Predigt am 2. Advent Predigt: Sophias Welt

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Transkript:

Predigt am 2. Advent 2017 Predigt: Sophias Welt Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, der Predigttext für den 2. Sonntag nach Epiphanias steht im 1. Brief an die Korinther im 2. Kapitel. Ich lese aus der Basis-Bibel: 21 Brüder und Schwestern, ich bin damals zu euch gekommen, um euch das Geheimnis Gottes zu verkünden. Ich bin aber nicht mit großartigen Worten oder mit Weisheit aufgetreten. 2 Denn ich hatte beschlossen, bei euch von nichts anderem etwas wissen zu wollen als von Jesus Christus und besonders davon, dass er gekreuzigt wurde. 3 Ich trat mit einem Gefühl der Schwäche und zitternd vor Angst bei euch auf. 4 Ich setzte bei meiner Rede und meiner Verkündigung nicht auf die Weisheit und ihre Fähigkeit zu überzeugen. Ihre Wirkung verdankte sich vielmehr dem Heiligen Geist und der Kraft Gottes. 5 Denn euer Glaube sollte nicht aus menschlicher Weisheit kommen, sondern aus der Kraft Gottes.In der Botschaft vom Kreuz verbirgt sich Gottes Weisheit 6 Und doch verkünden wir eine Weisheit und zwar denen, die dafür reif sind. Es ist eine Weisheit, die nicht aus unserer Zeit stammt. Sie kommt auch nicht von den Herrschern unserer Zeit, die ja zum Untergang bestimmt sind. 7 Nein, wir verkünden die geheimnisvolle Weisheit Gottes, die bis jetzt verborgen war: Schon vor aller Zeit hatte Gott bestimmt, uns Anteil an seiner Herrlichkeit zu geben. Das ist es, was keiner von den Herrschern unserer Zeit erkannt hat. Denn hätten sie es erkannt, dann hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. In der Heiligen Schrift heißt es dazu:»was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist all das hält Gott für die bereit, die ihn lieben.«10 Ja, uns hat Gott dieses Geheimnis durch den Heiligen Geist enthüllt. Denn der Heilige Geist erforscht alles, selbst die geheimsten Absichten Gottes.

Ihr Name ist Sophia. Auf Deutsch heißt das Weisheit. Aber Sophia ist nicht irgendeine Weisheit. Sophia ist die Weisheit Gottes. Sophia ist alt. Älter als alles, was existiert. Darauf ist sie stolz. Durch sie hat Gott die Welt geschaffen. Sie war dabei. Vor aller Zeit. Noch bevor Himmel und Erde entstanden, bevor die Sonne aufging und Regen herabfiel, bevor Fische im Meer schwammen und die ersten Vögel sangen, bevor Worte sich formten und Farben erstrahlten. Bevor Räder sich in Bewegung setzen,türme gebaut und Paläste errichtet wurden, noch bevor es Handys gab und Pizza, Briefmarken und Landkarten da war sie schon da. Sophia. Gottes Weisheit. Seitdem hat Sophia viel erlebt. Sie hat Herrscher kommen sehen. Reiche untergehen. Und Kriege. Viel zu viele Kriege hat sie erleben müssen. Oft musste sie den Kopf schütteln. Werden die Menschen niemals schlauer? Warum lernen sie nicht aus der Vergangenheit? Aber Sophia hat es eingesehen. So sind sie eben. Die Menschen werden sich nicht ändern. Einzelne vielleicht. Zeitweise womöglich. Aber am Ende sind sie, was sie sind. Menschen. Um nicht missverstanden zu werden: Sophia hat nichts gegen Menschen. Es gibt viele kluge und gebildete Menschen. Dass weiß auch Sophia. Es gibt sogar Menschen, die ihren Namen tragen. Sie bezeichnen sich als Liebhaber der Weisheit. Als Philo-sophen. Aber mit ihnen hat sie fast nur den Namen gemein. Denn von ihr, Sophia, der Weisheit Gottes, ist die Weisheit der Menschen oft weit entfernt. Die Menschen wollen die Weisheit ergründen. Sie wollen begreifen, was die Welt zusammenhält. Aber Sophia lässt sich nicht in die Karten schauen. Sophia bleibt ein Geheimnis. Darauf legt sie Wert. Das Problem der Menschen ist, dass sie ihre Grenzen nicht achten. Sie meinen, immer alles zu können. Und zu wissen. Sie belehren sich gegenseitig. Erheben den Zeigefinger. Und fühlen sich unglaublich schlau. Die Deutschen sind da ganz groß drin. Darüber muss Sophia manchmal lächeln. So ganz ernst nehmen kann sie die Menschen nicht. Zum Glück hat Sophia viel Humor. Sophia erinnert sich. An einen Ort namens Korinth. Einst war das eine reiche Hafen- und Handelsstadt. Handwerker und Kaufleute ließen sich dort nieder. Römer, Griechen, Juden. Sklaven und Freie. Zeitweise lebten in Korinth über 100.000 Menschen. Auch viele zwielichtige Gestalten. Die Sittenlosigkeit ist sogar sprichwörtlich geworden. Korinthisch leben. Das stand damals für einen ausschweifenden Lebensstil.Kein Wunder, angesichts der vielen Prostituierten.

