Digitale Sat-Anlagen

Transkript

1 Hans-Joachim Geist Digitale Sat-Anlagen planen, montieren, ausrichten, nachrüsten Elektor-Verlag, Aachen

2 Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeines Funktionsweise des Satellitenempfangs Satellitensysteme für den Direktempfang in Europa Grundprinzip und Vorteile der digitalen Übertragung Internet über Satellitenempfang Was ist günstiger? Kabelanschluss oder Satellit? Planung Auswahl des Montageortes und Peilung des Satelliten Was wird für den digitalen Direktempfang benötigt? LNBs und Schüsseln für den digitalen Satellitenempfang Digitale Receiver und DVB-S-PC-Karten ASTRA Digital Radio (ADR) Single- und Twin-Anlagen Multifeed-Anlagen Mehrteilnehmer-Anlagen Mehrteilnehmer-Anlage für den digitalen Empfang von zwei Satelliten-Systemen Einkabellösung zum Nachrüsten in vorhandenen Mehrteilnehmeranlagen Digitale Sat-Anlagen, kombiniert mit terrestrischem Empfang Digitale Sat-Anlagen, kombiniert mit analogem Sat-Empfang Das Antennenkabel Windlast und mechanische Sicherheit der Antenne Dämpfungsberechnungen Der Antennenverstärker Antennenerdung Überspannungsschutz für Sat-Anlagen Rechtliche Fragen

3 Inhaltsverzeichnis 3. Installation Montage der Sat-Antenne am vorhandenen Antennenstandrohr Montage der Sat-Antenne mit Antennenstandrohr Montage der Sat-Antenne an der Wand Montage der Sat-Antenne am Balkon Montage der Sat-Antenne auf dem Boden Verlegen der Antennenleitung auf Putz Verlegen der Antennenleitung unter Putz Verlegen der Antennenleitung im Erdreich Montage der Antennensteckdose Anschluss der Geräte Drahtlose Verbindungen zum Sat-Receiver Inbetriebnahme Antennen-Ausrichtung Receiverprogrammierung Selbsthilfe, Tipps und Ratschläge Fehlersuche Anhang (Der Anhang kann im Internet unter heruntergeladen werden.) 4

4 3.1 Montage der Sat-Antenne am vorhandenen Antennenstandrohr 3. Installation 3.1 Montage der Sat-Antenne am vorhandenen Antennenstandrohr Für die Montage einer Sat-Antenne am vorhandenen Antennenmast ist kein Befestigungszubehör nötig. Eine geeignete Masthalterung gehört standardmäßig zum Lieferumfang einer Offset-Antenne. Bevor die Einzelelemente der Sat-Antenne zusammengebaut werden, ist bei Steildächern zu prüfen, ob die Montage der Antenne vom Dachinneren aus durchgeführt werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass der Dachsparrenabstand größer ist als der Sat-Antennendurchmesser. Die Sat-Antenne mit 60 cm Durchmesser kann fast immer zwischen den Dachlatten hindurch nach außen befördert werden. Wenn die Antenne von innen montiert werden kann, sollten zuerst, direkt neben dem Antennenstandrohr, einige Dachziegel abgenommen werden, so dass der untere Bereich des Antennenmastes von innen aus gut erreichbar ist. Anschließend wird die Masthalterung am Offsetreflektor befestigt (Bild 3.1) und die Antenne unter Verwendung eines Gabel- oder Ringschlüssels am Antennenmast angeschraubt. Die Masthalterung sollte vorerst nur so angezogen werden, dass die Antenne für die Ausrichtung noch vertikal und horizontal bewegt werden kann. Erst nach der Ausrichtung wird die Antennenhalterung so fest angezogen, dass das Bewegen der Antenne nicht mehr möglich ist. Anschließend können Sie den LNB am LNB- Arm befestigen. Die fertige Kombination (LNB-Arm mit LNB) wird außen am Offset-Reflektor angeschraubt. Wegen der Windlast ist die Sat-Antenne so nah wie möglich an der Dachoberfläche zu montieren. Bei einem größeren Schüsseldurchmesser kann es sein, dass der Offset-Reflektor nicht durch die Dachsparren oder Dachlatten Bild

