Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester an der Université François Rabelais in Tours im WS 2010/2011



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Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester an der Université François Rabelais in Tours im WS 2010/2011 1. Vorbereitungen (Uniwahl, Bewerbungsverfahren in Bremen und Tours) Bereits zu Beginn des Frankoromanistikstudiums an der Universität Bremen wird einem geraten sich möglichst früh, spätestens aber ein Jahr vor dem geplanten Auslandsaufenthalt, um die Planung des Auslandsaufenthaltes zu kümmern. Letztendlich habe ich zehn Monate vorher mit den Recherchen bezüglich Uniwahl und Bewerbungsverfahren begonnen. Diese Zeit war meiner Meinung nach vollkommen ausreichend. Am besten startest du mit der Teilnahme am jour fixe, das ist eine Informationsveranstaltung an der Universität Bremen, die einmal im Monat stattfindet. Dort kannst du erste Anregungen und Informationen erhalten. Anschließend empfiehlt sich ein Besuch auf der Homepage des International Office, auf der alle Angaben zu Erasmuskoordinatoren der verschiedenen Fachbereiche, die bestehenden Partnerschaftsverträge mit den ausländischen Universitäten, Bewerbungsformulare und Bewerbungsfristen sowie Erfahrungsberichte anderer Studenten zu finden sind. Die Bewerbung, bei der drei Wunschuniversitäten angegeben werden können, erfolgt online bis zum 15. Februar. Zur Bewerbung zählen auch ein Lebenslauf und ein Motivationsschreiben in der Sprache des Gastlandes. Wer meinen lettre de motivation einsehen möchte, kann sich gerne bei mir per E-Mail melden. Eine Zusage vom FB 10 der Universität Bremen habe ich dann Ende März erhalten und musste anschließend eine Annahmeerklärung einreichen. Häufig wird einem vermittelt, dass man ab diesem Zeitpunkt warten muss, bis die Partneruniversität einem per E-Mail oder Post weitere Informationen zukommen lässt. Aber Achtung: Die Universität in Tours macht dieses nicht! Vielmehr muss man sich auf der Homepage der Universität informieren und eine Online-Einschreibung durchführen. Dafür gibt es eine bestimmte Frist, die unbedingt eingehalten werden sollte. Nach der Online-Einschreibung bekommt man eine Liste mit Dokumenten, die auf dem Postweg nach Tours geschickt werden müssen. 2. Wohnungssuche Nachdem nun der Platz an der Partneruniversität gesichert ist, stellt sich natürlich die Frage wo man während des Auslandssemesters wohnen wird. Ich hatte mich für ein Studentenwohnheim entschieden, da ich vor der Abreise einen Mietvertrag unterschrieben haben wollte. Natürlich kann man sich auch einfach ein paar Tage früher auf den Weg machen, erstmal in der Jugendherberge unterkommen und vor Ort ein möbliertes WG- Zimmer suchen. Ich habe mehrere Studenten kennen gelernt, die diesen Weg gewählt haben und sie haben alle innerhalb von wenigen Tagen etwas gefunden. Wer doch lieber auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich rechtzeitig um ein Studentenwohnheimzimmer 2

bewerben. Ein vorgefertigtes Formular für Erasmus-Studenten ist auf der Unihomepage zu finden. Es ist sehr ratsam dieses auch zu verwenden und sich nicht direkt beim CROUS (so ähnlich wie unser Studentenwerk) zu bewerben, denn der Antrag ist wesentlich komplizierter. Ebenfalls ist ein Link zu einer Seite verfügbar, auf der alle Wohnheime in Tours präsentiert werden. Ich habe in der Résidence universitaire Grandmont gewohnt. Das Wohnheim liegt ganz im Süden der Stadt, ist aber sehr gut an das Busnetz angebunden. Die Zimmer sind zwar nur 9 m² groß, aber sehr funktional eingerichtet. Ein großer Vorteil besteht darin, dass