Kaum Veränderungen im Kriegsgeschehen

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Transkript:

P r e s s e m i t t e i l u n g der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) Universität Hamburg Kaum Veränderungen im Kriegsgeschehen Zahl der kriegerischen Konflikte aber leicht zurückgegangen Es folgen 6 Seiten: - Allgemeine Trends zum Kriegsgeschehen des Jahres 2005 - Überblick zum Kriegsgeschehen des Jahres 2005 - Grafiken zur Entwicklung des Kriegsgeschehens - Liste der im Jahr 2005 geführten Kriege und bewaffneten Konflikte - Informationen zur AKUF 16. Dezember 2005 Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung Universität Hamburg Allende-Platz 1 D-20146 Hamburg Ihre Ansprechpartnerin: Dr. Ulrike Borchardt Tel. +49 40 42838-3689 Fax +49 40 42838-2460 E-Mail akuf@sozialwiss.uni-hamburg.de www.akuf.de

1 Das Kriegsgeschehen des Jahres 2005 - Allgemeine Trends - Nach Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) wurden im Jahr 2005 weltweit 39 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Zahl damit um drei zurückgegangen. Zwei neuen stehen dabei fünf beendete kriegerische Konflikte gegenüber. Beendet wurden die beiden bewaffneten Konflikte in Georgien sowie der im Tschad. Nicht mehr in der Liste der kriegerischen Auseinandersetzungen finden sich auch die beiden bewaffneten Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo, nämlich die im Ituri-Distrikt und die in den Kivu-Provinzen. Dort ist die Gewalt allerdings nicht beendet, sondern die Konfliktlinien haben einen bedeutenden Wandel erfahren, sodass die beiden beendeten Konflikte in einen neuen Krieg im Osten des Kongo übergingen. Als zweiter neuer kriegerischer Konflikt kommen die bewaffneten Auseinandersetzungen in Saudi-Arabien hinzu. Die von organisierten Kämpfen zahlenmäßig am stärksten betroffene Weltregion ist nach wie vor Asien mit 15 kriegerischen Konflikten. Mit 11 bzw. 10 Kriegen und bewaffneten Konflikten weisen aber auch Afrika und der Vordere und Mittlere Orient eine große Anzahl kriegerischer Auseinandersetzungen auf. In Lateinamerika waren drei kriegerische Konflikte zu verzeichnen. Damit bestätigt sich auch im Jahr 2005 die regionale Ungleichverteilung des weltweiten Kriegsgeschehens: Weit über 90 Prozent aller Kriege seit 1945 fanden in der Dritten Welt statt. Dabei spielen der Kampf um die Macht im Staat und Sezessionsbestrebungen die Hauptrolle. Diese innerstaatlichen Kriege dominieren das Kriegsgeschehen der letzten 50 Jahre. Dagegen bilden zwischenstaatliche Auseinandersetzungen wie zuletzt der Irakkrieg die Ausnahme.

2 Das Kriegsgeschehen des Jahres 2005 - Überblick - Wie im Vorjahr ragten auch 2005 zwei Kriege aus dem allgemeinen Kriegsgeschehen hervor. Der Krieg im Irak zog erneut die größte öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Wie vielfach erwartet führte auch das offizielle Ende der Besatzung durch die USA und ihre Verbündeten und die Einsetzung einer irakischen Regierung nicht zu einem Ende der Gewalt im Land. Im Sudan dauerte in der Region Darfur der Krieg mit den gravierendsten humanitären Auswirkungen weltweit an. Trotz verstärkter internationaler Bemühungen gelang es bislang nicht diesen Konflikt in friedlichere Bahnen zu lenken. Insgesamt fünf bewaffnete Konflikte des Vorjahres wurden 2005 nicht mehr mit Waffengewalt ausgetragen. Die sich seit längerem sporadisch ereignenden Kampfhandlungen im georgischen Abchasien wurden ebenso wenig fortgesetzt wie die im Konflikt um die ebenfalls georgische Region Südossetien, der 2004 nach Jahren der Ruhe kurzzeitig gewaltsam eskaliert war. Keine Kämpfe wurden 2005 auch aus dem Tschad gemeldet, womit die dort seit 1966 zwischen wechselnden Akteuren ausgetragenen kriegerischen Konflikte zunächst einmal beendet sind. Beendet wurden ferner die beiden bewaffneten Konflikte im Ituri-Distrikt und in den Kivu-Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Wie in den anderen beendeten kriegerischen Auseinandersetzungen wurden auch diese Konflikte nicht grundsätzlich durch eine Verhandlungslösung oder eine militärische Entscheidung beendet. In Georgien und im Tschad waren trotz der ungelösten Konflikte keine Kampfhandlungen mehr zu verzeichnen. Dagegen veränderte sich im Osten des Kongo vor allem die Konfliktlinie. Die beiden bisherigen bewaffneten Konflikte waren durch die Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Milizen und Rebellengruppierungen geprägt gewesen. Stattdessen eskalierte ein neuer Krieg durch den Versuch der kongolesischen Übergangsregierung, die Kontrolle über den Ostteil des Landes wieder zu erlangen. Unterstützt wurde sie dabei durch die im Land stationierten UN-Truppen. In Afrika wurden neben den Kriegen im sudanesischen Darfur und im Osten des Kongo noch neun weitere kriegerische Konflikte ausgetragen. Positive Entwicklungen gab es dieses Jahr vor allem in Burundi und im Senegal. Weitgehend ruhig blieb es in den beiden Konflikten in Nigeria, die allerdings auch in den letzten Jahren nach relativ gewaltarmen Phasen häufig erneut eskaliert waren. Keine wesentlichen Veränderungen ergaben sich in den kriegerischen Konflikten in Uganda, Somalia, dem angolanischen Cabinda und dem äthiopischen Gambela. Bei den andauernden Gewaltkonflikten wies der Krieg in der Côte d Ivoire das größte Eskalationspotential auf. Vor einem erneuten Beginn bewaffneter Auseinandersetzungen wurde vor allem im Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea gewarnt.

