DOWNLOAD. Der Tag der Machtergreifung: Das Dritte Reich Deutschland von 1933 bis 1939 Material zur Quellenarbeit im Geschichtsunterricht

Transkript

1 DOWNLOAD Rudolf Meyer Der Tag der Machtergreifung: Das Dritte Reich Deutschland von 1933 bis 1939 Material zur Quellenarbeit im Geschichtsunterricht Rudolf Meyer Bergedorfer Kopiervorlagen Downloadauszug aus dem Originaltitel: Das Dritte Reich: Deutschland von 1933 bis 1939 Umfangreiches Übungsmaterial zur Quellenarbeit im Geschichtsunterricht Klasse

2 Das Werk als Ganzes sowie in seinen Teilen unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Der Erwerber des Werkes ist berechtigt, das Werk als Ganzes oder in seinen Teilen für den eigenen Gebrauch und den Einsatz im eigenen Unterricht zu nutzen. Die Nutzung ist nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen schulweiten Einsatz und Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte (einschließlich, aber nicht beschränkt auf Kollegen), für die Veröffentlichung im Internet oder in (Schul-)Intranets oder einen weiteren kommerziellen Gebrauch. Eine über den genannten Zweck hinausgehende Nutzung bedarf in jedem Fall der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages. Verstöße gegen diese Lizenzbedingungen werden strafrechtlich verfolgt.

3 2/0 Aufgaben a Erarbeite dir die Chronologie der Ereignisse von der Reichstagswahl 1928 bis zur Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar Beurteile die Vorgehensweise der wichtigsten damaligen Politiker aus heutiger Sicht. b Reichspräsident Paul von Hindenburg war das Staatsoberhaupt aller Deutschen und damit der Allgemeinheit verpflichtet. Mit welcher Begründung lehnte Hindenburg zunächst eine Kanzlerschaft Adolf Hitlers ab? Und warum ernannte er ihn 1933 dennoch zum Kanzler? Aus welchem Grund ist Reichspräsident Hindenburg hauptsächlich für die Machtübernahme der Nationalsozialisten verantwortlich? c Erkläre, warum es nach Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler in Berlin Fackelzüge gab. d Deute und beurteile das Wahlplakat und die Bildpostkarte Was der König eroberte... aus dem Jahr Material 2.1 Die Ereignisse von 1928 bis zum 30. Januar Furcht vor Hitler als Reichskanzler 2.3 Adolf Hitler als Reichskanzler 2.4 Neuwahlen 1933 der Marschall und der Gefreite Franz von Papen trifft Adolf Hitler Am 4. Januar 1933 kommt es im Privathaus des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder zu einem Gespräch zwischen Franz von Papen (li.) und Adolf Hitler über die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. (Foto: picture alliance/associated press) Persen Verlag 8 1

