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Transkript:

Ausgabe 65 Themen dieser Ausgabe:» Weiterlernen!» Projekte, die uns bewegen» Aktuelles

Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Aufbruch zu neuen Ufern: Das kann man in den Gesichtern auf dem Titelbild lesen. Es sind acht von 16 Menschen, die im Sommer hier einziehen werden. Sie können es kaum erwarten, bis endlich alles fertig ist. Das neue Appartementhaus an der Konrad-Adenauer-Straße in Gescher gehört zum Ambulant Betreuten Wohnen mit seinen verschiedenen Angeboten. Aufbruch zu neuen Ufern: Das kann für den Einzelnen auch darin bestehen, etwas Neues zu lernen, sein Wissen zu erweitern, spannende neue Erfahrungen zu machen. Lesen Sie in dieser LUPE etwas über die Erwachsenenbildung! Viele Zukunftsfragen bewegen uns derzeit in Haus Hall. Das führt zu etlichen komplexen Projekten, die zeitgleich in Angriff genommen worden sind. Es geht um Vorhaben, die auf Veränderung angelegt sind und die das Profil der Stiftung mittel- und langfristig verändern. Was meinen Sie: Innovation oder Projektitis? Viel Freude beim Blättern und Lesen und viel Frühling drumherum wünscht Ihnen Michel Hülskemper Öffentlichkeitsreferent Inhaltsübersicht Weiterlernen! S. 3 Unter der LUPE: Projekte, die uns bewegen S. 8 Aktuelles S. 17 Impressum Die LUPE Zeitschrift der Stiftung Haus Hall, Nr. 65, 30.03.09 Herausgeber: Bischöfliche Stiftung Haus Hall, Dr. Thomas Bröcheler, Direktor Tungerloh-Capellen 4, 48712 Gescher Redaktion: Bilder: Michel Hülskemper, Öffentlichkeitsreferent Tel. 02542-703-1006, Fax: 703-1908, michel.huelskemper@haushall.de Achim Brasat, Michel Hülskemper, Soon-Hee Kim-Dapper, Jutta Reckmann, Steinberg und Koeppen Architekten, sowie aus dem Bestand von Wohnund Arbeitsgruppen. Produktion: antek Werbekontor, Gescher Auflage: Vertrieb: 2.600 Expl. Kostenlose Ausgabe in allen Einrichtungen von Haus Hall an jeden Interessierten Postbezug: Mechtild Belker, Tel.: 02542-703-1001 Konto: Nr. 53 000 329 Sparkasse Westmünsterland BLZ 401 545 30 Haus Hall, 2009 www.haushall.de 2 Lupe 65 2009

Weiterlernen! KuKuK heißt der Kurs, den acht Beschäftigte der Werkstätten mitgemacht haben. Sie arbeiten auf ambulant betreuten Arbeitsplätzen. Der Kursname ist eine Abkürzung. Was er bedeutet, wird auf dieser Seite erklärt. Auch Erwachsene können noch dazu lernen In den Werkstätten Haus Hall bieten Gruppenleiter viele verschiedene Kurse der Erwachsenenbildung an. Dagmar Tegeler organisiert alles. Im Gespräch mit der LUPE erklärt sie, was dazu gehört. Wie erfährt man, was es alles gibt? Zweimal im Jahr kommt ein neues Programmheft für alle Beschäftigten. Diesmal stehen 38 Kurse drin. Die Angebote finden nicht nur in Gescher statt, sondern auch in Ahaus, Coesfeld, Velen und Stadtlohn. Für jeden soll etwas Interessantes dabei sein. Was denn zum Beispiel? Ernährungsberatung: Welche Lebensmittel sind gut für mich, welche nicht? Das erklärt uns eine Fachfrau, die extra aus Steinfurt kommt. Oder zum Beispiel Verkehrssicherheitstraining für Fußgänger und Radfahrer. Jeder soll etwas lernen können, was einem wirklich nützt. Gibt es auch Fahrten? Ja, zum Beispiel zum Klettern nach Ibbenbüren oder zum Wochenmarkt nach Enschede oder eine Orientierungsfahrt mit dem Rad. Aber es sollen nicht einfach Ausflüge, sondern Bildungsveranstaltungen sein. Es gehört dazu, dass man sich gut darauf vorbereitet. Und dass man hinterher zusammen darüber spricht, was man erfahren hat. Klettern ist zum Beispiel gut, damit man sich aufeinander verlassen kann. Und wenn man in Holland zu Besuch ist, versucht man, Guten Tag, Danke und Bitte auf Holländisch zu sagen. Ist das für manche Beschäftigte nicht zu schwer? Ja, das glaube ich auch. Deshalb gibt es ja außerdem Angebote, die einfacher sind. Zum Beispiel den Singkreis mit Gebärden. Und auch die Fahrten. Finden es alle gut, dass es so viele Kurse gibt? Ja, die Beschäftigten bestimmt. Und die meisten Gruppenleiter auch. Sie haben aber auch im Kopf, dass die Arbeit in der Gruppe geschafft werden muss und dass nicht zu viele Leute gleichzeitig fehlen. Und sind mit dem Programm alle einverstanden? Na ja, als wir mit dem Kurs Erste Hilfe anfangen wollten, meinten einige, das wäre nichts für Menschen mit Behinderung. Aber ich finde, auch die Beschäftigten sollten lernen, was man tun kann, wenn ein Unfall passiert ist. Allgemein kann man sagen: Es gibt ganz viel Interesse an den Kursangeboten und ganz viel Unterstützung von allen Seiten. Manche sehen mein Büro als eine Anlaufstelle an und kommen auch mit neuen Vorschlägen vorbei. Finden denn alle Kurse, die im Heft stehen, auch wirklich statt? Ja, die allermeisten. Nur manchmal, wenn sich zu wenige anmelden, dann fällt schon mal ein Kurs aus. Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten? Die KuKuK-Kurse. Was bedeutet das denn? Das ist eine Abkürzung. Soll ich es erklären? Kommunikation heißt: reden mit und ohne Worte. Kooperation heißt: im Team zusammenarbeiten. Konfliktbewältigung heißt: fair bleiben, auch wenn es schwierig wird. Wenn man die Lupe 65 2009 3

Weiterlernen! Anfangsbuchstaben nimmt und immer ein u dazwischen setzt, dann kommt KuKuK heraus. Kollegen aus Hamburg haben sich die Kursreihe ausgedacht. Seit dem letzten Jahr gibt es diese Kurse auch in Haus Hall. So ein Kurs dauert drei mal drei Tage. Da kann man sich gut kennenlernen und viel Spaß zusammen haben. Fragen und Aufzeichnung: Michel Hülskemper, LUPE KuKuK Ich habe nicht nur für die Arbeit gelernt, sondern auch fürs Leben. Das Arbeiten in der Gruppe hat mir sehr viel Spaß gemacht. Anika Giebken Wir haben gelernt, mit Kollegen gut umzugehen und gut miteinander zu sprechen. Martina Bocke Schule ist strenger und anders. Wir haben gut gelernt. Maria Klepping Fortbildung ist gut für Amba-Teilnehmer. Thomas Friemel Wir können alles, was wir gelernt haben, bei der Arbeit gebrauchen. Peter Jesewski In diesen drei Tagen habe ich mich sehr wohl gefühlt. Das hat für mich persönlich viel gebracht. Monika Langenberg Selbstsicherheitstraining für Frauen Ich möchte lernen, mich richtig zu verteidigen, denn wenn ich provoziert werde, dann kann ich mich im Notfall zur Wehr setzen. Große Angst habe ich zum Beispiel, wenn ich abends alleine im Dunkeln auf der Straße unterwegs bin. Man kann nicht immer wissen, wer da einem begegnet und ob man seinem Gegenüber vertrauen kann. Viele Frauen werden auf offener Straße angesprochen und wissen häufig nicht, wie sie sich verteidigen sollen. Aus den Medien bekomme ich da ja auch so einiges mit. Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass es nun endlich das Angebot Selbstsicherheitstraining für Frauen bei uns in der WfbM gibt. Es ist schön, dass auch meine Freundinnen daran teinehmen, da wir schon länger darauf gewartet haben. Wir sind alle begeistert, dass uns dieses Training von Monika Informationen beschaffen aus Büchern und im Internet auch das gehört zum Berufsbegleitenden Unterricht. Hier wird nicht nur geredet. Die Teilnehmerinnen probieren auch aus, was sie tun können, wenn sie sich angegriffen fühlen. Berufsbegleitender Unterricht Borgert und Sonja Wiesmann ermöglicht wird. Anja- Maria Keipert, WfbM Stadtlohn Jeder, der neu in der Werkstatt ist, nimmt an einem Grund- und an einem Aufbaukurs teil. Dort werden viele Themen besprochen, über die jeder Bescheid wissen sollte. Zum Beispiel: Was steht eigentlich im Werkstattvertrag? An welche Regeln muss man sich halten, damit alle gut zusammenarbeiten können? Außerdem werden aktuelle Nachrichten aus dem Fernsehen und aus der Zeitung besprochen. Die Teilnehmer auf dem Bild interessieren sich besonders für das Thema Klimaveränderung. Dabei üben sie auch lesen, schreiben und arbeiten im Internet. Vorher ging es um das Thema USA und seinen neuen Präsidenten. Eine andere Gruppe interessiert sich mehr für Hollywood. Red. 4 Lupe 65 2009