3 In Asien blieben nicht nur die Zahl sondern auch die Austragungsorte der 15 kriegerischen Konflikte gegenüber dem Vorjahr konstant. Allerdings ergaben sich ähnlich wie in Afrika einige Hoffnungen auf eine friedlichere Entwicklung. Dies gilt vor allem für den Konflikt im indonesischen Aceh, der zwar nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe Ende 2004 nicht unmittelbar beendet wurde, wo aber seit diesem Sommer ein Waffenstillstand bislang weitgehend störungsfrei umgesetzt wird. Auch in einem der insgesamt sechs kriegerischen Konflikte in Indien, dem so genannten Bodos- Konflikt, ist in diesem Jahr der Abschluss eines Waffenstilstandsvertrages erfolgt. Eine erfolgreiche Umsetzung könnte sich auch auf die anderen drei Konflikte im Osten des Landes (Assam, Nagas und Tripura) positiv auswirken. Für den bekanntesten der Konflikte in Indien, den Kaschmirkrieg im Nordwesten des Landes, könnte sich das verbesserte Verhältnis zwischen Indien und Pakistan positiv auswirken, auch wenn die gewaltbereitesten Gruppen mittlerweile pakistanischem Einfluss nur noch beschränkt zugänglich sein dürften. Wenig Neues war dagegen im so genannten Naxaliten-Konflikt zu verzeichnen, in dem maoistische Rebellen ihr Operationsgebiet im Kampf gegen den indischen Staat im Vorjahr massiv ausgeweitet hatten. Dieser Krieg steht in einem Zusammenhang mit dem maoistischer Rebellen im benachbarten Nepal. Kaum Veränderungen wiesen die übrigen sieben kriegerischen Konflikte Asiens in Pakistan, dem indonesischen Westpapua, Laos, Myanmar und dem südlichen Thailand sowie die beiden Kriege auf den Philippinen auf. Ein Eskalationspotenzial besteht vor allem für den Tamilenkonflikt auf Sri Lanka, dessen Friedensverhandlungen sich fast das ganze Jahr über in einer Sackgasse befanden. Im Vorderen und Mittleren Orient wurden 2005 neben dem Krieg im Irak noch neun weitere Konflikte mit kriegerischer Gewalt ausgetragen. Darunter befindet sich mit dem in Saudi-Arabien auch ein neuer bewaffneter Konflikt. Hier waren Anschläge seitens sich Al-Qaida zurechnender Gruppen und in der Folge auch Auseinandersetzungen mit den saudischen Sicherheitskräften wesentlich häufiger zu verzeichnen als noch im Vorjahr. Das übrige kriegerische Konfliktgeschehen im russischen Tschetschenien, in den kurdischen Gebieten der Türkei, in den beiden Kriegen in Afghanistan, in Israel und den Palästinenser-Gebieten, im Jemen, im Süden des Libanon und in Algerien unterschied sich nicht grundsätzlich von dem des Vorjahres, auch wenn wie mit dem Abzug der israelischen Armee aus dem Gaza-Steifen oder dem der syrischen Truppen aus dem Libanon teilweise größere politische Veränderungen zu verzeichnen waren. In Süd- und Mittelamerika dauerten die beiden seit über vier Jahrzehnten zwischen zwei linksgerichteten Rebellengruppierungen und der Regierung Kolumbiens geführten Kriege an. Auch der im Vorjahr begonnene bewaffnete Konflikt in Haiti wurde noch nicht beendet.

4 Anzahl Kriege 60 40 20 0 1944 2005 Die AKUF führt eine Statistik über die Kriege seit 1945. Seinen Höhepunkt erreichte das Kriegsgeschehen 1992 mit 55 Kriegen. Die Zahl der Kriege liegt seit 2002 jeweils unter 30 und damit auf dem niedrigsten Stand seit Mitte der 1960er Jahre. Anzahl Kriege und bewaffnete Konflikte 65 60 55 50 45 40 35 1993 2005 Bewaffnete Konflikte werden erst seit 1993 erfasst. Die Gesamtzahl der Kriege und bewaffneten Konflikte ist mit 39 die geringste seit Beginn der Zählung.

