Nehmen Sie sofort Ihre Notfallmedikamente ein! Messen Sie nach 20 Minuten erneut den Peak- Flow-Wert. Steigt er nicht um mindestens 40 bis 50 l/min, dann rufen Sie einen Notarzt. Lippenbremse * Kutschersitz * * PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie Asthma, 2. Auflage Version 1.3, Juli 2011, S. 60/61 2009 ÄZQ 9

Medikamentöse Therapie Bei der Behandlung Ihrer Asthmabeschwerden sind Medikamente ein wichtiger Baustein. Sie ermöglichen Ihnen Beschwerdefreiheit und helfen Ihnen, Verschlechterungen vorzubeugen. In der Therapie des Asthmas wird üblicherweise ein Stufenplan eingesetzt, nach dem Medikamente dem Schweregrad der Erkrankung angepasst werden. Die Therapie besteht in der regelmäßigen Anwendung langwirksamer, entzündungshemmender Medikamente (Dauermedikation) und der Anwendung schnell wirksamer, atemwegserweiternder Medikamente, die bei Bedarf eingesetzt werden (Bedarfsmedikation). Atemwegserweiternde Wirkstoffe Sie werden inhaliert, erweitern schnell die verengten Bronchien und entschärfen so Notfallsituationen. Sie wirken aber nicht entzündungshemmend auf die Atemwege. Beta-2-Sympathomimetika (kurz: Betamimetika) Es gibt kurz wirkende Betamimetika, die als schnell wirksame Bedarfsmedikamente bei akuter Atemnot eingesetzt werden (z. B. Salbutamol, Terbutalin und Fenoterol). Daneben gibt es lang wirkende Betamimetika (z. B. Salmeterol, Formoterol), die als Dauermedikamente eingesetzt werden. Wenn Sie ein schnell wirksames Betamimetika-Spray als Bedarfsmedikation häufiger anwenden müssen, ist das ein Zeichen für eine schlecht eingestellte Asthmatherapie. Als Nebenwirkungen können bei zu häufigem Gebrauch Herzrasen, Zittern der Hände und innere Unruhe auftreten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über bessere Therapiemöglichkeiten. Im Notfall Führen Sie Ihr Spray mit schnell wirksamen Wirkstoffen (Beta-2-Sympathomimetika) für den Notfall immer bei sich. 10

Anticholinergika Sie erweitern die Atemwege, reduzieren zusätzlich die Schleimbildung in den Atemwegen und lösen Verkrampfungen der Bronchialmuskulatur (z. B. Ipratropiumbromid). Auch sie werden inhaliert. Als Nebenwirkung kann gelegentlich ein bitterer Geschmack und/oder Mundtrockenheit auftreten. Selten kommt es zum Husten nach der Inhalation. Theophyllin Erweitert die Atemwege und verhindert außerdem, dass der Körper Substanzen freisetzt, die eine Entzündung fördern. Zur vorbeugenden Dauertherapie gibt es langsam den Wirkstoff freisetzende Kapseln, Tabletten und Tropfen (bei Schluckbeschwerden). Theophyllin wirkt schwächer als Betamimetika und Anticholinergika. Der Einsatz erfolgt daher nur in begründeten Einzelfällen. Zu den Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit, Unruhe und Zittern. Um eine Überdosierung und Nebenwirkungen zu vermeiden, ist die periodische Messung der Theophyllin-Menge im Blut empfehlenswert. Entzündungshemmende Wirkstoffe Sie verbessern langfristig den Zustand der Lunge. Kortison Entsteht auch natürlicherweise im Körper und wird bei der Asthmatherapie als Spray zur Dauertherapie oder als Tablette in Notfallsituationen und bei schwerem Asthma bronchiale eingesetzt. Der Einsatz von Kortison reduziert die chronische Entzündungsbereitschaft der Bronchien. Voraussetzung ist, dass Sie das Spray regelmäßig in der verordneten Dosierung einnehmen. So können Sie akuten Verschlechterungen, Notfallbehandlungen