Weiterlernen! Arbeitssicherheit Thema Gehörschäden: Beim Arbeitsschutz kommt es darauf an, gesund zu bleiben und außerdem Unfälle zu vermeiden. Wie schütze ich mich vor Gehörschäden? Was kann ich tun, damit ich mich bei der Arbeit nicht verletze? Welche Arten von Schutzkleidung gibt es? Was bedeuten die Gebots- und Verbotsschilder in der Werkstatt? Welche Stoffe sind gefährlich? Um solche und ähnliche Fragen geht es im Kurs Arbeitssicherheit. Kursleiter ist Albrecht Polhuis, Fachkraft für Arbeitssicherheit. Er unterstützt alle Verantwortlichen in Haus Hall, damit keine Unfälle passieren. Fünfmal trifft man sich im Konferenzraum der Werkstatt. Zum Schluss fahren alle nach Dortmund zur DASA. Das ist die deutsche Arbeitsschutz-Ausstellung und da kann man sich alles noch mal genau ansehen, was im Kurs besprochen worden ist. Red. Jeder Tag hat eine Farbe Zwei Personen und eine Kursleiterin: Manche Beschäftigte können in einer ganz kleinen Gruppe besser lernen. Montage sind grün, Dienstage orange und so weiter. Das hilft manchen Beschäftigten, die Wochentage zu unterscheiden. Dann können sie besser verstehen, was an welchem Tag dran ist. Mittwochs treffen sie sich zum berufsbegleitenden Unterricht. Dort wird besonders der farbige Wochenplan trainiert. Alles wird einfach erklärt und sofort geübt, damit man es sich besser merken kann. Red. Glaubenswege heute Wir erlernen Übungen zur Stille, die uns helfen, Entspannung und Ruhe zu finden. Wir treffen uns immer im Festsaal der Marienburg. Und wir besuchen einen Ort des Glaubens: Kloster Hammicolt, den Wallfahrtsort Eggerode und in diesem Jahr den Paulusdom zu Münster. Das Kursangebot der Werkstatt in Coesfeld findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Sieben Beschäftigte aus der Marienburg machen mit. Anne Gerding, WfbM Marienburg Messen, zählen, wiegen Die Teilnehmer lernen in diesem Kurs etwas, das sie an ihrem Arbeitsplatz gebrauchen können. Zum Beispiel wie eine Zählwaage funktioniert und wie man sie richtig benutzt. Oder was eine Zählhilfe am Schiebetisch ist und worauf man achten muss, wenn man damit arbeitet. Wir haben auch gelernt, was ein Raummeter ist. Das ist das Maß für Kaminholz. Wir haben einen Raummeter gebaut. Seitdem wissen wir, wie groß ein Raummeter ist. Der Kurs Messen, zählen, wiegen wird wieder stattfinden. Wer regelmäßig mitgemacht hat, bekommt eine Teilnahmebescheinigung. DT / MH Führerschein L Jeden Montag und Mittwoch geht es in die Fahrschule zum Unterricht. Dort lernen zwanzig Beschäftigte für die Führerscheinprüfung. Die meisten sind in einer Landschaftspflegegruppe tätig. Sie müssen alle Verkehrsregeln lernen. Im Sommer soll die Prüfung sein. Die Fragen muss jeder am Computer beantworten. Auch das wird gemeinsam geübt. Das Fahren lernt man am Arbeitsplatz vom Gruppenleiter. Wer alles geschafft hat, darf landwirtschaftliche Zugmaschinen fahren, zum Beispiel kleine Trecker oder Großflächenrasenmäher. Red. Lupe 65 2009 5

Weiterlernen! Der Heimbeirat Marienburg bildet sich fort Fortbildung gemacht. In der Fortbildung haben wir uns erst einmal kennen gelernt. In der Zeit haben wir viel darüber gelernt, was der Heimbeirat machen muss. Wir müssen zum Beispiel die Wünsche der Bewohner entgegen- nehmen. Danach hatten wir eine Schulung mit Melanie und Karin. Sie haben uns erklärt, was in der Heimbeiratsordnung steht. Sie unterstützen uns in der Sitzung. Wir hatten erst in der Schulung gelernt, wie eine Sitzung gemacht wird. Geraldine Lippe und Sabine Jentsch Vor ihrem Aushangkasten (von links): Donald Eichstädt, Sabine Jentsch, Joachim Reichelt, Elke Engels, Juliane Düsing, Geraldine Lippe, Vera Sytar. Im letzten Jahr wurde der Heimbeirat neu gewählt. Damit wir gut zusammenarbeiten können, haben wir zuerst eine Ein ausführlicher Bericht über das Thema steht auf der Internetseite von Haus Hall: www.haushall.de/publikationen/lupe. Auch die Mitglieder des Heimbeirats in Haus Hall, Gescher, haben sich durch verschiedene Kurse gründlich auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Studenten aus Münster leisten dabei Unterstützung. Wie Robin Hood mit Pfeil und Bogen Pfeil auflegen - Bogen spannen - Ziel ins Auge fassen - konzentrieren - loslassen - zufrieden sein, egal, ob getroffen oder nicht. Der Weg ist das Ziel! Seit über einem Jahr treffen sich in der Reithalle der Marienburg einmal im Monat 10-15 Bogensport-Interessierte. Ausgehend von einem Schnupperkurs hatten wir uns überlegt, dass hier viele Möglichkeiten für Spaß, Kommunikation und Integration vorhanden sind. Teilnehmer sind Bewohner, Mitarbeiter, Angehörige und Freunde. Es macht Freude zu erleben, wie sich alle untereinander helfen, loben und auch die kleine Enttäuschung miteinander teilen, wenn ein Pfeil mal nicht ins Ziel geht. Da nur eine begrenzte Anzahl an Bogen und Pfeilen zu Verfügung steht, finden sich auch am Rande viele Gelegenheiten, zu klönen und sich auszutauschen. Das wissen vor allem die Bewohner zu schätzen, die jedem Treffen entgegenfiebern. Alles in allem geht es erstaunlich diszipliniert zu, denn bei Unachtsamkeit könnte es durchaus unangenehm werden. Aber jeder achtet auf sich und den anderen. Rücksicht, Aufmerksamkeit und Verantwortung werden ganz groß geschrieben. Geschossen wird Zuerst genau zielen und dann im richtigen Moment loslassen: Das kann jeder in der Marienburg üben. Die Reithalle ist dafür gut geeignet. mit Sportbögen ohne irgendwelchen technischen Firlefanz und einem englischen Langbogen, wie Robin Hood ihn benutzte. Wer also Interesse hat, einen Pfeil zu lösen, wer sich alles nur mal anschauen möchte oder nette Gespräche sucht, kann an jedem vierten Freitag im Monat um 19:30 Uhr zur Reithalle der Marienburg kommen. Es ist ein ungezwungenes, lockeres Treffen ohne Vereinsmeierei. Wenn jemand Lust hat, sich den Sport aber nicht zutraut: Keine Angst! Du kannst es, wenn du willst! Muskelkater und blaue Flecken könnten allerdings vorkommen. Simone Grage und Achim Brasat 6 Lupe 65 2009

Weiterlernen! Ich mach mich auf den Weg So heißt die Fortbildung, die dreizehn Bewohner von Haus Hall Ende Februar mitgemacht haben. In diesen beiden Fortbildungstagen geht es um euch, stand im Programm. Jede und jeder steht als Person mit den ganz eigenen Möglichkeiten und Grenzen im Mittelpunkt. Wir wollen darüber sprechen, viele Dinge ausprobieren und spielerisch üben. Die Kursleiterin war Eva Beeres-Fischer aus Nordwalde. Am Ende der Fortbildung haben alle gemeinsam für die LUPE berichtet: Zuerst haben wir uns gegenseitig vorgestellt. Dann haben wir uns im Spiegel angeguckt, wie wir aussehen, jeder einzeln, einer nach dem anderen. Wir haben beschrieben, wie wir uns sehen. Danach haben wir eine Modenschau gemacht. Dabei haben uns die anderen in der Gruppe angeguckt und beschrieben. Dann konnten wir aufschreiben, was wir gut können und was nicht so gut. Zwischendurch haben wir Rückenklopfen gemacht, zu zweit. Und außerdem hat sich jeder selbst abgeklopft. Zur Entspannung war das gut. Was ich will und was ich nicht will: In zwei Reihen haben wir uns gegenüber gestanden und geübt, STOPP zu sagen, auch mal lauter. Und JA sagen und NEIN sagen, mit Power. Damit kann eine kleine Frau manchmal sogar einen größeren Mann beiseite schieben. Wir sind auch verreist, aber in Gedanken: zurücklehnen, Augen zumachen und dann hat Eva erzählt, wir sollen uns vorstellen, wo wir in Zukunft leben wollen, zum Beispiel im ABW oder in einer Wohngemeinschaft oder wie sonst. Das hat dann jeder aufgemalt. Wir haben auch darüber gesprochen, was man können muss, wenn man so wohnen will. Zum Beispiel fürs Ambulant Betreute Wohnen: zur Bank gehen, kochen - wenigstens etwas, Betten abziehen, ein neues Passbild besorgen, wenn der Ausweis abgelaufen ist. Man muss aber nicht alles allein können; der Betreuer kann einem ja auch helfen. Zum Schluss des Kurses haben wir über den ersten Schritt gesprochen: Was nehme ich mir als nächstes vor? Dafür haben wir einen Fuß aufgemalt und dort hineingeschrieben, was jeder sich als nächstes vornimmt. Die Teilnehmer des Kurses 26./27.02.09 Aufzeichnung: Michel Hülskemper, LUPE Es gibt noch viel mehr Nicht nur in den Werkstätten findet man Angebote, wo Erwachsene etwas lernen können. Es gibt noch viel mehr Kurse, wo man mitmachen kann. Zum Beispiel vom Freizeithaus in Gescher. Samstags üben Fußgänger zusammen mit Marianne Diel, wie man sich im Straßenverkehr verhalten muss. Christa Möllenbeck macht einen Kreativkurs, aber dabei geht es nicht nur ums Basteln, sondern man lernt auch noch etwas über die Natur. Hildegard Gehling zeigt in der Turnhalle Übungen, wie man seinen Rücken lange gesund halten kann und wie man etwas gegen Rückenschmerzen unternimmt. Matthias Homann erklärt im Computerraum, wie man einen Brief schreibt und eine E-Mail. Auch für Menschen mit schwerer Behinderung gibt es Angebote, zum Beispiel Basale Stimulation. Aber das sind alles nur Beispiele, die sagen wollen: Es gibt viele, viele Möglichkeiten! Informieren Sie sich, fragen Sie Ihre Kollegen und Mitbewohner! Denn: Auch Erwachsene können noch etwas lernen! Müde, aber zufrieden: Am Schluss des Kurses hat sich jeder überlegt, welchen Schritt man als nächstes tun möchte. Lupe 65 2009 7

