SDR-Transceiver-Netz des DARC e.v.: Rauschende Ergebnisse 2017 Nils Schiffhauer, DK8OK Wie weit ist dieses Transceiver-Projekt eigentlich, und wie spielt es? Vor über drei Jahren bestellte der DARC e.v. aus den Mitteln seiner Mitgliedschaft Pro ein SDR- Transceiver-Netz für den weltweiten Funkbetrieb aus dem heimischen Shack. Der Auftrag für die Hardware über 25.382,70 Euro ging freihändig an ein Unternehmen, dessen Inhaber DARC-Mitglied ist. Der lagerte die Software-Entwicklung an einen Funkamateur aus, der als Nicht-Mitglied des DARC nach dem Willen des Vereins zum nicht-berechtigten Nutzerkreis des R2T2 genannten SDR- Transceiver-Netzes gehört. Dieser wiederum verlangte kein Geld für seine Leistung, in der wohl mehr als ein Personenjahr stecken dürfte. Parallel dazu konnten sich alle über 1.000 Ortsvereine für einen der wohl zwölf Standorte in einem aufwendigen Verfahren bewerben. Bei der Auswahl wurden der Standort, seine Anbindung an das Internet, die Antennenmöglichkeiten, Engagement des OV u.a. bei der Mitgliederwerbung (für die das Netz eingesetzt werden soll) und anderes mehr berücksichtigt. Offenbar wurden 2017 alle SDRs ausgeliefert. Wie ist der Stand der Dinge Ende 2017? Zum einen: Es ist weiterhin lediglich ein Empfänger-Netz. Eines von -zig im Internet. Zwar sagt der Hersteller des SDRs, diese Beschränkung auf den Empfang liege an der Genehmigungslage (Remote!) und am Mangel von Breitbandantennen an den Standorten. Aber erst im November 2017 äußerte sich ein Vertreter der BNetzA dahingehend, dass es hinsichtlich des Remote-Betriebs ein Gentleman s Agreement zwischen seiner Behörde und den Funkamateuren gebe: Solange niemand stört, meckert auch die Behörde nicht. Und Antennen? An manchen Standorten stehen bereits Breitbandantennen wie eine FD-4 zur Verfügung. Bei meinem kleinen Test am 20.12.2017 waren sechs von den mindestens zwölf Standorten in Betrieb (Bild 1). Drei der überhaupt via QtRadio ansprechbaren SDRs lediglich an ebenfalls vom SDR- Hersteller konstruierten Aktivantennen, zwei an Breitbandantennen, eine an einer unbekannten Antenne. Zum andern: Wer von den Remote-Standorten einen besseren oder wenigstens gleichwertigen Empfang als mit durchschnittlichen Bordmitteln erwartet, wurde bisher enttäuscht. Bild 1: Liste der via QtRadio am 20.12.2017 verfügbaren R2T2-SDRs es sind die ersten sechs von mindestens zwölf versprochenen. Seite 1 von 6
Gut, dass wir verglichen haben Verglichen habe ich alle zugänglichen Remote-Receiver mit einem SDR für 199 US-$, dem Airspy HF+, der bis zu 24 Kanäle gleichzeitig ausspielen kann. Antenne ist eine in einem Baum mit DX-Wire aufgespannte passive Quadloop von 20 m Umfang. Die Location ist eine Einfamilienhaus-Siedlung in einer Stadt mit 30.000 Einwohnern, im Weichbild der niedersächsischen Landeshauptstadt. Störungen inklusive, vor allem von der Elektronik der Solarzellendächer. Software ist QtRadio für die Remote-Receiver und SDR# für den eigenen Airspy HF+. Als Testsignal diente der kanadische Sender CHU, der mit 3 kw auf 14.670 khz in USB (mit Träger) an einer Rundstrahlantenne sendet. Diese Frequenz liegt einerseits in der Nähe des 20m- Amateurfunkbandes und kommt andererseits den Aktivantennen entgegen. Das zeigte ein Vergleich mit dem Twente-SDR an seiner Mini-Whip-Antenne. Die Screenshots (Bilder 2 bis 7) wurden zur absolut selben Zeit und so gemacht, dass auch immer das FSK-Zeittelegramm des Senders mit aufs Bild kam. Einen akustischen Vergleich zu präsentieren, erwies sich anhand der Remote- Empfangsergebnisse