und Krankenhausaufenthalten vorbeugen. Leukotrien-Rezeptorantagonist (kurz: Anti-Leukotriene) Leukotriene sind körpereigene Stoffe, die beim Asthma entzündliche Reaktionen auslösen. Dieses Wissen wurde genutzt, um Wirkstoffe zu entwickeln, die die Bildung der Leukotriene behindern bzw. Stellen blockieren, an denen diese entzündliche Reaktionen auslösen. Die Tabletten müssen regelmäßig eingenommen werden und verursachen nur selten Kopfschmerzen oder Magenbeschwerden. Hyposensibilisierung In manchen Fällen prüft der Arzt den Nutzen einer sogenannten Hyposensibilisierung. Diese Behandlung kann bei allergisch bedingtem Asthma angewendet werden, wenn die Beschwerden trotz Meidung der verursachenden Auslöser und medikamentöser Behandlung nicht ausreichend beseitigt werden können. In diesem Fall bietet sich unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, mit Hilfe von Injektionen den Körper unempfindlich gegen die Auslöser des allergischen Asthmas zu machen. Anti-IgE-Antikörper Bei nicht ausreichend kontrollierbarem, allergischem Asthma bronchiale sollte geprüft werden, ob eine medikamentöse Behandlung mit Anti-IgE-Antikörper erfolgen kann. Bei symptomfreiem Asthma über drei Monate oder länger sollte eine Reduktion der Therapie erwogen werden. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Auch wenn eine Erleichterung der Atmung nicht sofort spürbar ist, ist eine regelmäßige Anwendung Ihrer entzündungshemmenden Medikamente sehr wichtig. Das Spray gelangt bei der Inhalation direkt in die Lunge und nur zu geringen Anteilen ins Blut. Das reduziert die Nebenwirkungen deutlich, die vorwiegend lokal auftreten. Am häufigsten sind Heiserkeit und ein Pilzbefall der Mundschleimhaut. Spülen Sie Ihren Mund deswegen nach jeder Anwendung aus. Putzen Sie sich die Zähne oder essen Sie etwas. Die Einnahme von Kortisontabletten ist manchmal kurzzeitig (1 2 Wochen) erforderlich. Nur in seltenen Fällen werden über einen längeren Zeitraum niedrige Dosierungen eingesetzt. Vor der Behandlung mit Kortison braucht heute niemand mehr Angst zu haben. 11

Beim Arzt Regelmäßige Arzttermine beim Hausarzt sind ein wichtiger Baustein für Ihr Asthma-Management. Nutzen Sie Ihre Besuche nicht nur zur regelmäßigen Untersuchung Ihrer Lunge. Nutzen Sie die Gelegenheit, mehr über Ihre Erkrankung, die Behandlung und den Verlauf zu erfahren. Je mehr Sie wissen, desto besser können Sie etwas gegen das Asthma tun und Ihr Leben aktiv und genussvoll gestalten. Schreiben Sie Ihre Fragen auf und nehmen Sie diese beim nächsten Kontrolltermin einfach mit. Fragen Sie Ihren Arzt z. B.: Was kann ich noch tun, damit ich mich besser fühle? Wie oft bestimme ich meinen Peak-Flow-Wert? Welche meiner Medikamente wirken atemwegserweiternd, welche entzündungshemmend? Welche meiner Medikamente wirken schnell, welche nur bei langfristiger Anwendung? Wo und wann kann ich an einer Asthmaschulung teilnehmen? Welche Sportarten kann bzw. sollte ich ausüben? Was sollte ich auf (Flug-)Reisen beachten (z. B. Klima, Aufenthalt im Gebirge)? Wie erreiche bzw. halte ich mein Normalgewicht? Was kann ich gegen Niedergeschlagenheit und Inaktivität tun? Kann ich die Dosierung meiner Arzneimittel reduzieren? Sollte ich einen Facharzt aufsuchen? In den folgenden Fällen wird Ihr Arzt eine Überweisung zum Facharzt prüfen bzw. veranlassen: Trotz intensivierter Behandlung ist kein