Bakteriell bedingte sexuell übertragbare Krankheiten

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Transkript:

Sexuell übertragbare Krankheiten Sexuell übertragbare Krankheiten (engl. STD sexually transmitted diseases) oder STI (sexually transmitted infections) sind Krankheiten, mit denen man sich beim Sex anstecken kann. Jeder sexuell aktive Mensch kann sich mit einer STI anstecken. Besonders, wenn man keine Kondome benutzt. Wenn man sich angesteckt hat, ist das kein Grund sich zu schämen. STI sind weit verbreitet und werden leicht weitergegeben, nur redet kaum einer darüber. Die folgende Übersicht listet die verschiedenen bakteriellen und viralen sexuell übertragbaren Krankheiten auf. Es kann keine Gewähr dafür übernommen werden, dass die Darstellungen medizinischer Sachverhalte in jeder Hinsicht korrekt und umfassend sind. Rechtlicher Hinweis: Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Bitte wenden Sie sich bei Fragen an eine Ärztin/einen Arzt ihres Vertrauens. Bakteriell bedingte sexuell übertragbare Krankheiten Genitale Chlamydieninfektion Eine Chlamydieninfektion ist die am häufigsten sexuell übertragene Infektion in Deutschland. Doch viele kennen Chlamydien nicht. Schuld an der Ausbreitung der Krankheit hat auch der Einsatz von Sexspielzeug. Chlamydien sind Bakterien. Sie verursachen Entzündungen an Schleimhäuten, am häufigsten in der Harnröhre, in der Scheide sowie im Enddarm und Analbereich. Auch im Mund- und Rachenraum können sie auftreten. Junge sexuell aktive Menschen sind besonders betroffen. Die Infektion wird oft nicht bemerkt. Bei Frauen: Entzündung, ausgehend vom Gebärmutterhals, Ausbreitung in Uterus, Eileiter, Bauchraum. Mögliche Symptome: Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen, Blutungsstörungen durch Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, Schmerzen im Unterbauch und beim Geschlechtsverkehr. Gefahr der Unfruchtbarkeit durch Verkleben oder Vernarben der Eileiter. Während der Schwangerschaft kann eine Chlamydieninfektion zu Fehl- oder Frühgeburten führen. Gefahr der Lungenentzündung und Augenbindehautentzündung beim Neugeborenen. Bei Männern: Harnröhrenentzündung mit Brennen beim Wasserlassen. Wenn sich die Infektion ausbreitet, können Nebenhoden- und Prostataentzündungen und Harnröhrenverengung die Konsequenz sein. 1

Gelenkentzündungen sind möglich. Junge Menschen mit unklaren Gelenkbeschwerden sollten sich auf eine Chlamydieninfektion hin untersuchen lassen. Direkter Kontakt von Schleimhäuten untereinander oder mit infektiösem Sekret. Da Chlamydien nicht nur beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung. Durch Schmierinfektion können die Chlamydien auf die Augenbindehaut gelangen und dort eine eitrige Bindehautentzündung verursachen. Wie ich mich schützen kann Die Kosten für einen Früherkennungstest bei Frauen ohne Beschwerden werden bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr einmal jährlich von der GKV übernommen Wenn Frauen und Männer eine/n neue/n Partner/in haben, sollten sie sorgfältig auf Symptome achten und ihre/n Arzt/Ärztin gezielt auf Chlamydien ansprechen Ausschluss einer Chlamydieninfektion ist auch vor einem Schwangerschaftsabbruch empfehlenswert. Therapie Die Behandlung einer Chlamydien-Infektion erfolgt meist durch die Gabe von Antibiotika. Je nach Präparat muss das Antibiotikum einmalig oder über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen eingenommen werden. Aufgrund der Ansteckungsgefahr sollte sich der Partner/die Partnerin der infizierten Person ebenfalls auf Chlamydien untersuchen und gegebenenfalls mit behandeln lassen. Bis zum Anschlagen der Antibiotika-Behandlung sollte mindestens eine Woche lang auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Gonorrhoe (Tripper) Verursacht wird die Krankheit von Bakterien, die als Gonokokken bekannt sind. Sie können alle Schleimhäute befallen, typischerweise die Harnröhre, aber auch den Enddarm und den Mund- und Rachenraum. Tripper ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Männer und Frauen sind dabei gleichermaßen von Tripper betroffen, vor allem im jüngeren Erwachsenenalter um die 30 Jahre. Bei Frauen: Schmerzen beim Wasserlassen und einem charakteristischen milchig-eitrigen Ausfluss aus der Scheide. In etwa zehn Prozent der Fälle, bei 2

