Regionale Mautsysteme am Beispiel

Regionale Mautsysteme am Beispiel der 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 1 Wie früher? Finanzierung von Strassen 12.5.1731. Kaiser Karl VI (Habsburg): wie es in allen anderen Ländern der Christenheit gebräuchig ist entweder alle viel Meil weegs ain Kreuzer oder alle zwey Meil zwey pfennig vom Pferd gezogen Finanzierung von Straßen im Habsburger Reich durch: Aus den Kassen des Zentralreiches (Hofkammer Wien) Landstände Erträgen der Privatmauten Weg- und Brückenmauten, die in einen Wegefond flossen 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 2

systemen 1991 Trondheim (Bergen, Oslo). Von 06.00 bis 18.00 Montags bis freitags Verfahren Transponder-Technik, Gelegenheitsnutzer können Berechigung an Automaten erwerben oder eine kontaktlose Chipkarte nutzen Ergebnisse Sofort 10% weniger Verkehr in den Rush Hours Einnahmen wurden ausschließlich für die Verbesserung der Straßen und der Infrastruktur (Fahrradwege, 200 frei verfügbare Stadt-Fahrräder) verwendet. 1991 waren 72% der Bevölkerung gegen die Maut, 1996 waren es nur noch 36% 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 3 systemen 1998 SINGAPORE. Das Electronic Road Pricing System gilt von 07.30 bis 19.00 (Geschäftszentrum) und von 07.30 bis 21.30 auf den Expressautobahnen Verfahren Chipkarte und Responder, Einsatz von Kamerasystemen und Funk Unterschiedliche Preise gemäß Straße und Tageszeiten Ergebnisse Verkehrsreduzierung um 13%, Verkehrsgeschwindigkeit erhöhte sich um 22% Verkehrsverlagerung auf die zahlungsfreien Zeiten, Reduzierung von Einzelfahrer 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 4

systemen 1999 MELBOURNE. Für Autobahnen in Melbourne, täglich 650 000 Transaktionen Verfahren Pre-paid Chip-Transponder, werden von Lesegeräten (Brücken) gelesen (Combitech, heute Ergebnisse Verkehrstaus in Nord- und West-Melbourne wurde beachtlich reduziert. Weniger Umweltbelastung, höhere Sicherheit auch auf den örtlichen Straßen 99,9 % aller Fahrzeuge werden elektronisch erfasst. ZONA A TRAFFICO LIMITATO In Rom, Turin, Bologna mit jetzt elektronische Kameragestützte Systeme ; unterschiedliche Preisgestaltung ( Jahres, 2-Jahrestickets etc.) 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 5 Beispiele Turin, Rom... Z.T.L Turin seit dem 10.05.2004 wird ein Kamera- gestütztes System für die Fahrten in die Innenstadt (Zona a Traffico Limitato) eingesetzt. Falls keine Registierung oder Vorauszahlung erfolgte, wird anhand des PKW- Kennzeichens eine Strafe von 68,25 erhoben. Rom von Monat bis Freitag ab 06.30 bis 18.00 Uhr, Samstag zwischen 14.00 und 18.00 werden für das Einfahren und das Ausfahren in das Historische Zentrum von Rom (Zona a Traffico Limitato) Gebühren erhoben. Ausnahmen: Anwohner und Behinderte (müssen sich jeweils registrieren) Das System Iride wird eingesetzt: Es wird die gleiche Technologie wie bei den Auto Strada(n) eingesetzt und von dem Unternehmen S.T.A. S.p.A, realisiert. Autos ohne Transponder werden aufgenommen, die Daten werden mit den Informationen der Datenbank verglichen. Falls keine Zahlung registriert ist, wird eine Strafe erhoben. 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 6

Beispiele Turin, Rom... Z.T.L BOLOGNA: ZTL installiert seit 1994,1995, 1998, 2002. COMO:. ZTL installiert seit 1998 ROM: ZTL installiert 1999 MANTOVA: ZTL installiert seit 2001 PIACENZA: ZTL installiert seit 2001 NOVARA: ZTL installiert seit 2002 GALLIPOLI: ZTL installiert seit August 2002 GENOVA: ZTL installiert seit 2002 TURIN: ZTL installiert seit 2004 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 7 London Rahmenbedingungen Strategie Fahrpreiserhöhung sind der falsche Weg, denn dadurch wird der ÖPNV unattraktiv. Die Bürger sollen durch attraktive Lösungen einfacher, schneller, umweltfreundlich und sicherer mit den öffentlichen Verkehr, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu ihrem Arbeitsplatz, Dienstleistungen kommen können. Die britischen Eisenbahnen haben gezeigt, dass die Privatisierung in Bereichen, wo es keinen echten Wettbewerb geben kann, unmöglich ist. Dies führt nur zu negativen Ergebnissen wie Mehrausgaben, Schwächung der Leistungsfähigkeit, Qualitätsverluste und zu fragmentierter Management Kontrolle. Ken Livingstone (Bürgermeister von London, am 11.06.2004 trotz Staugebühr für weitere 4 Jahre wieder gewählt) 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 8

