Demaclenko erobert Chamonix

Transkript

1 SPECIAL BESCHNEIUNG Auf den Spuren des Mont Blanc: Demaclenko erobert Chamonix Nach dem ersten Geschäftsjahr von Demaclenko France in Montmelian, findet man dieses Jahr bereits zahlreiche wichtige Namen renommierter Skigebiete auf der Kundenliste In Chamonix werden Schneilanzen des Typs Eos zum Einsatz kommen D ie französische Beschneiungsbranche hat sehr positiv auf die Markterschließung reagiert und vertraut immer öfter auf die Spitzentechnologie der Produkte von Demaclenko So wird das Unternehmen in kürzester Zeit auch mit den Arbeiten rund um das Projekt in Flégère, einem der 2 bekanntesten Skigebiete des Wintersportortes Chamonix beginnen Das Skigebiet La Flégère in Chamonix, nahe des Bergmassivs Mont Blanc, wird in der kommenden Saison mit einer Beschneiungsanlage von Demac-lenko ausgestattet Genau unterhalb der l Aquille de la Glière werden auf der grünen Piste la trappe 8 Eos 8 Lanzen auf einer Länge von 850 Metern installiert, während der untere Teil auf Grund seiner natürlichen Gegebenheiten Auf dem unteren Teil der grünen Piste la trappe werden Titan 20 auf Turm positioniert 1 MOUNTAINMANAGER 4/2016

2 BESCHNEIUNG SPECIAL Fotos: Demaclenko Projektüberblick Auftrag Chamonix und auf Grund seiner Breite ideal für den Einsatz von Propellermaschinen des Typs Titan 20 auf Turm ist Unweit der obengenannten Piste befindet sich der blaue Streckenabschnitt Evettes, bei dem die in die Jahre gekommenen Schneeerzeuger durch mehr als 10 Eos ausgetauscht werden Neben dem Ankauf der neuen Schneeerzeuger, wird in der Hauptpumpstation auch eine neue Hochdruckpumpe installiert, welche die Durchflussmenge deutlich ansteigen lassen wird Die gesamte Anlage samt Schneeerzeuger, Pumpe und neuem Kompressor wird in die Steuerungssoftware Snowvisual eingebunden und ermöglicht so den automatischen Betrieb der Anlage Demaclenko konnte die Entscheidungsträger der Betreibergesellschaft Mont Blanc vor allem durch die kundenorientierte, technische Lösung, die Energieeffizienz der Anlage und die innovativen und leistungsstarken Schneeerzeuger überzeugen und zeigt sich sehr erfreut über eine weitere, neue Partnerschaft in Frankreich 4/2016 MOUNTAINMANAGER 2

3 BESCHNEIUNG SPECIAL Demaclenko: Ein Profi wird noch besser Die Schneilanze Eos von Demaclenko wurde erst vor einem Jahr der Öffentlichkeit präsentiert Dank D ie Verbesserungen und Innovationen, die Demaclenko nun mit der neuen Eos 8 auf den Weg gebracht hat, lassen sich in einem einfachen Motto zusammenfassen: optimale Schneileistung, minimaler Energieaufwand Um das umzusetzen, hat man bewährte Technik mit einer ganzen Reihe an Optimierungen und Verbesserungen kombiniert Herausgekommen ist eine Schneilanze, die den Anforderungen des Marktes in allen Punkten gerecht wird Hohe Flexibilität Ein Highlight an der Eos 8 sind die 8 Regelstufen, die sowohl bei der vollautomatischen als auch der manuellen Version der Schneilanze zum Einsatz kommen Mit ihrer Hilfe kann die Lanze exakt an die Bedingungen vor Ort angepasst werden, sodass man den klimatischen und natürlichen Anforderungen optimal Rechnung tragen kann Das Resultat der zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten ist eine ausgesprochen hohe Flexibilität, die sich auch positiv auf die Schneileistung B1: Demaclenko Eos 8 auswirkt Sie konnte im Vergleich mit dem Vorgängermodell so optimiert werden, dass höchste Leistung dank der Regulierbarkeit der Lanze auch bei Temperaturschwankungen abgerufen werden