Aber auch das kulturelle Leben war beeindruckend: In Korinth gab es Kunstschulen und Rednerschulen. Auf den Straßen tummelten sich die Philosophen. Keine großen Namen. Keine wie Aristoteles. Aber überzeugt von sich waren sie trotzdem. Jeder meinte, die Wahrheit gepachtet zu haben. Die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Sophia gefiel das nicht. Diese Überheblichkeit. Dieser Stolz. Mit ihr hatte das wenig tun. Besonders argwöhnisch beobachtete sie die vielen Religionen in Korinth. In der Stadt blühten die Mysterienkulte. Sophia sah diese Kulte. Diese ekstatische Hingabe. Die Leute glaubten, sie könnten den Tod überwinden. Sich mit der Gottheit vereinen. Sophia schüttelte den Kopf. Das war keine Weisheit nach ihrem Geschmack. Aber es gab auch andere. Sie nannten sich Christen. An ihnen hatte Sophia Gefallen. Besonders an einem. Paulus hieß er. Ein schmächtiger Kerl. Kein großer Redner. Er konnte nicht mithalten mit den anderen. Ein Freund der Weisheit war er auch nicht. Im Gegenteil. Die Weisheit der Menschen war ihm suspekt. Aber genau das gefiel Sophia. Denn das, was Paulus sagte, war voller Weisheit. Echter Weisheit. Göttlicher Weisheit. Darin fand sich Sophia wieder. Das waren Worte, die ihr Herz bewegten. Denn Paulus hat es verstanden. Dass Weisheit immer ein Geheimnis bleibt. Niemals im Rampenlicht steht. Weisheit hat nicht die Kraft, die Massen zu begeistern. Sie ist kein Star. Weil sie anstrengend ist. Mühsam. Sie bietet keine einfachen Antworten. Sie sagt nicht: Tue dies. Oder Tue das. Sie ist keine Binsenweisheit. Alles andere als das. Sophia hört Paulus gerne zu. Weil er den Schlüssel zur Weisheit hat. Weil er erfüllt ist vom Heiligen Geist. Das verstehen die Menschen nicht. Besonders nicht die Mächtigen. Die Herrscher. Die Eitlen und Schlauen dieser Welt. Sie meinen, Weisheit wäre etwas, was man sich als Mensch erwerben könnte. Als ob Weisheit eine Leistung des Menschen sei. Nein, das ist sie sicherlich nicht. Weisheit ist ein Geschenk. Ein Geschenk Gottes. Die Weisheit der Menschen vergeht. Sie ist wie ein Windhauch. Ohne Bestand. Aber die Weisheit Gottes bleibt. Sie ist vor aller Zeit. Und währt ewiglich. Aber das erkennt man eben nur im Glauben. Im Vertrauen auf Gott. Kraft des Geistes. Sophia ist müde. Sie passt einfach nicht zu dieser Welt. Die Welt mag es groß und bombastisch. Ruhm und Ehre. Macht. Darum geht es in der Welt. So stellen sie sich auch Gott vor. Seine Herrlichkeit. Die Menschen in Korinth waren da keine Ausnahme.

