Afrikanische Schweinepest in Europa was erwartet uns? Referent: Dr. Joachim Wiedner
Was ist die ASP, wo kommt sie vor? ASP (Afrikanische Schweinepest) ist eine Viruserkrankung. Nur Schweine sind für ASP empfänglich. 1921: Erstbeschreibung in Kenia. Das Virus ist wahrscheinlich seit Jahrtausenden im gesamten südlichen Afrika verbreitet; Busch- und Warzenschweine sind resistent. 1978: Eintrag nach Sardinien (Haus- und Wildschweine). ASP konnte seitdem dort nicht getilgt werden. 2007: Ausbreitung über Georgien im gesamten Kaukasusgebiet, im westlichen Russland, Ukraine und Weißrussland. 2014: Am 22. Januar 2014 erstmals in der EU (Litauen) festgestellt. Seitdem Ausbreitung im Baltikum, Polen und Tschechische Republik.
ASP ein harter Gegner Warum? 1. Es gibt keine Impfung 2. Je nach Virulenz des Virus bis 100% Mortalität 3. Die Überlebensfähigkeit des Virus 3
Symptome der ASP Hohes Fieber, Hautrötungen, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Bindehautentzündungen, Erbrechen und Durchfall. Evtl. Verferkeln. Tod nach 5 bis 13 Tagen. Blaufärbungen der Haut (Ohren, Bauch, Beine), Festliegen 24 bis 48 Stunden vor dem Tod Mortalität bis zu 100% Keine Immunität, kaum Antikörperbildung.
Überlebensfähigkeit des ASP-Virus 3 Stunden bei 50 C; UV- stabil Bis 10 Tage in Kot Bis zu 10 Wochen in Blut (Raumtemperatur) Bis zu 15 Wochen in gekühltem Fleisch Bis zu 6 Monaten in Salami und Schinken Bis zu 7 Monate in blutverschmierter Erde Bis zu 18 Monaten in Knochen (Raumtemperatur) Bis zu 6 Jahren in tiefgefrorenem Fleisch Virus ist stabil zwischen ph <3,9 und >11,5 5
2017 Übersicht 6
Jahr 2014 7
Jahr 2015 8
Landkreis Rotenburg (Wümme) Jahr 2016 Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 9
Landkreis Rotenburg (Wümme) Jahr 2017 Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 10
Jahr Polen Litauen Lettland Estland HS WS HS WS HS WS HS WS 2013 0 0 0 0 0 0 0 0 2014 2 30 6 39 32 132 0 39 2015 1 53 13 111 10 753 18 723 2016 20 80 19 303 3 865 6 1052 17.10.2017 80 380 30 737 8 713 3 527 311Jahr Gesamt HS WS 2013 0 0 2014 40 240 2015 42 1640 2016 48 2300 17.10.2017 121 2357 11
Jahr Tschechien Ukraine Rumänien HS WS HS WS HS WS 2013 0 0 0 0 0 0 2014 0 0?? 0 0 2015 0 0?? 0 0 2016 0 0?? 0 0 17.10.2017 0 113 104 16 2 0 Jahr Gesamt HS WS 2013 0 0 2014 40 240 2015 42 1640 2016 48 2300 17.10.2017 227 2599 12
2017 Übersicht 13
Landkreis Rotenburg (Wümme) Quelle: FAO-ASFORCE, Mai 2015 Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 14
ASP-Nachweis beim Wildschwein: Fotos aus Litauen 15
Neue Erkenntnisse aus dem aktuellen Geschehen im Baltikum Prävalenz (= Anzahl der Kranken zu den Untersuchten) in den WS - Beständen ist gering (ca. 1,5%)! Prävalenz bei verendetet aufgefundenen WS: ca. 75%. Zur Übertragung bedarf es eine qualifizierten Kontaktes (insb. Blutkontakt); die Kontagiositätist gering! Mortalität bezogen auf den gesamten Wildschweinbestand ist gering (< 5%) die Seuche läuft sich nicht tot. Geringe natürliche Ausbreitungstendenz (WS zu WS). In Hausschweinebeständen lässt sich die ASP mit den klassischen Mitteln der Tierseuchenbekämpfung beherrschen (großflächige Bestandstötungen).
