Ricardo Rassler Erfahrungsbericht ERASMUS in Barcelona. Vormerkung

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1 Vormerkung Warum Barcelona? Der Ruf eilt Barcelona sicherlich voraus, doch macht die Stadt diesem alle Ehre. Die an der nördlichen Westküste Spaniens gelegene Hauptstadt Kataloniens ist die zweitgrößte Stadt Spaniens und beherbergt eine Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, Landschaftsbildern, Menschen und kulinarischen Köstlichkeiten wie sie wohl nur wenige Städte in Europa vorzuweisen haben. Hinzu kommt das mediterrane Klima das bis in den tiefen Winter seine Spuren hinterlässt und stets dazu ermutigt, eine neue Fassade der Stadt zu erkunden und zu genießen. Uni Nun soll ein Erasmusaufenthalt sicherlich auch durch studienrelevante Inhalte geprägt sein. Die Universitat de Barcelona ist eine der vier öffentlichen Universitäten in Barcelona, wobei die Fakultäten über die ganze Stadt verteilt sind. Die juristische Fakultät, an welcher ich Gaststudent sein durfte, befindet sich im nordwestlichen Stadtteil Barcelonas direkt an der Diagonal, einer der diversen Hauptverkehrsadern der Stadt. Der Campus der juristischen Fakultät gliedert sich in drei Gebäude und eine Cafeteria. Diese Aufteilung kann anfangs zwar irritierend sein, doch wird man an den zahlreichen Informationsständen sowie von den heimischen Studenten stets hilfsbereit empfangen. Die Cafeteria ist sehr belebt und bietet zu jeder Tageszeit eine passende Stärkung. Sie hat wenig mit den uns bekannten zweckorientierten Mensen gemeinsam und dient in erster Linie als Treffpunkt und lädt zum Verweilen ein. Anmeldung Der Aufenthalt der ausländischen Studenten wird von einem individuellen Büro, Oficina de Relaciones Internacionales, organisiert und betreut. Nach der Ankunft in Barcelona lässt man sich dort immatrikulieren und stellt seine Kurs für das jeweilige Semester zusammen. Auch alle restlichen Formalitäten hinsichtlich des Erasmusprogramms werden in der Oficina de Relaciones Internacionales geregelt.

2 Grundsätzlich wird man hier freundlich empfangen und man bekommt Unterstützung bei der Orientierung in der neuen Umgebung. Allerdings darf man hier nicht das gewohnte deutsche Arbeitstempo erwarten. Banalitäten wie die Immatrikulation oder die Ausstellung des Studentenausweises können sich über mehrere Monate hinziehen. Bei Fragen ist es empfehlenswert die Öffnungszeiten zu beherzigen und ein persönliches Gespräch zu suchen. Die anfängliche Sprachbarriere sollte keinem Sorgen bereiten, da es geschätzt wird seine neu erlernte Sprache zu nutzen. Einführung Die Universitat de Barcelona organisiert für ausländische Studenten vor Vorlesungsbeginn eine Einführungsveranstaltung. Viel mehr als eine offizielle Begrüßung und der fast bedrängenden Empfehlung Catalán zu lernen ist allerdings nicht zu erwarten. Doch lernt man bei der Gelegenheit schon erste Erasmusstudenten kennen und gewöhnt sich an das neue Umfeld. Kurse Sofern man ein Minimum an Spanischkenntnissen aufweist, stellt die Bewältigung der Kurse keine nennenswerte Herausforderung dar. Mit etwas Nacharbeit und Engagement in den Vorlesungen wird man von den Professoren regelmäßig ermutigt und unterstützt. Auch sollte man nicht davor zurückschrecken sich selbst mit den Professoren in Verbindung zu setzen um etwaige Fragen oder Zweifel zu klären. Materialien und Noten werden von den Professoren im sogenannten Campus Virtual online veröffentlicht wobei die Bereitstellung des Zugangs von der Immatrikulation abhängt. Für die Erasmusstudenten besteht die Möglichkeit an diversen Einführungskursen in das Spanische Recht teilzunehmen. Dafür spricht dass diese auf spanisch (Castallano) gehalten werden und man dort weitere Erasmusstudenten kennen lernt. Zwar passen die Professoren das Sprachniveau an das der Anwesenden an, doch ist dieses für gewöhnlich recht hoch. Bei den anderen gewöhnlichen Kursen ist zu beachten dass nicht alle auf Spanisch ( Castellano) stattfinden sondern auch auf Catalán. Die dem Spanischen teilweise

