Was ist Informatik? Informatik 1 für Nebenfachstudierende Grundmodul. Kai-Steffen Hielscher Folienversion: 17. Oktober 2017

Ähnliche Dokumente
Praktische Informatik I

Eckpunkte der Informatik-Geschichte

Was ist Informatik? Alexander Lange

Einführung. Rechnerarchitekturen Entwicklung und Ausführung von Programmen Betriebssysteme

Informatik Allgemeines Einführung

Grundsoftware üblicher Computersysteme

Das Studium im Fach Informatik

Ingenieurinformatik. Einführung in die Programmiersprache C

Praktische Informatik I

Umbuchungen im Bachelor-Studiengang Informatik für den Wechsel von der PO 2009 zur PO 2017

Grundbegriffe. Informatik 1 für Nebenfachstudierende Grundmodul. Kai-Steffen Hielscher Folienversion: 17. Oktober 2017

Einführung in die Informatik 1

Grundlagen der Programmierung I. Andreas Schwill Didaktik der Informatik

Fachgruppe Informatik. Anwendungsfächer. im Bachelor-Studiengang Informatik. Fachstudienberatung Bachelor Informatik Dr.

Umbuchungen im Bachelor-Studiengang Informatik für den Wechsel von der PO 2009 zur PO 2017

Bachelor/Master Angewandte Informatik (Ingenieur- und Medieninformatik)

Der interdisziplinäre re Studiengang Computer Systems in Engineering

Angewandte Informatik. (Ingenieur- und Medieninformatik)

Bachelor Angewandte Informatik (Ingenieur- und Medieninformatik)

Einführung in die Informatik 1

STUDIENGANG INFORMATIK IN DER FAKULTÄT TECHNIK (TI)

Dritte Satzung zur Änderung der Studienordnung für den Diplom-Studiengang Informatik an der Universität Würzburg

Fachbereich Informatik

Informationstechnik: Grundgedanke

Umbuchungen im Bachelor-Studiengang Technische Informatik für den Wechsel von der PO 2010 zur PO 2017

Einführung in die Wirtschaftsinformatik

Modulliste. Kernfächer Pflicht in CSE, CV, INF, WIF. Gemeinsamer Wahlpflichtbereich CSE, CV, INF, WIF

Klausurtermine Technische Informatik WS 2018/19 (Prüfungszeitraum vom ) Stand: Änderungen rot markiert - vorbehalten!

Modul Soll-LP PNr Titel LP Frq Programmieren I Programmieren I mit Laborübung als Studienleistung

Umbuchungen im Bachelor-Studiengang Technische Informatik für den Wechsel von der PO 2010 zur PO 2017

28/37 Anlage zur Studienordnung des Studienganges Bachelor of Science Informatik Studienablaufplan/ Modulübersichtstabelle

Einführung in die Informatik

Informatik in den Lehramtsstudiengängen

Modulliste. für den Bachelorstudiengang. Informatik. an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Fakultät für Informatik

Vorlesungsinhalte. Programmiersprachen: Haskell 98: funktional, höherer Ordnung, polymorph typisiert, Interpreter

DUDEN. Basiswissen Schule. Informatik Abitur. PAETEC Verlag für Bildungsmedien Berlin : Dudenverlag Mannheim Leipzig Wien Zürich

Einführung in die Informatik

Propädeutischen Fächer

1 Einführung. 1.1 Was ist Informatik? Technische Informatik

Einführung in die Informatik

Studiengang Bachelor Informatik

Organisatorisches. Informatik II Informationen und Daten. Organisatorisches. Organisatorisches. Rainer Schrader. 13. Oktober 2008

Einführung in die Informatik

Willkommen an der ETH Zürich

Informatik ist viel mehr als Delphi-Programmierung!

Modulliste. Kernfächer Pflicht in CV, INF, INGINF, WIF. Gemeinsamer Wahlpflichtbereich CV, INF, INGINF, WIF

Prüfungstermine WS 2017/18 Wirtschaftsinformatik Bachelorstudiengang

Zwei-Fächer- und Fachbachelor Informatik Studium an der Universität Oldenburg. Dr. Ute Vogel Fachstudienberaterin Informatik

Masterstudiengänge am Institut für Informatik

Informationssystemtechnik (B.Sc.)

