Um Gottes Willen wie du wieder aussiehst

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Transkript:

Um Gottes Willen wie du wieder aussiehst von Michael Zehender VORSPRUCH Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. In der heutigen Andacht geht es um Toleranz meinem Nächsten gegenüber. EG 630 Wo ein Mensch Vertrauen gibt EG 166 Tut mir auf die schöne Pforte EG 636 We shall overcome PSALM Psalm 36,6-10 (EG 719) Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. EHR SEI DEM VATER UND DEM SOHN GEBET Du leitest uns in deiner Gerechtigkeit und Güte, Gott, und wachst über unser Miteinander. Niemanden verlierst du aus dem Blick. Du führst über Feindschaft hinaus und gibst uns Geborgenheit bei dir. Lass uns in allen Gegensätzen dieser Welt deinen Ruf zum Frieden und zur Toleranz vernehmen. Das bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. EG 584 Meine engen Grenzen

EG 417 Lass die Wurzel unsers Handelns Liebe sein HINFÜHRUNG Im Lukas-Evangelium wird ein Gleichnis erzählt, in dem sich Äußerungen Jesu über das Anderssein und den eigenen Umgang damit finden, ein Gleichnis über Toleranz meinem Nächsten gegenüber: LESUNG 9 Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. (Lukas 18,9-14) STILLE (An dieser Stelle kann das Lied Junge von der Gruppe Die Ärzte eingespielt werden.) BESINNUNG Um Gottes Willen, sagt die Oma zu ihrem 18jährigen Enkel und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Um Gottes Willen wie siehst du denn aus? Der ganze Arm zutätowiert. Was sollen denn da die Leute denken? Kannst du nicht so sein, wie unser lieber Nachbarsjunge? Der würde so etwas nie machen. Vielleicht kommen diese Worte dem ein oder der anderen bekannt vor. Selbst gesagt oder selbst gehört. Musst du die denn färben? (So sangen 2007 auch die Ärzte und kritisierten damit in ironischer Weise einen bestimmten kleinbürgerlichen Maßstab, wie man denn auszusehen habe bzw. wie man sich zu verhalten habe.) Schnell sind wir dabei, andere zu verachten, weil sie nicht dem sogenannten Standard entsprechen: Jemand sieht anders aus, ist übersät mit Tattoos. Jemand kleidet sich anders. Jemand verhält sich anders. Jemand lebt anders. Jemand glaubt anders. Und schnell stellt sich schon das Gefühl ein: Gut, dass ich nicht so bin wie der oder die.

So auch der Pharisäer in der Bibelgeschichte: Der Pharisäer ist ein sehr gesetzestreuer, frommer Mann, gebildet, engagiert auch in sozialen Fragen des Gemeinwesens. Er spendet regelmäßig einen Teil seines Einkommens für einen guten Zweck. Dieser Pharisäer geht hinauf in den Tempel, um zu beten. Und dabei sieht er einen Zöllner, der ebenfalls betet, den Kopf nach unten gesenkt. Der Zöllner, einen Mann, der im Volk alles andere als angesehen ist, von den meisten Menschen gemieden und verachtet. Das Gefühl beim Pharisäer stellt sich schnell ein und er formuliert es als Dankgebet vor Gott: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Der Zöllner wird mit Räubern, Betrügern und Ehebrechern gleichgestellt von vornherein verachtet, weil er eben Zöllner ist, weil er nicht so lebt, glaubt, sozial engagiert ist, wie eben der Pharisäer. Gerechterweise muss man sagen: Ja, die Zöllner haben oft tatsächlich Schuld auf sich geladen, weil sie um des eigenen Vorteils willen ihren Mitmenschen mehr Geld abnahmen als vorgeschrieben. Und doch: Ohne diesen Menschen näher zu kennen, auch ohne zu überlegen oder zu fragen, was diesen Menschen zum Gebet in den Tempel treibt, verachtet ihn der Pharisäer. Nein, solch einen Menschen kann er nicht tolerieren. Musst du die denn färben? Toleranz erfährt der betende Zöllner nicht vom Pharisäer, aber durch einen anderen: Er schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Der Zöllner wendet sich mit dem, was ihn belastet, was er sicher auch bewusst falsch gemacht hat im Leben, an Gott. Er bittet ihn um Gnade, um Liebe. Und er erfährt so sagt es Jesus seinen Zuhörern am Ende der Geschichte er erfährt letztlich die Toleranz Gottes: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus. Gott wendet seinen liebevollen Blick nicht ab von dem, der Unrecht getan hat und ihn um Vergebung bittet. Vielmehr lässt Gott ihn seine Liebe spüren Musst du die denn färben? Es geht nicht darum, alles und jeden zu akzeptieren. Das wäre sicher eine falsch verstandene Toleranz. Die Oma wird weiterhin kein Gefallen an dem zutätowierten Arm des Enkels haben. Muss sie auch nicht. Das ist Geschmackssache. Aber sie kann tolerieren, dass der Enkel sich damit wohl fühlt, wertvoll. Auch Löcher in der Hose, laute Musik, knallbunt gefärbte Haare muss nicht jeder großartig finden. Aber sie machen auch keinen schlechten Menschen aus einem. Tolerieren bedeutet, den Nächsten mit den liebenden Augen Gottes zu sehen, als Geschöpf, überaus wertvoll und einzigartig. Tolerieren bedeutet nicht, all seine eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen. Aber es heißt, meinem Mitmenschen mit Achtung zu

begegnen. Die Würde, die Freiheit und das Recht des Anderen dürfen eben nicht eingeschränkt oder missachtet werden. Musst du die denn färben? Aber irgendetwas hat es auch. Vielleicht macht dich ja gerade das so liebenswert. Amen. EG 412 So jemand Spricht: Ich liebe Gott EG 628 Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen FÜRBITTEN Herr Jesus Christus, du hast dein Leben dahingegeben aus Liebe zu uns. Du willst, dass auch wir nicht jeder für sich leben, sondern einander helfen und dienen und dabei die tragende Kraft deiner Liebe erfahren. Herr, wir brauchen deine Liebe. Hilf, dass wir uns nicht gegenseitig bedrängen und ins Verderben stoßen. Sei du bei uns, dass uns die Abhängigkeit voneinander nicht zum Fluch wird, sondern zum Raum der Liebe; dass wir uns füreinander öffnen und unser Leben als gemeinsames Geschenk erfahren. Mach unsere Herzen weit für die Anliegen anderer, geduldig für ihre Sorgen, ihre Wünsche und Eigenheiten. Sei du selbst Mitte und Grund eines Lebens in der Liebe. (bearb. Agende I.2, Nr. 1346) In der Stille bringen wir vor allem die uns lieben Menschen vor dich, Gott, die unser Gebet brauchen: STILLES GEBET VATER UNSER

EG 416 Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens EG 629 Liebe ist nicht nur ein Wort EG 640 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn SEGEN