3 ähnliche Sprache Catalán ist die zweite offizielle Sprache Kataloniens. Zwar werden von der Uni zahlreiche Catalán - Kurse angeboten, doch täuscht es nicht über die Tatsache hinweg, dass es die Mitarbeit und die Vorbereitung von Vorlesung und Klausuren nicht unerheblich erschwert. Die Vorlesungen sind kaum mit denen in Heidelberg vergleichbar. Die Anzahl der Anwesenden in einem Kurs beläuft sich für gewöhnlich auf maximal 30 Studenten. Mitarbeit und eine regelmäßige Vorbereitung werden von den Professoren regelmäßig erwartet, weshalb die Kurse eher an Tutorien als an Vorlesungen erinnern. Doch soll dies niemanden abschrecken, vielmehr bekommt man die Möglichkeit geboten, sich in den Kursen einzubringen, seine Sprachkenntnisse zu erweitern und auch das spanische Recht in seinen Grundzügen kennen zu lernen. Zu beginn des Semesters hat man sich zu entscheiden ob man seine Kurse jeweils mit einer einzigen Abschlussklausur beenden möchte (evaluación única) oder ob man regelmäßig an Zwischenprüfungen teilnimmt, aus welchen sich am Ende die Gesamtnote ergibt (evaluación continuada). Auch wenn es mehr Mitarbeit erfordert, ist die evaluación continuada die empfehlenswertere Option, da man sich seine Note peu à peu erarbeitet und kein Risiko eingeht. Sprache Barcelona ist die Hauptstadt Kataloniens - eine der 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens. Das machen die Katalanen nicht zuletzt mit Ihrer eigenen Sprache, dem Catalán, deutlich. Die Sprache ist dem Spanischen ähnlich, hat aber auch ausländische Einflüsse. In Barcelona ist Catalán allgegenwärtig! Straßenschilder, Anzeigetafeln und der tägliche Sprachgebrauch sind vom Catalán geprägt und vermitteln einem fast das Gefühl gar nicht in Spanien zu sein. Doch sollte man sich davon nicht einschüchtern lassen, da jeder auch Spanisch spricht und man sich problemlos auf Spanisch unterhalten kann. Von der Universität werden, wie schon erwähnt, Sprachkurse angeboten um neben Castellano auch Catalán zu erlernen. Das stellt jedoch in keiner Weise eine unabdingliche Voraussetzung dar, um den Alltag zu meistern, da man schnell einige Worte aufgreift und den Unterschied nach ein paar Wochen kaum wahrnimmt. Jedoch ist Catalán ein Teil der vielschichtigen