Frauen sogar noch häufiger, verläuft die Gonorrhoe anfangs auch ohne spürbare Symptome. Diese mit Gonorrhoe infizierten Frauen können die Bakterien dann unwissentlich an ihre Partner weitergeben und bleiben so lange unbehandelt. Hinzu kommt häufig eine Gebärmutterhalsentzündung, die mit heftigen Unterbauchschmerzen und Fieber einhergehen kann, sowie Entzündungen der Eileitern und Eierstöcke, die im schlimmsten Fall eine Verklebung der Eileiter und somit Unfruchtbarkeit nach sich ziehen können. Bei Männern: Brennen beim Wasserlassen. Eitriger Ausfluss aus der Harnröhre, meist einige Tage nach der Ansteckung. Ausbreitung der Gonorrhoe auf Prostata und Nebenhoden mit starken Schmerzen, Anschwellen des Hodensackes, Fieber. Im schlimmsten Fall können diese Entzündungen zu einem Verschluss der Nebenhodenkanälchen und so zur Unfruchtbarkeit des Mannes führen. Die Gonokokken können sich sowohl beim Mann wie Frau über den Blutweg auch im ganzen Körper ausbreiten und schmerzhafte Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen, wiederkehrende Fieberschübe, Schüttelfrost und Hautveränderungen auslösen. Zeichen einer analen Infektion: grün-gelblicher Ausfluss aus dem After, eitriger Durchfall. Infektion des Rachens: meist beschwerdefrei. Selten: durch Schmierinfektion können Gonokokken eine Augenbindehautentzündung auslösen; diese kann schlimmstenfalls zur Erblindung führen. (besonders gefährdet: Neugeborene, die sich während der Geburt anstecken) Diagnose mittels Abstrich vom Ort der Infektion Übertragung so gut wie ausschließlich bei intimen sexuellen Kontakten (vaginaler Sexualkontakt, anale oder orale Penetration) Spezielle Antibiotika (übliche Antibiotika reichen nicht) Schwerwiegende Fälle: Krankenhausbehandlung Neugeborene erhalten unmittelbar nach Geburt vorsorglich ein Antibiotikum in die Augen 3

Syphilis (Lues) Weltweit verbreitete Geschlechtskrankheit, die durch eine Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum ausgelöst wird. In Deutschland gibt es pro Jahr ca. 3.000 bis 3.500 Syphilis-Fälle. Am häufigsten stecken sich Männer zwischen 30 und 40 Jahren an, in 80 Prozent der Fälle durch gleichgeschlechtlichen Sexualverkehr. Laut Infektionsschutzgesetz vom 1. Januar 2011 gehört Syphilis in Deutschland zu den meldepflichtigen Krankheiten. Beim Geschlechtsverkehr gelangt das Syphilis verursachende Bakterium über kleinste Hautrisse oder intakte Schleimhäute in den menschlichen Organismus und befällt zunächst regionale Lymphknoten Ausbreitung des Erregers über die Lymphbahnen und den Blutweg im gesamten Körper, bis schließlich alle Organe und auch das Zentralnervensystem befallen sind Vier Stadien der Syphilis-Infektion 1. Etwa drei Wochen nach der Infektion: schmerzloses Geschwür mit hartem Rand an der Eintrittsstelle des Erregers (i.d.r. beim Mann am Penis oder After und bei der Frau an der Scheide, den Schamlippen oder am After je nach Eintrittsstelle). Geschwür geht einher mit einer massiven, aber schmerzlosen Schwellung der benachbarten Lymphknoten. Geschwüre sondern farblose Flüssigkeit ab, die große Mengen des Syphilis-Erregers enthalten. Der Primäraffekt verschwindet nach drei bis sechs Wochen. 2. Ohne Behandlung folgt acht Wochen bis zwei Jahre nach der Ansteckung das zweite Stadium der Erkrankung: Sehr vielfältige Symptome treten auf, wie allgemeine Lymphknotenschwellungen, Fieber, Hautausschläge, Warzen, Haarausfall. Diese Symptome können auch wiederholt auftreten und verschwinden wie der Primäraffekt ohne Behandlung wieder, jedoch ohne dass die Syphilis ausheilt. Im ersten und zweiten Erkrankungsstadium finden sich reichlich Syphiliserreger in Hautveränderungen und Geschwüren sowie im Blut. In dieser Zeit ist eine Weitergabe der Infektion besonders leicht möglich. 3. Spätsyphilis: beginnt meist erst drei bis fünf Jahre nach der eigentlichen Infektion. Erreger hat nun neben Genitalbereich, Lymphknoten und Haut zusätzlich zahlreiche Gewebe und Organe befallen, etwa die Blut- und Luftwege, die Knochen und Muskeln, den Rachen, die Speiseröhre, den Magen und die Leber. Bildung von gummiartigen Knoten in den Knochen und in den Organen. Möglichkeit von Bildung von Aneurysma in der Hauptschlagader, dessen Platzen zum Tod des mit Syphilis Infizierten führen kann. 4