jedes Zimmer über eine eigene cabine trifonction mit Dusche, WC und Waschbecken verfügt. Darüber hinaus ist jedes Zimmer mit einem Kühlschrank ausgestattet. Die Gemeinschaftsküche wird mit dem Flur, also insgesamt 11 Bewohnern, geteilt. So ein Zimmer kostet monatlich 224,90 zuzüglich Internet. Einen Internetvertrag kann man bei dem Anbieter Wifirst unterschreiben, der übrigens für alle Wohnheime in Tours verantwortlich ist. Der Internetzugang kostet monatlich 19,90. Leider gab es in meinem Gebäude viele Probleme mit dem Internet, sodass ich manchmal für mehrere Tage und einmal sogar für vier Wochen kein Internet hatte. Trotzdem kann ich dieses Wohnheim nur weiter empfehlen. Meine Mitbewohner vom Flur waren sehr nett und hilfsbereit und es wurde so manche Party in der Küche gefeiert. 3. Allgemeine Informationen zur Université François Rabelais Die Universität ist keine Campusuni, das heißt die Gebäude der einzelnen Fachrichtungen sind über die ganze Stadt verteilt. Sprachen und Literaturwissenschaft sind jedoch im Hauptgebäude in der rue des Tanneurs untergebracht. Direkt an der Loire gelegen und nur unweit der historischen Altstadt mit ihrem Place Plumereau, wo sich zahlreiche Cafés befinden, hat die Universität eine einmalige Lage. Das Kursangebot der jeweiligen Studiengänge kann auf der Internetseite der Universität aufgerufen werden. Allerdings sind dort nur die Kursbeschreibungen und CP-Angaben zu finden und keine Informationen dazu wann und wo die Kurse stattfinden. Vor der Abreise kann man also schon einmal schauen was einen interessiert und sich Notizen machen. Die endgültige Kurswahl kann aber erst vor Ort getroffen werden. Dazu werden in der Orientierungswoche Broschüren verteilt, die alle Informationen zu den angebotenen Kursen enthalten. Ebenso kann man die Stundenpläne der einzelnen Studienfächer online einsehen. Die Universität verfügt über das sogenannte ENT, das im Prinzip so ist wie unser Stud.IP. Jedoch sind dazu gewisse Zugangsdaten nötig, die auf dem Studentenausweis stehen, den man in der Regel aber erst einige Tage später bekommt. Prinzipiell kann man alle Kurse belegen, die einen interessieren, vorausgesetzt es sind genügend Plätze frei. Zusätzlich zum Kursangebot der Universität können auch Sprachkurse im Sprachzentrum CUEFEE belegt werden. Die geben jeweils drei CP für zwei Stunden Kurszeit pro Woche. Voraussetzung dafür ist die Teilnahme an einem 3

Einstufungstest zu Beginn des Semesters. Dazu bekommt man mehrere Einladungen per E- Mail vom dortigen Bureau des Relations Internationales. Nach der erfolgreichen Teilnahme an einem dieser Tests bekommt man ein Niveau zugewiesen und ebenfalls eine Kursauswahl für das entsprechende Sprachniveau. Eine einmalige Einschreibegebühr von 40 muss jedoch entrichtet werden, dabei spielt es keine Rolle, ob ein oder mehrere Kurse belegt werden. Ich habe schließlich folgende Kurse belegt: - Littérature comparée 6 CP - Thème (Übersetzung Frz. Dt.) 2CP - Version (Übersetung Dt. Frz.) 2 CP - Italienisch für Anfänger 3 CP - Langue écrite (CUEFEE) 3 CP - Langue orale (CUEFEE) 3 CP - Actualités (CUEFEE) 3 CP - Châteaux et paysages (CUEFEE) 3 CP - Selbststudieneinheit Literaturwissenschaft an der Uni Bremen 5CP Wer viel studiert, muss natürlich zwischendurch auch etwas essen Die preisgünstigste Möglichkeit bietet die Mensa. Davon gibt es gleich mehrere, die immer ein komplettes Menü, also entrée, plat principal, fromage ou yaourt, dessert et baguette, für drei Euro anbieten. Eigentlich ist immer für jeden Geschmack etwas dabei. Sehr zu empfehlen ist auch die Brasserie Grandmont, die montags bis donnerstags am Abend warmes Essen zum üblichen Mensapreis anbietet. Die Brasserie ist nur fünf Gehminuten von der Résidence Grandmont entfernt. In allen Mensen kann mit Bargeld, bevorzugt aber mit der Karte ATOUT CENTRE, bezahlt werden. Diese Karte ist der Studentenausweis, der mit einer französischen Bankkontokarte aufgeladen werden kann. Mit dem Guthaben kann sowohl das Essen in der Mensa als auch die Nutzung von Waschmaschine und Wäschetrockner in den Wohnheimen bezahlt werden. 