TEST. All you can eat

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1 TEST All you can eat Modell: A400 Xplor Unico Preis: 1899,- Kaliber: 12/89 Kapazität: Schuss Gesamtlänge: 129 cm Lauflänge: 76 cm Abzugsgewicht: 2160 g Gewicht: 3,25 kg, leer Ausführung: halbautomatischer Gasdrucklader mit Stahlschrotbeschuss, ventilierte Visierschiene mit Perlkorn, Kick-Off, Kick-Off 3, Wahlnussholz mit Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft, 1 /1, 1 /2, Zylinder-Wechselchokes. Sonstiges: Kunststoffkoffer. Modell: A400 Xplor Light Preis: 1789,- Kaliber: 12/76 Kapazität: Schuss Gesamtlänge: 123 cm Lauflänge: 71 cm Abzugsgewicht 2125 g Gewicht: 3,05 kg, leer Ausführung: halbautomatischer Gasdrucklader mit Stahlschrotbeschuss, ventilierte Visierschiene mit Perlkorn, Kick-Off, Kick-Off 3, Wahlnussholz mit Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft, 1 /1, 1 /2, Zylinder-Wechselchokes. Sonstiges: Kunststoffkoffer. 42

2 Beretta SL-Flinten A 400 Xplor Unico und Light Von sanft bis heftig, die neuen Beretta A400 Xplor-Modelle sollen so ziemlich alles an Schrotmunition verdauen, was hinein passt. Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv Domenic Luss und Andreas Wilhelmus Selbstladeflinten kämpfen in deutschen Jagdrevieren immer noch gegen ihr schlechtes Image. Und das nicht, weil die eigentlich für die Enten-, Gänse- und Hühnerjagd prädestinierten Waffen unzuverlässig wären, sondern, weil ihre schnelle Schussfolge und die größere Kapazität vielen Traditionalisten ein Dorn im Auge ist. Nur gierige Un-Jäger stellen dem Federvieh mit solch üblen Vollerntern nach. Wahre Waidmänner begnügen sich mit der klassischen Quer- oder Bockflinte. Hin und wieder traut sich dann doch ein Jäger, insbesondere jüngeren Alters, mit einer Semi-Automatik auf Niederwild zu gehen. Bis der unrühmliche Nimbus, der den Selbstladeflinten (SLF) anhaftet, wie bei den gleichartigen Büchsen überwunden ist, werden wohl noch einige Generationen Jungjäger durch die heimischen Reviere streifen. Mit der A 400 Xplor Unico im Kaliber 12/89 und der 12/76er A400 Xplor Light schickt Beretta zwei Kandidaten ins Rennen, die dabei Feuerschutz leisten könnten. Der große Vorteil gegenüber herkömmlichen Einzellader-Flinten liegt also in der schnellen Schussfolge der halbautomatischen Varianten. Dieser wird jedoch in vielen Ländern durch waffen- oder jagdrechtliche Bestimmungen relativiert. So liefert Beretta die A400er Modelle von vornherein nur mit zweischüssigem Magazin aus. Mit der dritten Patrone im Lauf kann der Jäger aber den vielleicht für die Länge der Strecke entscheidenden Schuss mehr abgeben. Durch die Selbstladefunktion büßen die SLFs aber an Führigkeit ein. Das hierzu nötige längere System erhöht auch die Gesamtlänge der Flinte. In Sachen Munitionsverträglichkeit holten die Gasdrucklader inzwischen auf. Wer früher beim Schießen von unterschiedlich starken Patronen respektive schweren Vorlagen auf Nummer Sicher gehen woll- 43