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen Projektarbeit, Projektentwicklung, Projektitis? Diese Begriffe haben in Haus Hall Konjunktur. Was steckt dahinter? Die LUPE (MH) sprach mit Christine Goltz (CG), Abteilungsleiterin Fortbildung, und Dr. Thomas Bröcheler (TB), Direktor, über Chancen und Risiken. MH: Wie kam es dazu, dass Projektarbeit in Haus Hall diesen Schub bekommen hat? TB: Als wir 2005 überlegt haben, welche größeren Veränderungen wir angehen wollen, mussten wir feststellen, dass man nicht abteilungsintern oder bereichsintern denken kann. Bei vielem, was wir in Angriff nehmen wollten, kommt es darauf an, dass es Verständigung über Bereiche hinweg gibt. Die klassische Struktur mit ihren Linien ist nicht in jedem Fall förderlich, um etwa neue Leistungsbereiche aufzubauen, bestimmte Baumaßnahmen durchzuführen usw. Projektarbeit kann dann die effektivere Methode sein. MH: Wie soll man sich das vorstellen? TB: Leute setzen sich bereichsübergreifend mit einem klaren Auftrag zusammen und arbeiten dann Schritt für Schritt den Arbeitsauftrag ab. Dazu gehört auch, unterwegs zu reflektieren, ob man noch auf dem richtigen Weg ist, um dann zu einer bestimmten Zeit festzustellen: Wir haben unseren Arbeitsauftrag erfüllt, das und das ist das Ergebnis, fertig. MH: Was ist geschehen, um den Projektgedanken zu fördern? CG: Die Methode sollte bekannt gemacht werden. Deswegen gab es verschiedene Fortbildungsmaßnahmen zum Thema Projektmanagement. Zuerst ging es um eine Qualifizierung für die mittlere Leitungsebene der Werkstatt im Rahmen des QM-Zertifizierungsverfahrens. Später wurde die gesamte Leiterrunde der Stiftung einbezogen. MH: Was ist das Ergebnis dieser Fortbildungskurse? CG: Ich glaube, dass das Bewusstsein für zielorientiertes Arbeiten in den letzten Jahren gewachsen ist. Dazu gehört auch, dass es für Vorhaben, die man plant, einen Beginn gibt und einen Schluss. In Haus Hall besteht die Gefahr, dass man bei einem Thema anfängt und gleichzeitig zu viele Töpfe mit aufmacht und auch darin rührt und letztendlich nicht zu einem konkreten Ergebnis gelangt. Projektmanagement ist eine gute Möglichkeit, um schon im Vorfeld zu klären: Was wollen wir eigentlich, was machen wir, was lassen wir auch? MH: Kann man sagen: Die Qualifizierung war ein Erfolg? CG: Zum Teil ja, zum Teil nein oder noch nicht. Interessant finde ich, dass im Ergebnis drei Projekte stiftungsweit exemplarisch durchgeführt werden sollten. Eines dieser Beispielprojekte war die Unterstützte Kommunikation (UK). Es ist ganz klar, dass es dieses Projekt ohne die vorausgegangene Qualifizierung nicht gegeben hätte - TB: oder jedenfalls nicht in dieser Form. CG: Von daher ist das ein großer Erfolg. Andererseits: Die Stiftung tut sich unheimlich schwer, wirklich klar definierte Ressourcen dafür bereitzustellen. Eine Erfahrung war beispielsweise, dass es für die Mitarbeiter kaum möglich war, klar benannte Zeitfenster für ihre Projektarbeit zu erhalten. Oftmals herrscht noch so ein Denken, klar kannst und sollst du das auch tun, aber bitte im vorgegebenen Rahmen. Mit UK zu arbeiten, heißt aber, es braucht Geld für Materialien, Arbeitszeit und eine klare Erlaubnis, eine klare Freistellung. Das ist ein Knackpunkt. Fehlt es einigen Projekten an der richtigen Ausstattung? TB: Es ist schon so, dass im Rahmen der Analyse vorher sehr genau hingeguckt wird: Was brauchen wir, um unsere Ziele zu erreichen? Das ist nicht immer einfach. Bei UK zum Beispiel war klar: Dafür muss Leitung Ressourcen zur Verfügung stellen, sonst funktioniert es nicht. Was bereitgestellt wurde, war vielleicht nicht so, wie gewünscht, aber jedenfalls eine Antwort, mit der jeder etwas anfangen kann. Festzuhalten ist, dass für neue Ideen nicht von selbst neue Ressourcen obendrauf kommen. Es braucht auch die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich so zu organisieren, dass sie sich bestimmte Zeiten für derartige Aufgaben freischaufeln. Das gelingt an anderer Stelle ja auch. Wir haben tatsächlich in der Stiftung ganz viel bewegt, ohne dass immer zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt werden konnte. CG: Ich sehe das eher kritisch. Wir hatten gesagt, wir gucken mal, ob Projektmanagement auch eine Arbeitsform für die Stiftung ist und die Auswertung dieser Erfahrungen steht eigentlich immer noch aus. MH: Von Mitarbeitern, vor allem langjährigen, wird oft kritisiert, in Haus Hall würde vieles angefangen, aber wenig wird zu Ende gebracht. TB: Deshalb werden auch nicht alle Ideen an den Start gebracht. Manches ist wünschenswert, aber keiner weiß, woher die Ressourcen kommen sollen, um es zu tun. Ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht disziplinierter geworden sind. Es sollen keine tollen Konzepte erstellt werden, die dann in der Schublade verschwinden. Ein Projekt definieren heißt auch, dass man sich im Vorfeld überlegt: Was wollen wir, welche Veränderung ist geplant, was müssen wir dafür tun, haben wir die nötigen Ressourcen? CG: Ein weiterer Knackpunkt ist, dass man einerseits einen Auftrag bekommt, andererseits mit der Struktur und der Dynamik des Hauses konfrontiert ist. Dass man auch gegen Mauern anrennt und sich blaue Flecken holt, weil man einerseits etwas bewegen soll, andererseits ist aber die Struktur des Hauses so, wie sie ist. Damit gilt es sich zu arrangieren. MH: Hat Projektmanagement Ihrer Meinung nach Zukunft in Haus Hall? TB: Es ist keine neue Führungsmethode, sondern nur eine Ergänzung, ein Arbeitsinstrument. Die Stiftung war und ist immer in einem Veränderungsprozess. Den zu gestalten, dabei kann Projektmanagement helfen. Die inhaltlichen Fragen sind dadurch nicht beantwortet. Projekte sind kein Selbstzweck. Wir müssen aufpassen, dass wir bei dem, was wir tun, immer die Bewohner, die Schüler, die Beschäftigten usw. im Blick haben. Sonst ist es krankhafte oder krank machende Projektitis. Aufzeichnung: Michel Hülskemper 8 Lupe 65 2009

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen Eigene Vorstellungen von Lebensqualität Die Wohnangebote von Haus Hall verändern sich. Welche Ansichten und Wünsche haben die Bewohner selbst? Wie wollen sie leben? Welche Ideen haben sie für ihre eigene Zukunft? Wie können diese in die weiteren Planungen einfließen? Solchen Ansätzen geht eine groß angelegte Befragung nach, die derzeit in allen Wohnbereichen durchgeführt wird. Noch befinden sich die Interviews in der Erprobungsphase. Stefan Kauling, verantwortlich für dieses Projekt, berichtet über den Stand. Unsere Aufgabe als Mitarbeiter ist es, die Bewohner angemessen zu begleiten und zu unterstützen in dem, was sie sich wünschen und in ihrem Leben erreichen wollen. Ihr Recht auf Mitbestimmung und Teilhabe verlangt von uns Betreuern, unsere Haltung zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Schwierig ist dies häufig in der Begleitung von Menschen mit schwerster Behinderung. Wir sprechen ihnen zwar nicht ihre Rechte ab, aber die praktische Umsetzung erscheint uns im Alltag oft schwierig oder gar unmöglich. Die Bewohnerbefragung ist ein Versuch, ihre Perspektive zu erkunden. auch mit schwerer Behinderung In der Marienburg sind bisher 42 Befragungen durchgeführt worden. Die Bewohner oder ihnen nahe stehende Personen gaben Auskunft in den Bereichen: Wohnen, Zusammenleben und soziales Wohlbefinden, körperliches Wohlbefinden, Freizeitaktivitäten, Selbständigkeit und emotionales Wohlbefinden. Die Bewohner waren durchweg gerne bereit, Fragen zu beantworten; sie erlebten die Situation als ein besonderes Ereignis und viele waren offensichtlich stolz darüber. Manche Äußerungen waren überraschend klar. Vereinzelt entstanden auch Verunsicherung und Überforderung. Die Mitarbeiter in den meisten Fällen die Bezugsbetreuer äußerten sich überwiegend positiv über diese Zeit und Gelegenheit für die genauere Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Bewohner. Eine besondere Herausforderung bestand darin, in Ich-Sätzen zu antworten, wenn sie als Stellvertreter für Menschen mit schwerer Behinderung gefragt wurden. Spürbare Ängste, die es auch bei Mitarbeitern im Zusammenhang mit möglichen Umzügen von Bewohnern gibt, konnten gemindert werden. Die Befragung ist außerdem als gute Ergänzung zur Betreuungs- und Pflegeplanung (BuPP) erlebt worden. Sven Daniel Hüring bei der Bewohnerbefragung zur Lebensqualität in der Paulus- Gruppe. Katharina Dieckhoff, Studentin der Kath. Fachhochschule, liest die Fragen vor und schreibt die Antworten auf. Ergebnisse Ein Arbeitskreis von Verantwortlichen in der Marienburg hat bereits eine erste Auswertung vorgenommen, insbesondere mit Blick darauf, welches Wohnangebot für welchen Bewohner in Frage kommt. Dabei zeigt sich, für wen eine Außenwohngruppe oder Wohnstätte denkbar ist, wer enge Betreuung zum Beispiel in den Wohngruppen im Glashaus braucht, wer ein geschütztes Gelände wie das der Marienburg oder Haus Hall in Gescher benötigt und für wen eine Einzelfalllösung geschaffen werden muss. Dies sind wichtige Grundlagen für die bevorstehenden Umstrukturierungen in den Coesfelder Wohnangeboten. Als Leitfragen bleiben: Wer braucht welche Bedingungen? Wer könnte durch einen Umzug einen Gewinn haben? Und wie kann dieser gegebenenfalls positiv angebahnt werden? Die Frage nach der Selbstbestimmung führte in den Befragungen häufig zu tiefem Nachdenken. Dass Antworten bei diesem Anspruch schwer zu formulieren sind, liegt vielleicht auch daran, dass Bewohner wie Mitarbeiter sich an die bestehenden Strukturen gewöhnt haben und ein Perspektivwechsel deswegen nicht einfach ist. Die Befragungen wurden im Februar und März in Gescher in den Wohnbereichen Nordplatz, Berkelwiese und Ferdinand-Kolbe-Platz fortgesetzt. Damit dieses große Arbeitspensum von 300 Befragungen bewältigt werden konnte, war ein Team von Studenten der Katholischen Fachhochschule Münster aktiv geworden. Sie übernahmen die einzelnen Termine nach einem festgelegten Fragenkatalog und dokumentierten die Ergebnisse. Auch bei der Ausarbeitung des Konzepts hatte die Hochschule bereits Unterstützung geleistet. Worum es letztlich geht Die Befragung ist ein Puzzleteil im Projekt Zukunft Wohnen. Sie versteht sich als ein Beitrag zu mehr Orientierung am Bewohner. Es geht letztlich um eine respektvolle Begleitung, damit Menschen mit Behinderung, die in vielfacher Abhängigkeit leben, ein subjektiv befriedigendes Leben führen können. SK / Red. Den Fragenkatalog können Sie einsehen unter www.haushall.de/ Publikationen/Konzepte. Lupe 65 2009 9