London Für das Londoner Zentrum: Staugebühr für jedermann Ohne Staugebühr verliert die Stadt ca. 2,5 4,0 Mio. pro Woche (unproduktive Stauzeit). Die Gebühr beträgt 5 pro Tag für die Nutzung oder das Parken eines Fahrzeuges in den Staugebühren-Zone zwischen 07.00 und 18.30 von Montag bis Freitag. Die Investitionskosten betragen 200 Mio. - einschließlich der 100 Mio. für ergänzende Maßnahmen (neue Buslinien, neue Busse, Verkaufsstellen etc.). Nach 18 Monaten sind die Investitionskosten bezahlt. Es wird davon ausgegangen, dass in den 10 Jahren ca. 1.3 Milliarden ausschließlich für die Verbesserung des Transportwesens in London verwendet werden können. 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 9 London - Staugebühr Gebührenpflichtige Zone Ein Gesetz regelt die Staugebühr für 10 Jahre. In dieser Zeit dürfen die Einnahmen aus der Staugebühr ausschießlich für die Verbesserung des Verkehrs in London verwendet werden. Es gibt 174 Eingangs- und Ausgangsstraßen mit Kameras, die von ca. 40 000 Fahrzeuge / pro Stunde frequentiert werden Zwischen 07.00 und 10.00 morgens strömen in das Londoner Zentrum mit dem ÖPNV 1998 892 000 Personen 2001 936 000 Personen Das Gebiet für die Stau-Gebühr ist das Londoner Zentrum 21 km 2 m=1,3 % der 1.579 km 2. Die Zone wird umgrenzt durch den Inner Ring Road mit der Euston Road, Pentonville Road, Tower Bridge, Elephant & Castle, Vauxhall Bridge Road, Park Lane and Marylebone Road. 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 10

London. In London bezahlt seit 17.02.2003 jedermann für die Nutzung eines PKWs im Stadtzentrum eine Staugebühr! 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 11 London - Verfahren Verfahren Das Congestion System ist unter der Kontrolle von Transport for London (TfL), die mit Subunternehmen arbeiten. Organisiert wird das System von TDM (Director of Traffic Management) die auch der Integrated London Traffic Contol Centre leitet. Es gibt keine Schranken oder direkte Zahlungsstellen auf den Straßen. Fest und mobile installierte Kameras (1 400) nehmen die Fahrzeugkennung beim Eintreten / Verlassen der Congestion Zone auf. Die Daten werden im Automatic Number Plate Recognition (ANPR) Computer System verglichen (bezahlt oder gehört das Fahrzeug zu den registrierten Gruppen, die keine Gebühr entrichten müssen). Ist bezahlt worden, werden die Daten gemäß der Datenschutzrichtlinien sofort gelöscht. Am nächsten Tage werden alle die Fälle, die weder frei gestellt noch bezahlt wurden, manuell geprüft und die Strafgebühr erstellt. 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 12

London - Verfahren Anmeldung Eine Registrierung ist online, in Geschäften und mit dem Handy möglich. Der Kunde erhält eine Kundennummer und eine PIN-Nummer (wird getrennt versandt). Es können 2 Fahrzeuge pro Kunde registriert werden. Bis eine Bestätigung bekommt (auch für die Anträge auf einen Rabatt) hat der Kunde den vollen Betrag ( 5,00) zu bezahlen. In der Regel dauert diese Bearbeitung 2 Wochen. Die Daten sind PKW-Nummer, Name, Adresse und Telefonnummer (tagsüber erreichbar). Bereits heute erfolgen 40% aller Zahlungstransaktionen über den Registrierungsmodus. Die Registrierung kostet einmalig ( 10,00). Services (Beispiele) TfL bietet den Kunden an jederzeit sämtliche registrierte Daten zu zusenden und Modifizierungsmöglichkeiten über online, Handy und per CallCenter (Voice) Um für eine Fahrt in des Stadtzentrum den ÖPNV zu nutzen, bietet TfL einen kostenlosen Reiseplaner an. 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 13 London - Ausnahmen Staugebühr Ausnahmen 100 % Rabatt erhalten (bzw. freigestellt) Behinderte (Registrierung ist nicht notwendig) Fahrzeuge mit alternativen Brennstoffen (Gas, Strom, Dual-Motoren, Brennstoffzellen etc.) Londoner Taxis oder Minicabs, Motorräder, Mopeds, Fahrräder, lizensierte Busse, Fahrzeuge von behinderten Personen, Polizei, Ärzte, Krankenwagen, Feuerwehr Fahrzeuge mit mehr als 9 Sitzplätzen, Orange und Blue Karteninhaber 90 % Rabatt erhalten: Bewohner in der Zone für einen privaten PKW; die Mindestgebühr beträgt 2.50 (eine Wochengebühr). 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 14