ausreichender Erfolg abzusehen. Es ist eine Dauerbehandlung mit Glukokortikosteroid-Tabletten (Kortison) erforderlich. Es erfolgte eine Notfallbehandlung. Es soll abgeklärt werden, ob die antientzündliche Dauertherapie beendet werden kann. Begleitkrankheiten wie eine COPD, eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung oder wiederkehrender Pseudokrupp sind hinzugekommen. Es besteht der Verdacht auf eine allergische oder berufsbedingte Ursache des Asthmas. Verschlechterung des Asthmas in der Schwangerschaft Einleitung einer Therapie mit Anti-IgE-Antikörpern In den folgenden Fällen wird Ihr Arzt eine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus veranlassen: Bei Verdacht auf einen lebensbedrohlichen Anfall Bei einem schweren Anfall, der trotz umgehender Behandlung nicht ausreichend beherrscht ist In diesen Fällen wird Ihr Arzt prüfen, ob eine Einweisung in ein Krankenhaus geboten ist: Bei Schwangeren mit Asthma, wenn eine Gefährdung des Ungeborenen besteht Bei Verdacht auf eine schwere Lungeninfektion Meine eigenen Fragen: Informieren Sie Ihren Arzt immer über alle Medikamente, die Sie einnehmen. Auch Heilkräuter und Naturheilmittel können unerwünschte Wirkungen auf die verordneten Medikamente ausüben. Dies ist insbesondere wichtig, wenn Sie Theophyllin einnehmen. 12

Erwachsene: bei Absinken des Peak-Flows unter ca. 30 % des persönlichen Bestwertes bzw. unter 100 l/min, einer Atemfrequenz von mehr als ca. 25 pro Minute, einer Sprech-Dyspnoe (Atemnot durch Sprechen) und/oder einer deutlichen Abschwächung des Atemgeräusches Kinder und Jugendliche: bei Absinken des Peak- Flows unter ca. 50 % des persönlichen Bestwertes, bei fehlendem Ansprechen auf kurz wirksame Beta-2-Sympathomimetika, bei einem deutlichen Abfall der Sauerstoffsättigung, einer Sprech- Dyspnoe (Atemnot durch Sprechen), bei Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, einer deutlichen Zunahme der Herz- und Atemfrequenz und/oder einer deutlichen Abschwächung des Atemgeräusches Ihr Arzt wird eine Rehabilitation in Betracht ziehen, wenn: Sie beispielsweise trotz einer umfassenden Behandlung unter schweren Formen des Asthmas leiden, seelische und soziale Belastungen vorliegen oder schwere medikamentös bedingte Folgekomplikationen aufgetreten sind. Bei Kindern und Jugendlichen wird der Arzt auch dann eine Rehabilitationsbehandlung erwägen, wenn aufgrund des Asthmas Störungen der Entwicklung oder Leistungsfähigkeit drohen. In allen weiteren Fällen entscheidet Ihr Arzt, inwieweit er eine Krankenhauseinweisung für erforderlich hält. Die Lungenfunktionsprüfung Als Asthmatiker sind Ihnen die Lungenfunktionsprüfungen bei Ihrem Arzt bereits vertraut. Damit Sie besser verstehen, was Ihr Arzt macht, möchten wir Ihnen die verschiedenen Untersuchungen kurz vorstellen und erläutern. Die Bodyplethysmographie (große Lungenfunktion) ist die genaueste Lungenfunktionsprüfung. Durch diese lässt sich feststellen, welche Luftmenge nach der Ausatmung noch in der Lunge verbleibt. Zudem wird der Atemwiderstand ermittelt, wodurch sich die Atemwegsweite bzw. -verengung erkennen lässt. Der Bronchospasmolysetest wird im Rahmen einer Spirometrie durchgeführt. Nach der ersten (Basis-) Messung wird ein bronchienerweiterndes Medikament gegeben und dann erneut gemessen. Anhand der Ergebnisse kann bei unsicherer Diagnose festgestellt werden, ob Asthma oder eine