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen Hof Schürmann wird Wohnstätte Seit 1996 besteht in Coesfeld in einem Wohngebiet die Außenwohngruppe Hof Schürmann. Zehn Menschen mit Behinderung leben dort. Im Frühjahr wird ein neues Haus gebaut, das mit dem vorhandenen durch einen Eingangsbereich mit Treppenhaus verbunden sein wird. So entsteht eine Wohnstätte mit 20 Plätzen. Die LUPE sprach mit Gruppenleiterin Beate Schroff über den Stand der Dinge. Warum soll aus der bewährten Außenwohngruppe eine Wohnstätte werden? Das ist wohl durch Einflüsse von außen zu begründen. Der Kostenträger will deutliche Veränderungen. Die Einrichtung sagt: Dem müssen und wollen wir uns stellen und dezentralisieren. Es sollen stationäre Plätze aus der Marienburg verlagert werden. Das Leben in der Wohnstätte kann den Bewohnern vielleicht ein bisschen mehr Normalität im Alltag ermöglichen. Warum ein bisschen? Ich glaube, das ist ein spannendes, aber auch schwieriges Projekt. Für die Menschen, die bisher die Rundumversorgung der Marienburg haben, kann es zunächst recht anstrengend werden. Das gilt auch für die Mitarbeiter, weil viele Dinge in der Außenstelle weitaus schwieriger zu händeln sind, zum Beispiel Arztbesuche, therapeutische Maßnahmen, Freizeitaktivitäten müssen anders geplant und koordiniert werden. Aber auch der ganz normale Alltag ist manchmal von besonderer Anforderung, denn der Hilfebedarf der künftigen Bewohner wird höher sein. Trotzdem glaube ich, dass die Bewohner hier auch gewinnen können: einfach im normalen Umfeld leben, Nachbarn haben, Häuser drumherum, die anders sind als in der Einrichtung, Kinder, die mal eben so durchs Leben huschen und nicht nur von professionellen Menschen umgeben zu sein und vieles mehr: Das hat schon seinen Reiz. Ist es eine gute Idee, dass Haus Hall immer mehr dieser Wohnstätten schafft? Ich bin bestimmt jemand, die die Großeinrichtung schätzt. Aber in der neuen Entwicklung liegen auch Chancen. Es ist nur so, dass man sich auf den Weg machen muss. Es gibt Zeiten für den Wandel, wo jeder merkt: Jetzt ist etwas anderes angesagt. Ich finde, jeder Mensch hat das Recht, in normalen Bereichen zu leben; das bedeutet natürlich Umbruch. Welche Bedeutung hat der Wandel von Hof Schürmann für die Marienburg? Für einige Bewohner ist es die Chance, umzuziehen. Nach meinem Kenntnisstand kommen sie aus der Marienburg, sind also keine Neuaufnahmen. In der Öffentlichkeit zeigt die Veränderung: Wir sind als Einrichtung nicht nur auf unseren internen Bereich bezogen, sondern wir können und wollen neue Wohnformen einrichten. Der Hof Schürmann ist in der Nachbarschaft recht anerkannt. Ich glaube, auf eine Erweiterung wird das Umfeld aufgeschlossen reagieren. Wird es wie in anderen Wohnstätten kleine Appartements geben? Die Erfahrungen in der Alten Münsterstraße haben gezeigt, dass es nicht unbedingt rund läuft, wenn es nur zu kleine Wohneinheiten gibt. Wir werden deshalb wahrscheinlich Kleingruppen haben, mit vielleicht sechs bis acht Personen. Ich bin aber sicher, dass das Maß der Individualität auf jeden Fall steigen wird. Die ganze Gruppe ist nicht mehr immer das Maß aller Dinge, denn die Bewohnerbedürfnisse sind verschieden. Aufzeichnung: Michel Hülskemper, LUPE Persönliches Budget wird fortgesetzt Nicht mehr wegzudenken, so formuliert es der Abschlussbericht zum Projekt Begrenztes persönliches Budget für personenzentrierte Leistungen in der Coesfelder Wohnstätte Maria Droste. Hier eine Zusammenfassung der Erfahrungen. Die Wohnstätte Maria Droste verfügt über 20 Plätze für Menschen mit einer geistigen oder mehrfachen Behinderung. Sie ist gekennzeichnet durch differenzierte Wohnmöglichkeiten in unterschiedlich großen Wohngruppen. Dem trägt auch das Betreuungskonzept Rechnung, durch eine gewisse Abkehr vom bislang in Haus Hall gängigen Gruppenkonzept und eine Hinwendung zu mehr personenzentrierten Unterstützungsleistungen. Im Januar 2007 ist ein entsprechendes Projekt mit einer zweijährigen Laufzeit begonnen worden. Leitidee des Projektes war das Paradigma der Selbstbestimmung und der Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben. Woher kommt das Budget? Es handelt sich nicht um eine zusätzliche finanzielle Leistung, sondern um eine Umverteilung im Rahmen der bestehenden Vergütungsvereinbarungen mit dem Kostenträger: 10 % der stationären Betreuungskosten (Maßnahmepauschale) wurden abgegrenzt und jedem Bewohner auf ein gesondertes Konto gutgeschrieben. Davon können die Bewohner sich Assistenz bzw. Begleitung einkaufen, um Aktivitäten außerhalb der Wohnstätte zu realisieren. Der Betrag reicht in der Regel, um einen Assistenten zwei bis drei Stunden wöchentlich bezahlen zu können. Wie wird es genutzt? Es hat sich gezeigt, dass die Bewohner viele Aktivitäten ausprobieren 10 Lupe 65 2009

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen und schließlich Schwerpunkte und regelmäßige Aktionen finden, die ihren persönlichen Neigungen entsprechen. Beispiele: Teilnahme an einer Voltigiergruppe, an Tanz- und Computerkursen, Hunde aus dem örtlichen Tierheim ausführen, Konzerte besuchen, an Sportangeboten aktiv teilnehmen usw. Die Bewohner schätzen es sehr, in 1:1-Begleitung die Wohnstätte verlassen zu können und die umliegende Gemeinde für sich zu entdecken. Verträge und Budgetberatung Die Bewohner oder ihre rechtlichen Betreuer haben Verträge mit den Assistenten bzw. mit dem Familien unterstützenden Dienst von Haus Hall abgeschlossen. Leider ist es bisher nicht gelungen, weitere Leistungsanbieter für die Vermittlung von Begleitung bzw. Assistenz zu gewinnen. Den Bezugsbetreuern kommt mit der Budgetberatung eine besondere Aufgabe zu. Beraten heißt den Bewohner darin zu unterstützen, seine eigenen Bedürfnisse zu entdecken und zu artikulieren, so schwierig und langwierig es vielleicht auch ist. Dies erfolgt in regelmäßigen Gesprächen, mindestens einmal monatlich. Die ersten Monate Die Einführungsphase hat von den beteiligten Mitarbeitern viel zusätzliche Arbeit, Zeit und Engagement gefordert. Schwierig gestaltete sich in der ersten Zeit die Abhol- und Rückkehrsituation; sie war immer mit viel Unruhe verbunden, da 20 Assistenten in der Wohnstätte ein- und ausgehen. Es hat länger als ein Jahr gedauert, geeignete organisatorische Maßnahmen der Entlastung zu finden. Fazit nach der Erprobungszeit Alle 20 Bewohner der Wohnstätte haben am Persönlichen Budget teilgenommen und möchten weiter teilnehmen. Es ermöglicht ihnen ein hohes Maß an individuelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Für die Bewohner ist das ein großer Gewinn, der nicht mehr wegzudenken ist. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass 10 % der Maßnahmepauschale für das Persönliche Budget in dieser Höhe nicht unbedingt erforderlich sind und 8 % für die Umsetzung der gewünschten Leistungen tatsächlich ausreichend sind. Nach zwei Jahren der Erprobung hat Nicht mehr zurücknehmen Thomas Richters ist als Heilerziehungspfleger in der Wohnstätte Maria Droste tätig. Die LUPE fragte ihn nach seinen Erfahrungen. Welche Schwierigkeiten gab es am Anfang? Vieles war theoretisch vorgedacht, aber man wusste noch nicht, wie es in der Praxis funktioniert. Was heißt das? Das übliche Gruppenkonzept passte an vielen Punkten nicht mehr. Wenn ein Bewohner sagt: Ich gehe heute Abend weg und esse zwei Stunden später, dann betrifft das zum Beispiel die Tischgemeinschaft. Und wenn es jemand ist, der Hilfe beim Essen benötigt, betrifft es auch die Mitarbeiter, denn das Abendessen ist dann nicht in einer halben Stunde erledigt. Also ist das Persönliche Budget für die Betreuer zunächst weniger Arbeit, weil Bewohner weg sind, aber insgesamt doch mehr Arbeit oder besser gesagt: Vieles verschiebt sich. Und das bei 20 Bewohnern in ganz unterschiedlichen Formen. Wie sind die Erfahrungen mit der individuellen Betreuung außer Haus? Es ist eine Riesenfreude da über die vielen Erlebnisse: in der Diskothek gewesen zu sein, Leute kennengelernt zu haben, ein Bierchen getrunken zu haben - so vieles wird möglich. Auch bei denen, die nicht sprechen können, die ihre Wünsche und ihre Erlebnisse bisher oft nicht ausdrücken konnten. Ist das Persönliche Budget auch etwas für die so genannten Schwächeren? sich das begrenzte persönliche Budget als erfolgreich erwiesen. Die mit dem Projekt verbundenen Erwartungen wurden voll erfüllt. Deshalb werden die Bewohner der Wohnstätte Maria Droste über die Projektdauer hinaus auch künftig das begrenzte Persönliche Budget, jetzt Teilhabebudget genannt, in Höhe von 145 Euro monatlich erhalten. Ja. Es ist toll, für eine bestimmte Zeit jemanden zu haben, der nur für mich da ist, nur für meine Interessen. Der nicht guckt, ob das jetzt gerade passend ist oder nicht. Was ist deine besondere Aufgabe? Ich verwalte das Persönliche Budget hier im Haus. Dazu gehört, den Bewohnern ein Gefühl zu vermitteln: Was sind 20 oder 100 Euro? Wie viel kriegt man dafür? Wie kann man das Geld, das zur Verfügung steht, am besten einsetzen? Dazu gehört auch, die Stundenzettel der FuD- Mitarbeiter nachzuhalten, Ein- und Ausgang abzurechnen und vieles mehr. Das läuft alles zusätzlich zur normalen Taschengeldverwaltung. Kann man sagen: Das PB ist ein Markenzeichen der Wohnstätte Maria Droste? Ja, ich finde schon. Kollegen, die neu hier angefangen sind, haben es nie anders erlebt. Für die Kollegen, die aus anderen Gruppen hierher gewechselt sind, war es eine ganz neue Erfahrung. Kannst du das Persönliche Budget auch anderen Gruppen empfehlen? Eindeutig ja, trotz aller organisatorischen Schwierigkeiten. Die ganze Arbeit lohnt sich immer. Mehr Freiheit, mehr Teilhabe an der Gesellschaft, mehr Erleben für die Bewohner: Ich glaube, das kann man nicht mehr zurücknehmen. Aufzeichnung: Michel Hülskemper, LUPE Aufgrund des sehr positiven Ergebnisses ist eine Ausweitung in Wohnstätten und Außenwohngruppen durchaus denkbar und wünschenswert. Carsten Eberson, Wohnbereichsleiter Dezentrales Wohnen Coesfeld Lupe 65 2009 11