London Staugebühr-Bezahlung Zahlungsweisen (Pre-Paid) Pay online 24 h am Tag (Debit- und Kreditkarten) Pay mit dem Handy via SMS (der Kunde muss sich mit allen notwendigen Daten registrieren) über die Rufnummer 0845 900 1234 zwischen 6.00 und 12.30 von Sonntag bis Freitag und zwischen 6.00 am und 22.00 am Samstag. Bezahlen durch das Mobiltelefon ist nur am gleichen Tag möglich. Tankstellen, Bargeldbezahlung in Zeitungsgeschäften, etc. die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Zone liegen Pay in ausgewählten Verkaufsstellen (Handel ): PayPoint Service (10 000 Zahlungsstellen) für Strom, Wasser-Gebühren, TV-Kosten, Mietzahlungen, T-Mobile- Rechnungen, Stau-Gebühren Automaten 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 15 London - Strafzettel Wird nicht bezahlt? Wenn zwischen 22.00 und 24.00 des gleichen Tages bezahlt, wird beträgt die Strafe - Penalty Charge Notice (PCN) 5 (insgesamt dann 5 + 5 = 10). Ab dem nächsten Tag kostet die Strafe bereits 80 Der Bescheid ist an den Fahrzeughalter gerichtet. Falls innerhalb der nächsten 14 Tage bezahlt wird, reduziert sich die Strafe auf 40 Falls die PCN nicht innerhalb von 28 Tagen bezahlt wird, erhöht sich die Strafe auf 120 und die Forderung wird gerichtlich registriert (weitere 5 = 125). Falls dann nicht bezahlt wird, wird ein Gerichtsverfahren gestartet. Falls 3 oder mehr Rechnungen nicht bezahlt wurden, so wird das Fahrzeug in ganz Greater London gesucht und eingezogen. Erst wenn alle Gebühren und entsprechende Kosten bezahlt sind, wird das Fahrzeug freigegeben. Zusätzliche Krallengebühr : 45 Zusätzliche Auto-Freigabegebühr: 125 Zusätzliche Gebühr pro Tag: 15 Nicht abgeholt: Auto wird versteigert 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 16

London Ergebnisse (1) Bisherige Ergebnisse (Vergleich 2002-2003) Anzahl der Gebührenzahlungen: 550.000 / pro Woche davon 400.000 Nicht-Anwohner 90.000 Anwohner 60.000 Flottenzahlungen Davon Rabatt-Kunden Behinderte 119.600 Anwohner 29.200 Alternative Energienutzer 5.900 Fahrzeuge mit mit 9 + Sitzen 11.500 Andere Rabatte 1.300 Insgesamt 167.500 Strafgebühren durchschnittlich 35 000 pro Woche Zahlungsweisen 40% Registrierte via SMS, IVR (Interactive Voice Response), web und Post 60% Ohne Registrierung (Bezahlung erfolgt an den verschiedenen Zahlungsstellen) 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 17 London Ergebnisse (2) Bisherige Ergebnisse (Vergleich 2002-2003) Verkehrsreduzierung: - 18% einfahrender Verkehr - 15% Verkehr innerhalb des Gebietes PKW - 33% einfahrender Verkehr - 35% Verkehr innerhalb des Gebietes Busse + 23% einfahrender Verkehr + 21% Verkehr innerhalb des Gebietes Busverkehrzunahme: + 38% = (106 000 Fahrgäste mehr) Verkehrstau - 34% Zusätzliche Bus-Wartezeiten - 30% Bus-Verspätungen durch den Verkehr - 60% Bus-Geschwindigkeit + 6% Schienenverkehr blieb fast gleich, wobei die U-Bahn weniger Fahrgäste zu verzeichnen hatte. Zwischen 65,000 und 70,000 Autofahrer fahren täglich nicht mehr in die Stau-Gebühr-Zone; 50-60 % nutzen den ÖPNV 20 30% bleiben außerhalb der Zone 15 25% nutzen andere Möglichkeiten 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 18