Neue Erkenntnisse aus dem aktuellen Geschehen im Baltikum Wenn ASP in der freien Natur Fuß gefasst hat, ist sie nach derzeitigen Einschätzungen nicht mehr zu kontrollieren ( Bodenoder Habitatseuche ). Mensch ist das größte Risiko in der Übertragungskette!
Mögliche Einschleppungswege nach Westeuropa: Saisonarbeiter in der Landwirtschaft (Versorgung mit Lebensmitteln aus der Heimat) Transporte (LKW Fahrer) Illegaler Handel mit Fleisch oder lebenden Schweinen Tourismus (Mitbringen von landestypischen Spezialitäten (Wurst), Jagdtourismus) Wenig wahrscheinlich: Direkte Verbreitung über infizierte Wildschweine (geringer Aktionsradius) Unwahrscheinlich: Indirekte Verbreitung über Aasfresser 18
Ergebnisse von beschlagnahmten Lebensmitteln mit Fleischanteilen: 19
Folgen eines ASP-Nachweises Unterscheidung zwischen o Nachweis im Hausschweinebestand o Nachweis beim Wildschwein 20
ASP - Feststellung beim Hausschweinebestand: - Sofortiges Stand Still - Restriktionsgebiete: Tötungszone (1 km Radius um Seuchenbetrieb) Sperrbezirk (mind. 3 km um Seuchenbetrieb) Beobachtungsgebiet (mind. 10 km um Seuchenbetrieb) Pufferzone (ca. 30 km um Seuchenbetrieb) 21
ASP Ausbruch im Hausschweinebestand: Maßnahmen in den Restriktionsgebieten Tötung aller Schweine im Seuchenbetrieb und in der 1000m - Zone innerhalb von 24 Std. nach Feststellung der ASP. Weitere Bestandstötungen im Sperrbezirk und im Beobachtungsgebiet sind sehr wahrscheinlich. Keine Tierbewegungen mehr! Klinische Untersuchung aller Schweine innerhalb von 7 Tagen. Blutuntersuchung aller Betriebe in den Restriktionszonen; Untersuchung jedes erkrankten oder verendeten Schweines (Blutprobe oder Sektion). Jagd: Zuständige Behörde ordnet an, dass Jäger jedes erlegte oder verendete Wildschwein an eine festgelegte Wildsammelstelle zu liefern haben; dort: Proben nehmen, WS kennzeichnen; Aufbruch TKBA 22
Aufhebung der Schutzmaßregeln (Hausschweine): Im Sperrbezirk frühestens 45 Tage nach der Grobreinigung und Vordesinfektion des betroffenen Betriebs. Alle Betriebe müssen abschließend klinisch und serologisch mit negativem Ergebnis untersucht wurden. Im Beobachtungsgebiet frühestens 40 Tage nach der Grobreinigung und Vordesinfektion des betroffenen Betriebs. Alle Betriebe müssen abschließend klinisch und serologisch mit negativem Ergebnis untersucht wurden. Jede Probe muss negativ befundet sein. 23
ASP-Nachweis beim Wildschwein: Gefährdeter Bezirk um die Fundstelle Größe abhängig von der örtlichen Gegebenheit (mindestens 15 km Durchmesser) Darum herum sog. Pufferzone (ca. 30 km!) Hausschweine: Verbot des Verbringens von HS aus oder in einen Betrieb (Ausnahmen nach Blutuntersuchung) 24
ASP-Nachweis beim Wildschwein: Zuständige Behörde ordnet Bejagungsmaßnahmen an. Jagdausübungsberechtigte sind zur Mitwirkung verpflichtet. Im Gefährdeten Bezirk zunächst Einstellung der Jagd auf alles Wild für mindestens 21 Tage, danach Bejagung nach Anweisung. In der Pufferzone Anordnung zur verstärkten Bejagung. Schonzeiten für WS werden aufgehoben. Verbleib der erlegten WS ausschließlich im Gefährdeten Bezirk! 25
Landkreis Rotenburg (Wümme) Bremervörde Selsingen 30 km Pufferzone bei einem Nachweis in Sottrum Zeven Fintel Rotenburg Sottrum Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 Visselhövede 26
Landkreis Rotenburg (Wümme) 15 km Gefährdeter Bezirk Fundort: Rotenburg Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 27