chronische Bronchitis (COPD) besteht. Mit dem Test erfahren Sie auch, ob das verwendete Medikament Ihre Bronchien ausreichend erweitert und für eine Behandlung bei Ihnen geeignet ist. Bei der Spirometrie (kleine Lungenfunktionsprüfung) werden die Luftmengen beim Ein- und Ausatmen gemessen. Mit dieser Funktionsprüfung lassen sich verschiedene Messungen durchführen, wobei die Einsekundenkapazität (FEV1) und die Vitalkapazität (VK) die wichtigsten sind. Die Einsekundenkapazität (FEV1) ist die Luftmenge, die nach maximaler Einatmung bei kräftigster Ausatmung in der ersten Sekunde ausgeatmet wird. Vitalkapazität (VK) ist die Menge an Luft, die nach maximaler Einatmung maximal ausgeatmet werden kann. Atemzugvolumen (AZV) ist die Menge an Luft, die bei normaler Ein- und Ausatmung gemessen wird. Inspiratorisches Reservevolumen (IRV) ist die Menge an Luft, die nach normaler Einatmung noch zusätzlich eingeatmet werden kann. Exspiratorisches Reservevolumen (ERV) ist die Menge an Luft, die nach normaler Ausatmung noch zusätzlich ausgeatmet werden kann. Inspiratorische Kapazität (IK) ist die Menge an Luft, die nach normaler Ausatmung maximal eingeatmet werden kann. 13

Gut leben mit Asthma Asthma ist eine chronische Erkrankung, daher sollten Sie sich mit allen Möglichkeiten vertraut machen, die Ihnen den Alltag erleichtern. So können Sie trotz der Erkrankung Ihre Lebensqualität beibehalten oder sogar steigern. Außerdem: Eine gute Asthmatherapie kann lebensverlängernd sein. Die nächsten zehn Punkte sollen Ihnen dabei helfen, alle für Sie jetzt wichtigen Aktivitäten gut im Blick zu behalten: 1. Nehmen Sie Ihre Medikamente ein. Das Wichtigste, was Sie tun können, um Ihre Asthmaerkrankung gut zu kontrollieren, ist, Ihre Dauermedikamente regelmäßig und in der verschriebenen Dosierung einzunehmen. Denn wenn Sie diese absetzen, treten die Asthmabeschwerden wieder verstärkt auf (s. Seite 12). Hierbei ist die richtige Anwendung des Inhalationssprays besonders wichtig. Sprechen Sie mindestens einmal im Jahr mit Ihrem Arzt und zeigen Sie ihm, wie Sie Ihr Spray oder Pulver benutzen, denn die Inhalationstechnik entscheidet darüber, ob der Wirkstoff die Bronchien oder nur Mund oder Hals erreicht (s. Seite 8). Bedenken Sie, dass Medikamente nur wirken können, wenn Sie den Inhalierapparat (Inhaler) richtig verwenden. Beachten Sie bitte außerdem: Ein neues Medikament bedeutet ggf. einen neuen Inhaler und eventuell eine neue Inhalationstechnik. Sorgen Sie immer dafür, ausreichend Medikamente auch auf Vorrat zu haben. Das ist vor allem bei Ihren Bedarfsmedikamenten, die Sie z. B. aufgrund einer Pollenallergie nur zu bestimmten Jahreszeiten brauchen, wichtig. 2. Bestimmen Sie den Auslöser. Ist Ihr Asthma allergisch bedingt, sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt den Auslösern (Allergenen) auf die Spur kommen. Hierfür kommen verschiedene Tests, die bei einem Facharzt für Allergologie durchgeführt werden sollten, in Frage. Darüber hinaus sollten Sie in dieser Phase ein Tagebuch führen, 14