4 Kultur Spaniens. Sofern man die Nötige Motivation mitbringt, kann ein Sprachkurs den Aufenthalt in Barcelona noch authentischer machen. Alltag Der Alltag in Barcelona gestaltet sich durch das ausgeprägte Netz öffentlicher Verkehrsmittel, einer schier unendlichen Zahl an Restaurants und Tapas - Bars und Freizeitaktivitäten aller Art als unglaublich lebendig und vielseitig. Zunächst sollte man sich beim Meldeamt anmelden. Damit erhält man einen sogenannten NIE, eine Art Ausweis mit einer Identitätsnummer für ausländische Bürger. Diese ist nötig um beispielsweise ein Mobilfunkvertrag abzuschließen oder ein Girokonto zu eröffnen. Um den NIE zu erhalten vereinbart man am besten online oder telefonisch ein Termin beim Meldeamt. Online erhält man anschließend eine Liste mit allen nötigen Unterlagen wie beispielsweise Personalausweis, Studienbescheinigung etc.. Das wohl zeitsparendste Fortbewegungsmittel ist die Metro, welche fast die gesamte Stadt abdeckt. Nicht zuletzt gelangt man mit ihr von fast überall zur Uni sowie ins Stadtzentrum oder an den Hafen. Auch Busse befördern einen ans Ziel, wobei man auf Grund des Verkehrs grundsätzlich deutlich länger unterwegs ist als mit der Metro. Das öffentliche Verkehrsnetz umfasst auch eine Straßenbahn, welche nur einen kleinen Teil der Stadt abdeckt, doch hält sie direkt vor der Uni und kann je nach Wohnlage das ideale Fortbewegungsmittel sein. Empfehlenswert ist eine 3 Monatskarte welche ca. 100,00 Euro kostet und auf Dauer die günstigste Option ist. Eine Besonderheit ist das sogenannte Bicing, das Ausleihen von Fahrrädern die in der ganzen Stadt verteilt sind und für knapp 50,00 ein ganzes Jahr genutzt werden dürfen. Das Angebot ist vor allem in sofern verlocken, als dass in Barcelona Fahrräder in Privatbesitz kaum vor Dieben geschützt werden können. Wer vor hat nach Barcelona zu kommen, darf sich auf ein kulinarisches Abenteuer der Extraklasse freuen. Die katalanische Küche bietet eine unglaubliche Varietät an Geschmäckern und Kombinationen wie sie kaum auf der Welt zu finden ist. Nicht ohne Grund sind einige der besten Restaurants weltweit in Katalonien und Nordspanien zu finden. Von kleinen und raffinierten Tapas-Bars über kleine und

5 traditionelle Restaurants mit fantastischen Mittagstischen bis hin zu ausgefallenen Abendessen in der traditionellen sowie in der modernen Küche ist in Barcelona alles vertreten. Überraschenderweise ist das Essen für gewöhnlich relativ günstig und immer einen Versuch wert! In Barcelona gibt es keine Ausrede um zu Hause zu bleiben. Die Vielzahl an Museen, Parkanlagen, Monumenten und der Hafen mit dem anschließenden Strand bieten ein volles Freizeitprogramm für jeden der begierig nach Neuem ist. Nach Sonnenuntergang gibt es an jedem Wochentag ein anders Event an verschiedenen Orten, welche die Herzen der Nachtschwärmer höher schlagen lassen wird. Eine Vielzahl an Bars, Clubs und Events unter freiem Himmel garantieren lange Nächte und jede Menge Spaß. Hier sind nicht nur Studenten, sondern Leute aller Art und Herkunft anzutreffen, was den Aufenthalt in Barcelona zu einem unvergesslichen Erlebnis für jeden macht. Wohnen Der Wohnungsmarkt in Barcelona ist groß und nicht ganz günstig. Zimmer in Wohngemeinschaften sind bereits ab ca. 300,00 zu haben. Doch ist der Standard nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Man sollte die Wohnungen ausnahmslos vorher besichtigen und darauf achten, dass das Zimmer ein Fenster nach außen hat, da einige Zimmer gar kein Fenster haben oder nur eins zum Innenhof. Was die Abwicklung der Formalitäten anbelangt, scheint es in Spanien üblich zu sein vieles bar abzuwickeln und auch schriftliche Mietverträge sind nicht immer zu erwarten. Umso wichtiger ist es, sich vom vermeintlichen Vermieter einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Hinsichtlich der verschiedenen Stadtviertel muss jeder für sich selbst entscheiden wo er sich am besten fühlt. Von den eher gewagteren Stadtgebieten am Hafen und am Strand bis hin zum Modeviertel Gracia mit diversen Cafés, Restaurants und Kinos wird jeder ein Viertel nach seinem Geschmack finden. Fazit Warum Barcelona? Weil die Zeit in Barcelona unvergessliche Momente garantiert und jeder der hier Zeit verbringt den Wunsch nach mehr verspürt! Die Straßen und

6 die Menschen haben eine anziehende Wirkung und verleiten einen dazu, jeden Tag aufs Neue die Stadt neu zu entdecken neue Menschen kennen zu lernen.