Predigt an Silvester 2017 in der Johanneskirche; der dich behütet, schläft nicht/ Michael Paul

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Transkript:

Predigt an Silvester 2017 in der Johanneskirche; der dich behütet, schläft nicht/ Michael Paul Psalm 121 1 Ein Wallfahrtslied. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? 2 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. 3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. 4 Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. 5 Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, 6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. 7 Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. 8 Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Ihr Lieben, dies ist der Abend der guten Wünsche. Wir wünschen uns gegenseitig ein gesundes, ein glückliches, friedliches, vielleicht sogar ein gesegnetes Neues Jahr. Um das Gute und das Glück heraufzubeschwören schenken manche zur Jahreswende Glücksschweinchen oder Kleeblätter. Als könnten wir damit das Glück beeinflussen. Und was tun wir mit dem Silvesterbrauch des Feuerwerks? Der Brauch, in der Silvesternacht Feuer zu entzünden, reicht bis in die Zeit der Germanen. Diese vertrieben zum Jahreswechsel Dämonen und böse Geister mit ohrenbetäubendem Lärm. Als könnten wir mit unseren guten Wünschen, mit unseren Kleeblättern und den Feuerwerken die bösen Mächte unseres Lebens bannen und das Gute heraufbeschwören. In den Silvesterbräuchen leuchtet unser geheimes Wissen heraus, dass wir selbst über unser Lebensglück im Letzten nicht verfügen, dass es Mächte gibt, deren Wirken wir nicht im Griff haben. Und ebenso drückt sich darin unsere Sehnsucht nach heilem, gelingendem, von allem Schädlichen, Lebenswidrigen und Bösem befreiten Leben aus. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Hier zündet einer kein Feuerwerk, vertreibt nicht die bösen Geister durch Lärm oder gute Wünsche, bannende Worte oder Glückssymbole. Hier tritt einer vor Gott. Ursprünglich waren diese Worte die Frage des Pilgers, der Jerusalem und den Tempel besucht hat, und sich nun wieder auf dem Rückweg in den Alltag seines Lebens macht. Der Weg zurück führt über Berge. Als ich letztes Jahr in Israel war, haben wir eine Bergtour gemacht. Wie beschwerlich diese Bergpfade in Israel sind, ist mir dabei erst bewusst geworden. Eine Frau aus unserer Gruppe musste zuletzt von zweien gestützt werden, so schwer war ihr der Weg, steil und gefährlich. Hatte der Pilger damals diese schweren Bergpfade im Blick? Was sind Ihre Wege im neuen Jahr? Was steht Ihnen bevor? Manche denken vielleicht an politische Ereignisse, die uns alle betreffen. Was ist das für ein gefährliches Gemisch, das sich da zusammenbraut?! Trump und Kim Jong Un, Erdogan

und Putin, Iran und Saudi-Arabien. Endet das alles mit einem großen Knall? Und wir spüren alle, wie unverfügbar der Frieden ist. Woher kommt uns Hilfe? Und wo haben Sie im vergangen Jahr so gefragt: Woher kommt mir Hilfe? Was waren Ihre Themen und wie sind Sie mit Ihren Fragen und Ängsten umgegangen? Ich selbst muss an Krankenbetten denken, an denen ich gestanden habe. Manchmal gehen einem dort die Worte aus. Vielleicht kennen sie das? Und dann kommen mir auch die Gerichtsverhandlungen unserer iranischen Brüder und Schwestern in den Sinn, wo ich als Zeuge herangezogen wurde. Haben Sie es schon einmal miterlebt, wie unendlich groß die Anspannung bei Flüchtlingen ist, wenn es vor Gericht um Bleiben-Dürfen oder Abschiebung geht, wenn alles an einem seidenen Faden hängt? Da haben wir gemeinsam gesessen vor dem Gerichtssaal und gebetet. Und das erleben wir nicht nur an Krankenbetten oder vor Gerichtsälen. Das erfahren wir auch an anderen Stellen unseres Lebens. Die Berge unseres Lebens sind nicht nur mit eigener Kraft zu überwinden. Woher kommt uns Hilfe? Aber vielleicht gibt es ja noch ganz andere Berge, die es zu bewältigen gilt? Berge, die nicht nur unser leibliches, sondern unser geistliches Leben betreffen! Es kann ja sein, dass wir alles haben, was den Leib betrifft: Familie, Arbeit, Geld, Erfolg. Und trotzdem fehlen uns vielleicht die wichtigsten Dinge des Lebens: Hoffnung z.b., eine Hoffnung, die uns nicht weglaufen, weghören, wegblicken lässt, wenn wir in irgendeiner Weise mit dem Tod konfrontiert werden. Oder vielleicht fehlt uns ja die Kraft der Liebe? Liebe, die sich nicht verbittern lässt, sondern die Kraft hat, zu vergeben und das Böse mit Gutem zu überwinden. Liebe, die den anderen trägt, wenn er schwach wird, alt. Liebe, die ausharrt an Krankenbetten, die treu ist, Zeit hat. Liebe, die sich nicht vom bösen Gerede anderer anstecken lässt, sondern Gutes redet. Liebe, die sich hingibt, anstatt zu nehmen. Vielleicht schauen wir heute ja auf den Berg unserer begrenzten Liebe? Woher kommt mir Hilfe? Oder wir schauen auf den Berg unseres kleinen Glaubens. Ist es nicht so: Unser Wohlstand erstickt den Glauben! Wer von uns kann sich wehren gegenüber der Anziehungskraft des Geldes oder der Karriere? Vielleicht sind es ja gerade die Dinge, die uns am meisten zu helfen scheinen, - Geld, Erfolg, das schöne Leben die uns am meisten schaden, uns blenden, unsere Prioritäten verschieben, unser Herz kalt machen, uns von der Quelle unseres Lebens wegziehen? Wer hat Kraft, sich diesen Mächten zu entwinden? Woher kommt uns Hilfe? Meine Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Wer sagt das? Ich dachte, dieser Psalmbeter antwortet sich selbst, ermutigt sich selbst. Aber es ist anders: Dieser nach Hilfe Dürstende geht zum Tempel in Jerusalem und richtet seine Frage an einen Priester: Woher kommt mir Hilfe? Und der Priester antwortet: Meine Hilfe kommt von Jahwe, von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Der Priester sagt nicht: Deine Hilfe Er sagt: Meine Hilfe kommt von Gott Er legt hier ein Bekenntnis ab. Er sagt damit: Ich halte