4. Anreise und erste Schritte in Tours Am besten reist man ein paar Tage vor Beginn der Orientierungswoche an, um in aller Ruhe die ganzen Formalitäten klären zu können. Ich hatte das Glück, dass ich mit dem Auto nach Tours gebracht wurde und somit keine Schwierigkeiten mit meinem ganzen Gepäck hatte. Wenn man nicht die ersten Nächte in der Jugendherberge verbringen möchte, sondern gleich in sein gemietetes Studentenwohnheimzimmer einziehen möchte, sollte man in der Woche anreisen, weil am Wochenende kein Einzug möglich ist. Bevor allerdings die Schlüsselübergabe erfolgen kann, muss ein Girokonto eröffnet werden und eine assurance habitation abgeschlossen werden. Ohne diese Dokumente wird kein Schlüssel 4

ausgehändigt. Dementsprechend habe ich als allererstes eine Bank aufgesucht (die Versicherung kann bei den meisten Banken unterzeichnet werden). Ich war bei der BNP Paribas, die gleich mehrere Filialen in Tours besitzt und für Studenten ein kostenloses Girokonto anbietet. Im Nachhinein würde ich diese Bank keinem empfehlen, weil sie im Vergleich zu anderen einen recht hohen Versicherungsbeitrag verlangt und mir zweimal Geld von meinem Konto abgezogen wurde, das ich nicht abgehoben hatte. Der jeweilige Betrag war dann für eine Woche verschwunden und kam aber jedesmal wieder. Leider bin ich kein Einzelfall, denn diese und weitere Probleme wurden mir von zahlreichen ERASMUS- Studenten geschildert. Wenn man Girokonto und Versicherung beantragt hat, kann man sich auf den Weg zum Wohnheim begeben. Wer mit dem Zug anreist, kommt am Gare Tours centre an, läuft am besten die rue de Bordeaux hoch zum Place Jean Jaurès und nimmt von dort aus den Bus. Zur Résidence Grandmont fahren mehrere Linien. Die Linie 26 hält direkt vor der Tür, Haltestelle Parc de Grandmont. Mit den Linien 2A, 3A, 9A und 11erreicht man ebenfalls das Ziel wenn man an der Haltestelle Fac de Grandmont aussteigt. Das Sekretariat befindet sich in Gebäude A. Dort müssen alle notwendigen Dokumente abgegeben, die Kaution und die erste Monatsmiete bezahlt werden und dann erst werden die Schlüssel überreicht. Am nächsten Tag habe ich mich gleich morgens auf den Weg in das Bureau des Relations Internationales gemacht, um mich dort anzumelden. Die Mitarbeiter/innen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Dort müssen einige Formulare ausgefüllt werden und jeder Student erhält eine Willkommenstasche mit Stadtplan, Busplan, Broschüren zu Sehenswürdigkeiten und Museen von Tours sowie Merkzettel mit wichtigen Veranstaltungen in der Universität. Das Büro hat an allen Werktagen geöffnet und man kann sich mit Problemen und Schwierigkeiten jeder Art vertrauensvoll an die Mitarbeiter/innen wenden. Falls man einmal schnell einen PC benötigt, stehen dort zwei für jeden zugänglich zur Verfügung. 