in dem Sie allergische Reaktionen und vorausgegangene Aktivitäten dokumentieren. Es fällt dann leichter, Rückschlüsse auf die Auslöser zu ziehen. Sind die Allergene oder andere äußere Einflüsse (Trigger) bekannt, können Sie sich und Ihre Atemwege schützen. Das Zauberwort heißt Allergenkarenz eine nebenwirkungsarme Therapiemaßnahme: Vermeiden Sie Stoffe (z. B. Pollen, Rauch, Staub, Tierhaare), Situationen und Umstände (Stress, kalte Luft), die Beschwerden oder sogar einen Asthmaanfall auslösen können. Auch wenn dies im Alltag manchmal schwierig ist, lohnt sich der Aufwand. Ausnahme: Wenn Asthma durch körperliche Belastungen ausgelöst wird, sollte man auf Aktivität nicht verzichten, sondern diese ganz gezielt trainieren. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrem KKH Versorgungsteam, wie Sie sich am besten schützen können. Hierfür ist es notwendig, dass Sie Ihre ganz persönlichen Trigger kennen. Meine Trigger: Wenn Sie nicht genau wissen, auf welche Stoffe (Allergene) Sie mit allergischem Asthma reagieren, lassen Sie einen Allergietest machen. Allergene zu vermeiden ist die beste Medizin. 3. Gehen Sie zur Impfung. 4. Besuchen Sie eine Asthmaschulung. Bei einer Asthmaschulung lernen Sie viele wichtige Fähigkeiten, die Sie gut im Alltag nutzen können: die richtige Anwendung des Inhalationssprays oder -pulvers, die richtige Hustentechnik, unterstütz - ende Atemtechniken und atemerleichternde Körperhaltungen. Selbstverständlich erhalten Sie auch wichtige Informationen über die Wirkungsweise Ihrer Medikamente und darüber, welche Maßnahmen bei einem Asthmaanfall für Sie wichtig sind. Darüber hinaus treffen Sie Gleichgesinnte zum Erfahrungsaustausch. Fragen Sie Ihren Arzt, wo in Ihrer Region eine geeignete Patientenschulung (z. B. NASA Nationales Ambulantes Schulungsprogramm für erwachsene Asthmatiker) angeboten wird. Für Kinder gibt es spezielle Asthmaschulungen. Hier lernen sie spielerisch Ursachen und Krankheitsmechanismen kennen. Sie üben, wie sie sich im Notfall verhalten können. Dazu gehören neben dem Wissen über die Erkrankung auch praktische Strategien wie bestimmte Atemtechniken oder Entspannungsübungen. Auf diese Weise erlebt Ihr Kind, dass es die Symptome kontrollieren kann die damit viel von ihrem Schrecken verlieren. Wenn Ihr Kind beispielsweise weiß, wie es mithilfe der Lippenbremse einen Asthmaanfall in den Griff bekommt, hat es weniger Angst. Nicht nur Ihr Kind, auch Sie als Eltern lernen im Rahmen solcher Schulungen viel über den Umgang mit der Krankheit. Für Eltern bedeutet das vor allem: loslassen. Dass Sie sich als Eltern eines chronisch kranken Kindes Sorgen machen und Ihr Kind behüten wollen, ist verständlich. Je gelassener und souveräner Sie jedoch mit der Erkrankung umgehen, desto besser für Ihr Kind. Infekte verschlechtern häufig die Asthmasymptome. Impfungen können Sie davor schützen. Lassen Sie sich deshalb jährlich im Herbst gegen Grippe (Influenza) impfen. Eine einmalige Pneumokokken-Schutzimpfung, die ggf. nach 5 Jahren aufgefrischt wird, kann Sie vor gefährlichen Komplikationen durch Lungenentzündungen schützen. 15

5. Behalten Sie Ihre Symptome im Auge. Entwickeln Sie Ihr persönliches Frühwarnsystem. Dokumentieren Sie mögliche Auslöser und jede Veränderung Ihrer Asthmasymptome (z. B. in einem Asthmatagebuch) und lernen Sie Ihre Frühwarnsymptome kennen. Beobachten Sie: Verändert sich mein Auswurf? Fühle ich mich müde? Lässt meine körperliche Belastbarkeit nach? Weist mein Peak- Flow-Wert im Tagesverlauf größere Schwankungen auf? So können Sie Ihre Situation besser einschätzen und frühzeitig bei Verschlechterungen gegensteuern. Je mehr Details und Zusammenhänge Sie kennenlernen, desto eher sind Sie vor Überraschungen