Ein Streifzug durch die Fenstertechnik!

Transkript

1 Bestandteile eines Fensters: Blendrahmen: Äußerer, mit dem Mauerwerk festverbundener Teil eines Fensterrahmens, an dem ein oder mehrere Flügelrahmen beweglich angebracht sind. Synonym auch Zarge genannt. Flügel: Teil des Fensterrahmens, in dem die Glasscheibe eingesetzt wird. Der Flügel ist beweglich mit dem Blendrahmen verbunden und dient zum Öffnen und Schließen des Fensters. Glashalteleiste: Halteprofil für die Glasscheibe. Die Glashalteleiste ist Bestandteil des Flügels und kann bei Glasschäden entfernt werden, um das Glas zu ersetzen. Stahlarmierung: Verstärkung (Aussteifung) von Blendrahmen und Flügel durch verzinkte Stahlprofile. Durch die am fertigen Fenster nicht sichtbare Armierung wird die Stabililtät des Fensters gewährleistet. Durch den Einsatz moderner Rahmenwerkstoffe wie RAU-FIPRO wird die Stahlarmierung in vielen Fällen überflüssig. Isolierglasscheibe Glasdichtung Glashalteleiste Flügel Blendrahmen Stahlarmierung Glasdichtung: Dient zur äußeren Abdichtung der Glaseinbindung. Isolierglasscheibe: Fertige Verglasungseinheit, bestehend aus zwei oder mehreren gleich oder verschiedenartigen Glasscheiben, die jeweils durch einen gasgefüllten Zwischenraum voneinander getrennt sind.

2 Verschiedene Dichtungssysteme: Für die Gewährleistung der Schlagregen- und Luftdichtheit ist vor allem die Lage und Anordnung der Dichtungen von Bedeutung. Prinzipiell gibt es für Fenster zwei Arten der Abdichtung: Die Anschlag- und die Mitteldichtung! Anschlagdichtung: Speziell bei Kunststofffenstern spielt die Anschlagdichtung die führende Rolle: Die Abdichtung erfolgt bei diesem System durch eine außen- und eine innenliegende, dauerelastische Dichtung. Dringt möglicherweise Wasser durch die äußere Dichtung ein, so wird es durch Entwässerungsöffnungen nach außen abgeleitet. Das Ablaufen des Wassers wird dabei durch einen Schräg- oder Halbschrägfalz unterstützt. Mitteldichtung: Die früher zur Verfügung stehenden Dichtungsqualitäten hatten noch nicht das Qualitätsniveau von heute, so dass durch Witterungseinflüsse an der Fensteraußenseite Funktionsbeeinträchtigungen auftraten. Dieses Problem löste man dadurch, dass man die Dichtung den schädlichen Witterungseinflüssen entzog und sie von der Außenseite weg in den Mittelfalzbereich legte. Anschlagdichtung Tests auf dem Prüstand führten zu dem Ergebnis, dass beide Dichtungssysteme keine wesentlichen qualitativen Unterschiede aufweisen. Sowohl Anschlagdichtung als auch Mitteldichtung führen zu einer Schlagregen- und Luftdichtheit, welche auch höchsten Beanspruchungen genügt. Um die Wärmedämmung eines Fensterprofiles zu optimieren, empfiehlt sich der Einsatz einer Mitteldichtung, da in diesem Fall auch der Zwischenraum zwischen Blendrahmen und Flügel thermisch getrennt wird. Des Weiteren kann zur Erhöhung der Luftdichtheit eine weitere Dichtungsebene eingesetzt werden. Entwässerung: Die Entwässerung des Blendrahmens ist notwendig, damit möglicherweise über die äußere Dichtung eingedrungenes Wasser ablaufen kann. Dadurch wird verhindert, dass das Wasser in das Rauminnere eindringt. Mitteldichtung