4 2/1 Material 2.1 Die Ereignisse von 1928 bis zum 30. Januar 1933 (1) Die Reichstagswahlen des Jahres 1928 Die Wahlen von 1928 brachten für die extremistischen und auch für die monarchistische DNVP zum Teil überraschende Ergebnisse: Die NSDAP erhielt lediglich 2,6 Prozent, die DNVP büßte mehr als 6 Prozent ein. Nur die KPD legte um 1,6 Prozent auf 10,6 Prozent zu. Die bürgerlichen Parteien blieben in etwa stabil, die SPD legte auf knapp 30 Prozent zu. Viele werteten dieses Ergebnis als Erfolg für die Entwicklung und Festigung der Weimarer Republik. Die Demokratie schien auf einem guten Weg. Eine große Koalition bot sich an. Juni 1928: Hermann Müller wird Reichskanzler Der Reichspräsident hatte nach dem Reichstagswahlergebnis von 1928 und den positiven Koalitionsverhandlungen keine andere Möglichkeit, als den Sozialdemokraten Hermann Müller zum Reichskanzler zu ernennen. Es war ein offenes Geheimnis, dass Paul von Hindenburg dies nur widerwillig tat. Seit dem 28. Juni 1928 war also Hermann Müller Reichskanzler der Großen Koalition aus folgenden Parteien: SPD, DVP, BVP, Zentrum und DDP. Vieles deutete auf eine breite politische Übereinstimmung innerhalb der Gesellschaft hin. Die Regierung plante eine große Steuerreform und auch eine große Reform der Verwaltung der Republik. Die deutsche Industrie ( Reichsverband der Deutschen Industrie ) war klar gegen die Regierung eingestellt und handelte dementsprechend vor allem im Hintergrund. Oktober 1928: Ausbruch der Weltwirtschaftskrise Im Oktober begann die Weltwirtschaftskrise, von der die USA und das Deutsche Reich aufgrund ihrer engen wirtschaftlichen Verbindungen am stärksten betroffen waren. Haushaltsfragen (insbesondere die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung) führten schon bald zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten und auch Konflikten innerhalb der Regierungskoalition unter Reichskanzler Müller. März 1930: Rücktritt Kabinett Müller Ende der parlamentarischen Regierungs bildungen, Beginn der Präsidialkabinette ( Hindenburg kabinette ) Schon am 27. März 1930, also nach weniger als zwei Jahren, trat das Kabinett Müller zurück. Als Grund dafür wurden die angeblich nicht lösbaren haushaltspolitischen Probleme und auch die angebliche Unbeweglichkeit bzw. die mangelnde Kompromissbereitschaft der SPD genannt. Dieser Koalitionsbruch wurde von langer Hand geplant und war das Ergebnis einer gezielten Strategie, mit der umstrittenen Finanzierung der Arbeitslosenversicherung als willkommener Anlass zur Aufkündigung der Großen Koalition, die der Industrie und den rechten Parteien von Anbeginn ein Dorn im Auge war. Vermutlich betrieben sogar Paul von Hindenburg und sein Berater Kurt von Schleicher (aber auch Heinrich Brüning) aktiv den Koalitionsbruch. Denn bereits im Dezember 1929 hatte Hindenburg Brüning mitgeteilt, dass er der Reichskanzler einer mehr konservativ ausgerichteten Regierung werden sollte. Angeblich hatte sich Brüning mit von Schleicher vorher auf die Wiedereinführung der Monarchie verständigt. Wichtige Vertreter der rechten Parteien wurden von dem bevorstehenden Ende der Koalition vertraulich in Kenntnis gesetzt. Die SPD schien ahnungslos und wurde ausgegrenzt. 7 7 Der Bruch der Großen Koalition erfolgte also im Zusammenspiel einflussreicher Vertreter autoritärer politischer wenn nicht monarchistischer Bestrebungen und wirtschaftlicher Interessen. Aus: Sturm, Reinhard: Kampf um die Republik Informationen zur politischen Bildung (Heft 261), Bonn 2011, S. 56. Man hatte Sturm zufolge bewusst und gewollt auf den Koalitionsbruch hingearbeitet, auch die Politiker an der Spitze der Weimarer Republik. Persen Verlag 9 2

