Holz für Garn und Stricksachen

Transkript

1 Holz für Garn und Stricksachen Während auch heute noch Knöpfe und Stricknadeln aus Holz hergestellt werden, gehören Strickgabeln und Wickelhölzer schon zu den fast vergessenen Handarbeitsgeräten. Die Strickgabel ist schon seit dem Mittelalter bekannt und wurde zur Anfertigung schöner vierkantiger Schnüre verwendet. Die Gabeln wurden gedrechselt, mit schönen Schnitzmustern verziert oder in ganz einfacher Form aus einer Astgabel herausgearbeitet. Mit dem Wickelholz wurden Garnknäuel aufgedreht. Wenn das Garn gesponnen und nach Bedarf gefärbt war, lag es in großen Bündeln herum, die auf dem Ende des Wickelholzes zu feinen Knäueln aufgewickelt wurden. Sowohl Knöpfe als auch Stricknadeln können aus Holz gemacht werden, so wie es früher üblich war. 56

2 Stricknadeln Stricknadeln sind dünn und sollten am besten aus kräftigem und geschmeidigem Holz angefertigt werden, damit sie nicht so leicht brechen. Wacholder-, Spindelbaum- und Eibenholz sind gut für Stricknadeln geeignet. ein ganz gerader, trockener Ast ohne Zweigstellen (ca. 2 cm Durchmesser und ca. 35 cm Länge) ein kleines Beil oder ein altes Messer zum Spalten des Astes Ziehklinge Stellen Sie den Ast senkrecht auf, und setzen Sie die scharfe Kante des Beils oder des Messers mitten auf das obere Ende. Klopfen Sie mit einem Holzschlegel oder Hammer, wie auf dem Bild gezeigt. Hat der Ast keine Zweigstelle, läßt er sich ganz gerade spalten. Schnitzen Sie die zwei Asthälften möglichst rund und so dünn, wie Sie die Stricknadeln haben wollen. An dem einen Ende schnitzt man einen Kopf, damit die Maschen nicht herunterrutschen können, das andere Ende schnitzt man spitz. Es ist sehr schwierig, die Nadeln nur mit dem Schnitzmesser ganz rund und gleichmäßig zu formen. Deshalb sollte man zusätzlich mit einer Ziehklinge arbeiten (siehe Seite 31), mit der man sehr feine Späne vom Holz schaben kann. Schleifen Sie zum Schluß mit Sandpapier zuerst mit grobem, dann mit immer feinerem, und reiben Sie die Stricknadeln abschließend mit Öl ein. Holzknöpfe Auch für Knöpfe wird festes Holz benötigt. Geeignete Arten sind zum Beispiel Wacholder, Buchsbaum, Weißdorn, Goldregen, Kirsche und Eibe. ein Ast (2 4 cm Durchmesser, je nachdem wie groß der Knopf sein soll) Säge Bohrmaschine oder Handbohrer Entfernen Sie die Rinde, und sägen Sie den Ast in ca. 5 mm dicke Scheiben. Bohren Sie nun die Löcher. Spannen Sie dafür jeden Knopf in einen Schraubstock, und bohren Sie mit einem 5-mm-Bohrer eventuell mit einem kleineren, falls die Knöpfe klein sind. Runden Sie die Ränder etwas ab, und schleifen Sie mit Sandpapier zuerst mit grobem, dann mit immer feinerem. Anschließend werden die Knöpfe in Öl gelegt, getrocknet und mit einem Tuch poliert. 57

3 Strickgabel Zur Herstellung einer Strickgabel sind Wacholder, Eibe oder anderes biegsames Holz verwendbar. eine Astgabel (1 2 cm Durchmesser und ca. 20 cm Länge) Schälen Sie die Rinde vom Ast, entfernen Sie gegebenenfalls Unebenheiten, und runden Sie die Enden ab. Schleifen Sie mit Sandpapier, bis der Ast ganz glatt ist. Astgabeln sind fast immer V-förmig; weil die Strickgabel aber U-förmig sein soll, muß sie, wie auf Seite 39 erklärt, zurechtgebogen werden. Schleifen Sie zum Schluß mit Sandpapier, und reiben Sie die Gabel mit Öl ein. Mit einer Strickgabel und Wollgarn kann man schöne Schnüre stricken. 58