4. Aufgrund des Bakterienbefalls von Gehirn, Knochenmark und Nervensystem kommt es zu schweren neurologischen Störungen. Dazu gehören unter anderem Lähmungen, Gangunsicherheiten, Gefühlsstörungen, Reflexverlust, Hörund Sehstörungen, Demenz, Persönlichkeitsveränderungen und Halluzinationen. Dieses letzte Stadium der Syphilis beginnt meist nach einer weiteren beschwerdefreien Latenzphase von zehn bis zwanzig Jahren. In etwa 10 Prozent der Fälle führen diese Spätfolgen einer unbehandelten Syphilis schließlich zum Tod des Betroffenen. Syphilis in der Schwangerschaft Unbehandelt kann Syphilis in der Schwangerschaft im Mutterleib und unter der Geburt auf das Kind übertragen werden. Fehlgeburt, Totgeburt oder der Geburt eines schwer geschädigten Kindes. Erreger gelangt durch winzige Verletzungen in den Körper. Ansteckung ist außer durch sexuellen Kontakt auch durch Blut, Blutprodukte und verunreinigte Spritzen möglich. Von der Eintrittsstelle aus verbreiten sich die Erreger auf dem Blutweg im gesamten Organismus. Diagnose erfordert wegen komplexer Symptomlage viel ärztliche Erfahrung und spezielle Laboruntersuchungen. Wie ich mich schützen kann Mutterschaftsvorsorge regelmäßige Bluttestdurchführung. In der Schwangerschaft kann die rechtzeitige Behandlung eine Schädigung des Kindes verhindern. Üblicherweise mit Penicillin. Eine Syphilis im ersten und zweiten Stadium ist bei ausreichender Behandlung heilbar. Bei der Spätsyphilis ist dagegen mit bleibenden schweren Organschäden zu rechnen, eine Behandlung kann nur deren Fortschreiten aufhalten. Unspezifische Urethritis (Harnröhrenentzündung durch verschiedene Erreger) Entzündung der männlichen Harnröhre. Brennen beim Wasserlassen, Sekretion. Ohne Behandlung sind Entzündungen der Prostata, des Nebenhodens 5

oder der Nieren möglich. Eine chronische Entzündung kann zu Verklebungen und Verengung der Harnröhre führen. Meist Bakterien, Keime der normalen Darm-, Scheiden- und Mundflora, die bei den verschiedenen sexuellen Praktiken in die männliche Harnröhre gelangen können. Diagnose: Abstrich aus der Harnröhre, Urintest. Heilt aus bei frühzeitigem Erkennen. Durch Viren bedingte sexuell übertragbare Krankheiten HIV AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) ist eine Erkrankung, die durch eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HI-Virus, HIV) auftritt. Das Immunsystem wird zerstört - mit lebensbedrohlichen und tödlichen Folgen. Ein Infektionsrisiko besteht, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten mit Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Zu diesen Körperflüssigkeiten gehören: Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms. Auch über die Muttermilch kann HIV übertragen werden. Risiko bei verschiedenen Sexualpraktiken: Vaginalverkehr: hoch Analverkehr: nochmals deutlich höher (häufig kleine Risse an der Schleimhaut). Fellatio (Oralverkehr mit Spermaaufnahme durch den Mund): gering; Infektion ist jedoch nicht ausgeschlossen. Cunnilingus (Oralverkehr bei der Frau) äußerst gering, solange es keinen Kontakt mit Menstruationsblut gibt. Anilingus (Oralverkehr mit Kontakt zum After): äußerst gering 6

