Erfahrungsbericht über mein Auslandsjahr an der Sophia Universität ( 上 智 大 学 ) in Tokyo (SS10-WS10/11) Anja Barkawitz Vorbereitungen Anfang des Jahres 2009 entschloss ich mich für ein Auslandsjahr in Japan. Meine erste Wahl war die Sophia Universität in Tokyo, deren Campus ich bereits Anfang 2009 besucht hatte. Von meiner Entschlussfassung bis zur Umsetzung des Auslandsvorhabens war es jedoch noch ein langer Weg, denn zunächst musste eine lange Liste an Vorbereitungen getroffen werden: Akademisches Auslandsamt Der erste Weg, wenn man sich für ein Auslandsstudium in Japan interessiert, führt in die Sprechstunde des Akademischen Auslandsamt zu Frau Sperber. Hier bekommt ihr man alle wichtigen Regularien für die Bewerbungen an den Partneruniversitäten und für mögliche Stipendien mitgeteilt. AAA: (http://verwaltung.uni-koeln.de/international/content/index_ger.html) Bewerbungsunterlagen der Sophia Universität Eine Bewerbung an der Sophia Universität ist sehr aufwendig und benötigt mindestens ein paar Monate Vorlaufzeit. Der Bewerbungsschluss für Studierende, die im Sommersemester nach Japan gehen wollen, liegt etwa 6 Monate im Voraus. Für Studierende, die zum Wintersemester gehen wollen, liegt er sogar zwölf Monate im Voraus. Was die Bewerbungsunterlagen betrifft, so wird für die Sophia Universität so weit ich mich erinnere Folgendes verlangt: 1.) Übersicht über bisher erbrachte Leistungen (inkl. Abiturzeugnis & eventuell Zwischenprüfungszeugnis bzw. Bachelorzeugnis) 2.) Motivationsschreiben (auf Englisch und idealerweise auch auf Japanisch) 3.) Englischtest (IELTS oder TOEFL) 4.) ärztliche Nachweise über die allgemeine Gesundheit (u.a. Tuberkulose-Test und Röntgenbilder der Lunge) Diese Nachweise zu erbringen kostet nicht nur Zeit: Arztuntersuchungen, der Englischtest und diverse Bewerbungsphotos (in verschiedenen Formaten) sind auch nicht gerade kostengünstig. Sophia Universität (FLA): (http://www.sophia.ac.jp/eng/e_top) Bewerbungsunterlagen für Stipendien & Auslandsbafög Neben den bereits umfangreichen Bewerbungsunterlagen für mindestens eine der Partneruniversitäten in Japan, muss man sich auf Grund der extrem hohen Lebenskosten in Tokyo
(mindestens 160000 bzw. 1300 ) meist auch auf Stipendien bewerben. Hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die zumindest im Fall der Sophia Universität meist sehr erfolgversprechend sind. Die Vorlaufzeiten für Stipendienbewerbungen sind sehr unterschiedlich und liegen oft zeitlich weit vor dem geplanten Auslandsaufenthalt. Beim DAAD kann man etwa eine Vorlaufzeit von einem halben Jahr veranschlagen. Bei Stipendien des Monbukagakushô mindestens ein Jahr. Stipendienbewerbungen für JASSO und für das Sophia Stipendium (welches jedes Semester einem Studenten aus Köln zusteht) sowie das MEXT-Stipendium für Studierende des Graduate Program in Global Studies der Sophia Universität werden über das Akademische Auslandsamt abgewickelt. Während das JASSO Stipendium und das Sophia Stipendium mit 80000 in einer Stadt wie Tokyo nur als Stütze für eine Eigenfinanzierung gesehen werden können, ermöglicht ein DAAD oder MEXT Stipendium die fast alleinige Finanzierung des Auslandsaufenthalts. In jedem Fall empfiehlt sich ein paralleler Antrag beim Auslandsbafög, denn selbst viele Studenten, die innerhalb Deutschlands kein Bafög erhalten, können oft Auslandsbafög beziehen. Auslandsbafög: (http://www.auslandsbafoeg.de/) Stipendiendatenbank des DAAD: (http://www.daad.de/ausland/foerderungsmoeglichkeiten/stipendiendatenbank/00658.de.html) Monbukagakusho Stipendium: (http://www.de.emb-japan.go.jp/austausch/stipendien.html) JASSO Stipendium: (http://www2.jasso.go.jp/index_e.html) Nach einer erfolgreichen Bewerbung und vor dem Abflug nach Japan gibt es nun nicht mehr sehr viel zu tun: Flug Billige Flüge