kann Mit einem Wasserdurchsatz von bis zu 6,1 l/s gehört die Eos 8 zu den TopPlayern am Markt Einen wertvollen Beitrag dazu leisten die neuen Nukleatoren und Wasserdüsen mit Inox-Einsatz, der sie extrem widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse macht Außerdem wurde der neue Kopf der Lanze so konzipiert, dass sowohl Volumen als auch die Oberfläche kleiner wurden Wind und Wetter können der Eos 8 nichts anhaben, das Einfrieren des Kopfes bei widrigen Schneibedingungen ist Geschichte Neben der optimierten Schneileistung punktet die Eos 8 auch mit einer beeindruckenden Schneikurve Beste Schneequalität und minimierter Energiebedarf sind keine Gegensätze mehr Dazu wird ein ölfreier Kompressor verwendet, der mit nur 1,5 kw eine der effizientesten und qualitativ hochwertigsten Lösungen des Marktes bietet Die Eos verfügt nun sowohl über eine fremdbelüftete Wetterstation als auch über ein neues Kugeldrehgelenk, mit dessen Hilfe die Lanze in alle möglichen Positionen und bis zum Boden geschwenkt werden kann, ohne den Wasserschlauch aushängen zu müssen Das Wassermodul ist bei der Eos 8 direkt an der Lanzenstange montiert, bei den Ausführungen 1 bis 4 wird es wie bisher direkt im Schacht angeschlossen Um allen Anforderungen gerecht zu werden, sind Fotos: Demaclenko der eindrucksvollen technischen Features hat sie den Markt schon in kurzer Zeit beeindruckt B2: Der neue Schneikopf sowohl die vollautomatische als auch die manuelle Version der Eos in den Ausführungen A1 bis A8 bzw M1 bis M8, also mit 1 bis 8 Regelstufen lieferbar Auf diese Weise steht die ganze Bandbreite an Möglichkeiten von der leistungsfähigsten Variante Eos A8 bis zur Eos M1, die mit ihrer einfachen Handhabung überzeugt, in einer einheitlichen Produktlinie zur Verfügung Perfekt angepasst Der komplett erneuerte Schaltschrank mit Demaclenko-Control und die neue Steuerungssoftware verfügen über eine neue vereinfachte, grafische Benutzeroberfläche mit Farbdisplay TFT 7 und WIFI Verbindung zur Remotesteuerung über APP Dazu gibt es eine Reihe neuer Features wie z B eine Echtzeitmessung für den Stromverbrauch, die Spannung und die Wassertemperatur Neu sind auch die optimierte Druckregelungsfunktion für die stufenlose Regelung und das erweiterte Diagnosemenü TECHNISCHE DATEN EOS: 6,1 l/s max Wasserdurchsatz 1,5 kw Kompressorleistung 195 l/min Luftverbrauch 4 Nukleatoren 4 16 Wasserdüsen 0,25 1,8 kw Nennleistung 4/2016 MOUNTAINMANAGER 2

4 SPECIAL BESCHNEIUNG Steuerungssoftware Snowvisual Snowvisual von Demaclenko: Die Steuerungssoftware für vollautomatische Beschneiungsanlagen Für einen erfolgreichen Betrieb einer Beschneiungsanlage bedarf es neben optimal funktionierenden Schneeerzeugern samt hydraulischer Ausstattung auch eine bis ins kleinste Detail durchdachte Steuerungssoftware, die das gesamte System überwacht und dem Kunden einen reibungslosen Ablauf ermöglicht Mit der neuen Generation von Snowvisual ist es Demaclenko gelungen, ein Produkt auf den Markt zu bringen, welches das Skigebiet rundum betreut und einen automatischen Betrieb zu jeder Zeit ermöglicht Effizienz gepaart mit Performance & Design Die Steuerungssoftware Snowvisual aus dem Hause Demaclenko ist das Ergebnis aus jahrelanger Erfahrung und Know-how rund um Beschneiungstechnologie und Automation Durch Snowvisual wird der Ressourceneinsatz bei maximaler Schneimenge minimiert, ohne auf die höchste Schneequalität zu verzichten Damit dieses Ziel erreicht werden konnte, wurde sowohl die Automatik, als auch die