3. Sem. V/Ü/S/P. 4. Sem. V/Ü/S/P. 2. Sem. V/Ü/S/P. Grundstudium

Erste Änderungssatzung zur Studienordnung für den Bachelorstudiengang Informatik an der Universität Leipzig

Computerlinguistische Grundlagen. Jürgen Hermes Wintersemester 17/18 Sprachliche Informationsverarbeitung Institut für Linguistik Universität zu Köln

Einführung in die Informatik für Nebenfach. Einleitung

Universität Potsdam Institut für Informatik. Masterstudium Computational Science

1 Computersysteme und Informatik

Wahlpflichtfächer der Gruppe Mathematik Integraltransformationen

Klausurtermine Informatik WS 2018/19 (Prüfungszeitraum vom ) Stand: Änderungen rot markiert - vorbehalten!

Auswertung der Prüfungsdaten (FB 04) vom Sommersemester 2015 /Termin 01 und 02

Studien- und Prüfungsplan Pflichtlehrveranstaltungen (Beginn im WS)

Zwischenprüfungs- und Studienordnung der Universität Heidelberg für den Lehramtsstudiengang Informatik -Besonderer Teil-

Informatik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Gibt es eine eigenen Didaktik für das Hauptund das Nebenfach sowie weitere Differenzierungen?

Einige Teilgebiete der Informatik

2. Einführung. Informatik II für Verkehrsingenieure

Mathematik für Ingenieure II (4. Kurzklausur: ET, MB, EN, Raumverteilung über P2

Allgemeine Bestimmungen

Die Technische Universität München und die Fakultät für Informatik. Julie Mäding

n 1. Der Begriff Informatik n 2. Syntax und Semantik von Programmiersprachen - 1 -

Informatik in den Lehramtsstudiengängen

Das Studium im Fach Informatik

War bis 2004 Bakk. rer.soc.oec. Bakkalaureus/Bakkalaurea rerum socialium oeconomicarumque Bakk. der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften

Studienverlaufsplan 1-Fach Bachelorstudiengang Mathematik ab WS 2018/19, Nebenfach: Allgemein

Grundlagen der Programmierung

Modulliste. für den Bachelorstudiengang. Wirtschaftsinformatik. an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Fakultät für Informatik

1. Der Begriff Informatik 2. Syntax und Semantik von Programmiersprachen - 1 -

1. Der Begriff Informatik 2. Syntax und Semantik von Programmiersprachen - 1 -

Zwischenprüfungs- und Studienordnung der Universität Heidelberg für den Lehramtsstudiengang Informatik -Besonderer Teil-

Anrechnungstabelle "Angewandte Informatik" "Informatik Neu" Studienkommission "Angewandte Informatik"

Anerkennung von Studien- bzw. Prüfungsleistungen für das Fach Erstfach Informatik

Studienplan FSPO 2014/2017 Master Informationssystemtechnik

Modulliste. für den Bachelorstudiengang. Wirtschaftsinformatik. an der Otto von Guericke Universität Magdeburg Fakultät für Informatik

Wie man die Geschichte der deutschen Informatik versteht und versteht

Electronic Design Automation (EDA) Systementwurf

Bachelor Angewandte Informatik Ingenieur- und Medieninformatik (BAI) Grundstudiumseinführung WS 2010/2011. Prof. Dr. Barbara König

1 Einführung. 1.1 Was ist Informatik? Technische Informatik

Definitionen/Vorarbeit zum Thema Java

Master of Science Informatik an der FAU

Modulliste für den Bachelorstudiengang Ingenieurinformatik

Modulübersichtstabelle des Studienganges Bachelor of Science Informatik

Studienordnung für den Studiengang Mathematik an der Technischen Universität Clausthal, Fachbereich Mathematik und Informatik. Vom 31.

Einführung in die Informatik

Transkript:

Informatik 1 für Nebenfachstudierende Grundmodul Was ist Informatik? Kai-Steffen Hielscher Folienversion: 17. Oktober 2017 Informatik 7 Rechnernetze und Kommunikationssysteme

Inhaltsübersicht Kapitel 1 - Einführung und Übersicht Was ist Informatik? Grundbegriffe Datendarstellung Hardware von Computersystemen Grundsoftware üblicher Computersysteme Inf1NF 2

Was ist Informatik? Wegen des universellen Charakters der Informatik lässt sich ihr Gebiet schwer eingrenzen. Aufgaben, Gegenstände und Methoden der Informatik werden stark von den Natur-, Ingenieur- und Geisteswissenschaften beeinflusst. Die Informatik selbst liegt zwischen diesen Disziplinen: von den Geisteswissenschaften unterscheidet sich die Informatik, da sie sich nicht auf Erkenntnisgewinn und Beschreibung von Sachverhalten beschränkt, sondern praktisch anwendbare Ergebnisse erzielt; Von den Naturwissenschaften unterscheidet sich die Informatik, da ihr Forschungsgegenstand von Menschen geschaffene Systeme und Strukturen sind; von den reinen Ingenieurwissenschaften unterscheidet sie sich ebenfalls, da ihre Betrachtungsgegenstände oft immateriell sind. Inf1NF 3