3 TEST Aufgrund der grünen Farbe und des großen 12/89er Systems bewirbt Beretta die A 400 Xplor Unico auch als grünes Monster. Das Gassystem an der Unterseite des Laufes wird bei zusammengesetzter Waffe vom Vorderschaft verdeckt. Die Mutter mit dem schwarzen Kunststoffmantel hält die Baugruppen zusammen und ist gleichzeitig Vorderschaftabschluss. te, kam um die klassischen doppelläufigen Geräte nicht herum. Das ist inzwischen weitgehend Geschichte. Während damals beim Wechsel zwischen leichten und schweren Schrotvorlagen (übrigens auch bei Rückstoßladern) erst noch Hand angelegt werden musste, übernehmen inzwischen selbstregulierende Gassysteme diese Arbeit. Bei diesen fließt ein Teil der Treibgase durch eine Bohrung im Lauf und trifft auf mehrere, ineinander geschobene Metallhülsen. Die äußere davon bildet den Gaszylinder und die anderen Kolben und Ventil. Dieses besitzt einen elastischen Dichtungsring und wird über eine Spiralfeder gepuffert. Die sorgt bei unterschiedlichen Gasdrucken dafür, dass stets die gleiche Kraft auf den Verschluss wirkt. Überschüssiges Gas strömt durch Schlitze im Schaft nach unten ab. Nach diesem Prinzip funktionieren bei Beretta auch die Vorgängermodelle der A400 Xplor-Flinten Al 391 Urika und A391 Xtrema2. Letztgenannte wurde von den Italienern ebenfalls schon als Allesfresser im Supermagnum-Kaliber 12/89 beworben, der von leichten 12er Schrotvorlagen von 24 Gramm bis zu schweren mit 65 g versorgten Patronen alles verdaut. Das stellte die Xtrema 2 bereits eindrucksvoll unter Beweis (siehe VISIER 10/2005). Einige ihrer Ausstattungsmerkmale finden sich auch bei den Testwaffen: Eine als Cut-Off bezeichnete Sperrklinke schaltet bei Bedarf die Patronenzufuhr aus dem Magazin ab und blockiert den Ladelöffel. Dadurch kann der Jäger eine weitere Patrone (auch mit anderer Ladung) von Hand nachladen, ohne den Munitionsvorrat in der Waffe anzutasten. Auch die Form des 44 VISIER 1/2011

4 Beretta SL-Flinten A 400 Xplor Unico und Light Aluminiumgehäuses und die Visierschiene entsprechen weitgehend dem der Xtrema2. Zwei hydrauliche Dämpfer in der Schaftkappe (bei Beretta Kick-Off genant), die den Rückstoß um 60% minimieren sollen, gab es dort bereits genauso wie einen Drehkopfverschluss. Also musste für die beiden neuen Flinten, die sich äußerlich nur in der Farbe und Länge des Systemkastens sowie im Gewicht unterscheiden, etwas Neues her. Die italienischen Konstrukteure entwickelten die Hardware, und die Marketingleute steuerten wohlklingende Namen bei. So heißt die neue, extrem weiche Schaftkappe aus offenporigem Polymerschaum MicroCore. Die überbohrten, kaltgehämmerten und im Vakuum wärmebehandelten Läufe bekamen von der Werbeabteilung neben der Bezeichnung Steelium gleich auch das Prädikat Die besten Läufe der Welt verpasst. Dazu wurde das Laufprofil samt den ebenfalls stahlschrottauglichen Chokes überarbeitet und mit Optima Bore High Performance deklariert. Mitgeliefert werden Voll-, Zylinder- und 1 /2-Choke, wobei der Vollchoke jedoch nicht für die Stahlkügelchen empfohlen wird. Läufe gibt es übrigens in den Längen 71 und 76 cm, nur für die Light auch einen mit 66 cm. In den Schaftkolben kam ein weiterer Kick-Off3 -Dämpfer, der speziell den Rückstoß des hinten anschlagenden Verschlusses minimiert. Das verbesserte Verschlusssystem Blink (englisch für blinzeln) soll die A400 um bis zu 36 % schneller machen als die Konkurrenz. Beretta verspricht vier Schuss in weniger als einer Sekunde. Dieses konnten die Prüfer mit den gesetzeskonform gelieferten 2 + 1schüssigen Testwaffen leider nicht nachvollziehen, aber die A400 zeigte sich enorm schnell. Die Verarbeitung entsprach, bis auf kleine, unschöne Werkzeugspuren Beretta hat den Drehkopf für sein Verschlusssystem erneut überarbeitet. Dadurch sollen die A400 um 36 % schneller schießen als andere SL-Flinten. Beretta verspricht vier Schuss in unter einer Sekunde. Der halb geöffnete Verschluss (o.) zeigt, wie der Ladelöffel die Patrone im Ausziehvorgang stützt. Die Grafik (u.) erläutert seine Funktion als Zubringer. Zusammen mit dem schwarzen Knopf fungiert er gleichzeitig als Verschlussfanghebel. VISIER 1/

