Hoheslied 2, Advent Ich werde immer wieder mal gefragt, woher ich eigentlich die Bibeltexte nehme, die ich auslege in einer Predigt.

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Transkript:

1 Hoheslied 2, 8-13 2 Advent 9.12.2012 Ich werde immer wieder mal gefragt, woher ich eigentlich die Bibeltexte nehme, die ich auslege in einer Predigt. Die Antwort darauf ist: es gibt eine Ordnung der Predigttexte. Für jeden Sonnund Feiertag des Kirchenjahres gibt es ausgewählte Texte, die seit vielen hundert Jahren schon, festgelegt wird für diese Anlässe. In der katholischen Kirche sind es 3 Lesejahre, wir evangelischen haben 6 sogenannte Predigtreihen. In jedem 7. Jahr beginnt es wieder von vorne. Diese Predigtreihen werden in regelmäßigen Abständen neu durchgesehen von entsprechenden Kommissionen und es wird gefragt, passen die Texte noch, was hat sich verändert, gibt es biblische Texte, die vielleicht doch besser zu diesem Tag passen, aber bisher woanders oder gar nicht genutzt wurden. Und so sitzen seit einiger Zeit wieder Menschen an dieser Arbeit. Und die haben für den zweiten Advent einen biblischen Text ausgewählt, der aus einem Buch kommt, das selten bedacht wird, und der uns zum 2. Advent vielleicht sogar etwas eigenwillig erscheinen mag. Es ist ein Text aus dem Hohenlied Salomos. Dieses Buch ist von Grundsatz her eine erotische Liebesgeschichte. Ein Buch von dem man gar nicht genau weiß, wie es in die Bibel gekommen ist. Und der Text aus diesem Buch ist heute für uns so etwas wie ein Spiegel auf den die Botschaft des Advent fällt. Und ich möchte Sie auf meine Entdeckungsreise mitnehmen, auf die Entdeckungsreise, was diese Worte der Liebe uns auf dem Weg durch den Advent mitgeben können. Hören wir den Text aus dem 2. Kapitel des Hohenliedes.

2 8 Da ist die Stimme meines Freundes! Siehe, er kommt und hüpft über die Berge und springt über die Hügel. 9 Mein Freund gleicht einer Gazelle oder einem jungen Hirsch. Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter. 10 Mein Freund antwortet und spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her! 11 Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist vorbei und dahin. 12 Die Blumen sind aufgegangen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen,und die Turteltaube lässt sich hören in unserm Lande. 13 Der Feigenbaum hat Knoten gewonnen,und die Reben duften mit ihren Blüten. Steh auf, meine Freundin, und komm, meine Schöne, komm her! Am liebsten wäre es mir jetzt eigentlich, mich mit ihnen zusammen zu setzen und darüber zu sprechen, wie sie diese Worte heute am 2. Adventssonntag, in ihrer jeweiligen Lebenssituation hören und empfinden. Aber wie gesagt, ich möchte sie ja auf meine Entdeckungsreise mitnehmen. Der Text also Spiegel des Advent. Da ist die Stimme meines Freundes! Die Stimme meines Freunde, die Stimme meiner Freundin. Diese Stimme ist eine vertraute Stimme, eine Stimme, die uns öffnet und unser Herz weit macht. Durch diese Stimme werden viele positive Gefühle geweckt. Und gerade, wenn man dies auf dem Hintergrund