Effizienz über viele Jahre hinweg optimiert bzw erhöht Durch die Vollautomatik können die immer kürzer werdenden Zeitfenster mit passenden klimatischen Bedingungen effizient vom Beschneier genutzt werden Sobald die erforderlichen Betriebsbedingungen für die Schneeerzeugung erreicht werden, setzt Snowvisual bei aktivierter Automatik die Beschneiungsanlage in kürzester Zeit vollautomatisch und effizient in Betrieb Snowvisual: Eine Plattform verschiedene Module Snowvisual ist das Herz einer Beschneiungsanlage von Demaclenko, das durch die über Jahre entwickelten Bausteine den Bedürfnissen und Gegebenheiten am Berg und deren Bestand optimal angepasst wird Mit Snowvisual können somit Bestandsanlagen integriert und zu einem kompakten System zusammengeführt werden Snowvisual verfügt über eine Vielzahl an Kommunikationsdrivern für die üblichen industriellen Protokolle (Modbus, TCP/IP, Modbus RTU, Profibus DP, usw sind Standardschnittstellen) Externe Anlagen und Geräte können somit problemlos integriert werden Um höchstmögliche Betriebssicherheit und Kommunikationsgeschwindigkeit zu gewährleisten, wird die serielle Feldkommunikation (LW, Kabel oder Funk) auf mehrere Kommunikationsserver aufgeteilt Große Datenaustauschverbindungen werden primär über LWL/ Ethernet ausgeführt, während neue Feldleitungen für Schneeerzeuger vorwiegend mit Kommunikation durch spezielle Kupferkabel abgewickelt werden Bestehende oder weitläufige Ge- 1 MOUNTAINMANAGER 4/2016

5 BESCHNEIUNG SPECIAL Snowvisual im Überblick biete können durch Funkverbindungen erschlossen werden Dieser Prozess wird bereits in der Planungsphase von den Demaclenko Technikern optimal vorbereitet und ausgelegt Ressourcenmanagement Der richtige Umgang mit den Ressourcen ist sowohl für die Beschneier als auch für die Geschäftsleitung von enormer Wichtigkeit Durch den optimalen Einsatz von Wasser, Luft und Strom werden Kosten eingespart und Schneemengen, Einschneizeit und Schneequalität optimiert Das Schlüsselwort dazu ist die Ressourcenverwaltung, welche durch folgende Funktionen wesentlich beeinflusst wird: Reporting, Wasserdurchsatz, Schneehöhenmessung und Prioritätensteuerung Dank des gezielten Einsatzes dieser Ressourcen kann die Beschneiung zeitoptimiert und kostensparend gestaltet werden, ohne auf die gewohnte Qualität zu verzichten Neben den bereits genannten Funktionen kann im Detailbetrieb die aktuelle Schneemenge des Schachtes angezeigt werden Mit dieser Funktion kann der Betreiber feststellen, wo noch Schnee erzeugt werden muss und wo die Grundbeschneiung bzw das Ziel bereits erreicht wurde So funktioniert Snowvisual 4/2016 MOUNTAINMANAGER 2

6 SPECIAL BESCHNEIUNG Grafik & Statistik Die Datenauswertung ermöglicht den Verantwortlichen der Beschneiungsanlagen, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit abzurufen und ist wichtigste Voraussetzung, um die Produktivität zu steigern und Unregelmäßigkeiten schnell zu entdecken Bereits in der Standardversion von Snowvisual wird dem Kunden mit Hilfe des Produktionsreports die Möglichkeit geboten, für jeden Schneeerzeuger und für jeden Schacht die Verbrauchsdaten über beliebige Zeiträume zu ermitteln Zusätzlich ist es möglich, einen automatischen Tagesreport zu generieren (Export über CSV und PDF) NEU! Schneehöhenmessung: Die neu entwickelte Version bietet die Möglichkeit eine Schnittstelle zu den verschiedenen Schneehöhenmesssystemen einzurichten, deren Daten anzuzeigen und zu verarbeiten Der XML-Import- Mechanismus bereitet die XML-Export-Daten