mich an Gott, wenn ich krank bin, Not leide oder wenn mir der Tod die Hoffnung raubt. Ich halte mich an Gott, wenn ich in Gerichtssälen sitze. Wissen Sie, was mich in den vielen Gesprächen mit unseren iranischen Geschwistern immer wieder auch beschämt hat: Ich dachte oft, sie würden von mir praktische Hilfe erwarten, wenn sie zu mir kamen, - was sie vielleicht auch hier und dort taten. Aber ganz oft war ich überrascht, dass sie von mir nur ein Gebet oder den Segen wünschten. Sie wollten Gottes Hilfe durch mich! Und vor einer Gerichtsverhandlung sagte ein iranischer Bruder zu mir: Was auch passiert, ob ich zurück muss in den Iran oder hier bleiben darf: Ich habe Christus gefunden und in ihm Gott. Hier geht es einem Menschen nicht mehr um die eigenen äußerlichen Wünsche, um bestimmte Dinge, sondern um Gott, der uns auch auf schweren Wegen gut zu tun vermag, der auch in Tälern bei uns ist. Wie es in einem anderen Psalm heißt: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. (Psalm 73) Vielleicht ist das ja das Höchste, was wir als Pfarrer, als Christen, als Kirche zu geben vermögen: Das schlichte und klare Bekenntnis: Meine Hilfe kommt von Gott. Dass wir das wirklich glauben und leben. Dass wir endlich aufhören, alles selber machen zu müssen, unsere Heiligkeit, unsere Liebeswerke, unsere Würdigkeit als Christen, unsere 1000 Hoffnungen, unseren großen Glauben. Dass wir nur das eine sagen: Meine Hilfe kommt von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Martin Luther predigt dazu: Dieser Gott schlägt nicht nur Münzen, macht Gold und Silber, Früchte des Feldes, Wasser, Fleisch, Käse, Butter, Leib und Leben, sondern schenkt auch Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit, Glauben, Freude und Frieden des Herzens, er gibt zeitliches und ewiges Leben. Luther sagt mit diesen Worten: Gott, Dein Schöpfer, hat Dich nicht nur in der Vergangenheit gewollt und Dir Dein Leben geschenkt, sondern er will Dich jeden Tag versorgen mit allem, was Du zum Leben brauchst. Aber nicht allein das: Er gibt Dir auch das andere: Vergebung Deiner Sünden, Glauben, Freude, ewiges Leben. Darum hat er doch seinen Sohn in die Welt gesandt, darum ist es doch Weihnachten geworden, damit Du in seiner Liebe, die das Kreuz für Dich trägt, endlich aufhören kannst, Deinen eigenen Fehlern und Schwächen und Sünden hinterherzuhinken und im neuen Jahr wirklich das Alte hinter Dir lassen kannst. Meine Hilfe ist in dem Herrn. Und darum hat Gott doch durch diesen Jesus Dir zuerst vergeben und Dich geliebt, damit Du nun auch Liebe im neuen Jahr wirklich leben kannst, frei werden kannst zur Vergebung, zu einem neuen Miteinander mit Ehepartner, mit Freunden und auch mit Menschen, die Dir das Leben schwer machen. Und darum hat Gott Jesus auferweckt von den Toten, damit Du nun Hoffnung hast und nicht alles vom jetzt und hier erwartest, sondern loslassen kannst angesichts Deiner Hoffnung auf Ewigkeit. Und so münden diese Worte des Psalms in tiefes Gottvertrauen: Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen., heißt es weiter im Psalm. Natürlich bedeutet

