Studiengang Tourismusmanagement. Jonas Schmitt. Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Universität Granada

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1 Studiengang Tourismusmanagement Jonas Schmitt Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Universität Granada September 2015 Juli 2016

2 Vorbereitung Als mich für ein Auslandssemester entschied, stand bei mir schon von Anfang an fest, dass dieses in Spanien stattfinden sollte, da ich meine Spanischkenntnisse verbessern wollte. Ich informierte mich auf der Homepage der HS Heilbronn über die verschiedenen Möglichkeiten für ein Auslandsstudium in einem spanischsprachigen Land. Da ich gerne die finanziellen Unterstützung durch das ERASMUS+ Programm wahrnehmen wollte, hatte ich nur Partnerhochschulen in Spanien als Möglichkeit. Meine Entscheidung fiel dann relativ schnell auf die Universität Granada, die ich dann auch als meine Erstwahl festlegte. Im Februar legte ich den Einführungstest ab, der Basis-Kenntnisse in Spanisch und etwas über die Geographie Spaniens abfragte. Nach meiner Nominierung für die Universität Granada stellte ich zusammen mit Herrn Juarez mein Learning Agreement aus und konnte auch die Online-Bewerbung an der Partnerhochschule durchführen. Dies kann sich kompliziert darstellen, da der Internetauftritt der UGR etwas chaotisch gestaltet ist und es dementsprechend Schwierigkeiten geben kann einzelne Fächer auf der Fakultätsseite zu finden, bzw. deren Verfügbarkeit zu bestätigen. Ich musste daher zum Beispiel mein Fächerwahl nochmals anpassen, da ein Fach bei der Online-Bewerbung nicht verfügbar war. Unterkunft Da ich meine Wohnung vor Ort anschauen wollte und nicht blind eine Unterkunft über das Internet aussuchen wollte, reiste ich schon eine Woche vorher an. Die Wohnungssuche gestaltet sich im Vergleich zu anderen Städten relativ einfach, da es eine Vielfalt an Angeboten gibt. Es gibt sehr viele WG/Wohnungs-Inserate, die über Aushänge auf der Straße angeboten werden oder auch über Internetseiten wie pisocompartido.es oder milanuncios.es. Es lohnt sich auch auf der Facebook und Twitter-Seite der Universidad de Granada nach Wohnungen zu schauen und sich bei den Vielzahl der Erasmus-Facebookgruppen anzumelden, da dort auch einige Angebote verfügbar sind. Ich habe meine Wohnung schlussendlich über die Erasmus Granada. The Bestlife Experience Organisation gefunden. Es war eine 5er-WG im Zentrum in der Nähe des Plazas Gran Capitan, die ich mit 2 Italienerinnen, einem Kanadier und einem Portugiesen teilte. Da ich insgesamt ein Jahr an der Universität studierte, wechselte die Belegung und es zogen nach einem halben Jahr ein Chilene und später ein weiterer Deutsche ein. Die Wohnung befand sich in einem Gebäude mit mehreren Erasmus-WGs, was die Atmosphäre sehr angenehm machte, da man hier schon viel Kontakt zu anderen internationalen Studenten hatte. Die Miete belief sich auf 200 im Monat, zzgl. Nebenkosten. Da es in Grana-

3 da im Winter doch schon relativ kalt werden kann und die Wohnungen häufig schlecht isoliert sind, war ich froh, dass in der Wohnung auf Grund fehlender Zentralheizung individuelle elektrische Heizgeräte vorhanden waren. Im Winter ist es auch von Vorteil, wenn sich deine Wohnung nicht in den untersten Stockwerken befindet, da sie sich sonst relativ schnell abkühlt. Während im Sommer eine Wohnung in den oberen Stockwerken durch die extreme Hitze von bis zu 40 C sich sehr schnell aufheizt. Von der Lage war meine WG perfekt, da fast überall in kürzester Zeit, wie z.b. das Stadtzentrum, sowie das Albaycin (die arabisch angehauchte Altstadt von Granada) in maximal 45 Gehminuten gelangt werden konnte. In ca. 5 Minuten konnte ich die Bushaltestelle der Linien U2/U3 erreichen, welche zum Campus Cartuja führten, wo sich auch die Fakultät der Ciencias Economicas y Empresariales befand. Alternativ konnte der Weg zu der Fakultät auch komplett zu Fuß in ungefähr 30 Minuten bewältigt werden. Da sich der Campus Cartuja auf einem Berg befand bin ich meistens mit dem Bus hingefahren und auf dem Rückweg gelaufen, wobei man auch mit einem schönen Ausblick über die ganze Stadt belohnt wurde. Ein Fahrt mit dem Bus kostet 1,20, wenn man sich für 2 Pfand eine aufladbare Buskarte beim Busfahrer gekauft hatte kostete die Fahrt sogar nur 0,80. Studium Das Studium an der Universität Granada gestaltete sich für mich relativ angenehm, auch wenn die Atmosphäre der Lehrveranstaltungen sehr verschult ist. Dies äußert sich dahin gehend, dass die Vorlesungen durch die Dozenten sehr betreuungsintensiv sind und oft eine Anwesenheitspflicht besteht. Projekte haben oft einen eher geringen Arbeitsaufwand und erfordern wenig selbstständiges Arbeiten. Die Qualität der Vorlesungen ist trotzdem als gut zu bewerten, auch wenn diese meiner Meinung nach ein geringeres Niveau als an der HS Heilbronn aufweisen. Dies hängt jedoch wahrscheinlich auch von der Wahl der einzelnen Fächer ab. Ich legte in meinen zwei Semestern an der Universität Granada insgesamt 8 Fächer und einen Sprachkurs ab. Die Fächer, die ich belegte waren: Dirección comercial, dirección estratégica de empresas turísticas, marketing de productos turísticos, organización internacional del turismo, tecnología informática para la empresa, marketing social y político und planificación y valoración de empresas. Ich kann diese Fächer alle weiterempfehlen, da sie mir geholfen haben das Wissen in meinen Interessenbereichen weiterzuentwickeln, sowie auch teilweise eine etwas andere (spanische) Sicht auf die einzelnen Lehrinhalte, vor allem im Bereich Tourismus, zu bekommen. In den Vorlesungen selbst gestaltete es sich vor allem am Anfang sehr schwierig den Dozenten und Schülern zu folgen, da deren Aussprache sehr schnell und undeutlich ist, was durch den vor Ort ge-