Aber Sophia kennt Gott besser. Sie war dabei. Als er Mensch wurde. Als er in Bethlehem als kleines Kind in der Krippe lag. Weit ab vom Palast des Herodes. Von den Zentren der Macht. Nur die Hirten haben es verstanden. Und die Weisen aus dem Morgenland. Sie waren wirklich weise. Verließen sich nicht auf sich selbst. Sondern folgten dem Stern. Dort, in Bethlehem, hat auch Sophia Gott ganz neu erfahren. Sie dachte, sie würden ihn bereits kennen. Aber sie wusste nicht, wie sehr er die Menschen liebt. So sehr eben, dass er selber Mensch geworden ist. Das hat selbst Sophia überrascht. Und dann das Kreuz. Da hat es Sophia die Sprache verschlagen. Dass Gott sich selbst hineinbegibt in das Leid. Dass er selber bereit war, den Tod zu ertragen. Das konnte Sophia kaum glauben. Kein Wunder, dass die Menschen Mühe haben, das Kreuz zu verstehen. Und daran zu glauben. Aber Paulus hat Recht. Nur wer Gott am Kreuz sieht, erkennt die wahre Herrlichkeit Gottes. Das Kreuz ist das Zentrum. Ohne das Kreuz ist alle Weisheit nichtig. Denn ohne das Kreuz hat man nichts verstanden. Nichts verstanden vom Wesen Gottes. Von seiner Liebe. Und seiner Gnade. Sophia atmet tief durch. Das ist das Tragische. Sie weiß so viel über Gott. Und über das Leben. Sie würde so gerne den Menschen zurufen: Macht euch nicht verrückt. Hört auf, immer mehr zu wollen. Danach zu streben, größer und besser zu sein. Lasst ab von Euren vermeintlichen Klugheiten. Und habt keine Angst. Auch nicht vor dem Tod. Denn Gott liebt Euch. So wie Ihr seid. Ihr müsst ihm nichts beweisen. Und Ihr müsst Euch auch nicht abmühen. Ihr müsst Euch nicht selber erlösen. Gott hat es bereits für Euch getan. Und Euch das Leben geschenkt. Das ewige Leben. Seht doch auf das Kreuz. Das Kreuz ist der Beweis seiner Liebe. Eigentlich ist das doch gar nicht so schwer. Sophia versteht nicht, dass das so wenige begreifen. Das macht sie ärgerlich. Und manchmal traurig. Aber vielleicht muss man erst selber erfahren, wie zerbrechlich das Leben ist. Wie fragil. Vielleicht muss man erst selber schwach werden. So wie Paulus. Um das Kreuz zu begreifen. Und zu verstehen, was Sophia weiß. Viel hat sich seit Paulus nicht verändert. Sophia hat immer noch einen schweren Stand. Gerade in den letzten Jahren hat sie den Eindruck, dass es sogar noch schlimmer um sie steht. Wenn Sie sich die Kriege in der Welt ansieht, dann kann sie manchmal nur den Kopf schütteln. Dieser blinde Hass. Ohne Sinn und Verstand. Und wenn sie ansieht, wie

die Menschen ihren eigenen Planeten zerstören, versteht sie die Welt nicht mehr. Vom Weißen Haus will sie erst gar nicht reden. Von diesem Trump, der sich für ein Genie hält. Dazu fällt selbst ihr nichts mehr ein. Nein, als Weisheit steht sie derzeit nicht hoch im Kurs. Aber immerhin gibt es sie noch. Die Menschen, die das Kreuz im Blick behalten. Die Jesus nachfolgen. Und auf Paulus hören. Menschen, die von Gottes Liebe erzählen. Und das Leben feiern. Jeden Sonntag. Da fühlt sie sich wohl. In den Kirchen. Dort, wo Menschen am Sterbebett beten. Und sich einsetzen für den Frieden. Hungernde speisen. Und Traurige trösten. Da ist ihr Platz in dieser Welt. Sophia hat nur einen Wunsch. Dass die Kirche dieses Zentrum im Blick behält. Das Kreuz. Jesus Christus. Mutig darf die Kirche ruhig sein. Auch politisch. Sie soll fröhlich sein. Und Menschen begeistern. Sie muss sich nicht verstecken. Oder klein machen. Aber das Kreuz braucht keine Hochglanzbroschüren. Keine Segensroboter. Keine Massenevents. Die Kirche muss die Welt nicht retten. Und auch nicht sich selbst. Das macht Gott schon. Und sein Heiliger Geist. Diese Weisheit wünscht sich Sophia für die Kirche. Dann wird auch Gottes Herrlichkeit sich zeigen. Vielleicht verborgen. Kaum sichtbar. Aber wer vom Geist erfüllt ist, der wird es erkennen. Und am Ende, da ist sich Sophia ganz sicher, werden es alle sehen. Und begreifen. Und verstehen. Wie wunderbar Gott ist. Und wie groß seine Liebe. Das ist Sophias Hoffnung. Und ihr größter Trost. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.