5 3. Installation Bild 3.2. passt. Eine Antenne mit größerem Reflektor-Durchmesser kann aber auch von innen montiert werden, wenn Sie die Antenne, an ein Seil befestigt, auf das Dach ziehen (Bild 3.2). Kann die Sat-Antenne nur von außen montiert werden, ist auf die Absturzgefahr zu achten. Bei den üblichen Dachneigungen, die zwischen 30 und 40 liegen, darf auf dem Dach nur mit Sicherheitsgurt gearbeitet werden. Ein Dach gilt erst dann als begehbar, wenn die Dachneigung flacher ist als 15. Bevor man mit der Arbeit auf dem Dach beginnt, sollte die Offset-Antenne fertig zusammengebaut sein. Um eine mechanische Beschädigung des Antennenkabels und undichte Stellen an der Kabeleinführung zu vermeiden, ist das Antennenkabel stets zwischen dem regensicheren Abdeckkragen und der Mastdurchgangshaube nach innen zu führen. Ein vorhandenes Antennenkabel, das vom Dachgeschoss zum TV-Gerät führt, kann man meist auch für den digitalen Sat-Empfang verwenden. Der terrestrische Empfang bleibt weiterhin verfügbar, wenn für die Zusammenführung der Sat- und terrestrischen Signale eine Einschleusweiche zum Einsatz kommt (Bild 3.3). 3.2 Montage der Sat-Antenne mit Antennenstandrohr Der Standort einer Sat-Antenne auf dem Dach ist zu bestimmen nach: freier Sicht zum Satelliten Reflektionsfreiheit 108

6 3.2 Montage der Sat-Antenne mit Antennenstandrohr Bild 3.3. ausreichendem Abstand von Störquellen ausreichendem Abstand von Niederspannungs-Freileitungen sicherer Montagemöglichkeit leichtem Zugang Die Befestigung einer Antenne oder eines Antennenstandrohrs an einem Schornstein ist grundsätzlich nicht zulässig (Bild 3.4). Die Begehbarkeit der Zugänge von Schornsteinen und die Kehrarbeiten der Schornsteinfeger dürfen durch Antennen nicht behindert oder erschwert werden. 109

7 3. Installation Bild 3.4. Für die Befestigung des Antennenstandrohres müssen tragende Konstruktionen ausgewählt werden. Nach Möglichkeit sollten Sie einen Standort auswählen, bei dem das Standrohr und die Antenne von innen aus montiert werden können. Ein möglichst kurzes Standrohr hilft Geld zu sparen und ist einfacher zu montieren. Üblich ist eine Standrohrlänge von 2 oder 3 m, mit einer Mindestwandstärke von 2 mm. Grundsätzlich gilt, dass ein Antennenstandrohr mit einer Verzinkung gegen Korrosion geschützt sein sollte. Muffen mit Gewinde dürfen als Rohrverbindungen nicht eingesetzt werden, weil das Gewinde eine Schwachstelle ist, an der das Standrohr bei hoher Windlast brechen könnte. Bild 3.5 zeigt die Befestigung eines Antennenstandrohres mit dem erforderlichen Zubehör. 1) Standrohrfuß zur Befestigung von Rohren von 30 bis 60 mm Durchmesser 2) Mastbefestigungsschelle mit Sechskantholzschrauben 8 50 mm 3) Neopren- oder PVC-Abdeckmanschette für regensichere Abdichtung 4) Standrohrkappe für den regensicheren Abschluss des Standrohres 5) Blei-Dachziegeldurchführung universell einsetzbar Der Standrohrfuß muss ebenso wie die Mastbefestigungsschelle mit mindestens zwei Sechskantholzschrauben, die einen Mindestdurchmesser von 8 mm aufweisen, angeschraubt werden. Für die Befestigung des Standrohrfußes auf Betonboden eignen sich alternativ zum Beispiel Stahldübel (14/60 mm) mit Sechskantschrauben (M 8 60). 110

8 3.2 Montage der Sat-Antenne mit Antennenstandrohr Bild 3.5. Die Mastbefestigungsschelle ist entsprechend dem Mast-Rohrdurchmesser auszuwählen und mit mindestens zwei Sechskantschrauben (8 mm Durchmesser) zu befestigen. Der Neopren-Abdeckkragen muss exakt an den dafür vorgesehenen Schnittstellen (Bild 3.6), dem Standrohrdurchmesser entsprechend, abgeschnitten werden, so dass die Regensicherheit gewährleistet ist. Alternativ zu dem Abdeckkragen kann man zum Beispiel ein selbstverschweißendes Abdichtband aus Prewanol verwenden, mit dem Sie die Standrohrdurchführung und das Standrohr regensicher umwickeln können. 111

9 3. Installation Bild 3.7. Bild 3.6. Am universellsten einsetzbar ist eine Antennenstandrohrdurchführung aus Blei, die sehr leicht verformt werden kann und sich somit an jeden Dachziegeltyp problemlos anpassen lässt (Bild 3.7). Für besseres Aussehen sorgt eine Standrohrdurchführung, die der vorhandenen Dachziegelart entspricht. Jeder Hersteller von Dachziegeln hat Durchführungsziegel im Programm, die genau zu dem vorhandenen Dachziegeltypen passen. Einige Beispiele enthalten die Bilder 3.8 und 3.9. Eine Befestigung des Standrohres, wie in Bild 3.10 dargestellt, bringt den Vorteil, dass bereits ein relativ kurzes Standrohr ausreicht und dass durch das Standrohr der begehbare Bereich des Bild 3.8. Bild