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen Regionale Freizeitvernetzung angestrebt Mehr selbstbestimmte Freizeitgestaltung und Erwachsenenbildung für Menschen mit Behinderung: Das ist das erklärte Ziel des Projekts Teilhabe. Dafür haben sich die Mitarbeiterinnen des Familien unterstützenden Dienstes (FuD) und der früheren Abteilung Freizeit neu organisiert. Fünf Regionalteams koordinieren nun alle Aktivitäten. Die fünf Regionalleiterinnen (von rechts): Waltraud Ekrod, Andrea Scharfenberg, Gerlinde Burkhardt, Elvira Hageleit und Simone Grage mit Francis Dietrich, Abteilungsleiterin. Sie bauen neue Kontakte zu Vereinen und Bildungsträgern in der gesamten Region auf: Wo gibt es welche Freizeitmöglichkeiten? Wie kommt man dort hin? Wer kann, falls notwendig, die Begleitung übernehmen? Welche Aktivitäten können konkret zu mehr Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung führen? Fragen, die in zahlreichen Vor-Ort-Gesprächen derzeit abgeklopft werden. Bisher wurden Freizeitangebote von uns getrennt organisiert und durchgeführt entweder für Menschen, die in einer Einrichtung der Stiftung Haus Hall stationär wohnen, oder aber für solche, die zu Hause bei ihren Familien leben, berichtet die Abteilungsleiterin Francis Dietrich. Uns geht es jetzt auch darum, dass diese Trennung aufgehoben wird. Es gebe einen deutlichen Bedarf, die lokalen Freizeit- und Bildungsmöglichkeiten insbesondere für Menschen, die in den Städten und Gemeinden der Umgebung wohnen, auszubauen oder besser zugänglich zu machen, damit sie nicht vom Leben in der Gesellschaft isoliert sind. Ein Baustein des Projekts wird daher die Qualifizierung von nebenamtlichen Mitarbeitern sein. Mit vorhandenen Organisationen sollen Verabredungen für mehr Integration getroffen werden. Außerdem ist vorgesehen, dass die verschiedenen lokalen Angebote nach einer Erfassung und Erweiterung durch geeignete Informationsmedien besser erschlossen werden. Gedacht ist auch an den Aufbau eines entsprechenden Internetauftritts, den Menschen mit Behinderung selbst direkt nutzen können. Die Aktion Mensch unterstützt das Projekt in einem Zeitraum von drei Jahren. FD / Red. Neues Warenwirtschaftsprogramm Abbas ERP, so lautet der Name des Warenwirtschaftssystems, das zurzeit in den Werkstätten Haus Hall eingeführt wird. Die LUPE sprach mit Udo van Almsick, dem verantwortlichen Projektleiter. Was ist der Vorteil des neuen Systems? Es ist ein Computerprogramm für mittelständische Unternehmen, das alle wesentlichen Geschäftsbereiche abdeckt. Das fängt an bei Lieferscheinen und Aufträgen, weiter hat es Schnittstellen zur Buchhaltung, zum Verkauf, zum Einkauf. Also sind alle Stellen, die mit dem Produktionsablauf in den Werkstätten zu tun haben, miteinander vernetzt. Wie kann man sich das praktisch vorstellen? Künftig wird es so sein, dass ein Auftrag automatisch eine Fertigungsliste auslöst und dadurch bekommt jeder, der an dem jeweiligen Produkt beteiligt ist, einen entsprechenden Fertigungsauftrag. Wenn zum Beispiel 50 Mondkutschen bestellt werden, erfährt der Einkäufer sofort, wie viel Holz und wie viele Räder dafür benötigt werden. Gleichzeitig wird ihm angezeigt, wie viele Lagerbestände vorhanden sind und wie viel evtl. noch nachbestellt werden muss. Die Schreinerei bekommt ebenfalls die für sie wichtigen Daten, die Näherei wegen der Kissen usw. Wer soll künftig mit dem Programm arbeiten? Wir bauen das Ganze schrittweise auf. Momentan sind wir in der Trainingsphase. Die Schlüsselbenutzer aus jeder Abteilung, die so genannten Key-User, sind bereits geschult worden. Im zweiten Schritt treffen wir uns in Workshops, wo besprochen wird: Wie kommen wir in der Praxis zurecht, wo können wir unsere Abläufe verbessern, umstellen oder als letzte Möglichkeit das System anpassen? Und anschließend sind die Key-User dafür verantwortlich bzw. darin mit eingebunden, die letztendlichen Anwender, also unsere Kollegen in den Gruppen, einzuweisen. Gibt es einen Zeitplan? Vor den Sommerferien, am 01.06., soll der Echtstart sein mit voller Anwendung des neuen Programms als Warenwirtschaft. Ich bin für diese Aufgabe zunächst für ein halbes Jahr freigestellt, also für die komplette Einführung, die Umsetzung, die Organisa- 12 Lupe 65 2009

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen tion, die hausinternen Trainings, evtl. auch für Programmierungsfragen. Im September beginnen wir mit der Einführung der Fertigungssteuerung, also dem planerischen Teil der Anwendung. Gefällt dir die neue Aufgabe? Ja, mir macht das Spaß. Als ich gefragt wurde, musste ich nicht lange überlegen, weil ich gern mal etwas Anderes machen wollte; seit neun Jahren bin ich Gruppenleiter in der Werkstatt in Stadtlohn und die neue Aufgabe reizt mich. Dass ich jetzt so viel im Büro sitze, daran muss ich mich erst noch gewöhnen. In Stadtlohn war ich ständig mit vielen Menschen im Kontakt. Wie kommt die Umstellung auf das neue System bei den Kollegen an? Ich denke, zweischneidig. Wir haben viele Kollegen, die noch keine geschulten Computeranwender sind und manche haben auch noch Berührungsängste mit dem Medium Computer. Das gilt vor allem für die älteren Kollegen. Andere sind eher begeistert; sie sehen vor allem die neuen Möglichkeiten, Udo van Almsick (links) organisiert die Einführung des neuen Warenwirtschaftssystems in den Werkstätten Haus Hall und Berthold Elskemper die Lagerhaltung. die dieses Programm bietet. Auf jeden Fall kostet die Umgewöhnung Mühen. Aber wir müssen uns auch dem Lauf der Zeit anpassen und da ist das neue Programm mit Sicherheit der richtige Weg. Wichtig ist, dass man miteinander spricht und sich gegenseitig hilft. Aufzeichnung: Michel Hülskemper, LUPE Neue Perspektiven für Integrationsprojekte Zwei Jahre nach dem Start kann das Team der Integrationsprojekte beachtliche Erfolge aufweisen. Etliche Beschäftigte aus den Werkstätten sind mittlerweile auf ausgelagerten Arbeitsplätzen in Firmen der Region tätig. Schwer vermittelbare arbeitslose Menschen mit Handicap haben eine neue Chance in einem Betrieb gefunden. Zahllose Kontakte zu den Firmen und intensive Begleitung der Vermittelten waren und sind die wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen. Nun tun sich neue Ideen, Aufgaben und Entwicklungen auf. Jobperspektive NRW Sie richtet sich an Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind und auf absehbare Zeit nicht in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden können, weil mindestens zwei weitere Vermittlungshemmnisse vorliegen. Diese können Alter, gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Qualifikationen sein. Das Programm fördert seit Herbst 2008 zusätzliche Arbeitsplätze. Arbeitgeber haben die Möglichkeit, einen Zuschuss zu den Lohnkosten von bis zu 75 Prozent zu erhalten. Bestehende Beschäftigung darf nicht verdrängt werden. Dieser Beschäftigungszuschuss bietet Menschen mit Handicaps die Chance, den Lebensunterhalt durch eigene Erwerbsarbeit zu sichern. Unser Team der Integrationsprojekte stellt fest, dass das Programm Jobperspektive NRW durchaus ein guter Türöffner bei der Akquisition von Firmen sein kann. Sie zu motivieren, Menschen mit Handicaps dauerhaft zu beschäftigen, bleibt unser Ziel. UM Qualifizierung Kann der Bewerber einen Gabelstapler fahren? Eine Aufsitzkehrmaschine bedienen? Einen Werkstattkran führen? Kennt er sich mit der Hygiene am Arbeitsplatz aus? Solche Fragen von Firmen machten uns schnell deutlich, welche Qualifikationen erwartet werden und wo wir Schwerpunkte setzen müssen. Im Ergebnis haben sich viele Bewerber neue Kenntnisse für ihren neuen Arbeitsplatz angeeignet, die man ihnen vorher nicht zugetraut hatte. Weiterhin wurde schnell klar, dass über die fachliche Qualifikation hinaus für die ausgelagerten Arbeitsplätze der Werkstätten noch Schlüsselqualifikationen wie Kooperation und Konfliktbewältigung gefragt sind. In der Firma ist zwar die Begleitung durch Mitarbeiter der Integrationsprojekte mit regelmäßigen Firmenbesuchen sichergestellt; diese können jedoch nicht den tägli- Lupe 65 2009 13