aussichtslos. Die Ergebnisse: Kein Remote-Standort erreichte auch nur annähernd die Leistung des SDRs für 199 US-$ an etwas Draht an einem eher durchschnittlichen Standort! An der Hälfte der Standorte ist der Sender gar nicht zu hören! Ob das an lokalen Störungen (Braunschweig) oder Geistersignalen (Iserlohn) liegt, ist oft schwer auszumachen. Die Screenshots auf den folgenden Seiten machen das augenfällig. Das Versprechen des Remote-Betriebs allerdings lautete: Raus aus den Störungen der Stadt, endlich mit guten Antennen störungsfrei und tief in die Kurzwelle hören! Doch selbst nach über drei Jahr hält also das DARC-SDR-Netz nicht einmal ansatzweise das, was es versprochen hatte: Die Ergebnisse sind deutlich schlechter als an einem durchschnittlichen Standort mit einem SDR zu weniger als einem Zehntel des Preises! Ob das an der vom DARC getroffenen Standortwahl liegt oder den genutzten Antennen (die aber doch wohl Teil der Ausschreibung der Standorte waren das SDR selbst wurde nicht ausgeschrieben), hätte ich gerne in der R2T2-Yahoo-Newsgroup erfragt & diskutiert. Indes, die letzte Mail dort stammt vom September, und meine Mails kamen zurück: der Moderator reagiert nicht. Auch der DARC selbst antwortet auf diesbezügliche Anfragen nicht. Das macht es von außen schwer, Empfehlungen zu geben, mit denen sich diese ja gute Idee womöglich doch noch realisieren lässt. Vielleicht aber empfiehlt sich ein Blick auf die hunderte von SDRs, auf die Jedermann im Internet zugreifen kann, um wenigstens zuerst einmal den Empfang in den Griff zu bekommen. Für das eigentliche Ziel, den Transceive-Betrieb, bleibt dann ja immer noch Zeit Ziel dieses wohl ersten praktischen Vergleichs ist es, die offensichtliche Nachfrage nach einem solchen Netz wieder mit dem versprochenen Angebot zusammenzuführen. Damit das Projekt, so der DARC-Vorstand, auch tatsächlich Impulse für die Innovationskraft in den Ortsverbänden gibt und in der Öffentlichkeit sichtbar beweist, dass der Amateurfunk ein vielseitiges und innovatives Hobby für jeden ist. Seite 2 von 6
Bild 2: Oben Remote-Standort Braunschweig, Antenne 0. Nicht die Spur eines Signals und starke (lokale?) Störungen. Unten der gleichzeitige Empfang am Standort DK8OK mit sechs schwachen Störträgern. Mit Braunschweig habe ich wegen der geographischen Nähe zu meinem Standort gestartet. Bild 2: Oben Remote-Standort Braunschweig, Antenne 1. Grenzwertig wahrnehmbares Signal und noch stärkere (lokale?) Störungen. Unten der gleichzeitige Empfang am Standort DK8OK. Seite 3 von 6
Bild 3: Oben Remote-Standort Neuwied, Antenne 0. Praktisch nicht sichtbares und auch akustisch nicht wahrnehmbares Signal. Unten der gleichzeitige Empfang am Standort DK8OK. Bild 4: Oben Remote-Standort Schoeppingen, Antenne 0. Nicht eine Spur des Nutzsignals und mittlere (lokale?) Störungen. Unten der gleichzeitige Empfang am Standort DK8OK. Seite 4 von 6
Bild 5: Oben Remote-Standort Bayern, Antenne 0. Optisch wie akustisch kaum wahrnehmbares Signal und mittlere (lokale?) Störungen. Unten der gleichzeitige Empfang am Standort DK8OK. Bild 6: Oben Remote-Standort Stadtlohn, Antenne 0. Das im Passband sichtbare Signal ist nicht das Nutz-, sondern ein Störsignal. Auch ist kein Hörempfang des Nutzsignals möglich. Unten der gleichzeitige Empfang am Standort DK8OK. Seite 5 von 6
Bild 7: Oben Remote-Standort Wiblishauserhof, Antenne 0. Optisch schwach wahrnehmbares Signal, das jedoch unter der Hörschwelle liegt. Mäßige (lokale?) Störungen. Unten der gleichzeitige Empfang am Standort DK8OK. Seite 6 von 6