kann man z.b. im Internet auf billigflieger.de finden. Außerdem hat das Reisebüro Sta-Travel, welches auch eine Filiale im Philosophikum der Universität zu Köln betreibt, oft günstige Angebote für Studierende. Billige Flüge: (http://www.billigflieger.de/) (http://www.fluege.de) Sta-Travel: (http://www.statravel.de/) Auslandskrankenversicherung Da man während des Auslandsaufenthalts zwar in Deutschland krankenversichert sein muss, Leistungen der deutschen Krankenversicherung jedoch im Ausland nicht in Anspruch nehmen kann, benötigt man zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung. Entweder schließt man nach einem Preisvergleich im Internet eine Auslandskrankenversicherung (gut 20 monatlich) in Deutschland ab, oder man tritt der staatlichen Krankenversicherung in Japan bei. Diese deckt allerdings nur 70% der Arztkosten ab, so dass man für die restlichen 30% Prozent selber aufkommen muss. Dafür gestaltet sich die Einforderung von Versicherungsleistungen bei den deutschen
Versicherungsgesellschaften auch nicht immer leicht. Bei der DKV (Deutschen Krankenversicherung) muss man z.b. beglaubigte Übersetzungen aller Rechnungen (mit Diagnose) vorlegen. Visum Sobald man die Studienunterlagen der Austauschinstitution erhalten hat (etwa 3 Monate vor Aufenthaltsbeginn), muss man zum japanischen Generalkonsulat nach Düsseldorf fahren, um dort ein Visum zu beantragen. Welche Unterlagen dafür notwendig sind, findet man auf der Seite der Japanischen Botschaft, bzw. in den Instruktionen der japanischen Partneruniversität. Das beantragte Visum liegt meist 1-2 Wochen später in Düsseldorf abholbereit. Japanische Botschaft: (http://www.dus.emb-japan.go.jp/profile/deutsch/konsularisches/visa_info.htm) Beurlaubung In jedem Fall empfiehlt es sich, für die Zeit des Auslandsaufenthalts in Deutschland Urlaubssemester zu beantragen. Dafür muss man nur einen Antrag ausfüllen und diesen entweder zum zuständigen Amt schicken oder selber einreichen. Das Auslandsjahr erscheint dann nicht als studienverlängernd in den Unterlagen und zudem müssen auch Semesterbeitrag und (eventuell) Studiengebühren nicht bezahlt werden. Ankunft Wenn man an dem von der Sophia Universität vorgegebenen Ankunftstag am Narita International Airport eintrifft, bietet die Uni einen kostenlosen Abholservice. Wenn man an einem anderen Tag oder Flughafen eintrifft und keine Freunde in Tokyo hat, die einen abholen können, ist es auch nicht schwierig selbst zum Wohnheim zu finden. Dafür steigt man, je nach Wohnort, am besten in einen der Züge der JR oder der Keisei Linie. Darüber hinaus gibt es auch recht kostengünstige Gepäckservices (z.b. Yamato Transport), mit denen man sein Gepäck vom Flughafen aus in das Wohnheim schicken kann. Zuginformationen auf Japanisch & Englisch: (http://www.hyperdia.com/) Yamato Transport (Tokkyûbin): (http://www.kuronekoyamato.co.jp/english/index.html) Wohnheim Die Sophia Universität vermittelt Plätze in gleich mehreren (meist internationalen) Wohnheimen. Ich habe im Azalea House in Heiwadai (Nerima-ku) gelebt. Dort hatte ich ein kleines Zimmer mit Balkon, Küchenzeile und Bad für mich allein. Es war zwar klein, aber eigentlich recht schön und ruhig. Vor allem unsere Hausmeisterin Mizuno-san war wirklich nett. Obwohl nämlich z.b. Besuch, vor allem über Nacht, offiziell verboten war, war es inoffiziell geduldet. Viele meiner Freunde hatten gleich über Wochen verschiedene Freunde da. Dadurch konnte man unnötige Hotelkosten vermeiden und außerdem war es auch schön, dass man sich nicht überwacht fühlte. Auch wenn man selber mal länger nicht in der eigenen Wohnung war, hat das niemanden interessiert. Dies ist keineswegs selbstverständlich in japanischen Wohnheimen! Da ich meine Freiheit sehr schätze, waren diese Dinge absolute Pluspunkte am Azalea House.
