Eine postgeschichtliche Heimatsammlung Beitrag von Peter Aldenhofen, BSV Phila 1968 Kaldenkirchen e.v.

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Transkript:

Eine postgeschichtliche Heimatsammlung Beitrag von Peter Aldenhofen, BSV Phila 1968 Kaldenkirchen e.v. Eine Idee wird Wirklichkeit Rückblickend darf ich als jetziger Betreuer einer vereinseigenen Sammlung, die als Heimatsammlung ein Begriff unseres Briefmarken-Sammler- Vereins, dem BSV Phila 1968 Kaldenkirchen e.v. ist, gratulieren. Wem darf ich gratulieren? Es sind die Sammlerfreunde, die sich in einer Mitgliederversammlung am 04. Mai 1973 entschlossen haben eine Arbeitsgemeinschaft Heimatsammlung ins Leben zu rufen. Unter Vorsitz von Wolfgang Roidl erklärten sich Hans Esser, Carlfritz Poch, Wolfgang Pötschke und Heinz Wolters zur Mitarbeit beim Aufbau einer Heimatsammlung bereit. Die nur spärlichen Auskünfte aus den Vereinsakten lassen erkennen, dass am 25. Mai 1973 Kontaktgespräche zur Festlegung der Richtlinien stattfanden. Einigung wurde damals darüber erzielt, mit dem modernen Sammelgebiet Nettetal anzufangen. Heimatsammlung, aber wie? Die Vereinsakten sagen nichts darüber, ob eine thematische oder postgeschichtliche Heimatsammlung entstehen sollte, denn zunächst sollten alle Freistempel von Firmen, Postbelege, Briefstücke und Ansichtskarten aus Nettetal zusammengetragen werden. Eine Auswertung, so im Protokoll, solle später erfolgen. Die Vielfalt der gesammelten Belege hat ein Übermaß an postalischen Dokumenten ergeben. Sicherlich hat man bei den Sammlerfreunden nach einer gewissen Zeit erkannt, dass mit dem modernen Sammelgebiet Nettetal, abgesehen von Absenderfreistempeln eine gewisse Eintönigkeit entstand. Neben den Tagesstempeln der verschiedenen Postämtern in Nettetal, gab es zwar eine Stempelmaschine in Nettetal - Lobberich, die jedoch bis heute keinen einzigen Werbeeinsatz benutzt hat. So besann man sich auf die Vorgänger - Postorte im Raum Nettetal, die es vor dem 01. Januar 1970 hier gegeben hatte. Dies waren die Städte Kaldenkirchen und Lobberich und die Gemeinden Breyell, - mit einer zusätzlichen Poststelle im Ortsteil Schaag - Hinsbeck und Leuth. Die Postgeschichte im Raum der heutigen Stadt Nettetal lässt sich bezüglich der benutzen Poststempel anhand der bis heute gesammelten Postbelege bereits sehr gut verfolgen. Belegt sind aber weiterhin nicht alle vor-kommenden Stempel der Postämter der heutigen Stadt Nettetal. Heimatsammlung als Spiegelbild der Ortsgeschichte und deren Bewohner 1