4 So wendet man die Strickgabel an Von einem Garnknäuel legen Sie zwei Maschen um die beiden Gabelenden. Führen Sie das Garn über die Maschen, und ziehen Sie diese mit den Fingern über das Garn, so daß zwei neue Maschen entstehen. Das Garn sollte dabei immer leicht angezogen werden, damit es gespannt bleibt. Fahren Sie auf diese Weise fort. So stricken Sie eine vierkantige und sehr schöne Schnur. Man kann die Schnur auch zweifarbig machen, indem man immer abwechselnd zwei Maschen mit verschieden gefärbtem Garn legt

5 Wenn Sie das Garn auf einem Wickelholz aufdrehen, läßt es sich aus der Mitte des Knäuels heraus besser abwickeln. Wickelholz Das Wickelholz ist ein Hilfsmittel, mit dem man Garn von großen Bündeln zu schönen Knäuel aufwickeln kann. Es läßt sich fast jede Holzart dafür verwenden. ein Ast (1,5 2 cm Durchmesser und ca. 20 cm Länge). Schnitzen Sie das Ende, auf das Sie das Garn wickeln werden, viereckig, das andere Ende schnitzen Sie rund. Das Wickelholz kann nun durch verschiedene Techniken verschönert werden, zum Beispiel indem man kleine Einkerbungen in die Kanten schneidet oder einen kleinen Hut am Ende des runden Teils schnitzt. Schleifen Sie das Wickelholz dann mit Sandpapier zuerst mit grobem, dann mit immer feinerem, und reiben Sie es abschließend mit Öl ein. So benutzt man das Wickelholz Schlingen Sie zunächst das Garn mehrmals um die Mitte des viereckigen Stückes. Wickeln Sie dann etwas Garn kreuz und quer darüber, drehen Sie das Holz um eine viertel Umdrehung, und wickeln Sie ein weiteres Kreuz. Fahren Sie in dieser Weise fort, bis das Knäuel groß genug ist, und schließen Sie ab, indem Sie einige Male um die Mitte des Garnknäuels herumwickeln. Ziehen Sie das Garnknäuel vom Holz, und wenn Sie es benutzen möchten, ziehen Sie an dem Garnende im Inneren des Knäuels. 60

6 Altmodische Wäscheklammern Im Museum bekommt man oft interessante Anregungen für historische Holzgegenstände, die man dann nacharbeiten kann. Die Wäscheklammern sind vielleicht nicht ganz so gut wie die, die wir heutzutage benutzen, doch sie sehen lustig aus und sind sehr dekorativ. gerade Äste (2 2,5 cm Durchmesser) eventuell Schabhobel oder Raspel kleine Säge eventuell Bohrmaschine Entfernen Sie die Rinde von den Ästen, und sägen Sie sie in Stücke von 9 10 cm Länge. Zeichnen Sie mit dem Bleistift eine 6 bis 7 cm lange, v-förmige Kerbe in Längsrichtung auf die Holzstücke. Spannen Sie ein Holzstück in einen Schraubstock oder eine Hobelbank, und sägen Sie vorsichtig an den gezeichneten Linien entlang. Verwenden Sie am besten eine kleine Säge, die leicht zu führen ist, denn es kann schwer sein, die Linien zu treffen. Runden Sie die Klammern an den Enden etwas ab, und machen Sie an der Spitze einen kleinen Kopf oder eine kleine Figur. Schleifen Sie dann gründlich mit Sandpapier zuerst mit grobem, dann mit immer feinerem, und reiben Sie die Klammern abschließend mit Öl ein. Den Spalt in der Klammer kann man auch machen, indem man ein 6 7 cm langes Loch in das Holzstück bohrt und dann an beiden Seiten des Lochs etwas nach unten sägt. Die beiden hinteren Klammern stammen aus dem Freilichtmuseum»Glud Museum«bei Horsens, die vorderen sind neuzeitliche Kopien. 61