Bericht BA PLUS C.S., Universidad de Granada, 2014/15

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1 Bericht BA PLUS C.S., Universidad de Granada, 2014/15 Schon zu Beginn meines Studiums der Übersetzungswissenschaft in Heidelberg war für mich klar, dass ich mindestens ein Semester in Spanien studieren wollte, da ich mich schon seit langem für das Land und die spanische Kultur begeistere. Außerdem wollte ich meine Sprachkenntnisse sowohl mündlich als auch schriftlich verbessern. Als ich von der Bachelor- Plus Variante für Studierende mit Spanisch als B- oder C-Sprache erfuhr, sah ich darin eine einmalige Gelegenheit, mir meinen Traum zu erfüllen in Spanien zu leben und außerdem durch das Studium dort neue sprachliche und fachliche Kompetenzen zu erwerben. Also bewarb ich mich und erhielt eine Zusage für die Universität in Granada, was meiner Erstwahl entsprach. Vorher hatte ich mich entschlossen das Auslandsjahr während meines dritten Studienjahres zu absolvieren und mein letztes Studienjahr danach wieder in Heidelberg zu sein. Vorbereitung Nach der Informationsveranstaltung in Heidelberg von den BA Plus Koordinatoren, war das Erste, womit ich mich beschäftigte, eine Wohnung in Granada zu finden. Zuvor hatte ich mich bewusst dazu entschieden, das ganze akademische Jahr an der Universität in Granada zu studieren und nicht für die Variante das zweite Semester als Praxissemester, da ich bei vorherigen Auslandsaufenthalten die Erfahrung gemacht hatte, dass man schon ein paar Monate braucht, um sich an die neuen Umstände zu gewöhnen und sich richtig wohl zu fühlen. Ein Zimmer in Granada zu finden stellte sich nicht als besonders schwierig heraus, da es im Internet einige Webseiten gibt, wo man gute Angebote finden kann. Zu empfehlen sind Wohnungen in der Nähe der Fakultät de Traducción e Interpretación, die sich direkt im Stadtzentrum befindet (Calle Puentezuelas). Oft sind in den Nebenstraßen, wie zum Beispiel in Calle Paz oder Buensuceso, viele Zimmer frei. Auch im Realejo, ein Stadtviertel in der

2 Nähe der Innenstadt gelegen mit vielen kleinen wunderschönen Gassen und farbigen Hausfassaden, lässt es sich sehr schön wohnen. Allerdings ist es dort abends etwas weniger ansprechend. Außerdem sind die Angebote der freien Zimmer meist größer als die Nachfrage, sodass es kein Problem darstellen sollte, ein geeignetes Zimmer zu finden, wenn man früh genug mit der Suche beginnt. Ich würde empfehlen, nach einer Wohnung mit Zentralheizung zu suchen, da es auch in Granada, obwohl die Winter insgesamt deutlich milder sind als in Deutschland, sehr kalt werden kann. Wegen der Hitze im Sommer ist auch eine Wohnung mit Klimaanlage angenehm, was allerdings die Auswahl an Wohnungen etwas einschränkt. Auch vom Preis her lässt es sich in Granada um einiges günstiger wohnen als in Heidelberg. Dann musste ich nur noch einen Flug buchen. Granada hat selbst einen kleinen Flughafen. Günstiger ist aber meist die Variante nach Málaga zu fliegen und von dort aus (entweder direkt vom Flughafen Málaga oder von dem in der Nähe gelegenen Busbahnhof) mit dem Bus (Firma ALSA) bis zur Estación de Autobuses nach Granada zu fahren. Die Fahrt von Málaga nach Granada dauert nur knapp zwei Stunden und die Busse sind meist sehr bequem ausgestattet. Studium Einer der Gründe, warum ich mich für die Universidad de Granada entschieden hatte, war, dass es dort eine eigene Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen gibt und ich auch in Spanien diesen Studiengang belegen wollte. Man hat in Granada das Gefühl, dass der Studiengang bekannter ist und einen höheren Stellenwert besitzt als in Deutschland. In Granada angekommen, ging es nun zunächst einmal darum, die Kurse für das kommende Semester auszusuchen und sich einen Stundenplan zusammenzustellen. Zwar kann man sich auch schon im Internet auf der Webseite der Fakultät (fti.ugr.es) über die Kursauswahl informieren, jedoch erfolgt die Belegung der Kurse vor Ort im Oficina de Relaciones Internacionales der Fakultät. Bei der Kursauswahl ist man leider ziemlich auf sich alleine gestellt. Eine bessere und umfangreichere Beratung vor allem vom Koordinator in Granada vor Ort wäre wünschenswert gewesen. Die Immatrikulation an der Fakultät war anfangs chaotisch, da ich mich erst knapp zwei Wochen nach Unibeginn immatrikulieren und mich offiziell für die Kurse anmelden konnte. Aber auch wenn man sich nicht direkt immatrikulieren kann und am Anfang vieles chaotisch abläuft und vielleicht nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, ist es wichtig die Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen, da sich meist alles nach ein paar Wochen klärt. Sobald ich mich einmal an meinen neuen Stundenplan gewöhnt hatte, fühlte ich mich in den meisten Kursen sehr wohl. Auch viele der