Abgesehen von vorkommenden Stempeln, liegt der Reiz einer Heimatsammlung in den lokalen Ereignissen, die sich auf zahlreichen Belegen wiederfinden. Sei es die Einladung des Bürgermeisters zu einer Ratssitzung, die Anmahnung einer unbezahlten Rechnung, die Bestellung einer Lieferung, die Einladung zu einer Hochzeit, die Mitteilung über den im Krieg gefallenen Sohn, die Mitteilung eines Kriegsgefangenen an seine Angehörigen, die Gratulation zur Kinderkommunion, das Glückwunschtelegramm zur Priesterweihe - alles lokale Ereignisse, die den Alltag der Bevölkerung wiederspiegeln -. Manches ist aus heutiger Sicht zum Schmunzeln, einiges lässt den Betrachter erschüttern. Aus einer Sammlung wird ein Exponat Ziel der meisten Sammler ist es, aus ihrer Sammlung ein Exponat auszuarbeiten, das der Öffentlichkeit und einer fachkundigen Jury zur Betrachtung und Beurteilung vorgestellt werden soll. Für den BSV Phila 1968 arbeitete Heinz Wolters ein Exponat aus, das erstmals auf der 3. KABRIA im April 1978 gezeigt wurde. Insgesamt wurde das Exponat 12 mal unter dem Titel: Nettetal, Stadt an der deutsch - niederländischen Grenze gezeigt. Die Gliederung der Sammlung entsprach den Postorten in historischen Zeitabschnitten und Besonderheiten bis Ende 1969. Heinz Wolters betreute das Exponat der Heimatsammlung bis zu seinem Tod. Ausgezeichnet wurde das Exponat bis dahin mit Medaillen im Rang von Bronze, Silberbronze, Silber und Vermeil. Hinzu kamen einige Ehrenpreise. Als Nachfolger zur Betreuung der Heimatsammlung wählte der BSV Phila 1968 Peter Aldenhofen. Nach Sichtung und Auflistung aller vorhandenen Belege, Auswertung der Stempel etc. wurde ein Betreuungsausschuss gewählt und zusammengerufen. Nach mehreren Zusammenkünften wurde beschlossen, ein neues Exponat mit dem Titel: Postgeschichtliche Heimatsammlung der Stadt Kaldenkirchen zu gestalten. Warum Kaldenkirchen? Postalisch gesehen hat Kaldenkirchen keine großen Besonderheiten aufzuweisen. Weitab von den alten Postlinien liegt die Stadt Kaldenkirchen. 1760 wird eine Kaiserliche Reichspostanstalt als Briefspedition im Stationskatalog aufgeführt. Dann verliert sich die Postgeschichte wieder im Dunkel der Zeit. Erst aus der Zeit der Französischen Besatzung - 1794 bis 1814 - tauchen postalisch beförderte Briefe auf. Kaldenkirchen ist eine kleine Stadt. 1814 wurden insgesamt 993 Einwohner gezählt. 1905 hatte die Stadt 4194 Einwohner und 1991 wohnten 9287 Bürger hier. 2

Brief von Krickenbeck nach Wesel vom Juni 1796 mit handschriftlichem Aufgabevermerk Kokercken. Kaldenkirchen hat dennoch einiges postalisch Interessantes aufzuweisen, denn bisher wurden über 60 verschiedene Typen an Tages-, Bahnpost-, Poststellen II Landpost - Werbe- und Sonderstempel festgestellt. Nimmt man die Unterscheidungsbuchstaben der Tagesstempel hinzu, vervielfacht sich diese Anzahl erheblich. Dies ist nicht allein ein Grund über diese Stadt ein postgeschichtliches Exponat auszuarbeiten. Es ist auch die wechselvolle und doch auch über Jahre hinaus gleichbleibende Geschichte der Stadt und der hier lebenden Menschen. Die Post als Übermittler von Nachrichten und Postsendungen blieb in einer Welt von veränderten politischen Strukturen bestehen. Die Bevölkerung passte sich jeweils an. Post die Geschichte belegt Die im Rheinland bestehenden Kaiserlichen Reichspostanstalten von Thurn und Taxis und die Königlich Preußischen Postanstalten wurden am 08.10.1794 von den Franzosen der Reichspostkommission in Köln und am 08.10.1795 der Postverwaltung des Roerdepartements in Aachen unterstellt. Per Gesetz vom 30.09.1798 wurden von Napoleon die Thurn und Taxischen Postdienste aufgehoben. Das Postwesen ging am 21.03.1799 in französische Staatspostanstalten über. Auch Kaldenkirchen gehörte zum französischen Staatsgebiet. Brief eines französischen Soldaten, der in Kaldenkirchen am 23. Germinal 1795 geschrieben wurde. Das Königreich Preußen bekam nach dem Wiener Kongress von 1814 / 1815 das Gebiet des Rheinlandes zugesprochen. Die Französische Post ging für kurze Zeit zunächst wieder an das Fürstenhaus Thurn und Taxis über. Preußen führte hier am 01.07.1816 Königlich Preußische Postanstalten ein. 3