4 sprochenen andalusischen Dialekt zu Stande kommt. Die Kommilitonen, bzw. Dozenten waren jedoch sehr hilfsbereit, so dass dies auch kaum große Probleme bereitete, nach einer gewissen Zeit hatte man sich aber auch daran gewöhnt. Die Fächer sind meist in einen Praxis- und einen Theorieteil aufgeteilt, welche oft separat benotet werden und zu einer gewissen Gewichtung die Gesamtnote ergeben. Viele Kurse bieten auch die Möglichkeit in 3h - Blöcken morgens oder nachmittags belegt zu werden mit Zeiten bis zu 22:00 abends. Da sich die einzelnen Lehrveranstaltungen oft überschneiden, konnte ich leider nicht alle Vorlesungen wahrnehmen, die ich ursprünglich ausgewählt hatte und musste mein Lehrplan mehrmals umstellen. Auch der Ablauf der Immatrikulation stellte sich etwas kompliziert dar, da das International Office nur zu bestimmten Zeiten am frühen Morgen geöffnet war und diese auch nur eine limitiere Anzahl an Anträgen pro Tag bearbeiteten. Unabhängig von diesen kleinen bürokratischen Hürden, habe ich mein Studium an der Universität Granada sehr genossen und würde jedem empfehlen sein Auslandsstudium dort abzuschließen. Freizeit Granada bietet sehr viele verschiedene Freizeitmöglichkeiten und ist in dieser Hinsicht, die perfekte Studentenstadt. Von unzähligen Tapasbars (2 Getränk + Tapa), über Diskotheken, Bars, Kaffees, Parks, Sport- und Kulturangebote gibt es viele Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten. Auch das Stadtbild von Granada ist sehr ansprechend, es lädt ein durch das arabische Viertel Albaycin zu schlendern oder an einem der Vielzahl an Plazas oder Miradores (Aussichtspunkte) zu verweilen. An dem Mirador San Miguel Alto in Sacramonte oberhalb des Albaycins kann eine beeindruckende Aussicht über die ganze Stadt, die Umgebung und die Sierra Nevada genossen werden. Die Alhambra das Wahrzeichen der Stadt ist natürlich auch ein sehr beliebtes Ausflugsziel. In der ganzen Stadt lässt sich der arabische Einfluss auch durch die unmittelbare Nähe Marokkos deutlich spüren, es gibt zahlreiche marokkanische Läden, Teestuben und Shishabars. Ein Besuch in einem Hamam, ein arabisches Bad, ist auch ein Besuch wert. Durch die große Anzahl der Erasmus-Studenten aus vielen verschiedenen Ländern gibt es auch die Möglichkeit Aktionen und Reisen mit Organisationen, wie z.b. ESN oder Erasmus Granada Bestlife Experience durchzuführen. Diese bieten Parties und Aktionen vor Ort oder auch Reisen zu relativ fairen Preisen in umliegende Städte und Dörfer an. Ich habe zum Beispiel ein Tagestrip in die Sierra Nevada zum Snowboarden oder ein Ausflug auf die Fería nach Jaén unternommen. Leider außer einigen eher etwas oberflächlichen Bekanntschaften hatte ich nicht viel Kontakt zu der spanischen Bevölkerung, sondern mehr

5 zu den anderen Erasmus-Studenten. Was ich doch etwas schade fand, aber auch daran lag, dass ich nur ausländische Mitbewohner hatte und durch die Universität sich wenig Kontaktpunkte ergaben. Fazit Mein einjähriges Studium an der Universität von Granada war eine sehr schöne Erfahrung, die mich persönlich, sowie fachlich weiter gebracht hat. Ich konnte meine Spanischkenntnisse erheblich verbessern und lernte auf internationalen Umfeld unabhängig von kulturellen Unterschieden und Barrieren mit Dozenten und Studenten zu kommunizieren. Ich habe die spanische Kultur und ungezwungene Lebensweise, die aus deutscher Sicht doch sehr unterschiedlich ist, kennen und lieben gelernt. Die Einwohner Andalusiens sind sehr herzlich, hilfsbereit und entspannt, was für eine sehr angenehme Atmosphäre sorgt. Da ich ursprünglich geplant hatte nur ein Semester in Spanien zu verbringen, war dies unter anderen, auch ein Grund, dass ich mein Aufenthalt dort verlängert hatte. Zudem kommt, dass Granada eine wunderschöne und lebenswerte Stadt, welche etwas für jedermann bietet. Ich kann daher jedem, der in Spanien sein Auslandssemester verbringen möchte, Granada wärmstens empfehlen!