Was ist Informatik? In den Vereinigten Staaten entstand Anfang der 60er Jahre der Begriff computer science für diejenige Wissenschaft, die sich mit universellen Rechensystemen beschäftigt. 1967 war in Frankreich das Wort informatique aufgekommen und hat sich inzwischen auch im Holländischen (informatika), Italienischen (informatica), Polnischen (informatyka) und anderen Ländern eingebürgert. Der Begriff Informatik leitet sich aus dem Begriff Information ab und wurde 1968 vom damaligen Bundesforschungsminister Stoltenberg zum ersten Mal verwendet. Informatik bezeichnete den wissenschaftlichen Hintergrund eines Forschungsprogramms auf dem Gebiet Datenverarbeitung. Inf1NF 4

Was ist Informatik? Computer science and engineering is the systematic study of algorithmic processes - their theory, analysis, design, efficiency, implementation and application - that describe and transform information. (Association for Computing Machinery, ACM) Informatik ist die Wissenschaft von der systematischen und automatisierten Verarbeitung von Information: Sie erforscht grundsätzliche Verfahrensweisen der Informationsverarbeitung und allgemeine Methoden ihrer Anwendung in den verschiedensten Bereichen. Für diese Aufgaben wendet die Informatik vorwiegend formale und ingenieurmäßig orientierte Techniken an. Durch Verfahren der Modellbildung sieht sie von den Besonderheiten spezieller Datenverarbeitungssysteme ab; sie entwickelt Standardlösungen für die Aufgaben der Praxis. (Gesellschaft für Informatik, GI) Inf1NF 5

Was ist Informatik? Der Gegenstandsbereich der Informatik ist vielschichtig. Mindestens vier miteinander eng verzahnte Schichten gehören dazu: Hardware Software Organisationsstrukturen Benutzer und Anwender Die GI (Gesellschaft für Informatik) definiert den Gegenstandsbereich daher wie folgt: Die Informatik befasst sich mit den Strukturen, den Eigenschaften und den Beschreibungsmöglichkeiten von Information und Informationsverarbeitung mit dem Aufbau, der Arbeitsweise und den Konstruktionsprinzipien von Rechnersystemen mit der Entwicklung von experimentellen als auch produktorientierten informationsverarbeitenden Systemen Inf1NF 6

Was ist Informatik? mit den Möglichkeiten der Strukturierung, der Formalisierung und der Mathematisierung von Anwendungsgebieten in Form spezieller Modelle und Simulationen und mit der ingenieurmäßigen Entwicklung von Softwaresystemen für verschiedenste Anwendungsbereiche unter besonderer Berücksichtigung der hohen Anpassungsfähigkeit und der Mensch- Computer-Interaktion solcher Systeme. Zusammenfassende Definition: Informatik ist eine Ingenieurwissenschaft, die sich mit der systematischen und automatischen Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Informationen aus Sicht der Hardware, der Software, den Grundlagen und den Auswirkungen befasst. (Gesellschaft für Informatik) Inf1NF 7

Was ist Informatik? Die Informatik gliedert sich in die Teilbereiche Kerninformatik und Angewandte Informatik: Die Kerninformatik beschäftigt sich mit den zentralen Forschungsgebieten der Informatik und besteht aus den Teilgebieten Theoretische Informatik Praktische Informatik Technische Informatik Unter Angewandter Informatik versteht man Anwendungen von Methoden der Kerninformatik in anderen Fachwissenschaften Inf1NF 8

Technische Informatik Die Technische Informatik ist für die Bereitstellung der Hardware zuständig, die als Basis für jede maschinelle Informationsverarbeitung notwendig ist. Die Technische Informatik behandelt hardwarenahe Fragestellungen, wie die logische Struktur von Bauelementen, Funktionsprinzipien von Geräten oder den logischen Rechnerentwurf Wichtige Teilaufgaben der Technischen Informatik sind der Entwurf und die Konstruktion von Rechensystemen, Speicherchips, Prozessoren, Bussen, oder Verbindungsnetzwerken für Parallelrechner Peripheren Geräte wie Festplatten, DVD-Laufwerke, Drucker, Bildschirme oder Kommunikationsanschaltungen Spezial-Hardware für die Steuerung technischer Systeme (Prozesssteuerung, Haushalts-/Consumer-Elektronik, etc.) Die Grenzen zwischen der Technischen Informatik und der Elektrotechnik sind fließend Inf1NF 9

