DAS GLÜCK DER ERDE ZOSSEN, RÖSSER, PFERDE IN DER MODERNEN KUNST

Transkript

1 A. Paul Weber, Pferde, 1957, VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover Marc Chagall, aus "Arabian Nights - Four Tales from the Arabian Nights", 1948, VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover 25. Januar bis 23. April 2017 DAS GLÜCK DER ERDE ZOSSEN, RÖSSER, PFERDE IN DER MODERNEN KUNST Werke aus der Sammlung des Sprengel Museum Hannover

2 25. Januar bis 23. April 2017 DAS GLÜCK DER ERDE Zossen, Rösser, Pferde in der modernen Kunst Werke aus der Sammlung des Sprengel Museum Hannover Zur Eröffnung der Ausstellung am Dienstag, den 24. Januar 2017, um Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein. Es begrüßt Reinhard Spieler. Es spricht Karin Orchard. Kurt-Schwitters-Platz, Hannover Tel. (0511) , SPRENGEL MUSEUM HANNOVER

3 DAS GLÜCK DER ERDE Unter dem Titel Das Glück der Erde zeigt das Sprengel Museum Hannover in den Räumen der Grafischen Sammlung etwa 100 Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Gemälde und Skulpturen seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute. Die Werke reichen von modernen Klassikern wie Marc Chagall, Franz Marc, Pablo Picasso, Emil Nolde oder Renée Sintenis bis zu Nachkriegskünstlern und Zeitgenossen wie Marino Marini, Niki de Saint Phalle, Siegfried Neuenhausen oder Anri Sala. Franz Marc, Ruhende Pferde, 1911/12, Foto: Behrens, Sprengel Museum Hannover Der Ausstellungstitel zitiert das alte Sprichwort Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, das bereits zu seiner Entstehungszeit im 19. Jahrhundert einen sentimentalen Sehnsuchtsgedanken ausdrückte nach dem Natürlichen und Elementaren, zur kentaurenhaften Verbundenheit mit der Kreatur. Im bürgerlichen Zeitalter des 19. Jahrhunderts hatte das Pferd als adeliges Paradepferd und Repräsentationsobjekt zwar ausgedient, doch wurde es weiterhin benötigt als Zugpferd für die Postkutsche und Pferdestraßenbahn in den Städten, vor dem Pflug und Heuwagen. Neben Landwirtschaft und Stadt ist die Armee der stärkste Verbraucher von Pferden im 19. Jahrhundert, aber auch in den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhundert gab es trotz aller Mechanisierung noch einen enormen Pferdebedarf (auf deutscher Seite im 1. Weltkrieg 1,8 Mio., im 2. Weltkrieg, vor allem am der Ostfront, 2,7 Mio.).

4 Bürgerliche Vergnügungen wie Pferderennen, Stierkampf (Picasso) und Zirkus (Léger) boten ebenfalls ein neues Betätigungsfeld für die künstlerische Pferdedarstellung. Mit der weiteren Industrialisierung und dem Aufkommen von Elektrotram und Automobil noch vor dem Ersten Weltkrieg begann in den Großstädten jedoch das Zeitalter der Entpferdung (Isaak Babel). Je mehr sich das reale Pferd aus der sich mechanisierenden Zivilisation entfernte, desto mehr gewann es an imaginärer und chimärischer Präsenz. In der Kunst des Expressionisten Franz Marc symbolisiert es abstrakte Ideen und Spiritualität. Im Mythos ist es ein Begleiter des Göttlichen, wie bei Georges Braque oder Ossip Zadkine, in Traum und Poesie wird es lebendige Metapher von Pathos, Erotik und Leidenschaft, wie bei Picasso, Chagall und Max Ernst. Wassily Kandinsky, aus Klänge, 1911, Foto: Behrens, Sprengel Museum Hannover Die epochale Trennung von Mensch und Tier, das Ende des kentaurischen Paktes, wie Ulrich Raulff (2015) die Arbeits- und Lebensgemeinschaft von Mensch und Pferd nennt, wurde in den 1950er-Jahren vollzogen, als die letzten Arbeitspferde in der Landwirtschaft durch Traktoren ersetzt wurden. Geblieben ist die ästhetische Beglückung und Begeisterung durch den Adel, die Schönheit und Liebenswürdigkeit des Pferdes. Heute gibt es in Deutschland wieder über eine Million Pferde und etwa 3,7 Millionen Reiter und vor allem Reiterinnen. Das Land Niedersachsen trägt das steigende Sachsenross im Wappen, seine Hannoveraner und Oldenburger sind weltweit begehrte Exportartikel und etwa Menschen leben allein in Niedersachsen von der Pferdewirtschaft. Dennoch ist das Pferd, historisch gesehen, unsichtbar, seine Bedeutung hat es heute vor allem als Freizeitpartner und Sportgerät.

5 Von allen Tieren ist das Pferd dasjenige, das die tiefste und weitreichendste Auswirkung auf die menschliche Entwicklung und Kultur hatte. Gemeinsam mit der Erfindung des Rades veränderte und bestimmte es die Geschichte und den Lebensstil des Menschen grundlegend. Der kentaurische Pakt ist jedoch schwer erarbeitet. Das schnelle Fluchttier Pferd musste durch Zucht und Dressur den Bedürfnissen des Raubtieres Mensch angepasst werden. Als rasante Tempomaschine ermöglichte es dem Menschen Herrschaft und Gewalt über große Territorien, als animalischer Vektor wurde das Pferd zum politischen Tier und zum wichtigsten Gefährten des Homo sapiens. (Raulff) Aleksandr Naumov, Filmplakat zu Alim, 1926, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

6 Die Ausstellung hat folgende Kapitel 1. Mythos, Chimäre und Erotik Das Pferd als lebendiges Symbol 2. Kentaurischer Pakt Im Dienst des Menschen 3. Die Pferdehölle Das Pferd als Opfer in Kampf und Krieg 4. Konkurrenz und Wandel Das Pferd und die Technisierung Öffnungszeiten Dienstag Uhr, Mittwoch bis Sonntag Uhr Montag geschlossen Karfreitag geschlossen, Ostersonntag und Ostermontag Uhr Freitag Eintritt frei Eintrittspreise Sammlung des Museums und Sonderausstellung: 7, ermäßigt 4 Ermäßigter Eintritt: Schüler ab 13 Jahren, Auszubildende und Studierende, Arbeitslose, Teilnehmer an Forum-Kursen der VHS und Senioren ab 65 Jahren Gruppen ab 10 Personen: 5, ermäßigt 3,50 Freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahren Adresse und Information Sprengel Museum Hannover Kurt-Schwitters-Platz, Hannover Telefon: (0511) ,