10 3.2 Montage der Sat-Antenne mit Antennenstandrohr Dachbodens frei bleibt. An Stelle des Standrohrfußes ist eine zweite Mastrohrschelle zu verwenden, die Sie mit mindestens zwei 8- mm-sechskantschrauben anschrauben sollten. Zwischen den Dachlatten einer Biberschwanzdeckung sind Abstände von nur 14 bis 16 cm üblich, was bedeutet, dass für die Bild Bild

11 3. Installation Bild Bild Montage des Standrohres mindestens zwei Dachlatten ausgesägt werden müssen. In Bild 3.11 ist der fachgerechte Ausschnitt einer Dachlatte zu sehen. Diese Art des Absägens bringt den Vorteil, dass die herausgenommenen Dachlatten nur aufeinander gelegt werden und nach der Eindeckung durch das Gewicht der Dachziegel ein ausreichender Halt gegeben ist. Ein Zusammenschrauben der Dachlatten ist somit nicht erforderlich. Zu beachten ist, dass die untere Reihe der Biberschwanzziegel an der aufgedeckten Stelle des Daches nur lose auf der Dachlatte aufliegt, was bedeutet, dass sich der Ziegel bei einer unvorsichtigen Berührung sehr leicht löst und nach unten fallen kann. Das ist vor allem dann gefährlich, wenn unterhalb des Daches eine Straße oder ein Gehweg vorbeiführt. Der Abstand zwischen den Dachlatten auf Dächern, die mit Pfannenziegel gedeckt sind, ist mit ca. 30 cm wesentlich größer, so dass meist die Montage der Sat-Antenne ohne ein Ausschneiden der Dachlatten möglich ist. Für die Antennenmontage reicht es im Regelfall aus, wenn Sie zwei oder drei Reihen der Dachziegel auf eine Länge von etwa 1 m abdecken. In ländlichen Gebieten mit aufgelockerter Bauweise sind Niederspannungs-Freileitungsnetze für die Stromversorgung immer noch vorhanden. Doch die meisten Freileitungsnetze müssen auf Grund ihres Alters erneuert werden. Viele Energie-Versorgungs-Unternehmen nützen diese Gelegenheit und stellen bei der Erneuerung des Niederspannungsnetzes auf Erdverkabelung um. Nach der Demontage der Freileitung können Sie den sehr stabil angebrachten Freileitungsdachständer kostenlos als Antennenstandrohr verwenden. Die Energie-Versorgungs- Unternehmen überlassen Ihnen den Dachständer meist gerne und ersparen sich den Zeitaufwand für die Demontage, den Abtransport sowie die Entsorgung des 114

12 3.3 Montage der Sat-Antenne an der Wand Dachständers. EVU-Dachständer bestehen aus feuerverzinkten Stahlrohren mit einem Durchmesser von 75 bis 100 mm. Für die Montage der Sat-Antenne an einem Dachständer ist es wichtig, dass die Masthalterung der Sat-Antenne einen dem Durchmesser des Dachständers entsprechend großen Klemmbereich besitzt. Optisch sieht das Ganze besser aus, wenn der Dachständer abgesägt wird, so dass er die Sat-Antenne nur um wenige Zentimeter überragt (Bild 3.12 und Bild 3.13). Der Dachständereinführungskopf kann als regensichere Abdeckung auch bei dem gekürzten Dachständer wieder verwendet werden. Das Antennenkabel sollte, wie zuvor die Freileitung, am Dachständereinfüh-rungskopf eingeführt werden. Bei den üblichen Antennenstandrohren ist eine Kabeleinführung zwischen dem Abdeckkragen und dem Durchführungsziegel zu bevorzugen (Bild 3.14). Bild Montage der Sat-Antenne an der Wand Für die Auswahl eines geeigneten Wandhalters ist der Sat-Schüsseldurchmesser von Bedeutung. Die Windlastbeanspruchung für einen Wandhalter, die von einer 35-cm-Schüssel verursacht wird, ist bei weitem nicht so groß wie die Beanspruchung, die von einer 85-cm-Schüssel ausgeht. Für die Wandmontage einer kleinen Sat- Antenne ist oft schon ein Wandhalter aus feuerverzinktem Stahl, der nur wenige Euro kostet, ausreichend (Bild 3.15). Für Antennen mit größerem Durchmesser sollte eine Wandhalterung verwendet werden, die dementsprechend belastbarer ist. Wandhalter, die aus einem abgewinkelten Rohr mit einer daran angeschweißten Wandplatte bestehen, sind mit einem Wandabstand von 30 bis 55 cm im Handel erhältlich (Bild 3.16 und 3.17). Der Wandabstand 115