5. Unibeginn (Orientierungswoche, contrat pédagogique, Intensivsprachkurs) Vor Beginn der Vorlesungen findet eine Orientierungswoche statt. Das Programm ist jedoch nicht sehr umfangreich. Ich habe nur zwei Informationsveranstaltungen besucht, die für den Studiengang lettres modernes vorgesehen waren. Mehr wurden dazu nicht angeboten. Den Rest der Woche habe ich damit verbracht selbst zu recherchieren welche Kurse für mich passend wären. Im Bureau des Relations Internationales bekommt man beim ersten Besuch einen contrat pédagogique und die E-Mailadresse eines Koordinators ausgehändigt. Mit diesem soll dann die Kurswahl besprochen werden. Mein mir zugewiesener Koordinator war leider die ersten Wochen des Semesters ständig auf Auslandsreise, weshalb ich alles allein klären musste, und er hat am Ende nur den contrat pédagogique unterzeichnet. Wer gerne noch vor Beginn der Veranstaltungen in der Universität seine Französischkenntnisse 5

aufbessern möchte, kann an einem Intensivsprachkurs in der Orientierungswoche teilnehmen. Dieser findet im Sprachzentrum CUEFEE gegen eine Gebühr von 25 statt. Ich habe diesen Kurs nicht belegt, aber von Teilnehmern habe ich mir sagen lassen, dass sie eher den Eindruck hatten, dass dieser für Studenten anderer Fachrichtungen geeignet sei, die noch nicht soviel Sprachpraxis haben, jedoch nicht für Französischstudenten. Einige Wochen nach Unibeginn wurde eine ERASMUS-Informationsveranstaltung angeboten, auf der das kulturelle Programm des Semesters vorgestellt wurde. Es wurden beispielsweise Ausflüge zu Schlössern der Umgebung oder gemeinsame Kinobesuche angeboten. Während dieser Veranstaltung wurden auch die parrains und marraines (Paten) zugewiesen, die den ausländischen Studenten in der ersten Zeit helfen sollten. Für mich kam das leider etwas zu spät, da ich zu dem Zeitpunkt bereits alles Wichtige geklärt hatte. Trotzdem fand ich die Idee sehr nett, und wenn die Universität die Zuteilung ein paar Wochen früher vornehmen würde, könnte dieses Programm wirklich Erfolg haben. 6. Bus, Bahn oder Fahrrad? Das Busnetz von Tours ist sehr gut ausgebaut und man kann eigentlich jeden Ort im Stadtgebiet gut erreichen. Eine einzelne Fahrt kostet 1,30, ein Tagesticket 3,30. Studenten können für 27,30 ein Monatsticket erwerben. Dazu muss man sich in der Filiale vom filbleu, die sich nur unweit vom Bahnhof befindet, eine elektronische Karte mit Passfoto ausstellen lassen. Diese Karte wird sofort gedruckt und ist gleich einsetzbar. Wer lieber Fahrrad fahren möchte, kann sich beim Busunternehmen ein Rad von vélociti leihen. Diese sehr stabilen, gelben Räder sind für Studenten für nur 5 im Monat verfügbar. Wenn man zusätzlich ein Monatsticket für den Bus kauft, kostet das Rad nur noch 2 pro Monat. Um diesen Service nutzen zu können, muss eine Kaution von 300 in Form eines Schecks hinterlegt werden. Falls man mehrere Ausflüge innerhalb Frankreichs plant, kann sich die Anschaffung einer Carte 12/25 lohnen, denn mit dieser französischen Bahnkarte für einen einmaligen Preis von 49 bekommt man Rabatte von bis zu 60% auf Bahnfahrten. 7. Formalitäten und Finanzen Wichtig ist vor allem bestimmte Abgabetermine und Fristen einzuhalten. Das Learning Agreement und das Certificate of Erasmus Grant müssen bis zum 31. Oktober bei der Universität Bremen eingereicht sein, der contrat pédagogique hingegen erst bis zum 15. November an der Université François Rabelais. Jeder ausländische Student kann CAF (Wohngeld) beim französischen Staat beantragen. Dazu braucht man neben einem Mietvertrag ein französisches Bankkonto. Den Antrag kann man online bearbeiten und absenden. Man erhält eine Liste mit weiteren Dokumenten, die zusätzlich auf dem Postweg eingereicht werden müssen. Für den ersten Monat steht einem 6