3 erotischer Liebeslyrik hört, dann breitet sich das Gefühl der Aufgehobenheit und begehrender Liebe aus. Ich will diese Stimme ganz nah bei mir wissen, will mich in diese Liebe hineinfallen lassen. Die Stimme des Advent: Gott kommt zu mir. Gott wird Mensch, er wird Mensch in dem Kind in der Krippe. Er tritt an meine Seite, in mein Leben, in mein Schicksal. Er schenkt mir darin seine Liebe. Wie hören wir diese Worte, die alt, so vertraut, oft so weit weg sind? Sind es Worte des Sehnsüchtig erwarteten Geliebten? Ist es Ausdruck der Beziehung zu Gott, die in Liebe gepflegt wird? Ich habe den Eindruck, dass wir uns eher anders sehen und diese Stimme ganz anders vernehmen. Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und strahlt durchs Gitter. ich fühle mich hineinversetzt in einen dunklen Raum. Ich würde gerne raus aus diesem Raum, doch ich merke, ich schaffe es nicht. Hierin bin ich gefangen. Nicht eingesperrt, es ist kein Gefängnis, aber doch ein Raum, der mein Leben bestimmt. Mal ist er weiter, mal enger. Mal ist er dunkler, mal heller. Mal ist er erfüllt, mal bin ich darin einsam. Der Raum meines Lebens. Ich spüre die Enge dieses Raumes, in dem ich doch eigentlich zuhause bin. Siehe, er steht hinter unserer Wand Gott steht hinter dieser Wand. Da ist etwas, was trennt. Die Mauern der Erfahrung, vor allem der dunklen Erfahrung, stehen dazwischen. Warum immer dieses Leid? Warum die dunklen Erfahrungen des Lebens? Warum der frühe Tod? Warum die Einsamkeit? Warum Warum Warum? Jeder Stein ein Stein mit Fragen, mit Klagen, mit Dunkel.

4 Jeder Stein aber auch ein Stückchen Schutz vor dem ganz anderen, vor dem unbegreiflichen, vor dem, was nicht in mein Leben zu passen scheint. Jeder Stein ein Stück Rückzug ins verletzliche Ich, in den Schutzraum der eigenen Gedanken. Siehe, er steht hinter dieser Wand und sieht durchs Fenster und strahlt durchs Gitter. In den Mauern unseres Lebens sind Löcher, hinter denen etwas ganz anderes ist. Gerade in der bei uns dunklen Adventszeit suchen wir nach Lichter, die dieses Dunkel durchbrechen. Er strahlt durchs Gitter. Gottes Licht strahlt hinein in das Dunkel unseres Lebens. Wir wollen es oft nicht wahrhaben, können es nicht sehen, weil wir uns so in unserem eigenen Raum verschanzen und doch: Gott steht hinter der Wand, Gott sieht durch das Fenster hindurch, er bleibt nicht draußen, sondern sein Glanz dringt durch das Fenster hindurch in unser Leben hinein. Das ist für mich ein ganz wichtiges Bild für das, was die Adventszeit will. Sie will uns öffnen für dieses Licht, für diesen Glanz der unseren Lebensraum durchdringt und erfüllt. All unsere Erfahrungen, all unsere Fragen und Klagen, alles Leid und aller Tod können dieses Licht nicht aufhalten, sie können nicht dieses zu uns dringende Licht nicht verdrängen. Wir können unsere Augen schließen davor, wie können unser Herz zumachen, wir können die Fenster zuhängen, uns noch mehr in uns einigeln, aber dieses Licht, dieser Glanz bleibt, er strahlt durch die Gitter. Die Geliebte spricht diese Wort von ihrem Geliebten. Auch von Gott können wir so sprechen. Gott ist doch der, der in Jesus Christus zu