zum Schneehöhenmesssystem auf und stellt sie in grafischer und numerischer Form zur Verfügung Benutzerfreundliche Oberfläche Der Vorteil der Steuerungssoftware ist eine einfache Bedienung und benutzerfreundliche Oberfläche Aufgrund der ergonomischen und selbsterklärenden Grafik bietet das System Einsicht in alle Details und verfügt über alle Informationen, die zur Schneeproduktion benötigt werden Grundsätzlich verfügt die Software über 2 Bedienmöglichkeiten: die erste ist der allgemeine Betriebsmodus, bei welchem die Anlage vollautomatisch gestartet wird Die zweite Möglichkeit ist der halbautomatische Betrieb, bei dem die Schneeerzeuger und Pumpstationen separat gestartet und beobachtet werden können Mit Snowvisual vertrauen die Verantwortlichen der Skigebiete auf eine rundum Überwachung der Extraklasse und holen somit auch bei kurzen Zeitfenstern, in denen die klimatischen Bedingungen eine Beschneiung ermöglichen, zu jeder Zeit das Beste aus der Anlage heraus Informationen stehen überall zur Verfügung Michael Rothleitner, Schneezentrum Tirol Es wird Vieles in Bewegung kommen Anfang Mai wurde das neue Schneezentrum Tirol ins Leben gerufen, um die Schnee - erzeugung bzw das Pistenmanagement ökologisch und technologisch voranzutreiben Die MM-Redaktion sprach mit dem leitenden Verantwortlichen Mag Michael Rothleitner, wie das Kind gedeiht und was die Branche in nächster Zukunft zu erwarten hat Feststeht bereits das nächste Symposium Schnee von morgen : am 6 Oktober 2016 wieder in Mayrhofen MM: Herr Rothleitner, was hat sich beim Schneezentrum seit seiner Gründung getan? Rothleitner: Ich muss vorausschicken, dass Gründung nicht falsch verstanden werden darf Eigentlich stecke ich mitten in einem Prozess, der am Ende hoffentlich zu einer Gründung führt Im Herbst 2015 startete der Versuch, aus der Plattform ökologisches Pistenmanagement ein Schneezentrum zu entwickeln, in dem sich die Partner MCI, FH Kufstein, SLF Davos, Fachgruppe der Seilbahnen, Standortagentur Tirol sehr engagierten Wenn man so will, ist die Geburt geglückt, aber das Baby muss noch geschaukelt werden und offen ist noch wie es gedeiht Genau das hängt sicher ganz wesentlich davon ab, ob ich ausreichend anstoßen und in Bewegung bringen kann Ich bin in diesem Punkt aber sehr optimistisch, weil ich von allen bisherigen Gesprächen mit Firmen, Planern, Ingenieurbüros und Skigebietsbetreibern bestärkt worden bin Aus vielen Projektideen, die im Herbst 2015 beim o e Symposium erarbeitet worden sind, verfolge ich derzeit die Top-4 Das sind erstens eine Schneemanagementsoftware, zweitens ein Freiluftlabor mit Prüfstand für Schneeerzeuger und technische 3 MOUNTAINMANAGER 4/2016

7 INTERVIEW SPECIAL Weiterentwicklungen, drittens technische Entwicklungen zur Beschneiung im Grenztemperaturbereich und viertens Verbesserungen in der Beschneiungseffizienz MM: Gibt es auf dem Sektor Förderprogramme etwas Neues zu berichten? Rothleitner: Unter dem Projektnamen Early Snow hat Prof Hinrich Grothe von der TU Wien in Kooperation mit der UIBK und Tiroler Unternehmen das Vorhaben gestartet, den Einfluss unterschiedlicher Inhaltsstoffe des Schneiwassers auf deren Wirkung in Bezug auf die Eis-Nukleation zu untersuchen Dafür hat er eine FFG-Förderung bekommen Ich bin sehr optimistisch, dass die Ergebnisse zur Beschneiungseffizienz beitragen werden Zur Thematik Big Data :Es war bei den Mitgliedern der Plattform ökologisches Pistenmanagement schon immer der Wunsch nach einer Software vorhanden, die in