48. Generalversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit 2015



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Transkript:

Prof. Dr. Thomas Bieger Präsident 48. Generalversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit 2015 Für die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit war 2014 ein gutes und wichtiges Jahr. Wie im Jahresbericht erwähnt konnten neben einem anspruchsvollen operativen Geschäft wesentliche strategische Projekte zum Erfolg geführt werden. Aus der Sicht der Verwaltung waren operativ vor allem wichtig, - dass vielen Projekten in unseren Tourismusregionen Kredit gewährt und damit die Finanzierung von häufig innovativen Projekten ermöglicht werden konnte, womit unser Förderzweck erreicht wurde. - dass nicht zuletzt im Rahmen von regionalen Impulsprogrammen wieder ein hoher Umsatz in unserer Beratungsabteilung erzielt und damit ein wichtiger Beitrag zur Kompetenzentwicklung in der Branche geleistet wurde. - dass trotz anspruchsvollen Bedingungen an den Finanzmärkten ein positives finanzielles Resultat, auch dank einem wenn auch kleinen Anlageerfolg, erzielt werden konnte. Parallel konnten die Arbeiten zur Erneuerung der SGH planmässig fortgesetzt und mit der Genehmigung des Bundesrates zur neuen SGH Verordnung am 18. Februar dieses Jahres zu einem wichtigen Ziel geführt werden. Diese Arbeiten waren nicht zuletzt Bestandteil der Umsetzung der Tourismusstrategie 2013 des Bundesrates. Ziele waren, - eine massvolle Erweiterung des Förderzweckes der SGH auf mit der Beherbergung verbundene vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsstufen - eine Erhöhung der Fördersummen - und eine gewisse Flexibilisierung bei der Besicherung als Voraussetzung, neue Geschäftsmodelle unterstützten zu können. Sie werden an der heutigen Generalversammlung über die auf die neue Verordnung abgestimmten Statuten entscheiden und damit das wichtige Reformprojekt mindestens auf strategischer Stufe zum Abschluss bringen können. Das Reformprojekt der SGH ist Bestandteil eines integrierten Paketes zur Standortförderung. Ueber dieses wird das Parlament voraussichtlich im Herbst entschieden haben. Wesentlich für uns ist in diesem Paket die Verlängerung des Zusatzdarlehens von ursprünglich Fr. 100 Mio, das im Rahmen der Massnahmen zur Bewältigung der Euroschwäche bereits 2011 gewährt wurde und das bis Ende 2015 befristet ist. Für die SGH sind diese zusätzlichen Mittel wichtig für die Umsetzung ihrer erneuerten Strategie. Botschafter Dr. Eric Jacob wird uns nach dem statutarischen Teil das gesamte Standortpaket noch näher vorstellen. Viel bleibt im Hinblick auf die Umsetzung der Neuerungen jedoch auf operativer Stufe, beispielsweise im Nachvollzug unserer Reglemente, noch zu tun. Ich möchte an dieser Stelle unseren Mitarbeitenden, vor allem auch unserer Geschäftsführung mit CEO Philippe Pasche, Peter Gloor und Michael Kauer bestens für den grossen und erfolgreichen Einsatz im vergangenen Jahr danken. Es ist nicht selbstverständlich, dass in einem so schlanken Team sowohl das operative Geschäft dienstleistungs- SGH GV 2015_Präsidial Ansprache Th. Bieger_definitiv

orientiert und effizient, gleichzeitig aber auch die strategischen Projekte mit der geforderten Tiefe erfolgreich bearbeitet werden können. Erlauben Sie mir wie letztes Jahr einige Bemerkungen zum wirtschaftlichen Umfeld, in dem sich unsere Branche bewegt. Letztes Jahr habe ich auf die labile wirtschaftliche Lage aufgrund insbesondere auch der historisch einmaligen Ausweitung der Geldmengen hingewiesen. Auch habe ich bezüglich der touristischen Trends darauf hingewiesen, dass die europäischen Märkte einem strukturellen Wandel unterliegen und entsprechend vor allem auch mittelpositionierte Destinationen mit einem standardisierten, kommodifizierten Angebot im Schneesport- oder Sommerwandertourismus und einer Ausrichtung auf primär Europäische Märkte unter Druck kommen. Beide Trends haben sich leider verschärft. Der Ferien- und Freizeittourismus aus den klassischen europäischen Ländern ist weiter zurückgegangen. Besonders betroffen war hier gerade auch einmal mehr der Wintertourismus, wo die Zahl der Skier days fast schon auf einen regelmässigen Rückgangspfad mündet [Grafik 1]. Und die wirtschaftlichen Unsicherheiten haben sich sogar noch mit politischen vermischt, denken wir an Griechenland oder die Ukraine, geschweige denn die Entwicklung im Nahen Osten oder in Nordafrika. Positive Wachstumsimpulse kommen jedoch auch wie schon letztes Jahr erwartet, aber noch verstärkt, aus dem immer noch soliden Geschäfts- und Städtetourismus sowie aus dem interkontinentalen Tourismus, vor allem aus Asien, aber auch aus Amerika teilweise auch aus dem Inland [Grafik 2]. Aufgabe einer Strategie ist es, über kurzfristige Entwicklungen auf die langfristigen Zyklen zu schauen. Die SGH ist im Finanzierungsgeschäft tätig, hier interessieren nicht kurzfristige Marketingtrends für die nächsten 1 2 Saisons, sondern langfristige Strategien basierend auf Megatrends, und diese sind vor allem durch die Wirtschaft, diese wiederum durch die Politik, beeinflusst. Wenn wir die heutige Situation betrachten, dann fallen einem Oekonomen zwei wichtige Aspekte auf: Die noch verstärkte Flutung der Finanzmärkte mit Liquidität neu mit Negativzinsen auf breiter Front sowie die zunehmende Diskrepanz bei der Produktivität. Letztes Jahr habe ich die Wirtschaft mit einem Patienten verglichen, der, statt seine Krankheit auszukurieren, mit Infusionen weiter gedoppt wird. Ich habe die Frage gestellt, welches Organ als erstes versagen wird. Nach einem weiteren Jahr offener Geldschleusen und seit Februar einem Programm des quantitativen Easing (QE) der EZB mit bis Herbst 2016 rund 1200 Milliarden Euro Käufen von Anleihen am Markt, was rund dem doppelten des BIP der Schweiz entspricht scheint auf alle Fälle noch klarer zu sein: Die Infusionen werden hauptsächlich in den Gliedern abgelagert und führen dort zu Schwellungen oder auch Blasen in den Finanz- und -Immobilienmärkten und, für die breite Bevölkerung weniger wichtig, in den Kunstmärkten. Dies hat zwei Effekte: Zum einen steigen die Risiken in diesen Märkten - die Volatilität der Anleihenmärkte hat vor wenigen Wochen schon markant zugenommen. Der typische Boom- und Bust-Effekt droht. Und der läuft jedes Mal gleich ab: Grundmotiv ist das Bestreben von Menschen, möglichst ohne Arbeit viel Geld zu verdienen. Das geht am besten, wenn man etwas kauft, was dann rasch mehr Wert bekommt. Beginnen die Preise auf einem Markt zu steigen, dann setzen immer mehr Leute ihr Geld auf diesen Markt. Zuerst das eigene, dann das Geliehene. Für viele beginnt eine spekulative Blase, wenn die Verschuldungsquote steigt, die Leute mit geliehenem Geld spekulieren. Das ist heute insbesondere in der Schweiz im Immobilienmarkt der Fall. Die Hypothekarkredite von Privaten haben rund 110% des BIP angenommen, mit einem Wachstum weit über dem des Sozialproduktes [Grafik 3]. Insgesamt nehmen mit der Höherbewertung von Immobilien, Aktien und anderen Finanzprodukten die Risiken zu, und gleichzeitig sinken die Renditen wegen der gestiegenen Preise. Umgekehrt geht wenig neues Geld in produktive Betriebskredite, vor allem in den Problemländern. Banken sind da auch in einer schwierigen Rolle. Auf der einen Seite wird ihnen mit Zinsen bei oder unter Null von den Notenbanken signalisiert, dass sie Geld in die Wirtschaft bringen sollen. Auf der SGH GV 2015_Präsidial Ansprache Th. Bieger_definitiv 2/6

anderen Seite werden sie durch Stresstests der Finanzaufsichtsbehörden dazu gezwungen, eine vorsichtige, risikoorientierte Kreditpolitik zu fahren. Der zweite Effekt betrifft die Umverteilung. Dass QE die Umverteilung verstärkt, war mit ein Hauptthema an den Diskussionen am diesjährigen WEF. Wir hören dies auch immer häufiger im Privat- und gewerblichen Kreditmarkt. Wer kreditfähig ist, der bekommt viel Kredit für fast nichts und kann damit in attraktive Märkte investieren einzelne Unternehmen und Staaten werden sogar für das Kreditnehmen noch mit Negativzinsen belohnt. Alle anderen bekommen nichts denn bei 0 Zinsen liegt auch keine Differenzierung nach Risikoklassen mehr drin. Insgesamt stehen wir heute vor einer Situation, in der das grösste Risiko nicht mehr von der Realwirtschaft ausgeht, sondern von den Entscheiden der Politik und der Notenbanken. Bleibt Griechenland im Euroraum, gibt es ein nächstes QE-Programm das beeinflusst viele Unternehmen und ihre Resultate massgeblich. Ein neues Thema scheint mir wichtig: Die Diskrepanz der Produktivität. Sie ist ein lange vernachlässigtes Phänomen. Wir leben im Zeitalter der Second Maschine Revolution (McAffee). Im 19. Jahrhundert hat die erste maschinelle Revolution die physische Produktivität dank Textilmaschinen bis zu den heutigen Robottern automatischer Fertigungsstrassen in der Automobilindustrie vervielfacht. Jetzt soll die von Mc Affee beschriebene zweite maschinelle Revolution Arbeitsplätze der Wissensbranchen überflüssig machen vom Anlageberater bis zur Marktforscherin und damit eine neue Dimension der Produktivität erschliessen. Stellen Sie sich vor, wie viel produktiver jemand war, der eine Strasse von Webemaschinen bedient als ein einzelner Weber. Und jetzt - wie viel produktiver jemand ist, der ein Big Data Tool für die Anlageberatung entwickelt, das dann weltweit eingesetzt wird, als ein einfacher Anlageberater geschweige denn ein Weber. Die Produktivitätsunterschiede zwischen Ländern, aber auch zwischen Bevölkerungsgruppen werden sich im Rahmen dieser Second Maschine Revolution verstärken. Sie dürfte auch die eigentliche ökonomische Ursache der vielbeschworenen, sich öffnenden Schere zwischen Einkommens- und Vermögensklassen, aber auch Standort sein. Diejenigen, die die Creative Class anziehen, werden eine weit höhere Produktivität aufweisen. Mehr Risiken im Gesamtsystem, gleichzeitig eine Ausdifferenzierung der Gesellschaft und der Wirtschaft und ein Zwang, die Produktivität zu steigern, das trifft insbesondere die Randregionen und dort Sektoren wie den Tourismus mit einer strukturell tiefen Produktivität. Sie werden vielleicht überrascht sein, dass die Entwicklung des Euro-Kurses bei meinen Ausführungen nicht so im Vordergrund steht. Die Älteren im Raum mögen sich erinnern, wie viele Nullen die Lire Noten am Schluss hatten, oder mögen sich auch an die Währungsreform in Frankreich im Jahre 1960 zurückbesinnen, als man einfach zwei Nullen strich. Auch die starke DM verlor vor dem Beitritt zum Euro ab den 70 er Jahren von rund Fr. 1.20 auf rund 0.80 signifikant an Wert. Wenn man nun Länder mit Währungen, die gegenüber der eigenen immer an Wert verloren haben, zusammen bündelt mit Währungen, die noch schwächer sind, dann kann das Resultat nicht eine stabilere Währung sein. Der SFr hat immer gegenüber den Währungen der umliegenden Länder an Wert gewonnen - realwirtschaftlich vor allem wegen den laufenden Ertragsbilanzüberschüssen der Schweiz. An diese Bewegung ist die Schweizer Wirtschaft gewohnt, und sie konnte in der Vergangenheit gut damit umgehen. Ja, der Währungsdruck war ein guter Fitnesstrainer für die Steigerung der Produktivität der Wirtschaft. Was jetzt geschehen ist, ist einfach eine sehr rasche Korrektur. Noch bis nach der Finanzkrise war der Euro kaufkraftbereinigt zu hoch bewertet, über den Daumen gepeilt um so viel zu hoch, wie er jetzt unterbewertet ist. Damals war der Euro neu, viele glaubten, eine neue international attraktive Handelsund auch Reservewährung sei entstanden. Die erste Griechenlandkrise 2010 hat dann die strukturellen Probleme des künstlichen Konstruktes Euro aufgedeckt. Vorher, insbesondere auch um 2008 hat die Schweizer Wirtschaft und auch der Tourismus von einem Währungsvorteil profitiert, so wie SGH GV 2015_Präsidial Ansprache Th. Bieger_definitiv 3/6

man heute unter dem Währungsnachteil leidet. Mit anderen Worten auf einen strukturell immer steigenden Franken muss man sich einrichten jetzt war einfach der Schock in Form der Geschwindigkeit der Aenderung zu gross. Für den Unternehmer im Tourismus bedeutet dies: - Investition in ein einmaliges, internationale Märkte interessierendes, langfristig unimitierbares Angebot, auf Basis Kultur und Natur. Nur auf Servicekonzepte orientierte Vorteile können rasch imitiert werden. Es gibt aber die Grundbedürfnisse beim Reisen, Neues zu sehen, Natur zu erleben, und immer mehr auch in der Global Class das Bedürfnis, sich selbst zu inszenieren mit Erlebnisaktivitäten. Diese Bedürfnisse werden bleiben und auch eine Generation, einen Investitionszyklus überdauern. - Langfristig stabiles Geschäftsmodell mit klarer Positionierung und/oder verlässliche Produktivitätsmaximierung. Unverzichtbarer Bestandteil dieser Geschäftsmodelle muss heute die Digitalisierung sein. Globale Vermarktung auf Community Plattformen, Sourcing und Beschaffung über internationale Plattformen, Optimierung der Leistungsprozesse, am besten überbetrieblich, durch Sharing Modelle warum muss ein Hotelier noch selbst ein Auto für Abholdienste haben und neue Modelle des Ich-Unternehmertums warum qualifizierte und teure Spezialisten anstellen und nicht einfach mandatieren. - immer mit dem Ziel, Produktivität zu optimieren und Nachhaltigkeit dies auch ein Trend, der Generationen überdauern wird, zu sichern. Für alle diese Ueberlegungen brauchen zukunftsorientierte Unternehmen Know How und Finanzierungspartner. Dafür steht Ihre SGH, auch über einen Mode- und Konjunktur-, auch über einen Boomund Bust-Zyklus hinaus, nämlich seit genau 48 Jahren. Ich danke Ihnen, liebe Genossenschafterinnen und Genossenschafter, bestens für Ihre Treue und Unterstützung unserer Gesellschaft. Ganz besonders möchte ich mich im Namen der ganzen Verwaltung bei unseren vorgesetzten Behörden im SECO sowie unseren Partnern im Tourismus, stellvertretend nenne ich hier Hotellerie Suisse und GastroSuisse, für die ausgezeichnete Zusammenarbeit zu Gunsten unserer volkswirtschaftlich wichtigen Branche danken. Ebenfalls möchte ich unseren Kundinnen und Kunden, Kreditnehmern und Beratungskunden, für ihr Vertrauen danken. Zürich, den 18. Juni 2015 SGH GV 2015_Präsidial Ansprache Th. Bieger_definitiv 4/6

Grafik 1 Entwicklung der Winter-Ersteintritte in der Schweiz Quelle: Seilbahnen Schweiz, 2014 Grafik 2 Logiernächte: Entwicklung nach Herkunft Quelle: BFS, 2015 SGH GV 2015_Präsidial Ansprache Th. Bieger_definitiv 5/6

Grafik 3 Hypothekarkredite an Privathaushalte SGH GV 2015_Präsidial Ansprache Th. Bieger_definitiv 6/6