3 Kammerausbildung: Charakteristisch für die Raumform oder auch Geometrie eines Fensterprofiles ist primär die Anzahl und Ausbildung der Kammern im Profilkörper. Die ursprünglich eingesetzten Einkammerprofile mit ihrem großen, von Außenwand zu Außenwand reichenden Hohlraum waren von ihrer Natur her eher ein mit Kunststoff ummanteltes Stahlprofil. Aufgrund ihrer schlechten Wärmedämmung durch die fehlenden Vorkammern werden diese nicht mehr angeboten. Mehrkammerprofile besitzen eine Hauptkammer zur Aufnahme der Stahlarmierung. Hintereinanderliegende Vorkammern bilden in sich geschlossene Lufträume und bewirken somit eine erhebliche Verbesserung der Wärmedämmung des Fensterprofiles. Bei modernen Profilsystemen wie REHAU GENEO wird die Hauptkammer zur Funktionskammer, welche durch entsprechende Einschieblinge unter anderem auch zur Optimierung der Wärmedämmung genutzt wird. Einkammerprofil Dreikammerprofil Vierkammerprofil Fünfkammerprofil Sechskammerprofil Wärmedämmung

4 Profilgeometrie: Im Gegensatz zu Anzahl und Ausbildung der Kammern, welche bei einem fertigen Fensterrahmen nicht erkennbar sind, ist die äußere Bündigkeit ein sichtbares Merkmal der Gestaltung eines Fensterprofiles aus PVC. Vom klassisch flächenversetzten bis zum halbflächenversetzten Flügelprofil stehen alle Möglichkeiten offen, den Augen Ihres Hauses eine individuelle Note zu geben: Flächenversetzt: Die flächenversetzte Anordnung des Flügels kennzeichnet den klassischen Fenstertyp mit den Profilproportionen herkömmlicher Holzfenster. Daher ist ein Einsatzschwerpunkt des flächenversetzten Flügels auch die Altbausanierung. In Abhängigkeit vom Fensterprofilsystem kann der flächenversetzte Flügel mit verschiedenen Profilkonturen versehen werden. Wahlweise kann mit einem zusätzlichen Wetterschenkel die Gestaltung variiert werden. Halbflächenversetzt: Der halbflächenversetzte Flügel weist einen geringeren Rücksprung zum Blendrahmen auf und kann in Abhängigkeit vom Fensterprofilsystem sowohl abgeschrägt als auch abgerundet sein. Der abgerundete halbflächenversetzte Flügel in Verbindung mit einem abgerundeten Blendrahmen!

5 Farben und Dekore: Mit Fenstern aus REHAU Profilen werden Ihre individuellen Farbwünsche durch ein umfassendes Farb- und Dekorspektrum realisierbar. Vom klassisch eleganten Weiß über moderne, kreative Uni-Farben bis hin zum rustikalen Holzdekor bleibt kein Wunsch offen. Nachfolgend sollen die wichtigsten Verfahren zur Oberflächenveredelung vorgestellt werden. Die Folienkaschierung: Bei der Folienkaschierung wird das PVC-Profil in einem speziellen Verfahren mit einer Dekorfolie versehen. Neben Gelb-, Rot-, Grün- und Blautönen stehen auch naturgerechte Holzdekore, z.b. in Mahagoni, Eiche oder Golden Oak zur Verfügung. Durch die zusätzlich aufgebrachte feine Narbung der Folie werden Holzoberflächen in ihrer Struktur täuschend echt imitiert. Die eingesetzte Mehrschichtfolie besteht aus einer (farbgebenden) Basisfolie aus Weich-PVC mit einer Schutzschicht aus Polyacrylat und wird mit einem umweltfreundlichen, lösungsmittelfreien Schmelzkleber dauerhaft mit dem Profil verbunden. Schutzschicht Basisfolie Die Vorteile dieses Verfahrens, wie z.b. hohe Kratzfestigkeit, keine Einschränkung in der Eckbruchfestigkeit, sehr gute Standfestigkeit gegen Bewitterungseinflüsse und die Möglichkeit, beidseitig, d.h. außen und innen kaschieren zu können, haben diesem Verfahren zu seiner heutigen herausragenden Stellung am Markt verholfen. Das Lackieren: Mit dem Lackiersystem REHAU Acryl II lassen sich Fenster in fast allen RAL- Farben sowie in ausgewählten NCS-Farben gestalten. Verwendet wird ein in der Praxis bewährter Zwei-Komponenten-Lack auf Basis Polyacrylat. Bezüglich der Oberfläche unterscheidet sich das Lackieren von der Folienkaschierung dadurch, dass mit diesem Verfahren glatte Oberflächen möglich sind. Als Vorteile lassen sich herausstellen: sehr gute Bewitterungsstabilität, keine Einschränkung der Eckbruchfestigkeit, vielfältige farbliche Gestaltungsmöglichkeiten außen- und innenseitig. Die Aluminiumvorsatzschale: Die Aluminiumvorsatzschale wird auf der Außenseite dauerhaft mit einem Fenster aus PVC verbunden. Die Vorsatzschalen können eloxiert und in fast allen RAL- Farben pulverbeschichtet werden. Somit werden die bekannten Vorteile eines Fensters aus PVC wie beispielsweise die sehr gute Wärmedämmung mit der optischen Vielfalt von Aluminiumprofilen kombiniert. Die Aluminiumvorsatzschale stellt des Weiteren eine kostengünstige Alternative zu einem Aluminiumfenster dar. Also wichtig in den Fällen, in denen auf das optische Erscheinungsbild eines Aluminiumfensters Wert gelegt wird, z.b. in Aluminiumfassaden. Bezüglich der beschriebenen Verfahren zur Oberflächenveredelung von Fensterprofilen aus PVC liegen langjährige Praxiserfahrungen vor. Die mit den früher üblichen Methoden zur Farbgebung einhergehenden negativen Erscheinungen wie beispielsweise das bekannte Ausbleichen oder Verfärben der Profile sind nicht mehr aufgetreten und auch nicht mehr zu erwarten.