5 Die kriegerischen Konflikte im Jahr 2005 Beginn Einstufung 2005 * Asien Indien (Assam) 1997 Krieg Indien (Bodos) 1997 Krieg Indien (Kaschmir) 1990 Krieg Indien (Nagas) 1975 Bewaffneter Konflikt Indien (Naxaliten) 1997 Krieg Indien (Tripura) 1999 Krieg Indonesien (Aceh) 1999 Krieg Indonesien (West-Papua) 1965 Bewaffneter Konflikt Laos 2003 Krieg Myanmar 1948 Krieg Nepal 1999 Krieg Pakistan 2001 Bewaffneter Konflikt Philippinen (Mindanao) 1998 Krieg Philippinen (NPA) 1970 Krieg Thailand 2004 Krieg Vorderer und Mittlerer Orient Afghanistan (Bürgerkrieg) 1978 Krieg Afghanistan ( Anti-Terror-Krieg ) 2001 Krieg Algerien 1992 Krieg Irak 1998 Krieg Israel (Palästina) 2000 Krieg Jemen 2004 Krieg Libanon (Südlibanon) 1975 Bewaffneter Konflikt Russland (Tschetschenien) 1999 Krieg Saudi-Arabien 2005 Bewaffneter Konflikt Türkei (Kurden) 2004 Krieg Afrika Angola (Cabinda) 2002 Bewaffneter Konflikt Äthiopien (Gambela) 2004 Bewaffneter Konflikt Burundi 1993 Krieg Côte d Ivoire 2002 Krieg Kongo-Kinshasa (Ostkongo) 2005 Krieg Nigeria (Niger-Delta) 2003 Bewaffneter Konflikt Nigeria (Nord- und Zentralnigeria) 2004 Bewaffneter Konflikt Senegal (Casamance) 1990 Bewaffneter Konflikt Somalia 1988 Krieg Sudan (Darfur) 2003 Krieg Uganda 1995 Krieg Süd- und Mittelamerika Haiti 2004 Bewaffneter Konflikt Kolumbien (ELN) 1964 Krieg Kolumbien (FARC) 1965 Krieg * Zur Definition von Krieg bzw. Bewaffneter Konflikt siehe die folgende Seite

6 Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung Die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) der Universität Hamburg veröffentlicht fortlaufend Daten und Analysen zum weltweiten Kriegsgeschehen und gibt ein Jahrbuch aller Kriege und bewaffneten Konflikte ( Das Kriegsgeschehen ) heraus. Ausgewählte Literatur: AKUF 2006: Das Kriegsgeschehen 2005. Daten und Tendenzen der Kriege und bewaffneten Konflikte. Herausgegeben von Wolfgang Schreiber, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (erscheint im Frühjahr) AKUF 2005: Das Kriegsgeschehen 2004. Daten und Tendenzen der Kriege und bewaffneten Konflikte. Herausgegeben von Wolfgang Schreiber, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften Jung, Dietrich/Schlichte, Klaus/Siegelberg, Jens 2003: Kriege in der Weltgesellschaft. Strukturgeschichtliche Erklärung kriegerischer Gewalt (1945-2001), Wiesbaden: Westdeutscher Verlag Gantzel, Klaus Jürgen / Schwinghammer, Thorsten 1995: Die Kriege nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1992. Daten und Tendenzen, Hamburg-Münster: Lit-Verlag AKUF-Kriegsdefinition Krieg definiert die AKUF in Anlehnung an den ungarischen Friedensforscher István Kende (1917-1988) als einen gewaltsamen Massenkonflikt, der alle folgenden Merkmale ausweist: (a) an den Kämpfen sind zwei oder mehr bewaffnete Streitkräfte beteiligt, bei denen es sich mindestens auf einer Seite um reguläre Streitkräfte (Militär, paramilitärische Verbände, Polizeieinheiten) der Regierung handelt; (b) auf beiden Seiten muss ein Mindestmaß an zentralgelenkter Organisation der Kriegführenden und des Kampfes gegeben sein, selbst wenn dies nicht mehr bedeutet als organisierte bewaffnete Verteidigung oder planmäßige Überfälle (Guerillaoperationen, Partisanenkrieg usw.); (c) die bewaffneten Operationen ereignen sich mit einer gewissen Kontinuität und nicht nur als gelegentliche, spontane Zusammenstöße, d.h. beide Seiten operieren nach einer planmäßigen Strategie, gleichgültig ob die Kämpfe auf dem Gebiet eines oder mehrerer Gesellschaften stattfinden und wie lange sie dauern. Kriege gelten als beendet, soweit Kampfhandlungen dauerhaft, d.h. für mindestens ein Jahr, eingestellt bzw. nur unterhalb der Schwelle der AKUF- Kriegsdefinition fortgesetzt werden. Bei einem bewaffneten Konflikt handelt es sich um gewaltsame Auseinandersetzungen, bei denen die Kriterien der Kriegsdefinition nicht in vollem Umfang erfüllt sind.