andere Sexualpraktiken ohne Kontakt zu Schleimhäuten, Blut, Sperma oder Vaginalsekret: äußerst gering. Nicht übertragen wird das Virus über folgende Körperflüssigkeiten: Speichel, Tränenflüssigkeit und Urin. Das Virus ist außerhalb des Körpers nur sehr kurz überlebensfähig und kann durch Reinigungsmaßnahmen zuverlässig abgetötet werden. Keine Ansteckungsgefahr besteht bei: Küssen, Händedruck, Umarmen Anhusten oder Anniesen Kontakt von intakter Haut mit virushaltiger (Körper-)Flüssigkeit. Gemeinsamen Gebrauch von Gegenständen beim Essen (Geschirr etc.). Gemeinsame Nutzung von Toiletten, Handtüchern oder Bettwäsche. Besuch von Schwimmbädern oder Saunen. Zusammenarbeiten und -wohnen mit Menschen mit HIV/Aids. Insektenstichen Wie ich mich schützen kann Das wichtigste: Nutzung eines Kondoms beim Sex. Drogenkonsumenten: Nutzung einer unbenutzten, sauberen Nadel. Bei einer Schwangerschaft einer mit dem HI-Virus angesteckten Frau: das Übertragungsrisiko auf das Kind kann auf weniger als ein Prozent verringert werden durch: o ein Medikament o eine Kaiserschnitt-Geburt o den Verzicht auf das Stillen des Kindes Ein Impfstoff gegen das HI-Virus existiert nicht. Tests auf das HI-Virus Ein HIV-Test schafft Klarheit. Eine rechtzeitige HIV-Therapie kann das Immunsystem vor dem Virus schützen. Es gibt verschiedene HIV-Tests: klassischer HIV-Labortest. Er wird von Checkpoints und Gesundheitsämtern angeboten. Immer anonym, oft auch kostenlos. Das Ergebnis dauert einige Tage. HIV-Schnelltests bieten ein Ergebnis in 30 Minuten und werden auch von Checkpoints und Gesundheitsämtern anonym angeboten, meist kostenpflichtig. Selbsttests/Heimtests, sind HIV-Schnelltests zum selbst testen. Einer ist mittlerweile so ausgereift, dass er leicht anwendbar ist und zuverlässig. Der Verkauf von Heimtests ist in Deutschland derzeit jedoch noch nicht erlaubt. bei Einsendetests nimmt man zu Hause selbst Blut ab und schickt es in ein Labor. Das Ergebnis bekommt man dann telefonisch oder online mitgeteilt. 7

Diese Tests sind alle HIV-Antikörper-Suchtests. Das bedeutet, sie suchen im Blut nach Antikörpern auf HIV, die sich meistens schon nach sechs und spätestens nach zwölf Wochen nachweisen lassen. Werden keine Antikörper gefunden, ist man sicher HIV negativ. Ein positives Ergebnis muss durch einen weiteren spezifischeren Test bestätigt werden. Bei Einsende- und Labortests wird das im Labor gleich gemacht. Genitale Herpesinfektion (Herpes genitalis) Beginn mit Kribbeln oder Jucken der Haut. Später schmerzhafte Bläschen, die aufplatzen und zu kleinen Geschwüren werden; Lymphknoten in Umgebung schwellen an. Oft auch mit Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl verbunden. Bläschen verkrusten und heilen innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst ab. Virus bleibt lebenslang in den Knoten der versorgenden Nerven. Neue Erkrankungsschübe können entstehen. Gefahr für Neugeborene: bei Ansteckung im Verlauf der Geburt kann Allgemeininfektion entstehen; deshalb ist Kaiserschnitt erforderlich. HSV-1: Ansteckung meist in früher Kindheit (Lippenherpes). HSV-2: Ansteckung durch sexuelle Kontakte (v.a. Genitalbereich). Besondere Ansteckungsgefahr bei Kontakt mit den Geschwüren, Bläschen und deren Flüssigkeit. Auch ohne sichtbare Symptome ist Ansteckung möglich. Stark geschwächte Immunabwehr (z.b. bei Aids-Erkrankung oder Chemotherapie): Gefahr von Herpesinfektionen der Haut oder der inneren Organe. Keine vollständige Heilung möglich. Bei leichten Fällen ist Salbenbehandlung ausreichend, ansonsten Tablettengabe zur Virus-Hemmung. 8