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen chen Umgang vor Ort so begleiten, wie dies innerhalb der Werkstatt möglich ist. Unter dem Namen KuKuK (Kommunikation, Kooperation und Konfliktbewältigung) wurde deshalb ein Fortbildungsprogramm der Hamburger Arbeitsassistenz übernommen. Ergänzt wird das Schulungsprogramm durch Maßnahmen wie Ernährungsberatung, Wegetraining und Benutzung des ÖPNV, Sicherheitstraining mit dem Fahrrad usw. UM Integrationsberater Frei nach dem Motto Stillstand ist Rückschritt belegen zurzeit zwei Mitarbeiter der Integrationsprojekte ein Weiterbildungsangebot zum Integrationsberater bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Unterstützte Beschäftigung (BAG UB). Es handelt sich um eine modulare Fortbildung, die sich über einen Zeitraum von 18 Monaten erstreckt. Die Ausbildungsinhalte sind sehr praxisnah und tragen bei der täglichen Vermittlungsarbeit zu mehr Handlungssicherheit bei. Damit erfüllt unsere WfbM auch eine Forderung des überörtlichen Sozialhilfeträgers: In der Rahmenzielvereinbarung des Landschaftsverbandes mit den Werkstätten von Haus Hall ist vorgesehen, dass zwei Integrationsassistenten ambulant betreute Außenarbeitsplätze akquirieren und begleiten. UM Erfolgsdruck? Ich war vorher Gruppenleiterin in der WfbM. Dort war mein Arbeitstag klar strukturiert. Mit der neuen Tätigkeit kamen neue, unbekannte Aufgaben auf mich zu. Jetzt sieht der Ablauf meiner Arbeitstage völlig anders aus; sie sind nicht mehr so planbar. Vieles ist Entwicklungsarbeit; immer neue Situationen verlangen, ständig neu zu planen und zu entscheiden. Anfänglich machte sich der Erfolgsdruck bemerkbar: bei der Akquise der Beschäftigten, bei den Besuchen in den Firmen, bei der Begleitung während der Einarbeitungszeit in den Betrieben und nicht zuletzt bei der bei Erhaltung der neuen Arbeitsverhältnisse. Auch die Kooperation mit den unterschiedlichen Stellen in Haus Hall erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, Zuverlässigkeit und Einfühlungsvermögen. Auch in der Kooperation möchte man gern erfolgreich sein. Das Team der Integrationsprojekte (von links:) Ulrich Tegeler, Mareike Hamm, Thomas Bolwin (Leitung), Uwe Martin, Walburga Boonk. Inzwischen habe ich für mich deutlich mehr Sicherheit in der Arbeit gewinnen können. Die gemachten Erfahrungen haben gut getan. Das Risiko einer neuen Erfahrung hat sich gelohnt. WB Neu im Team Die Tatsache, dass Anfang Dezember eine weitere Stelle geschaffen wurde und jemand zusätzlich von außen ins Team geholt wurde, ist für mich ein deutliches Zeichen von Entwicklung. Die Mitarbeit im Projektteam ist für mich spannend; es ist immer etwas in Bewegung. Dabei kann sich jeder Einzelne mit neuen Ideen einbringen. Die Orientierung liegt nicht nur im Hier und Jetzt, sondern ist stark auf die Zukunft ausgerichtet. MH Perspektivenwechsel Es gibt viele Vorbehalte und Ängste bei Entlassschülern aus Förderschulen und ihren Angehörigen gegenüber Großeinrichtungen, insbesondere Werkstätten mit ihren Strukturen und Abläufen. Die größte Sorge ist die Vorstellung, Selbstbestimmung aufgrund organisatorischer Notwendigkeiten massiv einzuschränken zu müssen, fremdbestimmt zu werden und keine Alternativen vorzufinden. Solche Befürchtungen wurden auf der landesweiten Fachtagung Wege in den Beruf für junge Menschen mit Behinderung im Februar des Jahres sehr deutlich vorgetragen. Werkstätten wurden als starr und unflexibel beschrieben. Großeinrichtungen sind demnach mehr denn je gefragt, individuelle Lösungen anzubieten, um aus dem Ruf der Rehabilitationsverwaltung herauszukommen. Ich meine, Projektarbeit ist eine gute Vorgehensweise, um Neues auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Sie bietet Mitarbeitern die Möglichkeit, befristet andere Tätigkeiten durchzuführen, sich anders oder auch ganz neu in das Arbeitsverhältnis zum Dienstgeber einzubringen. Sich darauf einlassen bedeutet, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, Bekanntes zu verlassen, andere Wege zu gehen, neue Erkenntnisse zu bekommen und daraus zu lernen. So gestaltet sich auch die Arbeit in den Integrationsprojekten der Werkstätten Haus Hall. Sie bilden eine Erweiterung des Leistungsangebotes der Werkstätten außerhalb der Werkstatt. Es geht um ambulant betreute Arbeitsplätze, unterstützte Beschäftigung und die Entwicklung neuer Qualifizierungsmaßnahmen. Stichworte für einen Prozess, der uns in der nächsten Zeit weiter herausfordern wird. TB 14 Lupe 65 2009

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen Neues Spendenprojekt 80.000 Euro an Spenden und Beiträgen will der Förderverein von Haus Hall zusammenbekommen, um die Integrative Kindertagesstätte St. Antonius mit aufzubauen. Dieses ehrgeizige Ziel will die Mitgliederversammlung in zwei Jahren erreichen. Ab Sommer 2010 sollen Kinder mit und ohne Behinderung in einer Einrichtung zusammen sein. Dafür haben sich der heilpädagogische Kindergarten Haus Hall und der Kindergarten St. Antonius in Tungerloh-Capellen bereits zusammengeschlossen. Die Arbeiten für den Neubau auf dem Gelände der Einrichtung sollen noch im Frühjahr 2009 beginnen. So entstehen auf dem bisherigen Verkehrsübungsplatz an der Allee insgesamt 62 Plätze. Die Kindertageseinrichtung St. Antonius entsteht neu. Dort werden künftig Kinder mit und ohne Behinderung unter einem Dach gefördert. Geld hilft Das Vorhaben kostet 2.069.000 Euro. Die Finanzierung ist kompliziert, berichtete Dr. Thomas Bröcheler der Versammlung, weil wir insgesamt sieben verschiedene Geldgeber mit völlig unterschiedlichen Bestimmungen unter einen Hut bringen müssen. Auch die Aktion Mensch und die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW unterstützen den Neubau mit erheblichen Geldern. Die Stiftung Haus Hall selbst beteiligt sich mit 517.000 Euro an Eigenmitteln. Es bleibt immer noch ein Bedarf von rund 100.000 Euro offen, so der Direktor in seiner Antragsbegründung. Nach kurzer Diskussion fiel der Beschluss des höchsten Vereinsgremiums einstimmig aus: Der Förderverein bringt sich mit 80.000 Euro für die Innenausstattung sowie die Gestaltung der Außenanlagen ein. Oldenkott war der Anfang Wir haben bereits zweimal gute Erfahrungen damit gemacht, uns auf Jahresspendenprojekte zu konzentrieren, erinnerte Dr. Manfred Schimöller an das Ferienhaus in Oldenkott und den neuen Spielplatz vor Haus Berkelwiese. Beide Vorhaben hätten ohne den Förderverein nicht zustande kommen können, weil außer der Unterstützung durch die Aktion Mensch und die Stiftung Wohlfahrtspflege keine öffentlichen Gelder zur Verfügung standen. Das Ferienhaus von Haus Hall habe durch die Renovierung eine regelrechte Verjüngungskur erfahren und sei nun wieder stark nachgefragt. Und der neue Spielplatz wird am 8. Juni eröffnet. mit St. Antonius geht es weiter Beide Angebote wenden sich ausdrücklich auch an Menschen mit schweren Behinderungen sowie an Gäste. Einen ähnlich erfolgreichen Abschluss hält Schimöller nun auch für das neue Spendenprojekt für möglich. Die meisten Spender wollen nicht, dass ihr Geld in einem allgemeinen Haushalt verschwindet, sondern dass es Menschen direkt zugute kommt, die Hilfe brauchen, so der wiedergewählte Vorsitzende. Die neue Kindertageseinrichtung St. Antonius verdient die volle Unterstützung. Sie ist auch ein Zeichen für Integration und Öffnung. Kontoverbindung: Förderverein der Bischöflichen Stiftung Haus Hall, Sparkasse Westmünsterland, BLZ 401 545 30, Konto 53 038 824. Ehrenamtliche gesucht Einen Jungen besuchen, der in Haus Hall wohnt und wenig Familienanschluss hat und mit ihm in seiner Freizeit etwas unternehmen. - In einer Wohngruppe sonntags um halb zehn da sein und helfen, damit Bewohner im Rollstuhl zur Kirche können. Im Kindergarten Lesepate werden und einmal in der Woche zum gemeinsamen Schmökern kommen Alles Beispiele für ehrenamtliche Kontakte zu Menschen in der Stiftung Haus Hall. Noch sind es Einzelfälle. Aber es könnten noch viel mehr sein. Mehr Ehrenamtliche das bedeutet mehr Aktivitäten, mehr Erlebnisse für Menschen mit Behinderung. Lydia Jost ist jetzt Koordinatorin für das Ehrenamt. Die Sozialpädagogin, die bereits seit Jahren in Haus Hall tätig ist, verschafft sich derzeit einen Überblick, wo und unter welchen Bedingungen der Einsatz von ehrenamtlicher Hilfe möglich und wünschenswert ist. Und sie ist gleichzeitig auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Unterstützern. Ihr Einsatz soll ausgebaut werden; kompetente Vermittlung soll sicherstellen, dass die richtigen Personen zusammenfinden. Dazu Direktor Dr. Thomas Bröcheler: Ehrenamt kann und soll nicht die hauptamtliche und professionelle Betreuung ersetzen. Das Projekt Ehrenamtliche sei keine Maßnahme, um Mitarbeiterstellen einzusparen, sondern ein zusätzlicher Schritt, um mehr Lebensmöglichkeiten, mehr Teilhabe zu eröffnen. Personen, die sich engagieren und etwas von ihrer Zeit verschenken wollen, wenden sich an Lydia Jost, Tel. 02542-703-1007. Red. Lupe 65 2009 15