Darüber hinaus konnte man im Azalea House auch ein- und ausziehen wann man wollte, d.h. auch mitten im Monat. Die Sophia Universität forderte zwar offiziell die Ankunft zu einem bestimmten Datum, privat konnte man (per Mail) mit Mizuno-san jedoch ganz andere Daten aushandeln. Was die Kosten betrifft, war das Azalea House sicherlich nicht die billigste Alternative. In anderen Wohnheimen hatte man jedoch auch kein Bad für sich allein. Kalt kostete das Zimmer monatlich 64000, dazu kamen noch Wasser, Elektrizitäts-, Gas- & Internet/Telefonkosten. Insgesamt zahlt man wohl circa 80000 im Monat. Das Azalea House befindet sich knapp 10 Minuten entfernt vom Heiwadai Bahnhof. Dort fahren die U-Bahn Linien Fukutôshin und Yûrakuchô. Da diese Linien u.a. auch direkt nach Ikebukuro, Shinjuku & Shibuya fahren, hat man eine sehr gute Anbindung an die Innenstadt. Zu der Sophia Universität in Yotsuya braucht man mit Fußweg und Umsteigen knapp eine Stunde Das ist in Tokyo wirklich nicht lang! Azalea House: (http://www.azalea-house.com/) Zeitfahrausweis Sobald man einen Studentenausweis erhalten hat, kann man sich im Metro-Office (z.b. in Ikebukuro) einen Zeitfahrausweis (Teikiken) für den Weg zur Uni kaufen. Diesen sollte man taktisch schlau, möglichst über Shinjuku legen, so dass man in der Freizeit möglichst geringe Extrakosten hat. Alien Registration Card Sobald man in Japan eingetroffen ist, sollte man sich um den Erwerb einer Alien Registration Card kümmern (Gaikokujin-tôrokushô-meisho). Diese bekommt man unter Vorlage seines Reisepasses (mit gültigem Visum) in dem Rathaus der Kommune ausgestellt, in der man lebt. Da Heiwadai in Nerima-ku liegt, musste ich also ins Rathaus nach Nerima gehen. In jedem Fall rät es sich, eine Bestätigung der Antragsstellung im Rathaus zu erwerben (300 ). Ich brauchte diese so weit ich mich erinnern kann sowohl zu der Eröffnung eines Bankkontos als auch für den Abschluss eines Handyvertrages. Bankkonto Sobald man den Antrag für eine Alien Registration Card gestellt hat, kann man ein Bankkonto in Japan eröffnen. Dies ist nicht immer notwendig. Es gibt sehr günstige Angebote von deutschen Bankinstituten, mit denen man überall in Japan kostenlos Geld vom deutschen Konto abheben kann (z.b. Deutsche Bank). Wenn man aber, wie ich, ein Stipendium bezieht, das in Yen ausgezahlt wird, ist die Eröffnung eines japanischen Bankkontos unabdingbar. Die Vorgaben des Monbukagakusho verlangten, dass ich ein Konto bei der japanischen Postbank eröffne. Die Eröffnung war absolut problemlos, was jedoch laut Erzählungen anderer ausländischer Studenten durchaus nicht immer der Fall zu sein scheint. Handy Neben der Eröffnung eines Bankkontos sollte man außerdem schnell ein japanisches Handy erwerben. Es gibt Prepaid Handys bei Donkey Hôtei. Allerdings war für mich einhandyvertrag praktischer, da man neuere Handys bekommen konnte und vor allem auch Internetzugang mit den Vertragshandys hatte. Das Problem mit den Vertraghandys ist jedoch, dass die Handyverträge in
Japan immer über 2 Jahre laufen. Wenn man vorzeitig aus dem Vertrag heraus will, muss man 10000 Strafe zahlen. Eine billigere Alternative ist es daher auch, den Vertrag einfach bis zum Ende der Zweijahresfrist auf billigster Stufe weiter laufenzulassen. Dies bietet sich vor allem an, wenn ein späterer Japanaufenthalt bereits geplant ist. Verträge erhält man je nach Einschätzung des jeweiligen Ladenpersonals unter Vorlage der vorläufigen Alien Registration Card bei Softbank, AU & Docomo. Wenn es in einem Laden nicht klappen sollte, kann man es ruhig noch einmal woanders probieren. Gleiches gilt übrigens für die Eröffnung eines Bankkontos. Sophia Universität Das Kursangebot (Undergraduate & Graduate) Die Sophia ist zwar eine kleine, aber sehr internationale Universität. Es gibt eine riesige Fakultät (die FLA) in der alle Fächer auf Englisch unterrichtet werden und etwa die Hälfte, der an der FLA Studierenden sind Ausländer. Dies führt leider dazu, dass viele Austauschstudenten, die in ihren Kursen nur neben anderen