London Ergebnisse (3) Bisherige Ergebnisse (Vergleich 2002-2003) Lebensqualität der Anwohner eindeutige Verbesserung 40% positiv tendenzielle Verbesserung 30% positiv Straßenüberqueren einfacher, Luftqualität besser, weniger Lärm, höhere Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des ÖPNV, weniger Staus Umweltbelastung - 19 % CO2 (pro Tag), - 16 % Stickstoffdioxid von 6.250 t auf 5.260t - 20 % Benzinverbrauch Sicherheit Reduzierung der Verkehrsunfälle März-Oktober (Zeit von 07.00 bis 19.00) 2001 2003 Unfälle mit Todesfolge 5 3 Schwerverletzte 139 137 Leichtverletzte 993 735 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 19 London Business Case Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Jährliche Kosten Verwaltungskosten für Transport for London 5 Mio. Systemkosten 90 Mio Zusätzliche Bus-Kosten 20 Mio. Gebührenkosten (Telefon etc.) 15 Mio. Insgesamt 130 Mio. Einnahmen Wirtschaftliche Zeitersparnis für Autofahrer, Taxinutzer 75 Mio. Private Zeitersparnis für Autofahrer und Taxinutzer 40 Mio. Zeitersparnis für Logistik,Wirtschafttransporte 20 Mio. Wirtschaftliche Zeitersparnis für Busfahrgäste 20 Mio. Zuverlässigkeit für Nutzer (PKW, Taxis, Wirtschaftstransporte) 10 Mio. Zuverlässigkeit für Bus-Fahrgäste 10 Mio. Benzin und Betriebskostenersparnisse 10 Mio. Kostenersparnisse bei Unfällen 5 Mio. Aufwände für Wechsel vom PKW zum Bus -20 Mio. Insgesamt 180 Mio. Positives Ergebnis von 50 Mio. pro Jahr 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 20

London - Zukunft Zukunft Durch das System verringerte sich der Verkehr (Fahrzeug-Kilometer) bereits um 10-15%; die Stauzeit (Fahrzeug-Verspätungen) verkürzte sich um 20-30% Mehr als 150,000 Personen haben sich registrieren lassen Mehr als über 50,000 sind per SMS registriert und bezahlen via Handy. Bezahlt werden kann bereits an 150 PayPoints,100 Automaten auf Parkplätzen, 112 British Telekom Shops. Außerhalb der Zone kann in 10 500 Geschäften bezahlt werden. Geplant ist die Strafgebühren zu erhöhen: Heute geplant Discount 40 50 Volle Strafgebühr 80 100 Gerichtsverfahren 120 (+ 5) 150 (+ 5) Krallengebühr 45 65 Abholgebühr 125 150 Tagesgebühr (pro 24 h) 15 25 Ausdehnung der Zone auf die umliegenden Stadtteile (Westminster, Chelsea.) 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 21 London Nebeneffekte Bus-Kameras Erhöhte Sicherheit in Bussen. In allen neuen Bussen werden Kameras eingesetzt (bis Ende 2003 wurden bereits 1000 Busses mit Kameras ausgerüstet). Bis 2006 sollten alle Busse mit Kameras bestückt sein. Neue Bußgelder. Ab dem 2.06.2004 müssen Fahrer, die Verkehrszeichen nicht beachten, damit rechnen, einen Strafzettel in der Höhe von 100 zu erhalten. Transport of London (TfL) wird dafür zuständig sein. Es werden die Kameras und das System eingesetzt, das bereits heute für die Staugebühr verwendet werden. Die Einnahmen werden ausschließlich für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur verwendet. 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 22

Staugebühr = Ja! Fazit In vielen Städten wird eine Art Staugebühr bereits erfolgreich und zur Zufriedenheit der Bürger praktiziert. Die Technologie ist ausgereift und vorhanden. Warum sollte man nicht alte Traditionen modern, neu und auf unsere Zeit angepaßt verwenden? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Stefan Kissinger Email: kissinger@plan-sk.com Tel.: 030-782 0620 2004 planz Dr. Stefan Kissinger page 23