geschützt. In einer stabilen Phase verändern sich die Peak- Flow-Werte im Laufe eines Tages nur gering. Verschlechtert sich die Situation der Atemwege, kommt es zu größeren Schwankungen. Erstellen Sie einen Notfallplan: Für einen Asthmatiker ist es besonders wichtig, auf den Notfall einen Asthmaanfall gut vorbereitet zu sein. Dadurch fühlen Sie sich im Alltag sicherer und die Notfallsituation verliert viel von ihrem Schrecken. Entwickeln Sie dafür gemeinsam mit Ihrem Arzt Ihren persönlichen Maßnahmenplan so sehen Sie im Notfall auf einen Blick, was Sie tun sollen. Mit Hilfe des Ampelschemas (s. Seite 7) können Sie Ihre aktuelle gesundheitliche Verfassung besser einschätzen und bei Veränderungen rechtzeitig gegensteuern. 16

6. Kommen Sie in Bewegung. Sportliche Aktivitäten steigern die körperliche Leistungsfähigkeit und das Lebensgefühl. Sie sind für jeden Asthmatiker wichtig. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Sportart für Sie am besten geeignet ist. Generell empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Radfahren, Walking (schnelles Gehen), Wandern oder Schwimmen. Falls Sie an Anstrengungsasthma leiden, sollten Sie mit Ihrem Arzt gemeinsam ein persönliches Trai - ningsprogramm zusammenstellen, um sich beim Sport vor Atemnot zu schützen. Kinder, die in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen, leiden deutlich seltener an Asthma als Kinder von rauchenden Eltern. So ist zum Beispiel in Schottland die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Asthmaerkrankungen bei Kindern um 18 % jährlich zurückgegangen, nachdem 2006 ein Rauchverbot erlassen wurde. Schützen Sie daher unbedingt Ihr Kind vor Zigarettenrauch! Für Kinder mit Asthma ist Sport wichtig er fördert die Leistungsfähigkeit und steigert das Selbstwertgefühl. Daher ist auch die Teilnahme am Schulsport für Ihr Kind sehr empfehlenswert. Hat Ihr Kind an einer Asthmaschulung teilgenommen, fühlt es sich sicherer und weiß, wie es sich helfen kann, wenn bei sportlicher Aktivität Luftnot auftreten sollte. Informieren Sie Lehrer und Trainer, was im Notfall zu tun ist. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind immer Notfallmedikamente zur Hand hat. 9. Lernen Sie zu entspannen. Sorgen und Stress können auch zu Atemnot führen. Lernen Sie, sich zu entspannen. Durch Entspannungsübungen, z. B. aus dem Yoga oder autogenem Training, können Sie in alltäglichen Stresssituationen gelassener reagieren. Das bewusste Entspannen braucht Übung und Training. Nehmen Sie sich dafür die notwendige Zeit. Entspannungsmethoden tun auch Kindern gut. Sie sollten sie aber unter Gleichaltrigen erlernen. 10. Nehmen Sie Hilfe an. 7. Achten Sie auf Ihr Gewicht. Eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse und Ballaststoffen, aber wenig fettem Fleisch oder Wurst ist für jeden Menschen empfehlenswert. Zu viel Gewicht, vor allem Fettansammlungen am Bauch, kann die Atmung behindern. Wenn Sie zu viele Kilo auf die Waage bringen, sollten Sie nach Möglichkeit abnehmen. 