Abhängigkeit von der Wetterentwicklung im Winter und den Messungen der Schneehöhe auf den Pisten ein realisierbares Einsparungspotenzial für Wasser und damit auch für Energie aufzeigt Nach einem leider nur bedingt erfolgreichen Versuch der Mayrhofner Bergbahnen mit der Fa IBM ist zu dieser Aufgabe nun ein EU-weites Projekt unter Mitwirkung der Universitäten in F, CH,I, A und D angelaufen PROSNOW so der Name des Projektes wird in Österreich an der UNI Innsbruck vom Institut für Geografie unter Prof Ulrich Strasser geleitet und bezieht mit Mayrhofen und dem Austragungsort der nordischen Ski-WM 2019, Seefeld sowohl den alpi- Fotos: Rothleitner Der Überschall-Schneeerzeuger Limes FK 0 von Frank Wille soll bald in Serienproduktion gehen und wird von 2SNOW lanciert nen als auch den nordischen Skisport mit ein Wichtig ist, dass durch die Einbindung der Skigebiete in den teilnehmenden Ländern die Praxisorientierung gesichert ist, weil das auch der klare Fokus des Schneezentrum Tirol ist Dieses Projekt wird von der EU gefördert MM: Was tut sich technologisch bei der Beschneiung im Grenztemperaturbereich derzeit und was darf man sich hier erwarten? Rothleitner: Dazu gibt es erste Erfolgsmeldungen Ich konnte ja noch während meiner Tätigkeit in Mayrhofen eine Kooperation zwischen Frank Wille, der Fa Bächler AG in der Schweiz und der Fa Schubert in Österreich einfädeln Ziel dieser Kooperation war, dass so rasch als möglich eine erste Serienproduktion der als Überschall-Schneeerzeuger bekannt gewordenen Entwicklung erfolgt In den ersten Tests der Serienproduktion (Bild 2: Serie 0 ) hat sich zwar gezeigt, Michael Rothleitner dass der Energieeinsatz noch sehr hoch ist und dass für die Steuerung der Taupunkt als zusätzlicher Faktor dringend einbezogen werden muss, aber erste Einsätze der LIMES in Skihallen haben den Wirkungsgrad dafür schon deutlich demonstriert Jetzt geht es darum, in weiterer Forschungsarbeit die Düse energetisch möglichst zu optimieren und im Winter 2016/17 die Taupunktsteuerung zu integrieren Diese ist besonders wichtig, weil bei Schneeproduktion über 0 C Lufttemperatur der erzeugte Schnee ja bis zum Boden wieder tauen kann MM: Welche Strategien zur Verbesserung der Beschneiungseffizienz sollen vorangetrieben werden, wo geht es am ehesten weiter? Rothleitner: Michael Bacher testet seine Wolke weiterhin sehr erfolgreich, immerhin erreicht er damit Traumwerte in der Schneeproduktion Er spricht von 60 % weniger Wasser und 50 % weniger Energie Dass diese Technik von sehr tiefen Temperaturen abhängig ist und auch vergleichsweise geringere Schneemengen erzeugt, bedeutet aber auch, dass er seine Komfortschneeidee konsequent weiterverfolgt In anderen Worten: Wer will, kann mit der Wolke künftig die geeigneten Temperaturen vorausgesetzt seinen Gästen technisch erzeugtes Naturschneeskifahren anbieten In Zusammenarbeit mit dem MCI sind wir gerade dabei, die Weiterentwicklung einer Add-On-Technologie zu unterstützen Das von Ronald Stärz und Thomas Obholzer am MCI entwickelte Ionisierungssystem verspricht deutliche Produktivitätssteigerungen, die noch entsprechend zu quantifizieren sind D h die Anbringung dieses Systems z B an bereits 4/2016 MOUNTAINMANAGER 4