Genitale Infektionen durch Humane Papilloma Viren (HPV) Low-risk-Typen: begünstigen Entstehung genitaler Warzen (gutartig) / Highrisk-Typen: länger anhaltende Infektionen können zu Gewebeveränderungen führen, ggf. zu Krebserkrankungen (wird z.b. durch Rauchen begünstigt). Bei Frauen: betroffen sind Gebärmutterhals, äußeres Genitale, Scheide. Bei Männern: betroffen sind Eichel und Penis, seltener andere Stellen. Bei Frauen und Männern: möglich ist Befall rund um den After, in der Harnröhre und im Enddarm. Ansteckungsrisiko durch Schädigung der Haut erhöht, da die Viren nur in den Zellen der unteren Hautschicht andocken können. Durch Kontakt von Haut und Schleimhaut mit infizierten Hautbezirken des Partners / der Partnerin. Bei auffälligem Befund im Abstrich: Gewebeprobe. Für junge Frauen und bei Dysplasien (=Gewebeveränderungen) der äußeren Geschlechtsorgane: spezialisierte Dysplasiesprechstunde sinnvoll. Sinnvoll: Untersuchung des Partners / der Partnerin. Nachweislich verschwinden anhaltende HPV-Infektionen durch konsequenten Kondomgebrauch schneller; leichte Dysplasien können sich sogar zurückbilden. Wie ich mich schützen kann GKV zahlt Frauen ab dem 20. Lebensjahr Früherkennungsuntersuchungen auf durch HPV verursachte Zellveränderungen. Deutschland: seit 2006 ist in Deutschland ein Impfstoff gegen die HPV-Highrisk-Typen 16 und 18 sowie gegen die Low-risk-Typen 6 und 11 zugelassen: Drei Injektionen im Laufe von sechs Monaten bieten Immunität für mindestens fünf Jahre. Ständige Impfkommission: Empfehlung der Impfung für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Die meisten Krankenkassen entscheiden auf dieser Grundlage über die Übernahme der Kosten. Ggf. ist die Impfung auch in einem anderen Lebensalter sinnvoll, sie sollte jedoch vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. Viele Fragen zur HPV-Impfung (Dauer der Schutzwirkung, Notwendigkeit einer Auffrischung, Impfung auch für Jungen, Spätfolgen, Auswirkungen die Impfung auf die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs) sind noch nicht hinreichend geklärt. 9

Infektionen mit Hepatitis-Viren (Leberentzündung) Hepatitis B Hepatitis B gehört zu den häufigsten Virusinfektionen weltweit. Das Virus kommt in allen Körperflüssigkeiten vor, vor allem in Blut, Samen- und Scheidenflüssigkeit, sowie auch in Speichel. Besondere Gefährdung bei Partner / Partnerinnen von Virusträgern, Menschen mit mehreren Sexualpartnern / -partnerinnen, Personen, die intravenöse Drogen nutzen, Personen, die beruflich mit Körperflüssigkeiten in Berührung kommen. Hohes Übertragungsrisiko von der Mutter auf den Säugling während und nach der Geburt. Vier Wochen bis sechs Monate nach Ansteckung: Leberentzündung mit Gelbsucht, Fieber, allgemeinem Krankheitsgefühl. 10 % der angesteckten Personen: Entwicklung einer chronischen Hepatitis B; Gefahr einer chronischen Leberentzündung. Daraus kann Leberzirrhose und Leberzellkrebs entstehen. Chronische Hepatitis ist ansteckend. Bei Säuglingen und kleinen Kindern: besonders hohes Risiko einer chronischen Entwicklung. Virus kann sehr leicht über winzige Haut- oder Schleimhautverletzungen in den Organismus gelangen. Ansteckung vor allem bei Geschlechtsverkehr (vaginal, anal, oral), sowie durch Kontakt mit Blut und Blutprodukten. Diagnose: durch Blutuntersuchung (regelmäßig bei Mutterschaftsvorsorge). Bei chronischem Verlauf: Medikamente können mildernd wirken. Die meisten akuten Hepatitis-B-Erkrankungen bei Erwachsenen heilen vollständig aus. Das Virus verschwindet aus dem Körper und hinterlässt eine lebenslange Immunität. Wie ich mich schützen kann Kindern und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr: GKV übernimmt Impfkosten. Ist eine Frau infiziert, muss ihr Baby sofort nach der Geburt geimpft werden. 10

