DER 400 MM-GOERZ-REFLEKTOR DER STERNWARTE DES DEUTSCHEN MUSEUMS

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1 Gerhard Hartl März 2010 Seite:1 DER 400 MM-GOERZ-REFLEKTOR DER STERNWARTE DES DEUTSCHEN MUSEUMS Historischer Hintergrund Ursprünglich sollte in die Ostkuppel der Sternwarte als Hauptinstrument ein photographischer Refraktor der Firma Steinheil eingebaut werden. Der erste Weltkrieg erzwang aber eine Änderung dieser Konzeption. Der für die Terrasse vorgesehene Goerz-Reflektor wurde nun Hauptinstrument der Ostkuppel. Das Teleskop der Firma Goerz 1 in Berlin (Baujahr 1913) war ursprünglich konzipiert für eine gemeinsame Expedition der Sternwarte der Kgl. Technischen Hochschule Berlin und der Fa. Goerz, Friedenau zur Beobachtung der Totalen Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 nach Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen) 2. Eine ihrer wesentlichen Aufgaben bestand darin, während der totalen Finsternis die Lichtablenkung im Schwerefeld der Sonne, die Albert Einstein 1911 vorhergesagt hatte, nachzuweisen. Dies gelang leider nicht, da aufgrund des beginnenden 1. Weltkrieges nur ein reduziertes Beobachterteam ein stark eingeschränktes Beobachtungsprogramm durchführen konnte. Erst 1919 konnte Arthur Eddington den Effekt nachweisen, was der Allgemeinen Relativitätstheorie weltweite Anerkennung brachte und Albert Einstein über Nacht zur Berühmtheit werden ließ wurde das Goerz-Teleskop als Hauptinstrument in die Oststernwarte des Deutschen Museums eingebaut (Eröffnung 1925). Bei einem Umbau, der von 1925 bis 1928 dauerte, erhielt das Instrument einen für visuelle Beobachtung geeigneten Parabolspiegel wurde diese Optik bei Bombenangriffen auf München stark beschädigt. Erst 1972/73 konnte man es als Cassegrain- 1 Siehe hierzu u.a.: Festschrift herausgegeben von der optischen Anstalt C:P:Goerz Akt.Ges. Berlin-Friedenau anlässlich der Feier ihres 25 jährigen Bestehens [Bilb. DM 1960 B 88]. 2 Siehe hierzu: A.Miethe, B.Seegert, F.Weidert: Die totale Sonnenfinsternis vom 21.August 1914, Braunschweig 1916.

2 Gerhard Hartl März 2010 Seite:2 Teleskop neu konzipieren und mit Spiegeln der Fa. Lichtenknecker ausstatten. Diese Spiegel waren teilweise blind und das Teleskop dadurch in seiner Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt. Außerdem hat die Licht- und Luftverschmutzung des Himmels über der Großstadt in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, so dass das Teleskop dringend für die speziellen Beobachtungsverhältnisse in der Großstadt (Anpassung des Öffnungsverhältnisses an die starke Himmelsaufhellung) neu konzipiert und mit einer neuen Spiegeloptik ausgestattet werden musste. Aufnahme der verfinsterten Sonne vom 21.August 1914, aufgenommen mit dem Goerz-

3 Gerhard Hartl März 2010 Seite:3 Reflektor. 3 Originaler Zustand des Teleskops von 1914: die Primäroptik des Cassegrain-Teleskops zur visuellen Beobachtung war ein aplanatischer Linsenspiegel (komafrei). Durch Einsetzen einer Filmkassette anstelle des Fangspiegels konnte das Instrument auch für die Astrophotographie genutzt werden. 3 Anm. 2, Tafel IV.

4 Gerhard Hartl März 2010 Seite:4 Der Zustand des Teleskops 2007 Der Goerz-Reflektor ist das Hauptinstrument der Ostkuppel der Sternwarte. Seine optischen Kenndaten: Cassegrain-System 400/7500 zur visuellen Beobachtung, Leitfernrohr 90/1350. In der Ostkuppel werden jeweils dienstags und freitags für die Besucher des Deutschen Museums Beobachtungsabende angeboten. Ferner finden dort Veranstaltungen zu besonderen astronomischen Anlässen (Sonnenfinsternisse, Transite, Durchgänge, Bedeckungen, Kometen, Oppositionen etc.) statt. Dies erfordert ein leistungsstarkes Teleskop, das diesen vielfältigen Aufgaben gewachsen ist.

5 Gerhard Hartl März 2010 Seite:5 Vortrags- und Arbeitsraum unterhalb der Ostkuppel, die über zwei Wendeltreppen erreichbar ist. Die Räume der Sternwarte und die Montierung des Teleskops sind weitgehend im Originalzustand und zeigen eine typische Sternwarte um Dieser historische Eindruck gibt der Sternwarte einen besonderen Reiz.