6 Übrigens: Oberflächenveredelte Profile sind analog den weißen Profilen auch in die Gütesicherung nach RAL einbezogen und somit auch den vielfältigsten Prüfungen unterworfen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass oberflächenveredelte Fensterprofile heute vom Stand der Technik her analog den Weißen zu sehen sind, worin sich auch der bereits heute schon sehr hohe und noch steigende Marktanteil widerspiegelt.

7 Sprossen: Fenstersprossen sind wohl die auffälligsten Stilmerkmale eines Hauses. Fenstersprossen unterteilen Ihre Fenster auf reizvolle Weise und führen somit zu einer individuellen Note. In früheren Zeiten war die Unterteilung der Glasscheibe durch Sprossen dagegen technisch unabdingbar. Die Verfahren zur Glasherstellung erlaubten anfangs nur das Anfertigen von sehr kleinen Scheiben. Daraus entstand die Unterteilung der Fenster durch Sprossen. Obwohl heutzutage das Herstellen von großformatigen Scheiben keine Probleme mehr darstellt, wird immer noch gerne auf das Stilelement "Sprosse" zurückgegriffen. Moderne Fenstersysteme bieten vielfältige technische Lösungen für stilgerechte Fensterelemente: Sprossen im Scheibenzwischenraum, aufgesetzte Sprossen oder echte glasteilende Sprossen schaffen Gestaltungsspielraum bei der Sanierung historischer Fenster oder auch bei der individuellen Planung eines neuen Gebäudes. Sprossen im Scheibenzwischenraum: Bei dieser Variante bleibt die durchgehende Isolierglasscheibe erhalten, so dass sich die Scheiben auch weiterhin leicht reinigen lassen. Die Sprossen sind im Scheibenzwischenraum untergebracht und haben keine direkten Kontakt zu den Glasoberflächen. Dadurch wird zum Einen die Gefahr des Glasbruches durch die konkave Bewegung der Scheibe vermieden, zum Anderen wird die Körperschallübertragung ausgeschlossen und somit die Schalldämmung nicht vermindert. Aufgesetzte Sprossen: Auch bei den aufgesetzten Sprossen bleibt die durchgehende Scheibe erhalten. Die Sprossen werden auf die Scheibenoberfläche fest aufgebracht. Wird des Weiteren im Scheibenzwischenraum ein Abstandshalter eingesetzt, natürlich ohne Kontakt zur Glasoberfläche, so vermittelt dieses Sprossensystem mit Namen "Wiener Sprosse" den optischen Eindruck eines konventionell gefertigten Fensters mit echten, glasteilenden Sprossen. Glasteilende Sprossen: Glasteilende Sprossen werden auch als "echte Sprossen" bezeichnet, da nur in diesem Fall eine Unterteilung der Isolierglasscheibe erfolgt. Diese Variante gilt jedoch als schalltechnisch kritisch aufgrund der Gefahr, dass durch Undichtigkeiten an den Sprossenkreuzen deutliche Schallübertragungen stattfinden. In Verbindung mit extremen Anforderungen an den Schallschutz ist der Einsatz von glasteilenden Sprossen daher nicht möglich. Für alle Sprossenkonstruktionen gilt, dass im Bereich der Sprossen zusätzliche Wärmeströme auftreten, die sich negativ auf die Wärmedämmung des Fensters auswirken. Dieser Verlust ist daher in Abhängigkeit von der eingesetzten Sprosse durch eine hochwertigere Verglasung auszugleichen.