5 2/2 Material 2.1 Die Ereignisse von 1928 bis zum 30. Januar 1933 (2) Der Rücktritt des Kabinetts Müller markiert das Ende der parlamentarischen Regierungsbildungen in der Weimarer Republik. Es gab nach Müllers Rücktritt keine Koalitionsverhandlungen mehr, Paul von Hindenburg ernannte umgehend Heinrich Brüning (Deutsche Zentrumspartei) zum Reichskanzler es war der Beginn der Präsidialkabinette oder auch der Hindenburgkabinette. Die Regierung war danach ausschließlich vom Reichspräsidenten abhängig. Es wurde auf der Basis von Artikel 48 mit den Notverordnungen regiert. Bei den Parteien lösten die Ereignisse einen deutlichen Rechtsruck aus. Die Einschätzungen zur Stabilität der Demokratie nach der Reichstagswahl von 1928 hatten sich als eine völlige Fehleinschätzung erwiesen. Die Regierung Müller mit der Großen Koalition war somit die letzte Regierung der Republik, die sich auf eine kalkulierbare Parlamentsmehrheit stützen konnte. März 1930: Heinrich Brüning wird Reichskanzler Am 30. März 1930 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg mit unsicherer Zustimmung des Reichstages Heinrich Brüning von der katholischen Zentrumspartei zum Reichskanzler. September 1930: Reichstagsneuwahl Bei der notwendigen Reichstagsneuwahl vom September 1932 steigerte sich die NSDAP von 2,6 auf 18,3 Prozent und wurde zweitstärkste Partei. Heinrich Brüning blieb Reichskanzler und verschärfte seine umstrittene Politik des Gesundsparens als Hungerkanzler, wie ihn der Volksmund spöttisch nannte. Das Verhältnis zwischen Paul von Hindenburg und Heinrich Brüning verschlechterte sich zunehmend. Februar 1932: Adolf Hitler wird deutscher Staatsbürger Im Februar 1932 wurde der Österreicher Adolf Hitler deutscher Staatsbürger und gleichzeitig zum Regierungsrat in Braunschweig ernannt. 10. April 1932: Wiederwahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten Initiativen für eine Verfassungsänderung zur Verlängerung von Paul von Hindenburgs Amtszeit scheiterten. Hindenburg wurde daraufhin mit Unterstützung des Zentrum und der SPD als Reichspräsident wiedergewählt. Die Unterstützung durch die SPD missfiel Hindenburg allerdings sehr. Er lastete dies Heinrich Brüning an, obwohl dieser sich engagiert für die Widerwahl Hindenburgs eingesetzt hatte. 13. April 1932: Verbot von SA und SS durch Notverordnung Aufgrund des Artikels 48 Abs. 2 der Reichsverfassung wurden am 13. April 1932 sämtliche militärähnlichen Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), insbesondere die Sturmabteilung (SA) und die Schutzstaffel (SS) mit allen dazugehörigen Stäben und sonstigen Einrichtungen für das Reichsgebiet aufgelöst. Paul von Hindenburg unterschrieb die Notverordnung, wenn auch nur widerwillig. Die Furcht vor einem braunen Staatsstreich wuchs. Das übte Druck auf Hindenburg und auf den Reichswehr- und Innenminister Wilhelm Groener aus. Denn rund eine Million Paramilitärs in SA und SS standen bereit, die Weimarer Republik zu bekämpfen. Das Verbot dieser Organisationen stieß wie zu erwarten auf Protest der rechtskonservativen Parteien und Verbände. Persen Verlag 10 3

6 2/3 Material 2.1 Die Ereignisse von 1928 bis zum 30. Januar 1933 (3) Die Reaktion von Hitlers monarchistischem Helfer Kronprinz Wilhelm, der älteste Sohn des Ex-Kaisers Wilhelm II., verfasste zum Verbot von SA und SS tags darauf (am 14. April 1932) eine Protestnote an Reichsinnenminister Wilhelm Groener. Darin der folgendewortlaut: Ich kann diesen Erlass nur als schweren Fehler bezeichnen. Es ist mir auch unverständlich, wie gerade Sie als Reichswehrminister das wunderbare Menschenmaterial, das in der SA und SS vereinigt ist und das dort eine wertvolle Erziehung genießt, zerschlagen helfen. Quelle: Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S Adolf Hitler hatte Kronprinz Wilhelm bis 1933 geschickt für die Verfolgung seiner Interessen benutzt. So hatte er Wilhelm schon 1926 versichert, sich für die Wiederherstellung der Monarchie und der Herrschaft des Hauses Hohenzollern einzusetzen. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 unterstützte Wilhelm die Kandidatur Hitlers, der jedoch gegen Hindenburg unterlag und be grüßte dessen spätere Kanzlerschaft. Dass Hitler intrigant war und mitnichten an die Wiedereinführung der Monarchie dachte, zeigt die weitere Entwicklung des NS-Regimes. Auf seinem Weg an die Macht wollte Hitler die monarchistischen Kreise für sich lediglich als Unterstützer gewinnen. Als 1936 ein Glückwunschtelegramm Wilhelms an Benito Mussolini öffentlich wurde, zeigte sich die NS-Führung über diese politische Einmischung zutiefst verstimmt. Infolge des ent stehenden Konflikts zog sich Wilhelm von den Nationalsozialisten zurück. 8 Mai 1932: Entlassung Heinrich Brünings Nachfolger wird Franz von Papen Am 30. Mai 1932 wurde Reichskanzler Heinrich Brüning von Reichpräsident Paul von Hindenburg entlassen. Hindenburgs Begründung an Brüning lautete: Ich musste Sie wegen meines Namens und meiner Ehre entlassen. Als Nachfolger von Brüning ernannte der Reichspräsident überraschend den weitgehend unbekannten Zentrumspolitiker Franz von Papen. Da sich die Zentrumsführung dieser Ernennung heftig widersetzte, trat von Papen kurzerhand aus der Partei aus. Der neue Kanzler wurde lediglich von der DVP und der DNVP unterstützt. Die Neuwahl des Reichstages war die Folge. Die Regierung hob das SA- und das SS-Verbot aus taktischen Gründen rechtzeitig vor der Reichstagswahl vom 31. Juli auf. Juli 1932: Reichstagsneuwahlen Adolf Hitler fordert das Kanzleramt Der Reichstagswahlkampf forderte mehr als 300 Tote. Die NSDAP konnte ihren Stimmanteil auf 37,3 Prozent mehr als verdoppeln. Aufgrund dieses Erfolges verweigerte Adolf Hitler die vor der Wahl mit Franz von Papen abgesprochene Zusammenarbeit und verlangte stattdessen die Kanzlerschaft für sich selbst. Da Reichspräsident Paul von Hindenburg dies ablehnte, war wieder eine Reichstagsneuwahl die Folge. Der Reichskanzler von Papen blieb aber im Amt und entwickelte ein Konzept zum Umbau des Staates, die der Struktur des Deutschen Kaiserreichs ähnlich war. Am Ende der Umgestaltung sollte wieder die Monarchie stehen. Doch der Druck der Öffentlichkeit (Initiativen von Professoren, Industriellen, Bankiers u. a.) auf Hindenburg nahm deutlich zu, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. 6. bis 17. November 1932: Reichstagswahl, Franz von Papen tritt zurück Die Reichstagswahl vom 6. November brachte dann für die NSDAP überraschenderweise erstmals seit 1928 Verluste von 4,2 Prozent. Trotzdem blieb die Lage für die Regierung von Papen aussichtslos, sie befand sich im Reichstag ohne ausreichende Unterstützung. Am 17. November trat Franz von Papen zurück. 8 Vgl. Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen: Das Haus Hohenzollern Langen Müller. München, Wien 2003, S. 281ff. Persen Verlag 11 4