Hepatitis C Symptome in weniger als 20 Prozent der Fälle. Unbehandelt Gefahr von chronischer Leberentzündung, Leberzirrhose, Leberzellkrebs. Ansteckung: während einer Schwangerschaft kann das Virus im Uterus und während der Geburt auf das Kind übertragen werden. Kein bleibender Schutz durch ausgeheilte Infektion. Sexuelle Übertragung des Hepatitis-C-Virus nur selten. Risiko besteht vor allem bei sexuellen Praktiken mit Verletzungsrisiko und Blutkontakt. Meist durch Kontakt mit infiziertem Blut (Spritzutensilien, unsachgemäßes Tätowieren). Nachgeburtlich: Infektion über die Muttermilch möglich. Diagnose durch Blutuntersuchung. Behandlung: bei raschem Beginn nach Ansteckung und mehrmonatiger Dauer kann chronischer Verlauf verhindert werden. Durch andere Erreger verursachte Krankheiten Pilzerkrankungen der Genitalien (Soor, genitale Mykose) Auch bei gesunden Menschen sind Pilze im Darm und im Genitaltrakt häufig. Krankheitszeichen entstehen durch Vermehrung der Pilze. Ursachen dafür sind veränderte hormonelle Situation (während der Schwangerschaft oder bei Einnahme der Pille), Schädigung des Hautmilieus (durch übertriebene Intimhygiene), starkes Schwitzen [Kleidung aus synthetischen Fasern], Störungen des Zuckerstoffwechsels, allgemeine Abwehrschwäche. Bei Frauen: Rötung und Schwellung von Schamlippen und Scheideneinganges, Juckreiz und oft heftiges Brennen, weißlich-bröckliger Ausfluss. Bei Männern: Beschwerden meist deutlich geringer, meist auf Eichel und Vorhaut begrenzt. 11

Bei sehr starker Pilzbesiedlung ist Übertragung auch bei sexuellen Kontakten möglich. Ansteckungsgefahr für Neugeborene während der Geburt. Diagnose durch Abstrich von der entzündeten Haut. Cortison- oder Antibiotika-Cremes, Vaginaltabletten oder zäpfchen, Tabletten nur bei schwerwiegendem Befund. Bei wiederholt auftretenden Pilzinfektionen im Genitalbereich: Suche nach begünstigenden Ursachen ist angezeigt; ggf. Mitbehandlung des Magen- Darmtraktes. Genitale Trichomoniasis Bei Frauen: Tage bis Wochen nach der Ansteckung Scheidenentzündung mit übel riechendem Ausfluss, Brennen, Jucken und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Beschwerden im Laufe der Zeit meist nachlassend. Bei Befall der Harnröhre Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang. Bei Männern: Oft ohne deutliche Symptome. Bei Befall der Harnröhre Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang. Übertragung von Trichomonaden fast ausschließlich durch sexuelle Kontakte. Deshalb häufig zusammen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten auftretend. Nachweis im Urin oder durch Scheidenabstrich. Behandlung mit Tabletten zum Einnehmen. 12

Krätze (Skabies) Krätzmilbe= winziges Insekt, das kleine Gänge in die Oberhaut bohrt. Symptome: besonders nachts heftiger Juckreiz. Ansteckung durch direkten Hautkontakt, deshalb sind sexuelle Kontakte ein häufiges Ansteckungsrisiko. Gemeinsame Benutzung von Betten oder Wäsche ist für die Übertragung ausreichend. Diagnose meist aufgrund der Symptome und der typischen Hautveränderungen. über mehrere Tage Auftragen von Insekten abtötenden Mitteln auf die gesamte Haut. heiße Wäsche oder chemische Reinigung von Bettwäsche und Kleidung. Filzläuse (Schamläuse, Phthiriasis) Vorkommen von Filzläusen und ihren Eiern (Nissen) zwischen den Schamhaaren, in Achselbehaarung, auch an übriger Körperbehaarung. Symptome: Lausbisse verursachen mäßigen Juckreiz und typische blaugraue Flecken auf der Haut. Die Läuse und Nissen oft mit bloßem Auge erkennbar. Durch sexuellen Kontakt, anderem engen Körperkontakt, auch durch Betttücher, Kleidungsstücke oder Kämme. Mit Insekten abtötenden Shampoos, Salben oder Lösungen. Nissen werden mit einem Kamm entfernt. Desinfektion der Kleidung und der Matratzen notwendig. 13