Landkreis Rotenburg (Wümme) 30 km Pufferzone Fundort: Mulmshorn Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 28
Maßnahmen im jagdlichen Bereich Generelle Jagdruhe für 21 Tage Grund: Versprengen infizierter Tiere vermeiden Zeitgewinn zum Aufbau der Infrastruktur intensive Fallwildsuche(ohne Beunruhigung) und Bergung der Tiere Beprobungjedes gefundenen Tieres (Tupfer), Fundortdokumentation und Entsorgung über die TBA Nach der Jagdruhe: Intensive Bejagung Ziel: Reduktion des Bestandes um 80-90%!! 29
Probleme Gefährdeter Bezirk bleibt mind. 12 Monate nach dem letzten Virusnachweis bestehen. 24 Monate Verbot des innergemeinschaftlichen Handels mit frischem Wildschweinefleisch. Schwarzwildvermarktung nichts darf den gefährdeten Bezirk verlassen Sammelstellen sind vorgeschrieben (wo?, wie betreiben?) Freigabe erst nach negativer Untersuchung Ein positives Tier innerhalb der Kühlzelle gesamter Inhalt wird vernichtet Seit 3 Jahren ist kein Bezirk im Baltikum oder in Polen aufgehoben worden. 30
Ausblick bei ASP-Nachweis in der Wildschweinepopulation Einmal in der Wildschweinepopulation immer in der Wildschweinepopulation (Habitatseuche) Landwirtschaft und Jagdwesen würden sich dauerhaft verändern. Bei Eintrag in Hausschweinebestand: Immense volkswirtschaftliche Schäden. direkte: Tierentschädigungen indirekte: Handel mit Fleischerzeugnissen, Tourismus, etc. Schätzungen für Niedersachsen: 4 22 Mrd.! 31
Landkreis Rotenburg (Wümme) Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 32
Landkreis Rotenburg (Wümme) Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 33
Der tschechische Weg Unmittelbar am Fundort Ausweisung einer Hochrisikozone oder Kernzone (ca. 40 km²) Komplette Einzäunung mit Elektrozaun Komplette Jagdruhe Betretungsverbot für die Bevölkerung Intensive Suche nach verendeten Wildschweinen; Prämie: 130 pro gefundenem Wildschwein (1000 Lohn) Entsorgung aller geschossenen Wildschweine Ernteverbot für die Landwirtschaft Bis Ende 2017 soll die Zone Wildschweine frei sein; geschätzt derzeit noch 150 bis 200 Wildschweine in der Zone 34
Maßnahmen im Gefährdeten Bezirk (ca. 500 km²) Intensive Bejagung mit allen Mitteln (ohne Rücksicht auf Größe, Alter, Geschlecht, Stellung in der Rotte, Nachtzielgeräte) 100 Prämie für jedes erlegte Wildschwein Entsorgung aller erlegten Wildschweine Kirrverbot 35
Maßnahmen in der Pufferzone (ca. 15.000 km²) Intensive Bejagung aller Wildschweine, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Stellung in der Rotte 33 Prämie für jedes erlegte Wildschwein (etwa 33 Euro) Einsatz von Nachtzielgeräten erlaubt Jedes erlegte Wildschwein wird untersucht Vermarktung bei negativem Befund erlaubt 36
Fundort des positiven Frischlings 37
Elektrozaun um die Kernzone 38
31 dieser Fallen sollten aufgestellt werden 39
Landkreis Rotenburg (Wümme) Dr. Joachim Wiedner Hegeringe Tarmstedt, Wilstedt, Rhade 18.10.2017 40
ZUSAMMENFASSUNG Es ist nicht die Frage, ob die ASP kommt, sondern wann. Der Mensch ist das größte Risiko bei der Übertragung. Es gibt derzeit keine Impfung gegen die ASP. Das Virus besitzt eine sehr große Überlebensfähigkeit. Vermutlich bleibt das Virus dauerhaft in der Umwelt. Große Restriktionszonen müssen eingerichtet werden. Der Handel wird stark eingeschränkt. 41
WAS KÖNNEN SIE JETZT SCHON TUN? Deutliche Reduktion des Schwarzwildbestandes (ab sofort) Jedes verendet gefundenen Stück Schwarzwild dem Veterinäramt melden. Mit jeder Trichinenprobe eine Blutprobe mitgeben. 42
Danke für die Aufmerksamkeit und nun Fragen 43