7 2/4 Material 2.1 Die Ereignisse von 1928 bis zum 30. Januar 1933 (4) 1. Dezember 1932 Kurt von Schleicher wird Reichskanzler Am 23. November lehnte es Reichspräsident Paul von Hindenburg trotz des Drucks der Öffentlichkeit ab, Adolf Hitler als Kanzler zu bestimmen. Erst am 2. Dezember ernannte Hindenburg seinen Berater Kurt von Schleicher als Nachfolger Franz von Papens. Kurt von Schleicher entwickelte im Auftrag des Reichspräsidenten Pläne für einen Staatsnotstand und empfahl, eine befristete Militärdiktatur zu errichten. Doch Hindenburg stimmte diesen Putschplänen nicht zu. Als Hindenburg zudem eine erneute Reichstagsauflösung ablehnte, stand auch Reichskanzler Kurt von Schleicher vor dem Aus und musste zurücktreten. Von Anfang Dezember 1932 bis Ende Januar 1933 war er der letzte amtierende Reichskanzler der Weimarer Republik. In der Zwischenzeit hatte sich Franz von Papen beim Reichspräsidenten für eine Kanzlerschaft Adolf Hitlers eingesetzt. Er plante eine Mehrheitsregierung mit Hitler als Reichskanzler, Alfred Hugenberg als Minister und mit sich als Vizekanzler. Gerüchte über einen angeblich geplanten Militärputsch Kurt von Schleichers beschleunigten sein Handeln. 30. Januar 1933: Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler Nach langem, vorangegangenem Zögern ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler. Bereits am 1. Februar stimmte er ebenfalls der Auflösung des Reichstags zu. Damit war das Ende der Demokratie endgültig eingeläutet. Material 2.2 Furcht vor Hitler als Reichskanzler Kölnische Zeitung vom 25. November 1932 Berlin, 24. November 1932 (Telgr.) Das Wolff-Büro veröffentlicht folgende amtliche Verlautbarung: In seinem Schreiben vom 23. November 1932 hat Herr Adolf Hitler es abgelehnt, den ihm erteilten Auftrag der Feststellung einer parlamentarischen Mehrheit für eine von ihm zu bildende Regierung auszuführen und hat seinerseits vorgeschlagen, daß der Herr Reichspräsident ihn ohne Vorbehalte und ohne vorherige Feststellung einer Reichstagsmehrheit mit der Bildung einer Regierung betrauen und dieser die Präsidialvollmachten zur Verfügung stellen solle. Der Herr Reichspräsident hat diesen Vorschlag abgelehnt, da er glaubt, es vor dem deutschen Volk nicht vertreten zu können, dem Führer einer Partei, die immer erneut ihre Ausschließlichkeit betont hat, seine präsidialen Vollmachten zu geben, und er befürchten mußte, daß ein von Herrn Hitler geführtes Präsidialkabinett sich zwangsläufig zu einer Parteidiktatur mit all ihren Folgen für eine außerordentliche Verschärfung der Gegensätze im deutschen Volk entwicklen würde, die herbeigeführt zu haben der Herr Reichspräsident vor seinem Eid und seinem Gewissen nicht verantworten könnte. Quelle: Kölnische Zeitung vom 25. November 1932 (Morgenausgabe, Nr. 645). Abgedruckt in: Hofer, Walther: Der Nationalsozialismus. Dokumente Frankfurt/Main 1957, S. 25. Persen Verlag 12 5