das nicht, dass wir als Glaubende nicht auch fallen können. Wir fallen immer wieder. Guten Rutsch!, könnte man hier sagen. Denn wir brauchen das Ausrutschen und Fallen nicht im Letzten zu fürchten. Vielleicht scheiterst Du an Deinen Vorsätzen, so fest Du sie auch gefasst hast. Aber ER, Gott, hebt Dich in Christus wieder auf auch nächstes Jahr. Und hindurch tragen, ohne dass Du im Letzten Schaden nimmst. Sein Heil durch Christus ist größer, als Du es jetzt zu verstehen und glauben vermagst. Und auch Dein kleiner Glaube und Deine Zweifel werden sein Heil an dir nicht hindern. Lass Dich fallen! Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Gott schläft nicht. Er wacht über seinem Volk, seiner Welt. Sie ist nicht in den Händen von Diktatoren und Narzissten. Unsere Hoffnung für diese Welt, den Lebensraum unserer Kinder, nützt. Wir brauchen nicht erstarren vor Abgasbetrug und Autolobby. Jede liebevolle Tat gegenüber der Umwelt nützt, weil Gott wacht. Und er wacht auch über Dir Tag und Nacht im neuen Jahr. Er wacht, wenn unser Glaube durch Wohlstand und Erfolg angefochten ist. Mancher Stein, der plötzlich in unserem Wege liegt, kommt gewiss von ihm, ist ein Segen. Wir ärgern uns an ihm, halten ihn für einen Fluch. Aber Gott wirkt manchmal gerade durch wertvolle Anstöße, durch seine Steine auf unseren Wegen seinen Segen, damit wir unsere Hilfe wieder bei ihm suchen. Und er wacht auch über uns, wenn Leiden auf unsere Seele drücken. Er weiß, warum er uns warten lässt, auch wenn wir sein Nicht-Eingreifen nicht verstehen. Und so schließt unser Psalm: Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Dies ist der Abend der guten Wünsche. Wir wünschen uns gegenseitig ein gutes, gesundes, ein glückliches Neues Jahr. Und manchmal sagen wir auch: Ich wünsche Dir, was Du Dir wünschst. Auch unser Psalm endet mit einem Wunsch: Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Dieser Wunsch geht in eine andere Richtung. Es geht hier nicht mehr um unsere konkreten Wünsche oder Vorsätze. Es geht nicht um dies und das in unserem Leben. Das Übel, vor dem Gott uns bewahren soll, wird hier nicht näher beschrieben. Vielleicht ist unser größtes Übel ja auch gar nicht das, was wir fürchten oder verhindern wollen: Ein Misserfolg, eine Krankheit, eine Not. Vielleicht ist unser größtes Übel ja gerade, dass uns Gott, unser Hüter und Helfer, aus dem Blick gerät, und wir unsere Hilfe woanders suchen. So hatte ich meine schönste Begegnung in der Vorweihnachtszeit am Donnerstag vor Weihnachten. Eine kleine Schulklasse, 10 Schüler, die die Hauptschule nachholten, saßen hier in unserer Johanneskirche, Schüler, die zum Teil nicht wussten, was hinter Weihnachten steht. Habt Ihr noch Fragen, fragte ich zum Abschluss meiner Kirchenführung. Da meldete sich ein junger Mann zu Wort: Macht Ihr in dieser Kirche auch Exorzismen, Austreibungen des Teufels? Nicht in dem Sinn,

wie Ihr es vielleicht vom Kino kennt, sagte ich. Aber manches Böse wird hier auch den Menschen durch Gottes Liebe ausgetrieben. Und die Lehrerin ergänzte: Vielleicht müssen einem ja auch besonders die bösen Einreden ausgetrieben werden: Du bist nichts wert! Du kannst nichts! Das bekomme ich ständig zu hören!, sagte der Schüler. Zum Schluss der Kirchenführung haben wir uns noch zu dem Gästebuch der Kirche mit den Kerzen gestellt. Die Schüler fragten, ob sie eine Kerze anzünden dürften. Ich sagte: Ja, natürlich! Vielleicht könnt Ihr dabei auch an jemanden denken! Oder sprecht sogar ein Gebet, wenn Ihr die Kerze anzündet. Es wurde plötzlich ganz still in der Kirche beim Entzünden der Kerzen. Am Ausgang sagte dann der eine Schüler, der nach den Exorzismen gefragt hatte: Herr Pfarrer, ich habe eben gerade, als ich die Kerze entzündete, das erste Mal gebetet. Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Das wünsche ich Ihnen für das neue Jahr: Dass Sie das sagen können, wenn Sie jemand sie fragt: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn