Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: "Die drei dunklen Könige" von Wolfgang Borchert - Mehrschrittige Interpretation Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de
Titel: Fördern und Fordern: Die Kurzgeschichte Die drei dunklen Könige von Wolfgang Borchert Bestellnummer: 52237 Kurzvorstellung: Die hier vorliegenden Arbeitsblätter helfen lernschwächeren Schülern, die Kurzgeschichte Schritt für Schritt zu interpretieren, während schnelleren Schülern weiterführende Fragestellungen an die Hand gegeben werden. Ein Kompetenzcheck, Musterlösungen sowie eine ausführliche Interpretation helfen den Schülern gegebenenfalls, sich einschätzen zu lernen und verbessern zu können. Das Material ist auf Binnendifferenzierung hin konzipiert und entspricht so den Anforderungen eines modernen, schülergerechten Unterrichts. Inhaltsübersicht: Arbeitsblätter zur mehrschrittigen Interpretation der Kurzgeschichte Kompetenzcheck Lösungen und Musterinterpretation Weiterführende Fragestellungen Internet: http://www.school-scout.de E-Mail: info@school-scout.de
SCHOOL-SCOUT Seite 2 von 24 Didaktische Hinweise Der Forderung nach individueller Förderung müssen wir als Lehrerinnen und Lehrer im Förderunterricht, aber auch im binnendifferenzierenden Fachunterricht täglich nachkommen. Jeden einzelnen Schüler im Blick zu haben, ist aber bei meist 30 Schülerinnen und Schülern ein fast unmögliches Vorhaben. Ein großer Schritt auf dem Weg zum individuellen Unterricht ist jedoch getan, wenn Unterrichtsmaterial in verschiedenen Lernniveaus angeboten wird. Schülerinnen und Schüler, denen das Anfertigen von Interpretationen noch Probleme bereitet, werden in diesem Material deshalb durch klar strukturierte Arbeitsblätter mit gezielten Fragen Schritt für Schritt zur Erstellung der eigenen Interpretation angeleitet und können sich hinterher selbst noch einmal mit einem Leistungscheck kontrollieren. Wer das Handwerkszeug dagegen schon mitbringt, der kann auch gleich mit der kompletten Interpretation loslegen - für ganz schnelle und aufgabenhungrige Schülerinnen und Schüler bietet ein Aufgabenblatt sogar noch zusätzliche Möglichkeiten zur Vertiefung und Interpretation. So ergeben sich drei Leistungsniveaus, denen dank des modularen Aufbaus leicht entsprochen werden kann. Wie gewohnt dient dabei eine ausführliche Musterlösung als Hilfe für die Lehrkraft, kann jedoch im Bedarfsfall auch den Schülerinnen und Schülern als Orientierung und Vergleichshilfe ausgeteilt werden. wirtschaftliche Lage und Herkunft und sein Geschlecht ein Recht auf schulische Bildung, 1 Schulgesetz SCHOOL-SCOUT Der persönliche Schulservice E-Mail: info@school-scout.de Internet: http://www.school-scout.de Fax: 02501/26048 Linckensstr. 187 48165 Münster
SCHOOL-SCOUT Seite 3 von 24 Er tappte durch die dunkle Vorstadt. Die Häuser standen abgebrochen gegen den Himmel. Der Mond fehlte, und das Pflaster war erschrocken über den späten Schritt. Dann fand er eine alte Planke. Da trat er mit dem Fuß gegen, bis eine Latte morsch aufseufzte und losbrach. Das Holz roch mürbe und süß. Durch die dunkle Vorstadt tappte er zurück. Sterne waren nicht da. 5 10 15 20 25 30 35 Als er die Tür aufmachte (sie weinte dabei, die Tür), sahen ihm die blaßblauen Augen seiner Frau entgegen. Sie kamen aus einem müden Gesicht. Ihr Atem hing weiß im Zimmer, so kalt war es. Er beugte sein knochiges Knie und brach das Holz. Das Holz seufzte. Dann roch es mürbe und süß ringsum. Er hielt sich ein Stück davon unter die Nase. Riecht beinahe wie Kuchen, lachte er leise. Nicht, sagten die Augen der Frau, nicht lachen. Er schläft. Der Mann legte das süße, mürbe Holz in den kleinen Blechofen. Da glomm es auf und warf eine Handvoll warmes Licht durch das Zimmer. Die fiel hell auf ein winziges rundes Gesicht und blieb einen Augenblick. Das Gesicht war erst eine Stunde alt, aber es hatte schon alles, was dazu gehört: Ohren, Nase, Mund und Augen. Die Augen mußten groß sein, das konnte man sehen, obgleich sie zu waren. Aber der Mund war offen, und es pustete leise daraus. Nase und Ohren waren rot. Er lebt, dachte die Mutter. Und das kleine Gesicht schlief. Da sind noch Haferflocken, sagte der Mann. Ja, antwortete die Frau, das ist gut. Es ist kalt. Der Mann nahm noch von dem süßen, weichen Holz. Nun hat sie ihr Kind gekriegt und muß frieren, dachte er. Aber er hatte keinen, dem er dafür die Fäuste ins Gesicht schlagen konnte. Als er die Ofentür aufmachte, fiel wieder eine Handvoll Licht über das schlafende Gesicht. Die Frau sagte leise: Kuck, wie ein Heiligenschein, siehst du? Heiligenschein! dachte er, und er hatte keinen, dem er die Fäuste ins Gesicht schlagen konnte. Dann waren welche an der Tür. Wir sahen das Licht, sagten sie, vom Fenster. Wir wollen uns zehn Minuten hinsetzten. Aber wir haben ein Kind, sagte der Mann zu ihnen. Da sagten sie nichts weiter, aber sie kamen doch ins Zimmer, stießen Nebel aus den Nasen und hoben die Füße hoch. Wir sind ganz leise, flüsterten sie und hoben die Füße hoch. Dann fiel das Licht auf sie. Drei waren es. In drei alten Uniformen. Einer hatte einen Pappkarton, einer einen Sack. Und der dritte hatte keine Hände. Erfroren, sagte er, und hielt die Stümpfe hoch. Dann drehte er dem Mann die Manteltaschen hin. Tabak war drin und dünnes Papier. Sie drehten Zigaretten. Aber die Frau sagte: Nicht, das Kind. Da gingen die vier vor die Tür, und ihre Zigaretten waren vier Punkte in der Nacht. Der eine hatte dicke umwickelte Füße. Er nahm ein Stück Holz aus einem Sack. Ein Esel, sagte er, ich habe sieben Monate daran geschnitzt. Für das Kind. Das sagte er und gab es dem Mann. Was ist mit den Füßen? fragte der Mann. Wasser, sagte der Eselschnitzer, vom Hunger. Und der andere, der dritte? fragte der Mann und befühlte im Dunkeln den Esel. Der dritte zitterte in seiner Uniform: Oh, nichts, wisperte er, da sind nur die Nerven. Man hat eben zuviel Angst gehabt. Dann traten sie die Zigaretten aus und gingen wieder hinein. SCHOOL-SCOUT Der persönliche Schulservice E-Mail: info@school-scout.de Internet: http://www.school-scout.de Fax: 02501/26048 Linckensstr. 187 48165 Münster
SCHOOL-SCOUT t Seite 14 von 24 Motive der Weihnachtsgeschichte: Borchert überträgt gekonnt Motive der Weihnachtsgeschichte auf die Nachkriegszeit Deutschlands und verdeutlicht somit, dass es in dunklen Zeiten Hoffnung gibt. Diese Übertragung wird an mehreren Stellen deutlich. o Heiligenschein: Schon die trostlosen Umstände, in die das Kind hineingeboren wird, erinnern an die biblische Geburt Jesu in der Krippe zu Bethlehem. Als die Mutter zudem (Z. 20) zu sehen, wird dem Leser die Verbindung zur Weihnachtsgeschichte das erste Mal wirklich bewusst. Borchert deutet hier an, dass das Kind für die Eltern zum Hoffnungsträger wird. Hier besteht eine Parallele zu Jesus als Erlöser der Menschheit. o Führendes Licht: Kurz darauf stoßen die drei Kriegsheimkehrer dazu werden auch die Heiligen Drei Könige vom Licht geleitet, nämlich vom Stern von Bethlehem. o Die drei Könige: Im Kontext der Weihnachtsgeschichte ist dem Leser klar, dass die drei Kriegsheimkehrer den heiligen drei Königen entsprechen. Zunächst scheint jedoch bis auf das Licht, das sie hergeführt hat, keine weitere Verbindung vorzuliegen. Die Könige der Bibel sind reiche Männer aus dem Abendland, die dem Christuskind prächtige Geschenke machen. Doch auch die drei Leben und den Krieg gezeichnete Könige. Sie sind durch ihre diversen Kriegsleiden nämlich nur äußerlich zerstört; im Herzen sind sie rein. Sie beschenken die Familie mit den wenigen Dingen, die sie noch haben und beweisen gerade dadurch, dass sie nichts Wertvolleres haben, als das, was sie mit sich tragen, ihre wahre Größe. Borchert gelingt es nichtsdestotrotz, mit den ärmlicheren Geschenken der drei dunklen Könige an die prächtigen Geschenke der drei heiligen Könige zu erinnern: Der Zigarettenrauch gleicht dem Weihrauch, der Esel erinnert an den biblischen Esel, der bei der Geburt Jesu im Stall anwesend gewesen sein soll und die gelben Bonbons ähneln dem Gold. o Weihnachten: Indem die Frau daran erinnert, dass es Weihnachten ist (vgl. Z. 52), wird die Weihnachtsgeschichte komplett. Gleichzeitig erinnert das Weihnachtsfest an Geschenke und damit an das größte Geschenk, das die drei dunklen Könige der kleinen Familie gemacht haben. Denn abgesehen von den Geschenken der Zigaretten, des Holzesels und der Bonbons haben sie die Eltern an ihren Reichtum aneinander erinnert und ihnen somit geholfen, ihr Kind vollends als ihren Hoffnungsträger zu erkennen und einen ersten Schritt aus der Dunkelheit heraus zu wagen. SCHOOL-SCOUT Der persönliche Schulservice E-Mail: info@school-scout.de Internet: http://www.school-scout.de Fax: 02501/26048 Linckensstr. 187 48165 Münster
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