8 2/5 Material 2.3 Adolf Hitler als Reichskanzler Am Abend des 30. Januar 1933, nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, zogen in Berlin mehr als SA- und SS-Mitglieder und Stahlhelm-Angehörige in einem stundenlangen Fackelzug durch das Brandenburger Tor und die Wilhelmstraße entlang, vorbei an Paul von Hindenburg und Adolf Hitler. Tausende Zuschauer säumten die Straßen, die Veranstaltung wurde live im Rundfunk übertragen. Hindenburg zeigte sich beeindruckt. Material 2.4 Neuwahlen 1933 der Marschall und der Gefreite Fackelzug am Brandenburger Tor zur Ernennung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 als Reichskanzler. Diese Szene wurde für einen NS-Propagandafilm nachgestellt. Adolf Hitler beabsichtigte nach seiner Ernennung zum Reichskanzler keineswegs, eine Koalitionsregierung zu bilden. Er wollte Neuwahlen und die alleinige Herrschaft. Am 1. Februar 1933 löste Reichspräsident Paul von Hindenburg den Reichstag auf. Die Neuwahlen erfolgten am 5. März Wahlplakat der NSDAP, 1933 Foto: Boston College by keijo.knutas Was der König eroberte, der Fürst formte, der Feldmarschall verteidigte, rettete und einigte der Soldat (1933), Historische Bildpostkarten Universität Osnabrück Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht, Persen Verlag 13 6

9 Lösungen 2 Der Tag der Machtergreifung: 30. Januar a Dies könnte eine Antwort sein: Zu viele der sogenannten Spitzenpolitiker agierten nicht offen und hatten insgeheim andere Ziele, als sie nach außen vorgaben. Allen voran betraf dies den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und seinen Berater Kurt von Schleicher. Nur widerwillig wurde Hermann Müller zum Reichskanzler ernannt, weil die Mehrheitsverhältnisse dies erforderten. Im Verborgenen betrieb man den Sturz der Regierung. Heinrich Brüning betrieb dieses Spiel bis zum Ende mit, auch wenn er selbst zum Opfer Hindenburgs wurde. Diese Vorgehensweise der Hinterzimmerpolitik war undemokratisch und führte in die Diktatur. 2 b Adolf Hitler wollte ohne Vorbehalte und ohne vorherige Feststellung einer Reichstagsmehrheit mit der Bildung einer Regierung betraut werden und von vornherein die Präsidialvollmachten des Reichspräsidenten zur Verfügung gestellt bekommen. Hindenburg lehnte ab, weil er es vor dem deutschen Volk nicht vertreten konnte, dem Führer einer Partei, die immer erneut ihre Ausschließlichkeit betonte, seine präsidialen Vollmachten zu geben. Er befürchtete, dass ein von Hitler geführtes Präsidialkabinett sich zwangsläufig zu einer Parteidiktatur mit negativen Folgen für das deutsche Volk entwickeln würde. Diese nachvollziehbare Begründung zählte am 30. Januar 1933 nicht mehr. Hindenburg hat Hitler zum Reichskanzler gemacht, die anschließenden Maßnahmen mitgetragen und als Notverordnungen in Kraft gesetzt. Hindenburg ließ sich zudem von der NSDAP für den Wahlkampf vereinnahmen. Paul von Hindenburg, Heinrich Brüning, Kurt von Schleicher und Franz von Papen haben Hitlers Weg an die Macht geebnet. Doch weshalb diese Wandlung Hindenburgs? Darüber diskutieren Historiker bis heute. Der Meinungswechsel ist vermutlich erklärbar durch Hindenburgs Berater, durch sein hohes Alter und durch die Unfähigkeit, die politische Situation zu durchschauen. 2 c Die Antwort ist sehr einfach, denn diese Fackelzüge waren in propagandistischer Absicht von der NSDAP organisiert worden. Der Eindruck in der Bevölkerung (durch Rundfunkübertragungen) und auch beim Reichspräsidenten war äußerst positiv. 2 d Das Wahlplakat signalisiert Einheit und vor allem einheitliche Ziele zwischen Reichspräsident und Reichskanzler. Aufgrund der Ereignisse vor dem 30. Januar 1933 und der erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Paul von Hindenburg und Adolf Hitler ist zu bezweifeln, dass es diese einheitlichen Ziele nach dem 30. Januar tatsächlich gab. Vermutlich war Hindenburg nicht zuletzt aufgrund seines Alters mit den sich abzeichnenden stabilen politischen Verhältnissen zufrieden, vermutlich ohne die Absichten der NSDAP zu durchschauen. Das Wahlplakat sollte unentschlossenen Wählern Orientierung und Sicherheit geben. Die Postkarte weist in eine ähnliche Richtung. Hindenburg und Hitler werden mit den Geschichtsgrößen Friedrich II. und Bismarck in eine Reihe gestellt. Danach sind Hindenburg und Hitler die Vollender des von Friedrich II. und Otto von Bismarck konzipierten deutschen Reiches. Die ehemaligen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. fehlen auf diesem Plakat. Quellenverzeichnis Abbildungen 1 Die NSDAP in der Weimarer Republik 2 Der Tag der Machtergreifung: 30. Januar 1933 Franz von Papen trifft Adolf Hitler, Foto: picture alliance / associated press Fackelzug SA am Brandenburger Tor, picture alliance / akg-images Wahlplakat der NSDAP, 1933, Source: Boston College by keijo.knutas, gemeinfrei Historische Bildpostkarten Universität Osnabrück Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht, uos.de 3 Der Weg zur Diktatur: die Sicherung der Macht in den Anfangsjahren Persen Verlag 7

10 Weitere Downloads, E-Books und Print-Titel des umfangreichen Persen-Verlagsprogramms finden Sie unter Hat Ihnen dieser Download gefallen? Dann geben Sie jetzt auf direkt bei dem Produkt Ihre Bewertung ab und teilen Sie anderen Kunden Ihre Erfahrungen mit Persen Verlag, Hamburg AAP Lehrerfachverlage GmbH Alle Rechte vorbehalten. Das Werk als Ganzes sowie in seinen Teilen unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Der Erwerber des Werks ist berechtigt, das Werk als Ganzes oder in seinen Teilen für den eigenen Gebrauch und den Einsatz im Unterricht zu nutzen. Die Nutzung ist nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen weiteren kommerziellen Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte oder für die Veröffentlichung im Internet oder in Intranets. Eine über den genannten Zweck hinausgehende Nutzung bedarf in jedem Fall der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Sind Internetadressen in diesem Werk angegeben, wurden diese vom Verlag sorgfältig geprüft. Da wir auf die externen Seiten weder inhaltliche noch gestalterische Einflussmöglichkeiten haben, können wir nicht garantieren, dass die Inhalte zu einem späteren Zeitpunkt noch dieselben sind wie zum Zeitpunkt der Drucklegung. Der Persen Verlag übernimmt deshalb keine Gewähr für die Aktualität und den Inhalt dieser Internetseiten oder solcher, die mit ihnen verlinkt sind, und schließt jegliche Haftung aus. Coverabbildung: Fackelzug / SA am Brandenburger Tor akg-images Satz: Satzpunkt Ursula Ewert GmbH, Bayreuth Bestellnr.: 20049DA2