Ausländern sitzen, nie viele Kontakte zu Japanern knüpfen. Neben der Undergraduate School der FLA gibt es auch noch eine Graduate School, deren Fächer ausschließlich auf Englisch unterrichtet werden: Die Graduate School for Global Studies. Dieses Exzellenzprogramm der Sophia Universität wird staatlich gefördert und dementsprechend gut sind die zur Verfügung stehenden Mittel, die Lehrkräfte und der Unterricht selbst. Das riesige Fächerangebot der Sophia Universität für ausländische Studierende ermöglicht wohl jedem, das Auslandsjahr sinnvoll in sein Studium in Deutschland zu integrieren und viele Leistungen später anerkannt zu bekommen. Der Japanischunterricht Der Japanischunterricht an der Sophia Universität ist wirklich gut. Es gibt eine unglaubliche Fülle an Kursen, die genau auf das eigene Sprachvermögen abgestimmt sind. Wenn man sich entscheidet, einen der normalen Japanischkurse zu belegen (Japanischkurse sind für Austauschstudenten Pflicht!), so hat man in den niedrigeren Stufen 5 Mal die Woche eine Doppelstunde Unterricht. In der Mittelstufe sind es dann 4 Mal, in der Oberstufe nur noch 3 Mal die Woche eine Doppelstunde. Neben diesen regulären Japanischkursen gibt es für Japanischstudenten der Mittelstufe noch die Option, einen der Intensivkurse zu belegen. Diese finden 5 Mal in der Woche jeweils als 2 Doppelstunden statt. Man sollte sich, wenn man die Belegung eines Intensivkurses in Erwägung zieht, jedoch bewusst sein, dass neben diesem Kurs kaum noch Freizeit bleibt. Auch von der Belegung anderer Kurse neben dem Intensivkurs würde ich abraten. Vor allem der Intensivkurs 3 (höchste Stufe) hat es wirklich in sich. Extracurriculare Aktivitäten am Campus Da die Sophia Universität wie bereits oben erwähnt eine sehr internationale Universität ist, muss man viel Eigeninitiative zeigen, um an der Uni Japaner kennenzulernen. Hinweisen möchte ich hier auf die vielen Parties der Global Community und anderer Studentenorganisationen. Außerdem gibt es für Studenten aus Deutschland immer auch die Option, als Tutor im Germanistischen Institut zu arbeiten. Neben diesen Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme gibt es auch noch die Option, einem Circle beizutreten (von dem Beitritt in einen Club rate ich eher ab, da diese zu streng sind). Wohl nirgendwo sonst lernt man so viele japanische Mitstudenten und den Kern des japanischen Studentenlebens so gut kennen wie hier. Bei der Wahl des Circles sollte man jedoch etwas Acht geben: Für ausländische Studierende, die eine straffe Durchorganisierung des eigenen Alltags durch ihren Club meist als lästig empfinden, empfiehlt es sich in jedem Fall eher einem Spaß-Circle
beizutreten. Spaß-Circles erkennt man daran, dass mehr Wert auf das anschließende Trinkgelage als das eigentliche Training gelegt wird und dass wöchentlich nicht mehr als höchstens drei Mal pro Woche trainiert wird. Ich war Mitglied eines Badminton-Circles und habe diese Entscheidung niemals bereut. Viele meiner eindrücklichsten Erfahrungen über die japanische (Studenten)Kultur habe ich dort gesammelt. Da die meisten anderen Austauschstudenten jedoch negative Erfahrungen hinsichtlich japanischer Studentenclubs und -circles gesammelt haben, sollte man wirklich viel Acht bei der Wahl des (richtigen) Circles geben. Vor allem anfängliche Zurückhaltung seitens der japanischen Studenten sollte jedoch nicht als Ablehnung interpretiert werden. Resümee Mein Auslandsjahr an der Sophia Universität in Tokyo war eine der besten Erfahrungen meines bisherigen Lebens. Ich konnte viele enge Freundschaften mit Japanern schließen, mein eigenes Japanisch aufpolieren und Tokyo ist mittlerweile zu einer zweiten Heimat geworden. Ich hoffe, dass sich noch viele Studenten der Uni Köln nach mir für einen Auslandsaufenthalt an der Sophia Universität entscheiden werden. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Frau Prof. Dr. Ehmcke, Frau Dr. Watabe und vor allem bei Frau Sperber vom AAA bedanken. Ihre Unterstützung und Förderung haben mein Auslandsjahr erst ermöglicht!