5 TEST Die Ladeöffnung ist an der Unterseite des Systemkastens. Die Ladeklappe dient als Zubringer und Magazinsperre in einem. Der Cut-Off (Pfeil) in der Gehäusemitte kann die Patronenzufuhr stoppen. am Bodenstück, dem gewohnt guten Beretta-Standard. Erfahrungsgemäß bestehen bei selbstregulierenden Auto- Flinten mit großer Kaliberbandbreite eher Probleme mit leichten Schrotvorlagen als mit den angegebenen Maximalladungen. Je begrenzter die Kaliberpalette, die man aus ein und derselben Flinte schießen muss, desto besser sollte sie auch damit zurecht kommen. Die starken Patronen gewährleisten in der Regel auch in den Supermagnums ein anstandsloses Nachladen und eine sichere Funktion. Daher konzentrierten sich die Tester auf leichte Sorten bis zu 12/76- Magnumladungen und ließen die ganz starken außen vor. Auch lag ihr Augenmerk nicht auf der Präzision, sondern auf der sicheren Funktion der beiden A 400 Xplor-Modelle. Sowohl die Unico als auch die Light schossen mit Vorlagen von 28 g aufwärts störungsfrei. Darunter waren von Fiocchi in 12/70 Top 2 Trap (28 g ) Stell Shot (32 g) und Magnum in 12/76 (52 g). Das gleiche Schrotgewicht lieferten die Rottweil Magnum und die Hubertus Max. Die Sellier&Bellot Magnum legte mit 53 g noch eins zu. Wie erwähnt, ging es besonders um das Repetierverhalten der Leichtgewichte. Die Unico vertilgte die beiden angebotenen 12/70er Sorten mit 24 g Vorlage (Browning Beim Kick-Off-System (u.) sollen zwei hydraulische Dämpfer in Verbindung mit mechanischen Federn den Rückstoß der Waffe um rund 60 % verringern. Neben dem bewährten, besitzen die beiden Testmodelle auch das neue Kick-Off 3 -System. Dabei fängt ein weiterer Dämpfer (o.) den zweiten Rückstoßimpuls im Schuss auf. Den zweiten Stoß verursacht der hinten anschlagende Verschluss. 46 VISIER 1/2011

6 Beretta SL-Flinten A 400 Xplor Unico und Light Zum Serienzubehör der Beretta A 400 Xplor-Modelle gehören ein Chokeschlüssel aus Plastik und die drei Optima Bore HP- Einsätze Voll-, 1/2- und Zylinder-Chocke. Obwohl alle drei für Stahlschrote zugelassen sind, empfiehlt Beretta, aus dem Vollchoke keinen Stahl (No Steel) zu verschießen. Trap Max und Saga Elite) ohne zu murren. Erstaunlicherweise verweigerte die Light jedoch mit den Saga-Patronen, die bei der Unico einwandfrei liefen, das automatische Nachladen. Ansonsten funktionierte das Gasdrucksystem bei beiden Waffen einwandfrei. Auch die Chokes ließen sich problemlos, leichtgängig wechseln, und der Kick-Off reduzierte erwartungsgemäß die harten Ladungen auf ein erträgliches Maß. Die Tester fanden aber auch einige Wermutströpfchen: Eine Mechanik blockiert nach jedem Schuss automatisch den Ladelöffel, der auch als Ladeklappe fungiert. Zum Nachladen ins Magazin muss er jedes Mal umständlich per Knopfdruck entsperrt werden, was bei der Jagd wertvolle Zeit kostet. Und die Führungsstege am Laufende zeigten bereits nach relativ kurzer Zeit sehr deutliche Abriebspuren. Fazit: Mit den A400er Modellen erhält der Kunde eine praxisgerechte Niederwild- und Pacoursflinte auf aktuellstem Stand der Technik und dies zum angemessenen Preis. Æ Testwaffen: Manfred Alberts ( vielen Dank.