5 uns Menschen kommt, nicht weil er meint mal als Mensch das alles erleben zu wollen, sondern weil er in einer liebenden Beziehung zu uns Menschen steht. Er kommt zu uns, weil er die Gemeinschaft mit uns sucht, weil er mit uns und für uns zusammen sein will. Das ist doch nichts anderes als dass ein Liebender um uns wirbt und diese Liebesgemeinschaft lebendig gestalten will. Der Glanz strahlt durch die Gitter, das höre ich als Liebeserklärung Gottes an uns, an mich. Darauf gilt es, sich einzulassen. Glauben, Glauben auch in schwieriger Lebenssituation ist ein sich Einlassen auf diese Liebe Gottes. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her! Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist vorbei und dahin. Die Blumen sind aufgegangen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turteltaube lässt sich hören in unserm Lande. Der Feigenbaum hat Knoten gewonnen, und die Reben duften mit ihren Blüten. Steh auf, meine Freundin, und komm, meine Schöne, komm her! Die Bilder, die hier gebraucht werden, sie mögen uns fremd sein, aber sie stellen etwas vor Augen, das als Verheißung unseren Glauben stärken kann. Schaut auf den, der da Kommt, er beendet die dunkle, kalte Zeit, er ist die Wende zum Licht hin, zur Wärme zur Nähe. Weil dieses Kind geboren ist, haben wir Grund das Leben als aufblühendes zu sehen, als keimendes. Und das auch im Angesicht des Kreuzes. Denn der Glanz, der durch die Fenster scheint ist nicht nur das adventlich weihnachtliche Licht, es ist auch das österliche Licht des Lebens, das durch das Kreuz, durch den Tod hindurch scheint.

6 Steh auf und komm, meine Schöne, komm her. Der Advent wird zum Aufbruch. Das Licht, das bei uns ankommt, setzt uns in Bewegung. Es lässt uns aufstehen, um mit diesem Glanz, mit unserem Gott, das Leben anzugehen, das Leben und die Welt zu lieben, es in seinen vielen Facetten als ein von Gott geschenktes anzunehmen. Dazu ermutigt dieses wundervolle Liebeslied, das uns heute vor Augen gestellt wird. Nicht jeder wird dies mit der Energie der ersten Liebe tun können, viele Wände des Lebens sind hoch und dick, die Fenster klein und hoch. Aber vielleicht können wir es halten, wie Hanns-Dieter Hüsch es in den Worten eines kleinen Gedichtes zum Ausdruck gebracht hat. Er schreibt: Die Frage ist: Soll n wir sie lieben, diese Welt? Soll n wir sie lieben? Ich möchte sagen: wir woll n es üben. Amen

7 Liturgischer Ablauf Orgelvorspiel Lied: 1, 1-4 Psalm 80 Eingangsliturgie Gebet Liebender Gott und Vater wir bitten dich komm, komm zu uns, komme an in unserem Leben, komme in uns, als Halt, als Trost, als Wegweisung und Mahnung, als Erneuerung und als Grundquell aller Liebe. Das bitten wir durch Jesus Christus Lesung Jes 63 Lied 7, 1-5 Lesung: Lk 21, 25-33 Glaubensbekenntnis Lied 6, 1-5 / 8, 1-6 Predigt Lied 16, 1-4 Abkündigungen Fürbittengebet Ewiger Gott Wir bitten dich, um deinen Glanz in unserem Leben. Lass das Licht deiner Liebe in unsere Lebensräume scheinen. Erhelle uns, wo wir in uns nur Dunkel haben. Erhelle die Wege, die vor uns liegen und erfülle sie mit deinem Strahlen.

8 Erhelle das Dunkel der Trauer, das uns umgibt, lass darin das Licht deiner Hoffnung aufscheinen. Erhelle das Leid der Menschen, die darin nicht ein und aus wissen, erhelle die Not, die Menschen umgibt, auf dass sie nicht am Leben verzweifeln. Erhelle die Köpfe derer, die sich um die Zukunft der Welt sorgen und mühen, dass wir durch ihre Ideen, besser mit dieser Welt umgehen. Erhelle die Herzen derer, die in sich selber gefangen sind, dass sie das schöne Leben um sich herum wahrnehmen und für sich annehmen können. Erhelle die Herzen derer, die allein auf sich und ihre Macht schauen, dass sie die Verantwortung für die Menschen erkenne. Erhelle du unser aller Leben, lass deinen Glanz durch die Fenster unserer Mauern scheinen. Vaterunser Segen 163 Jürgen Grote - Am Pfarrgarten 5-38274 Elbe - pfarramt@kirche-in-elbe.de www.kirche-in-elbe.de