UNTER DER LUPE: Projekte, die uns bewegen Gut essen hält Leib und Seele zusammen Eine gute Ernährung für die Bewohner und dazu auch noch lecker: Das hat sich der Gute Hirte besonders auf seine Fahnen geschrieben. Das Altenheim in Bocholt setzt auf moderne Erkenntnisse und traditionelle Gerichte gleichzeitig. Die fachlichen Pflege- und Hygieneansprüche auf der einen Seite und der Wunsch nach einer möglichst normalen Lebensgestaltung auf der anderen: Das soll kein Widerspruch sein, argumentieren die verantwortlichen Leiter im Haus, die sich regelmäßig als Konzeptgruppe treffen. Sie wollen durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen die Ernährungssituation der Heimbewohner verbessern. Wohnliche Esszimmer Vor dem Umbau waren beim Essen manchmal 30 Personen in einem Raum, blickt Katrin Tüshaus zurück. Unter solchen Umständen sei eine entspannte Mahlzeit kaum möglich, so die Hauswirtschaftsleiterin. Mit dem durchgreifenden Umbau aller Wohngruppen entstehen nun neue Räume mit wohnlichem Charakter und überschaubarem Zuschnitt. Tischgemeinschaft Bewohner und Mitarbeiter setzen sich zusammen hin und essen gemeinsam in kleinen Tischgruppen: Das ist eine neue Situation, an die sich im Guten Hirten alle erst noch gewöhnen müssen. Die Pflegekräfte sind darauf eingestellt, vielen Personen beim Essen helfen zu müssen. Wo soll da noch Zeit und Gelegenheit sein, selbst die Mahlzeit zu genießen? Trotzdem, sagt Heimleiter Johannes Tepaße, wir wollen den Kontakt auf Augenhöhe, das Zusammensein von Mensch zu Mensch. Neben der Vision von Gemeinschaft gibt es auch ganz praktische Erwägungen: Bewohner sind es gewohnt, dass ihnen vieles abgenommen wird. Sich sein Brot selbst belegen bedeutet, aktiv zu bleiben und Alltagsfähigkeiten zu erhalten. Dazu gehört auch, sich gegenseitig die Schüssel mit dem Gemüse anzureichen und nicht von hinten bedient zu werden. Wünsche erfüllen Was isst Ihr Vater denn gern? Worauf hat Ihre Mutter Appetit? Fragen, die bei jedem Aufnahmegespräch gestellt werden. Die Antworten der Angehörigen sind wichtige Tipps, die notiert und aufgegriffen werden. Regelmäßig geht der Küchenleiter Küchenleiter Klaus Laukötter setzt auf frische Ausgangsprodukte. Wir machen ganz viel selbst, bringt er seine Philosophie auf den Punkt. Regionale Rezepte und jahreszeitliche Gerichte gehen auf die Bewohner und ihre Lebenserfahrungen ein. über die Gruppen und fragt Wünsche für die Speiseplanung ab. Da dies abwechselnd in den verschiedenen Wohngruppen geschieht, kommen alle zum Zug. Neue Küche Bei etwa 180 Essen pro Tag könnte man kritisch fragen, ob sich das betriebswirtschaftlich rentiert. Für die Verantwortlichen war schnell klar: Wenn schon im Guten Hirten im großen Stil um- und neugebaut wird, dann gehört eine neue Küche dazu. Frisch zubereitetes Essen, appetitliches Anbieten und die Düfte, die sich verbreiten: All das hat für die Bewohner eine immense Bedeutung, so Heimleiter Johannes Tepaße. Im Frühsommer findet der Umzug statt. Der offene Mittagstisch, der täglich bis zu 40 Gäste aus Bocholt hat, wird fortgesetzt. Mangelernährung? Sind 45 Kilogramm Gewicht für eine 82-jährige zu wenig, also ein Problem? Oder entspricht das ihrem persönlichen Body mass index? Genaue Beobachtungen und der Austausch mit dem Bezugspflegenden und dem Arzt werden dokumentiert und regelmäßig darauf hin überprüft, ob Hilfe notwendig ist, vor allem bei Menschen, die sich über ihr Befinden nicht mehr selbst äußern können. Schulungen Kalorienrechner, Trinkprotokolle, Ernährungsmanagement, nationaler Expertenstandard: Die professionelle Altenhilfe hat sich weiterentwickelt, sucht das Zusammenspiel von Spezialisten und Praktikern in einem Haus, insbesondere zwischen Küche und Pflege. Eine ganze Serie von Schulungsveranstaltungen dient dazu, die fachliche Qualifikation zu erhöhen und die Arbeitsabsprachen zum Thema zu verbessern. Zeitdruck Wir haben nicht genug Menschen, um die Essenssituation für alle Bewohner so zu gestalten, wie wir es anstreben. Pflegedienstleiterin Renate Jormann macht keinen Hehl daraus, dass Anspruch und Wirklichkeit sich nicht ganz decken. Bei den Mahlzeiten herrsche manchmal ungewollter Zeitdruck. Zum Glück kämen einige Angehörige regelmäßig, um ihren Familienmitgliedern und auch anderen Bewohnern beim Essen behilflich zu sein. Ein neuer Paragraf bringt etwas Entlastung zur rechten Zeit: 87b heißt ein neuer Impuls des Gesetzgebers, der es den Altenhilfeeinrichtungen ermöglicht, unter bestimmtem Voraussetzungen zusätzliche Präsenzkräfte zur Begleitung in alltäglichen Situationen einzustellen. Wovon auch der Gute Hirte sofort Gebrauch macht. Mehrere neu eingestellte Zeitkräfte verstärken bereits die Teams zu den Tageszeiten, in denen viele aufmerksame Hände gebraucht werden. Die Essenssituation gehört dazu. Michel Hülskemper / LUPE 16 Lupe 65 2009

+ Aktuell + + + Aktuell + + + Aktuell + 15 Jahre Haus Haller Band 16.05.09 Familien-Aktionstag Förderschule, Gescher 17.05.09 Gartenzeit Marienburg, Coesfeld 27.05.09 Einweihung WG Andreas, Velen 08.06.09 Einweihung Spielplatz Haus Berkelwiese 19.06.09 Schulentlassung Förderschule, Gescher Wenn man 15 wird, ist man im besten Teenager-Alter auch als Band. Es gehören dazu(von links nach rechts): Peter Ostwald, Frank Janning, Daniel Meyfarth, Norbert Feldmann, Uta Steinfurth, Gerd Melis und Norbert Ristau. 25.06.09 Sommerfest Haus Hall, Gescher Als Gerd als Betreuer auf die Georg- Gruppe kam, wusste ich von Brigitte, dass Gerd Schlagzeug spielt. Und weil das mein größter Traum war, kam mir das gelegen und ich habe Gerd gefragt, ob er mir das beibringt und Gerd hat geantwortet: Ja, ich will es versuchen. Aber es hat sich herausgestellt, dass ich es nicht schaffen konnte, weil ich den Rhythmus nicht halten konnte. Daher haben wir es mit singen versucht und kuck: Es hat besser geklappt. Danach haben wir überlegt, dass wir einen Schlagzeuger dazu nehmen; da kam der Daniel und wir konnten üben. Etwa einen Monat später kam Norbert zu uns und Gerd hat mit ihm gelernt, Rhythmus-Instrumente zu spielen und es klappte nicht. Da hat er auch gesungen; das klappte gut. Danach ist Frank gekommen und er konnte die Rhythmus-Instrumente spielen und die Kongas. Danach hat der Gerd mich gefragt, ob ich einen weiß, der Gitarre spielen kann. Da fiel mir der Thomas ein, weil ich gewusst habe, dass er Gitarre spielt. Wir haben einen weiteren Keyboarder gesucht; das war Norbert. Thomas hat sich nach 13 Jahren entschieden, aufzuhören und wir haben für Thomas einen Nachfolger gesucht. Uta hat den Platz eingenommen. Wir haben alle sehr viel von Gerd gelernt. Das war für Gerd viel Arbeit und anstrengend. In den langen Jahren hatten wir sehr viele Auftritte. Wir haben auf Karnevalsfesten, Sommerfesten, Jubiläen und Geburtstagen gespielt. Wir können fast 60 Lieder spielen und lernen jedes Jahr ein bis zwei aktuelle Hits dazu. Unser beliebtestes Lied ist Sierra Madre. Oft dauern unsere Auftritte bis zu 6 Stunden. Mit Auf- und Abbauen unserer Instrumente brauchen wir schon viel Zeit. Manchmal haben wir auch schon für Leute aus anderen Städten und sogar in Holland gespielt. Alle waren von uns begeistert. In diesem Jahr sind wir 15 Jahre zusammen und wir wollen natürlich auch weiter Musik machen. An eine Auflösung der Band ist nicht zu denken. Wir hoffen und wollen, dass wir noch viele Jahre zusammen Musik machen. Peter Ostwald, Haus Haller Band Wunschbaum Schnee vom letzten Jahr? Nein, der Wunschbaum auf dem Schulhof ist ein Schmuckstück in allen Jahreszeiten. Die bunten Vögel, Fische und Blumen an dünnen Metallstäben tanzen leicht wie der Wind. Die rund vier Meter hohe Skulptur ist ein Geschenk der Eltern an die Schule zu deren 40. Geburtstag. Sie war im Rahmen eines Familienaktionstages entstanden. Der Stadtlohner Künstler Norbert Then und viele Eltern und Schüler hatten das Kunstwerk mit viel Freude gemeinsam fertig gestellt. Es ist ein Geschenk von bleibendem Wert und ein schönes Beispiel dafür, was ehrenamtliches Engagement bewirken kann. Red. Lupe 65 2009 17

+ Aktuell + + + Aktuell + + + Aktuell + Der Elternsprechtag wird zum Treffpunkt Nicole Theisen (links) und Hiltrud Schmitz (rechts) im Gespräch mit Gerlinde Burkhardt (FuD Haus Hall, 2.v.l.) und Monika Breede (FuD Stift Tilbeck). Normalerweise eilt ein Elternsprechtagbesucher in der Haus Haller Schule nach dem intensiven Austausch mit den Klassenlehrern rasch zum Parkplatz. Meistens es ist Februar regnet es auch. Seit drei Jahren jedoch zieht ein Duft von warmen Waffeln und frisch aufgebrühtem Kaffee über den Schulhof, locken Luftballons und Stimmengewirr in das kleine Verwaltungsfoyer, laden bunte Tulpensträuße und Stehtische die neugierigen Eltern ein zum Klönen und sich informieren. Das Kleine Eltern-Café von Eltern für Eltern hat sich wahrlich zu einer kleinen, aber feinen festen Begleitveranstaltung des Elternsprechtages entwickelt. Hier erholt man sich gerne bei einer Tasse Kaffee, diskutiert frisch gewonnene Erkenntnisse aus den Lehrergesprächen, tauscht Erfahrungen, Adressen oder Veranstaltungstipps aus, informiert sich an Tafeln über geplante Aktionen der Schulpflegschaft und des Fördervereins. Die Café-Betreiber, ein engagiertes Elternteam aus der Schulpflegschaft, hatten sich für dieses Jahr einen besonderen Service für die Schuleltern ausgedacht und als Experten für Freizeit und Ferien die FUD-Vertreter (Familien unterstützender Dienst) aus dem gesamten Schuleinzugsgebiet sowie die Elterninitiative Kids mit Handicaps aus Billerbeck eingeladen. Die Eltern freuten sich und kamen mit zahlreichen Fragen und Anregungen und dem Auftrag: Wiederholung erwünscht! Am Abend waren sich alle einig: Das Eltern-Café macht Spaß, unsere Elterngemeinschaft funktioniert immer besser und wir machen weiter! Wir freuen uns schon jetzt auf ein großes Wiedersehen beim Familien-Aktionstag am 16. Mai auf unserem Schulhof in Gescher. Nicole Theisen und Hiltrud Schmitz, Schulpflegschaft Wir wollen Narciso in Santo Domingo helfen! Hallo, wir sind Veronique und Richy vom Schülerrat der Schule von Haus Hall. Wir haben im Deutschunterricht den Bericht über Narciso und die Kleine Schule Sonnenstrahl gelesen. Dann haben wir gesagt: Wir wollen Narciso helfen. Der Schülerrat macht jedes Jahr einen Adventsbasar. Die Schüler haben tolle Sachen für den Basar gemacht. In unseren Klassen haben wir Tannenbäume aus Holz und gebrannte Mandeln gemacht. Andere Klassen haben Schneemänner, Weihnachtskarten, Nikoläuse und so weiter hergestellt und Plätzchen gebacken. Im Dezember war der Adventsbasar. In den Pausen konnten Schüler, Eltern und Lehrer die Sachen kaufen; wir Schüler haben sie verkauft. Wir haben einen Gewinn von 451,60 Euro gemacht. Das Geld wollten wir für Narciso und seine Schule in der Dominikanischen Republik spenden. Neulich haben wir uns im Lehrerzimmer mit Christel Lammers getroffen. Sie kennt die Schule in Santo Domingo sehr gut und hilft von Deutschland aus. Sie Christel Lammers (Mitte) aus Stadtlohn freut sich über die Spende des Schülerrats für die Kleine Schule in Santo Domingo. Als Vertreter des Schülerrats sind anwesend: Richy Palnau und Veronique Dieker mit Jörg Heckmann als Vertrauenslehrer. hat gesagt, dass für 450,- Euro ein Schüler ein Jahr lang zur Schule gehen kann. Sie hat sich sehr über unsere Spende gefreut. Veronique Dieker, Richy Palnau und Jörg Heckmann, Förderschule Mehr über Narciso unter www.haushall.de/publikationen/lupe und unter www.jacintaskinder.de Viele andere Menschen in Haus Hall helfen außerdem der Kleinen Schule, zuletzt mit 1.712,72 Euro bei der Adventskollekte. Red. 18 Lupe 65 2009

+ Aktuell + + + Aktuell + + + Aktuell + Ehrennadel der Caritas Ehrennadel der Caritas Eine solche Auszeichnung gibt es nicht alle Tage: Gerhard Meirich erhielt das Ehrenzeichen in Gold des Deutschen Caritasverbandes überreicht. Dr. Thomas Bröcheler, Direktor der Stiftung Haus Hall, übergab es als Zeichen der dankbaren Anerkennung für langjährige Mitsorge und Mitarbeit. Gerhard Meirich, den die Auszeichnung offensichtlich überraschte, war von 1973 bis 1999 Verwaltungsleiter der Bischöflichen Stiftung. Über die Einrichtung hinaus gestaltete er im Caritasverband die Weiterentwicklung der Behindertenhilfe mit. In dieser Zeit wurde Haus Hall umfassend modernisiert und ausgebaut. Mit seinem planvollen Handeln, seiner Umsicht und seinem Engagement habe er Maßstäbe gesetzt, sagte Dr. Bröcheler; viele hundert Menschen mit Behinderung hätten seinem Wirken vieles zu verdanken. Auch nach seiner Pensionierung setzt der heute 69-jährige sein Engagement für Haus Hall weiter fort. Im Förderverein fungiert er als ehrenamtlicher Geschäftsführer und unterstützt auf diese Weise Vorhaben der Stiftung, die mit öffentlichen Geldern nicht finanziert werden können. Neue Mitglieder gewinnen, die Solidarität mit Menschen mit Behinderung vergrößern und die Gemeinschaft mit den Angehörigen verstärken, so umschrieb der Geehrte Der Geschäftsführer auf dem Karussell: Fast fertig ist der neue Spielplatz in Haus Hall. Auch dieses Projekt wurde vom Förderverein maßgeblich unterstützt. Gerhard Meirich probiert das rollstuhltaugliche Außenspielgerät. seine Ziele im Förderverein. Außerdem betätigt er sich ebenfalls ehrenamtlich als Archivar der Stiftung Haus Hall, deren Ursprung auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Die Geschichte aufarbeiten und weitergeben macht mir Spaß, erklärte der Pensionär und fügte freimütig hinzu, dass er nach wie vor gern nach Haus Hall komme. Es sei ein gutes Gefühl, dazuzugehören und persönliche Kontakte weiter pflegen zu können. Die kleine Feierstunde fand im Rahmen einer Sitzung des Fördervereins von Haus Hall statt. Deren Vorsitzender Dr. Manfred Schimöller gratulierte im Namen des ganzen Vorstandes. Michel Hülskemper / LUPE AUS DER CHRONIK 1934 Wo sich heute der neue Spielplatz vor Haus Berkelwiese befindet, war früher ein Garten. Dazu schrieb die Chronik vor 75 Jahren: Gemüsegarten Der große im Süden gelegene Obstund Gemüsegarten hat im Laufe der Jahre gar manches wertvolle Beet für andere Zwecke hergeben müssen. Besonders hat er 1909 durch die Errichtung des Neubaues (jetzt Schutzengelhaus) mit Spielplatz und vorliegenden Anlagen wohl ein Drittel seiner Bodenfläche eingebüßt. Die Folge davon war bald Mangel an Gemüse, der sich so recht in der Kriegszeit bemerkbar machte. Man verkaufte deshalb die Insassen der Baumschule vor dem Tor. Statt der Obstbäume sah man hier 1917 eine reiche Ernte von Gemüse aller Art. Im Jahre 1931 verlor der alte Obst- und Gemüsegarten wieder einen großen Teil für Spielplätze der Mädchenabteilungen. Da nun unsere jetzigen Kinder eine besondere Vorliebe für Gemüse haben, ist die bisherige Anbaufläche den Bedürfnissen entsprechend zu klein. Deshalb wird von jetzt ab der 1927 mit Obstbäumen bepflanzte Acker nördlich der Baumschule als Gemüsegarten benutzt. Er ist zirka 3 Morgen groß und bereits mit einer Dornhecke umgeben. Kurzzeitpflege: neuer Anspruch für Familien Mit der Pflegereform am 1. Juli 2008 wurde für pflegebedürftige Kinder und ihre Familien ein neuer Anspruch auf Kurzzeitpflege eingeführt. Neben dem Anspruch auf Verhinderungspflege in Höhe von bis zu 1.470 Euro jährlich übernimmt damit nun die Pflegeversicherung zusätzlich die Finanzierung der Kurzzeitpflege von bis zu vier Wochen. In schönem Juristendeutsch regelt 42 SGB XI Abs. 3: Es besteht der Anspruch auf Kurzzeitpflege in begründeten Einzelfällen bei zuhause gepflegten Kindern bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres auch in geeigneten Einrichtungen der Hilfe für behinderte Menschen und anderen geeigneten Einrichtungen, wenn die Pflege in einer von der Pflegekasse zugelassenen Pflegeeinrichtung nicht möglich ist oder nicht zumutbar erscheint. Wer sich für das entsprechende Angebot in Haus Hall interessiert, wendet sich an die Kurzzeitpflege Theresa, Matthias Lütjann, Tel. 02542-703-3177 CBP-Info/Red. Lupe 65 2009 19

+ Aktuell + + + Aktuell + + + Aktuell + Zweiter Lebensraum stellt Bilder aus Michael Flenker ist quirlig und ständig in Bewegung, doch sobald er zum Pinsel greift, ist er die Ruhe selbst. Das tut der 43-jährige regelmäßig, denn er gehört zu jenen acht schwerstbehinderten Frauen und Männern, die in den Werkstätten von Haus Hall regelmäßig künstlerisch tätig sind und jetzt ihre Werke im Casino, der Kantine der Kreisverwaltung Coesfeld, zeigen. Landrat Konrad Püning eröffnete die Ausstellung mit elf Acrylbildern, die zwei Monate lang im Kreishaus I zu sehen sein wird. Püning hob hervor, dass dies nicht die erste Zusammenarbeit ist: Weite Teile des Kreishauses II sind dauerhaft mit Bildern aus den Werkstätten ausgestattet. Der Landrat suchte das Gespräch mit den drei anwesenden Künstlern und ließ sich den Entstehungsprozess der in Tupf- oder Spachteltechnik erstellten Bilder schildern. In der Coesfelder Marienburg haben die Beschäftigten die Möglichkeit, mit Farben, Malutensilien und Motiven umzugehen. Für viele Menschen mit schwerstmehrfachen Behinderungen Landrat Konrad Püning (4.v.r.) begrüßte die Künstler und ihre Begleiter im Kreishaus. Anschließend informierte er sich im persönlichen Gespräch. liege in der künstlerischen Gestaltung eine wichtige Kommunikationsform, betonte Nadine Heßling, eine der Gruppenleiterinnen. Püning zeigte sich beeindruckt von den farbintensiven und ausdrucksstarken Bildern. COE Die Ausstellung ist bis Mitte Mai zu den regulären Öffnungszeiten der Kreisverwaltung Coesfeld im Kreishaus I, Friedrich-Ebert-Str. 7, zu sehen. Zahlreiche Bilder entstehen im Lauf des Jahres im 2. Lebensraum der Marienburg. Sie sind käuflich zu erwerben. Interessenten finden Bilder in den Werkstattläden und im Internet-Shop unter www.werkstaetten-haushall.de. Weitere Informationen bei Annette Hövelbrinks, Tel. 02542-703-7111. am 17. Mai 2009 am 17. Mai 2009 Ein Termin zum Vormerken und Weitersagen. Das Ereignis für Gartenfreunde und für die ganze Familie ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern ein echter Renner. Zahlreiche Besucher haben sich in den letzten Jahren eingefunden. Das besondere Flair kommt sozusagen von selbst - durch den bekanntermaßen schönen Park der Marienburg. Da finden sich Stauden und Floristik aus privater Hand neben professionellem Kunsthandwerk. Gartenfiguren, Brunnen und Windspiele setzen Akzente. Die Dekorationsideen gehen vom traditionellen Handwerk bis zum zeitgemäßen Design. Einige Arbeitsgruppen der Werkstätten zeigen live, was sie können: Da werden Kaminhölzer gespalten und Taufkerzen belegt, Floristik-Produkte hergestellt und die Gartenzeit-Konfitüre zum Probieren angeboten. Und drumherum gibt es jede Menge Grünes und Blühendes. Dass das Angebot vielseitig ist, versteht sich von selbst. Viele Aussteller sind neu dabei, so dass sich auch in diesem Jahr ein Besuch wieder lohnt. Was die Gartenzeit Marienburg von ähnlichen Veranstaltungen in der Region unterscheidet: Es gibt private Anbieter ebenso wie gewerbliche; der Eintritt ist frei und es gelten familienfreundliche Preise, insbesondere in der Gastronomie. Im letzten Jahr kamen rund 10.000 Besucher; dennoch war die Atmosphäre wieder mal entspannt und es gab kaum Gedränge - dafür viel Raum zum Herumschlendern, Plaudern und Entspannen. Red. 20 Lupe 65 2009