8 Ein Streifzug durch die Fenstertechnik! Fensterform: Neben der Farbe des Fensters und der Unterteilung durch Sprossen prägt natürlich auch die Fensterform das Gesamtbild eines Hauses. Aufgrund der unproblematischen Verformbarkeit des thermoplastischen Werkstoffes PVC sind moderne Kunststofffenster besonders anpassungsfähig. Thermoplastische Werkstoffe sind bei Erwärmung (ver-)formbar, daher können z.b. Fensterprofile aus PVC gebogen werden. Dies führt zu den bekannten Rundbogen-, Stichbogen- und auch Korbbogenfenstern. Möglich sind des Weiteren auch z.b. Schräg-, Dreiecks- oder Trapezfenster. Durch die ausgezeichnete Schweißeignung und -festigkeit des Werkstoffes PVC ist auch bei solchen Sonderelementen die notwendige Festigkeit im Eckbereich der Flügel und Blendrahmen gegeben. Rundbogenfenster Korbbogenfenster Dreiecksfenster

9 Öffnungsarten: Je nach Einsatzzweck werden Fenster in unterschiedlichen Öffnungs- bzw. Flügelarten angeboten. Neben technischen Kriterien wie beispielsweise Größe und Gewicht der Flügel sollten vor allem auch visuelle Aspekte bei der Wahl der Öffnungsart eines Fensters berücksichtigt werden. Ob Alt- oder Neubau, für ein stimmiges Erscheinungsbild der Hausfassade ist das Anpassen des Fensters an die Gebäudearchitektur von großer Bedeutung. Drehkippfenster: Das Drehkippfenster ist eine Kombination von Dreh- und Kippfenster und die zur Zeit in Deutschland wohl am häufigsten gewählte Öffnungsart. Mit der bekannten Einhandbedienung lässt sich das Fenster zuerst in Drehstellung öffnen und dann in Kippstellung. In der Drehstellung kann das Fenster leicht gereinigt werden, in der Kippstellung entweicht die verbrauchte Luft durch den oberen Öffnungsbereich, während seitlich frische Luft von außen nachströmt. Stulpfenster: Eine Variante der zweiflügeligen Ausführung ist das sogenannte Stulpfenster. Hier werden zwei Flügel innerhalb eines Blendrahmens ohne trennenden Mittelpfosten aufeinanderschlagend angeordnet. Der Vorteil dieser Konstruktion besteht darin, dass bei Öffnung beider Flügel die gesamte Fensterbreite ohne störenden Mittelpfosten freigegeben wird. Balkontür: Bei der Balkon- oder Terassentür handelt es sich, im Gegensatz zur Haustür, um ein im Grunde vergrößertes Dreh- oder Drehkippfenster, welches zum Balkon oder zur Terrasse führt. Haustür: Zur Herstellung einer Kunststoff-Haustür, eines relativ schweren Elementes, werden spezielle Flügelprofile benötigt. Aufgrund der mechanische Belastung einer Haustür durch die höhere Öffnungsfrequenz und die Art des Schließens werden die Stahlarmierungen der Flügelprofile an den Ecken über verschweißbare Eckverbinder miteinander verbunden. Schwingfenster: Das Schwingfenster, ein großflächiges, nicht durch Pfosten oder Kämpfer unterbrochenes Fensterelement und in früheren Jahren eine gängige Öffnungsart, findet heute im Wohnungsbau kaum noch Verwendung. Der Nachteil dieser Öffnungsmöglichkeit besteht darin, dass beim Lüften der Flügel sehr weit in das Rauminnere hineinschlägt. Schiebetüren: Konstruktionen, welche großflächige und dennoch platzsparende Öffnungen ermöglichen, sind die Parallel-Schiebe-Kipptüren und die Hebeschiebetüren. Während letztere für größere Öffnungsbreiten ausgelegt sind und deswegen auch spezielle, stabilere Profile benötigen, können die für kleinere Öffnungen vorgesehenen Parallel-Schiebe-Kipptüren aus normalen Fensterprofilen gefertigt werden.