8. Stoppen Sie Aktiv- und Passivrauchen. Sowohl das aktive als auch das passive Rauchen kann Asthma auslösen. Wenn Sie bereits an Asthma erkrankt sind, sollten Sie wissen, dass sich Ihre Lungenfunktion durch das Rauchen verschlechtert. Ihr Arzt unterstützt Sie professionell auf dem Weg zum Nichtrauchen. Oftmals entscheidet das soziale Netz, also die Familie sowie der Bekannten- und Freundeskreis, wie es einem gelingt, mit seiner Krankheit umzugeh en und sie dem Alltag anzupassen. Nicht jeder kann sich gleich gut auf eine chronische Erkrankung einstellen. Vertrauen Sie sich Ihrer Familie, Freunden und/oder Kollegen an und Sie werden die erforderliche Hilfe erfahren. In besonderen Situationen können Sie auch professionelle Hilfe erhalten. In vielen Regionen gibt es Interessengemeinschaften, Verbände oder Selbsthilfegruppen von Asthmakranken (s. Seite 19). Solche Gruppen können in vielerlei Hinsicht, sei es durch gemeinsame Unternehmungen, sportliche Betätigung oder auch durch den gemeinsamen Austausch bei Problemen und Schwierigkeiten, Unterstützung bieten. 17

Das Asthma-Gesundheitsquiz Die Lösungen finden Sie unten auf der Seite. Viel Spaß! 1. Was ist bei der Peak-Flow-Messung entscheidend? a) Die Geschwindigkeit der ausgeatmeten Luft b) Die Menge der ausgeatmeten Luft c) Die Temperatur der ausgeatmeten Luft 2. Mit welchem Bild lässt sich die Verzweigung der Bronchien erklären? a) Ein auf den Kopf gestellter Baum b) Eine aufgeblühte Sonnenblume c) Eine Bananenstaude 3. Wie häufig ist eine Grippe-Impfung erforderlich? a) Alle sechs Jahre im Sommer b) Alle zwei Jahre im Frühling c) Jedes Jahr im Herbst 4. Welche Wirkung haben Betamimetika (wie z. B. Salbutamol, Terbutalin und Fenoterol)? a) Entzündungshemmende Wirkung b) Atemwegserweiternde Wirkung c) Antiallergische Wirkung 5. Was ist das Hauptproblem beim Asthma? a) Das tägliche Niesen b) Die chronische Entzündungsbereitschaft der Atemwege c) Die morgendlichen Kopfschmerzen Lösungen: 1a, 2a, 3c, 4b, 5b Zum Schluss Wir hoffen, wir konnten Sie auf dem Weg zum Asthma experten ein Stück weiterbringen. Dann geht Ihnen künftig nicht mehr so schnell die Luft aus. Informieren Sie auch Ihre Familie, Bekannten und Arbeitskollegen über Ihre Erkrankung, Ihre Bedürfnisse und notwendige Maßnahmen für den Fall der Fälle, den Notfall. So können sie bei einem Asthmanotfall entsprechend reagieren und Sie unterstützen. 18

Weitere Informationen Weitere Informationen zu Ihrer Erkrankung erhalten Sie auch unter folgenden Adressen: Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V. An der Eickesmühle 15 19 41238 Mönchengladbach Telefon 02166.64 78 820 Telefax 02166.64 78 880 www.daab.de Deutsche Patientenliga Atemwegserkrankungen e. V. DPLA Adnet-Straße 14 55276 Oppenheim Telefon 06133.35 43 Telefon 06133.57 38 327 www.pat-liga.de Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen (AAK) e. V. Augustastraße 20 35745 Herborn Telefon 02772.92 870 Telefon 02772.92 879 www.aak.de Deutsche Atemwegsliga e. V. Raiffeisenstraße 38 33175 Bad Lippspringe Telefon 05252.93 36 15 Telefax 05252.93 36 16 www.atemwegsliga.de Deutsche Lungenstiftung e. V. Reuterdamm 77 30853 Langenhagen Telefon 0511.21 55 110 Telefax 0511.21 55 113 www.lungenstiftung.de Diese Broschüre soll Ihnen helfen, Ihre Erkrankung und den Sinn ärztlicher Maßnahmen besser zu verstehen. Sie ersetzt nicht den Arztbesuch. Sicher haben Sie noch weitere Fragen; nehmen Sie direkt Kontakt zu Ihrem Arzt auf oder sprechen Sie uns einfach an. Wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite. Alles Gute für Sie und Ihre Gesundheit wünscht Ihnen Ihr KKH Versorgungsteam 19

KKH Kaufmännische Krankenkasse Hauptverwaltung Karl-Wiechert-Allee 61 30625 Hannover service@kkh.de www.kkh.de F 7229 06/15