3 Dozenten waren sehr nett und hilfsbereit und nahmen auf die internationalen Studierenden Rücksicht. Besonders gefallen hat mir der Dolmetschkurs, den ich im Sommersemester belegen konnte, da ich vor allem dank dieses Kurses das Gefühl hatte, das sich mein Spanisch sowohl vom Wortschatz als auch von Sprechen her durch diesen Kurs sehr verbessert hat. Das interessante an diesem Kurs war, dass es sich um eine Art bilaterales Dolmetschen (oder Verhandlungsdolmetschen) handelte. So haben wir in beide Sprachrichtungen gedolmetscht, sowohl vom Spanischen ins Deutsche als auch vom Deutschen ins Spanische. Wir hatten zwei Dozenten, einen Deutschen und eine Spanierin, die uns jeweils einmal in der Woche in der jeweiligen Sprachrichtung unterrichteten. Da ich in Heidelberg bisher nur einen Dolmetschkurs in Englisch (meiner B-Sprache) belegt hatte, war dieser Kurs eine tolle Herausforderung und Erfahrung. Außerdem konnte ich damit meine Dolmetschkompetenzen erweitern. Außerdem empfehlenswert sind meiner Meinung nach Übersetzenkurse vom Deutschen ins Spanische. Sie sind zwar anspruchsvoll, doch man lernt die spanische Sprache noch einmal viel besser kennen und fühlt sich nach ein paar übersetzten Texten viel sicherer. Da Spanisch meine C-Sprache ist, hätte ich in Heidelberg nicht die Möglichkeit gehabt, auch einmal ins Spanische zu übersetzen. Durch den BA-Plus konnte ich nun auch diese Gelegenheit wahrnehmen. Mein Tipp wäre außerdem einen Kurs mehr zu belegen als die geforderten fünf Kurse, die bestanden werden müssen. Anscheinend wird es zwar nicht gerne gesehen mehr als fünf Kurse in einem Semester zu belegen, aber nachdem ich noch einmal im Oficina de Relaciones Internacionales angefragt hatte und erzählt hatte, dass ich ein BA-Plus Student bin, war es im Endeffekt doch kein Problem sechs Kurse zu belegen. Der zusätzliche Kurs nimmt in der Klausurenphase den Druck heraus, alle Klausuren bestehen zu müssen. Außerdem besteht die Möglichkeit in der Freizeit einen der verschiedenen Sportkurse der Universität zu belegen. Diese bieten eine tolle Möglichkeit mit Spaniern in Kontakt zu kommen. Das Leben in Granada Die Stadt Granada gehört wohl zu den schönsten Städten, die ich bisher gesehen habe. Das Besondere ist wohl die Vermischung zwischen der spanischen und der arabischen Kultur. Das fällt auf, wenn man von der Altstadt mit der Kathedrale und den typisch spanischen Plätzen und Cafés hoch zum Albayzin, dem arabischen Stadtviertel der Stadt hochläuft. Hier erinnert