8 SPECIAL INTERVIEW Test am MCI mit dem Ionenplasma bei der Schneeerzeugung vorhandene Schneeerzeuger könnte zu größeren Schneemengen bei gleichem Wasser- und Energieeinsatz führen In einem weiteren Schritt wäre auch hier die Serienproduktion voranzutreiben MM: Praktiker fordern einen modernen Prüfstand für Schneeerzeuger Könnte so etwas kurzfristig in Tirol realisiert werden? Rothleitner: Die Chancen stehen sehr gut Es gibt konkrete Standorte, deren Betreiber ein ernstes Interesse an einem solchen Prüfstand haben Ingenieurbüros, Planer aber auch Pistengerätehersteller sind sehr an der Umsetzung interessiert Interesse bedeutet, dass auch Bereitschaft für eine finanzielle Beteiligung vorhanden ist Und es gibt Forschungen und Entwicklungen, die ohne so einen Prüfstand eigentlich nicht auskommen MM: Inwiefern würde sich ein neuer Prüfstand von dem bekannten bei den Skiliften in Lech unterscheiden, an dem in der Vergangenheit einige Schneitests durchgeführt wurden? Rothleitner: Die Konzeption dieses Prüfstandes wird sich am schon legendären Prüfstand des Michael Manhart in Lech orientieren, aber weit darüber hinaus mit wissenschaftlichen Apparaturen ausgestattet sein müssen An diesen arbeiten derzeit bereits Professoren der Universitäten in Innsbruck und Wien MM: Wem würden solche Messdaten am meisten nützen den Schneeanlagenplanern, den Betreibern, den Schneeerzeugerfirmen? Rothleitner: Die Frage trifft ins Herz Die Schneeerzeugerfirmen sind sehr skeptisch ich versuche aber auch hier möglichst eine Win-Win Situation herzustellen Ob das bei den Prüfverfahren auch immer so sein kann, ist ja nicht ganz wahrscheinlich Trotzdem müssten auch diese Firmen eigentlich an den Testergebnissen ihrer Produkte interessiert sein nur so besteht ja die Chance zur Weiterentwicklung 5 MOUNTAINMANAGER 4/2016 MM: Welche Rolle wird bei all dem das SLF Davos spielen? Rothleitner: Ich hoffe eine große Erstens schätze ich die handelnden Personen am SLF sowohl fachlich als auch persönlich sehr Ich bin daher an einer guten, zweckmäßigen und zielorientierten Zusammenarbeit sehr interessiert Zweitens brauchen wir deren Kompetenz, weil wir diese nicht ein zweites Mal in Tirol aufbauen wollen und werden Wozu auch Das SLF ist umgekehrt sehr am Aufbau eines Freiluftlabors in Tirol interessiert, das es dann auch für eigene Untersuchungen verwenden möchte Wir haben sogar schon besprochen, dass das Schneezentrum Tirol Teile der technischen Geräte vom SLF übernehmen könnte Mich würde das wahnsinnig freuen MM: Stichwort Regelenergie Worum geht es da, welche Perspektiven öffnen sich hier für die Schneeanlagenbetreiber? Rothleitner: Die Ökostromoffensive vor allem in Deutschland bringt leider auch Probleme mit sich Wind und Sonne produzieren Strom nicht immer zur richtigen Zeit Überkapazitäten entstehen, welche die Netzstabilität auch in Österreich beeinträchtigen Dazu muss man wissen, dass der Stromverkehr von Norddeutschland nach Bayern nicht innerdeutsch erfolgen kann, sondern über Polen und Österreich Die Fa world direkt bietet nun die Möglichkeit, diese Überkapazitäten von der Übertragungsnetzbetreiberin Austria Power Grid AG kostenlos z B zur Füllung von Speicherteichen zu beziehen! Wer sich in zuvor definierten Zeiträumen, sogenannten Zeitscheiben, zur Abnahme solcher Überkapazitäten verpflichtet, erhält dafür sogar ein Entgelt Wir haben gerade mit world direct festgelegt, dass es im Herbst einen gemeinsamen Informationsschwerpunkt zum Thema Regelenergie für die Seilbahnbranche geben wird All jene Seilbahnunternehmen, die für den Aufbau des Schneezentrum Tirol bereits einen LOI (letter of interest) unterzeichnet hatten, wurden darüber sogar schon informiert Mit dem Institut für Schnee & Lawinenforschung in Davos (SLF) wird das Schneezentrum Tirol eng zusammenarbeiten