Die Lage Kaldenkirchens an der Grenze zum Königreich der Niederlande lässt den Briefschmuggel im belgisch- niederländischen Krieg von 1830 bis 1839 über Kaldenkirchen entstehen, damit diese Briefe schneller in die nicht von Belgien besetzten Gebiete befördert und nicht zuvor in Brüssel zensiert wurden. Brief eines Absenders aus Louissehnburg, Kreis Geldern, der am 19.11.1831 in Kaldenkirchen nach Würzburg aufgegeben wurde. Am 15.11.1850 brachte das Königreich Preußen die ersten Freimarken in den Verkehr. Diese wurden zwischen 1850 und 1859 mit einem Vierringstempel mit Nummer entwertet. Die Nummern wurden in alphabethischer Reihenfolge der Postorte Preußens vergeben. Kaldenkirchen erhielt die Nummer 698. Nach dem Deutschen Krieg von 1866 treten politische Veränderungen ein. Der Deutsche Bund wird aufgelöst. 22, bis dahin selbständige Staaten, schließen sich zum Norddeutschen Bund zusammen. Die Postverwaltung des Norddeutschen Bundes hieß ab dem 01.01.1868 Norddeutscher Postbezirk. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 / 1871 kam es zur Gründung des Deutschen Reiches. Die Verfassung trat am 04.05.1871 in Kraft. Die Postverwaltung des Norddeutschen Postbezirkes ging sofort in die Deutsche Reichspost über, die bis zum Zusammenbruch des Deutschen Reiches im Mai 1945 bestehen blieb. 4

Brief von Kaldenkirchen nach Venlo mit EIN GROSCHEN frankiert. (Verkleinerung) Diese lange Zeitepoche zwischen 1871 und 1945 spiegelt sich besonders stark in der Postgeschichte wider. Gründerstimmung im Kaiserreich. Die beiden Weltkriege mit den Mitteilungen von der Heimat zur Front und umgekehrt. Die Inflationszeit. Die Weimarer Republik und das III. Reich lassen sich im Postverkehr erkennen. Feldpostbrief des I. Weltkrieges von Kaldenkirchen an die Front. Von der Front an ein Lazarett weitergeleitet und zum Absender zurückgeschickt, weil Empfänger verstorben war. Kaldenkirchen wurde 1866 an die Eisenbahn angeschlossen. Zwischen 1866 und 1959 beförderte die Bahn Post, die mit besonderen Bahnpost- Streckenstempeln abgestempelt wurde. Brief von Mönchengladbach nach Wien als Luftpost / Eilbotensendung mit Bahnpost am 05.01.1935 befördert. Bahnpoststempel von Köln nach Kaldenkirchen. Ab 1930 wird Kaldenkirchen zum Leitpostamt der Landpoststellen, die hier bis zum Ende des II. Weltkrieges bestehen blieben. Die Landpost wurde zur Verbesserung der Postversorgung in ländlichen Gebieten eingerichtet. Brief mit Poststellen II - Stempel der 5

Poststelle Schier. Diese Poststellen II führten in der Regel einen Gummistempel mit Leitvermerk über... und drückten diese auf der Sendung ab. Das Postwertzeichen wurde beim Leitpostamt, hier KALDENKIRCHEN (RHEINL) LAND entwertet. Das Postamt Kaldenkirchen hat zumindest für ein kurze Zeit eine Stempelmaschine zur Entwertung von Freimarken oder zum möglichen Einsatz als Postfreistempelmaschine benutzt. Stempelabschlag mit Posteigenwerbung vom 20.08.1929. Private Firmen setzten bereits zur Zeit der Reichspost auf den Einsatz von Absenderfreistempelmaschinen. Musterabschlag einer Frankotyp C - Stempelmaschine der Fa. Math. Heinrichs u.a. als Vorlage zur Genehmigung bei der Reichspost. Nicht zu vernachlässigen ist der Paketversand durch die Fa. Niessen, die 1880 in Kaldenkirchen ansässig wurde und für die Reichspost als Frächter die Paketversorgung zwischen 1880 bis August 1914 und ab 1925 bis September 1939 nach Großbritannien und Irland durchführte. Im Volksmund heißt das Gebäude der ehem. Fa. Niessen bis heute Englische Post. 6