Praktische Informatik Die Praktische Informatik befasst sich im weitesten Sinne mit den Programmen, die einen Rechner steuern Im Unterschied zur Hardware sind solche Programme leicht veränderbar, man spricht daher auch von Software Die Praktische Informatik hat die Aufgabe, eine Brücke zwischen der Hardware und der Anwendungssoftware, wie z.b. Textverarbeitungssystemen, Grafiksystemen oder Spielen mit denen der Anwender eines Rechensystems umgeht, zu schlagen Klassisches Beispiel der Praktischen Informatik ist der Compilerbau: Ein Compiler übersetzt Programme, von einer intuitiven, anwendungsorientierten höheren Programmiersprache in die rechnerabhängige Maschinensprache. Beispiele für höhere Programmiersprachen sind Cobol, Fortran, Basic, Pascal, C, C++ oder Java Nach der Übersetzung durch einen sprachspezifischen Compiler können die Programme auf beliebigen Rechnern ausgeführt werden Inf1NF 10

Praktische Informatik Weitere wichtige Gebiete der Praktischen Informatik sind u.a. Betriebssysteme Datenbanksysteme Kommunikationssysteme Computergrafik Software-Engineering Inf1NF 11

Theoretische Informatik Die Theoretische Informatik beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen des Gebietes. Wichtige Teilbereiche sind Automatentheorie Formale Sprachen Codierungstheorie Theorie der Algorithmen Komplexitätstheorie Schaltwerkstheorie Als Ergebnis der theoretischen Erkenntnisse entstehen Werkzeuge (Software Tools), d.h. Programme, mit denen sich Aufgabenstellungen der praktischen, technischen sowie angewandten Informatik effizient automatisieren lassen Inf1NF 12

Theoretische Informatik Beispiel: Der Aufwand für die Konstruktion eines einfachen Compilers ohne Compilerbau-Werkzeuge beträgt ca. 25 MY (Man Year, Bearbeiter-Jahre, d.h. Anzahl der Bearbeiter * Arbeitszeit = 25 Jahre), heute erledigt ein Student eine vergleichbare Aufgabe in einem Praktikum. Kenntnis der theoretischen Strukturen sind Grundlage für jeden, der komplexe Systeme entwirft: Gut durchdachte, theoretisch abgesicherte Entwürfe erweisen sich auch für die Anwendung und Programmierung hochkomplexer paralleler und verteilter Systeme als sicher und erweiterbar Software-Systeme, die nicht systematisch entstehen, stoßen rasch an eine Grenze, ab der sie nicht mehr weiterverwendbar sind Inf1NF 13

Theoretische Informatik Die Entwicklung von Software sollte sich an der Ökonomie der Theoriebildung in der Mathematik orientieren: möglichst wenige Annahmen, möglichst keine Ausnahmen. Beispiel: Komplexe Fortran-Compiler, weil das obige Prinzip nicht angewendet wurde Inf1NF 14

Angewandte Informatik Die Angewandte Informatik untersucht den Einsatz von universellen Rechensystemen in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens Beispiele dafür sind die Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation Neben den Informatikkernbereichen haben viele Anwendungsgebiete ihre eigenen Informatik-Ableger eingerichtet, wie z.b. Wirtschaftsinformatik Medizininformatik Chemieinformatik Linguistische Informatik Inf1NF 15

Informatik Nachbarwissenschaften (Schnittstellen) Kerninformatik Wechselwirkungen Angewandte Informatik Fachwissenschaften, die die Informatik als Hilfswissenschaft verwenden Mathematik (mathem. Logik, Systemtheorie) Elektrotechnik (Gerätetechnologie, Nachrichtentechnik) Physik (Halbleitertechnik, Festkörperphysik) Theoretische Informatik Automatentheorie formale Sprachen Codierungstheorie Theorie der Algorithmen Schaltwerkstheorie Praktische Informatik Software-Entwicklung Software-Qualitätssicherung Software-Management Software-Werkzeuge Betriebssysteme Datenbanken Informationssysteme Computernetze Compilerbau Technische Informatik Hardwarenahe Fragestellungen Funktionsprinzipien der Geräte, logische Struktur der Bauelemente logischer Rechnerentwurf Informatik in der Wirtschaftswissenschaft (Wirtschaftsinformatik) Informatik in den Naturwissenschaften Informatik in den Ingenieurwissenschaften (Ingenieurinformatik) Informatik in der Medizin (Medizininformatik) Informatik in den Geisteswissenschaften Informatik in der Gesellschaft Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre Physik, Physiologie, Chemie Elektrotechnik, Maschinenbau, Bauingenieurwesen Medizin (Mathematik), Linguistik, Psychologie, Jurisprudenz, Soziologie, Pädagogik Inf1NF nach: H. Balzert: Lehrbuch Grundlagen der Informatik, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 1999 16