4 vor allem die maurische Architektur, aber auch die vielen kleinen Souvenirläden, wo man u.a. handgemachte Taschen und Rucksäcke kaufen kann, sehr daran, dass die Stadt einst unter arabischer Herrschaft stand. Das absolute Highlight Granadas ist die Alhambra, das Wahrzeichen der Stadt. Die Paläste und die Gärten lohnen sich immer für einen Besuch und bieten herrliche Blicke über die Stadt, sowie eine einzigartige Architektur. Auch ein Besuch der Alhambra bei Nacht ist ein tolles Erlebnis und auf jeden Fall empfehlenswert. Von der Innenstadt aus ist es auch immer toll auf einen der vielen Aussichtspunkte (miradores) zu laufen. Von dort kann man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Alhambra genießen. Ein weiterer Vorteil von Granada ist, dass aufgrund der Größe der Stadt alles fußläufig erreicht werden kann. Bei den vielen schönen grünen Plätzen fällt es nicht schwer das spanische Leben zu genießen. Abends geht es um einiges lebendiger und lauter zu als in Deutschland. Das Leben spielt sich mehr auf den Straßen als in den Häusern ab, was man in Deutschland so nicht gewohnt ist. Die Tapasbars sind meist auch unter der Woche voll besetzt, was vermutlich auch daran liegt, dass Essen gehen hier um einiges günstiger als in Deutschland ist. Das typische an der spanischen Küche sind vor allem die Tapas. Zu einem Getränk gibt es gewöhnlich noch eine kleine Tapa gratis dazu. Besonders typische Tapas in Andalusien sind Salmorejo oder Gazpacho, kalte Tomatensuppen mit Ei oder Gemüse. Die Menschen machen insgesamt einen sehr entspannten und fröhlichen Eindruck und sind sehr offen und freundlich. So wird man in Geschäften oder in der Bäckerei mit einem herzlichen Dime, guapa begrüßt. Der hier typische andalusische Dialekt ist zwar am Anfang recht schwer zu verstehen, man gewöhnt sich jedoch recht schnell daran. Eine weitere Besonderheit in Granada ist die Osterwoche (Semana Santa). Die Prozessionen laufen die ganze Woche jeden Abend durch die Stadt und sind aus kultureller Sicht betrachtet sehr interessant. Ein weiterer Vorteil, in Andalusien zu wohnen, ist die Nähe zu anderen schönen spanischen Städten wie Cordoba oder Sevilla, die es sich lohnt z.b. für einen Wochenendausflug zu besuchen. Granada liegt zwar nicht direkt am Strand, jedoch liegen die Strände von Salobreña, Motril oder Nerja nur eine gute Stunde von Granada entfernt und sind gut mit dem Bus zu erreichen. Besonders in den Frühlingsmonaten kann man dort wunderbar entspannen und mal eine Auszeit vom Studium und dem Lernen nehmen. Alles in allem kann ich es jedem empfehlen im Rahmen des Bachelor-Plus-Programms ins Ausland zu gehen. Zu aller erst hat mir das Auslandsjahr sprachlich sehr viel geholfen und ich kann mit Sicherheit sagen, dass mein Spanisch, wenn ich nicht nach Spanien gegangen wäre,

5 nie so gut geworden wäre wie es jetzt ist. Denn die beste Methode um eine Sprache richtig zu lernen und sie zu verstehen, ist im Land selbst zu leben, die Sprache dort zu sprechen und mit Muttersprachlern in Kontakt zu kommen.