Auslandspaketkarte für ein Paket von Bekescsaba 2 nach London W 1, das am 15.12.1930 in der Auswechselungs- Postanstalt Kaldenkirchen dem Frächter C.A. Niessen zur weiteren Verfrachtung nach London übergeben wurde. Barfreimachung auf einem Trauerbrief vom 07.11.1945 zur Einsparung von Freimarken, soweit diese überhaupt beim Postamt vorhanden waren. Anfang März 1945 wurde Kaldenkirchen von amerikanischen Truppen besetzt. Die Zeit nach der Kapitulation des Deutschen Reiches war geprägt von Not und Mangel. Das Postamt in Kaldenkirchen war durch Kriegshandlungen stark beschädigt worden. Der Postbetrieb konnte ab dem 01.08. 1945 langsam wieder aufgenommen werden. Kaldenkirchen gehörte zum britischen Besatzungssektor. In den neuen Normstempeln des Kaldenkirchener Postamtes wird jetzt in Klammern die Postgebietsleitzahl 22 ausgewiesen. Die Währungsreform vom 21.06.1948 brachte einen langsamen wirtschaftlichen Aufschwung in den drei westlichen Besatzungszonen. Die vorhandenen Freimarken der gültigen Kontrollratsausgabe durften zu 1/10 des Nennwertes vom 21.06.1948 bis zum 23.06.1948 in der britischen und der amerikanischen Besatzungszone vom Postkunden aufgebraucht werden. Beleg einer Zehnfachfrankatur, die in Kaldenkirchen befördert wurde. 7

Ein neuer Zeitabschnitt wurde durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das am 23.05.1949 in Kraft trat, für die drei westlichen Besatzungszonen geschaffen. Die Posthoheit als Deutsche Bundespost existiert seit dem 01.04.1950. Die Gebietspostleitzahl heißt für Kaldenkirchen ab 1948 22a. Tagesstempelabschlag vom 09.02.1960 Unterscheidungsbuchstabe f mit der Postgebietsleitzahl (22a). Am 01.01.1961 wurden zur Verbesserung der Postautomation 4-stellige Postleitzahlen eingeführt. Kaldenkirchen erhielt die Postleitzahl 4055. Die Gebietsreform zum 01. Januar 1970 brachte den politischen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Städte Kaldenkirchen und Lobberich und die Gemeinden Breyell, Hinsbeck und Leuth. Postalisch wurde am 01.01.70 Kaldenkirchen zu 4054 Nettetal 2. Neue Tagesstempel mit dieser neuen Postbezeichnung mussten erst gefertigt werden und wurden erstmals am 29.06.1970 eingesetzt. Stempelabschlag vom letzten Verwendungstag 28.06.1970. 8

Hier endet zunächst der erste Teil des Exponates, das bisher auf Rang III Ausstellungen gezeigt wurde. Hierbei ist das Exponat mit Medaillen im Rang Vermeil und Gold ausgezeichnet worden. Eine Erweiterung des Exponates als Fortsetzung mit der Postamtsbezeichnung 4054 NETTETAL 2 ist in Bearbeitung. Ein Wort des Dankes Als Betreuer der Heimatsammlung möchte ich im Namen des BSV - Phila 1968 e.v. allen danken, die dazu beigetragen haben, dass über Jahre hinaus eine so umfangreiche Sammlung entstehen konnte. Sei es durch Überlassung von Post-belegen oder eine finanzielle Unterstützung zugunsten der Heimatsammlung, damit Belege auch käuflich erworben werden können. Bisher ist diese Bereitschaft nicht erloschen. Arbeiten wir gemeinsam an diesem Werk weiter, damit alle Philatelisten aus Nettetal und Umgebung und alle interessierten Bürger die Postgeschichte unserer Heimat erleben können. 9