kein Wohngeld zu, erst ab dem zweiten Monat. Mein CAF-Bescheid kam erst Ende November, obwohl ich bereits Anfang September meinen Antrag gestellt hatte. Das Geld steht einem natürlich trotzdem zu, und man bekommt es nachträglich mit der noch zu zahlenden Miete verrechnet. Für mein Studentenwohnheimzimmer habe ich ca. 94 Wohngeld erhalten. Als zusätzliche finanzielle Unterstützung habe ich eine Erasmus- Förderung bekommen. Im August wurden mir 400 überwiesen und die zweite Rate, die 725 betrug, kam Mitte November. Mit diesem Geld kann man natürlich schon einige Kosten decken, aber ich kann nur jedem raten vor dem Antritt des Auslandsstudiums Geld zu sparen, denn Frankreich hat recht hohe Lebenshaltungskosten. Lebensmittel sind beispielsweise teurer als in Deutschland und hinzu kommen neben Miete, Versicherung und Monatsticket für den Bus, Kosten für Ausflüge und sonstige Freizeitaktivitäten. Den letzten Posten sollte man nicht unterschätzen, da kommen schnell relativ viele Ausgaben zusammen. 8. Freizeittipps In Tours und Umgebung gib es eine ganze Menge zu entdecken. Zahlreiche Schlösser und ihre Gärten warten darauf erkundet zu werden. Besonders gut gefallen haben mir die Schösser in Chenonceau und Villandry. Letzteres sollte im Sommer besucht werden, weil zu der Jahreszeit die üppigen Schlossgärten ihre ganze Farbenpracht entfalten. Ebenfalls einen Besuch wert ist der keine Ort Amboise, wo Leonardo da Vinci seine letzten Lebensjahre verbracht hat und in der Schlosskapelle begraben wurde. Insgesamt gibt es 59 Schlösser im Loiretal, von denen einige wirklich sehenswert sind. Viele von ihnen sind sogar mit dem filvert, einem Busunternehmen, das in die Umgebung von Tours fährt, erreichbar. Das hat den Vorteil, dass eine Einzelfahrt nur 1,70 kostet. Von Tours aus lässt sich Paris innerhalb einer guten Stunde mit dem TGV erreichen. Ideal um dort ein Wochenende zu verbringen. Neben einem Parisbesuch habe ich auch einen Ausflug nach Bordeaux gemacht (ca. 2,5 Stunden Fahrtzeit). Wer rechtzeitig bucht und zudem über eine Carte 12/25 verfügt, kann beispielsweise für knapp 16 nach Paris und für 20 nach Bordeaux fahren. Für den Fall, dass man eine Übernachtungsmöglichkeit vor Ort sucht, kann ich die Hotelkette Formule 1 empfehlen. In fast jeder größeren Stadt in Frankreich gibt es ein Formule 1-Hotel. Oft ist es preisgünstiger als die dortigen Jugendherbergen. Viel Luxus darf man natürlich nicht erwarten, aber unser Zimmer war sauber und das Frühstück für den Preis in Ordnung. Für alle die gerne Radfahren kann ich eine Radtour an der Loire nur empfehlen. Der Fahrradweg führt scheinbar endlos an der Loire entlang und bietet schöne Aussichten auf so 7

manches Schloss. Im Sommer laden Sandbänke in der Loire regelrecht zu einem Picknick ein. Falls man kein Abonnement bei vélociti hat, kann man Fahrräder auch tageweise bei vielen Fahrradhändlern mieten. Wer gerne ins Kino geht, hat in Tours viele Möglichkeiten. Besonders häufig war ich im Cinéma Mega CGR, das ganz in der Nähe des Bahnhofs liegt. Dort kostet eine Karte 5,80 (egal welcher Wochentag und welche Uhrzeit). Dann gibt es auch noch Les Studios, die viele Filme in Originalsprache mit französischen Untertiteln zeigen. Für Studenten wird dort ein Abonnement angeboten, bei dem einmalig ein Preis von 13 bezahlt werden muss, und ab dann bekommt man eine Eintrittskarte für 3,80. Wer kein Abonnement hat zahlt pro Vorstellung 8. Zum Schluss ein echter Geheimtipp Auf gar keinen Fall sollte man Tours verlassen ohne einmal in der Crêperie Mamie Bigoude (rue de Chateauneuf) gegessen zu haben. Von außen ist dieses Restaurant recht unscheinbar, aber innen gibt es viel zu entdecken. Jeder Raum ist anders gestaltet und die große Auswahl an Galettes und Crêpes ist nicht zu übertreffen! Bon appétit! 8