Karoline Luise von Baden ( ) Große Landesausstellung Baden-Württemberg Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. 30. Mai

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1 Die Meister-Sammlerin Karoline Luise von Baden ( ) Große Landesausstellung Baden-Württemberg Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 30. Mai September 2015 Die badische Markgräfin Karoline Luise war eine der faszinierendsten Sammlerpersönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Aufgewachsen am Hessen- Darmstädter Hof, wo sie in allen Wissenschaften gut unterrichtet wurde, glänzte Karoline Luise schon früh durch ungewöhnliche Intelligenz und Bildung. Bereits 1751, als sie den Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach ehelichte, war sie als hessische Minerva berühmt. Schon zuvor hatte sich ihr Kunstinteresse maßgeblich im Unterricht der Pastellmalerei entzündet, welchen sie 1745 als Schülerin des Genfer Malers Jean-Etienne Liotard erhielt. Ihre Stellung als Markgräfin am Karlsruher Hof nutzte Karoline Luise fortan konsequent, um mit Hilfe eines europaweiten Netzwerks eine beachtliche Gemälde- und Grafiksammlung aufzubauen. In den Metropolen Paris, Rom und London besaß sie dafür zuständige Agenten wie Jean-Henri Eberts, den Baron Grimm und Johann Georg Wille und pflegte freundschaftlichen Kontakt zur großen sallonière Madame Geoffrin. Auch die Maler François Boucher und Jean Siméon Chardin bewegten sich in diesen Kreisen, woraus sich künstlerische Kontakte und Erwerbungen für Karlsruhe ergaben. Jean-Etienne Liotard Prinzessin Karoline Luise von Hessen-Darmstadt (spätere Markgräfin von Baden), François Boucher Zwei Schäferinnen, Mit ihren Verbindungen gehörte Markgräfin Karoline Luise zum internationalen Kreis gebildeter Kunstliebhaber, die sich dilettierend auch selbst künstlerisch betätigten, häufig so wie Karoline Luise in Malerei, Zeichnung und Radierung. Entsprechend der akademischen Praxis schulte sich die Markgräfin vor allem durch das Kopieren von Werken großer Meister, die sie ab 1757 auch aus der Mannheimer Galerie des Kurfürsten von der Pfalz entlieh. Karoline Luise entwickelte sich auf diese Weise von einer praktizierenden Kunstliebhaberin zu einer europaweit geachteten Kennerin und Sammlerin. Im Zentrum der Großen Landesausstellung 2015 wird die Präsentation ihres ursprünglich über 200 Gemälde umfassenden Mahlerey-Cabinets stehen, das zum größten Teil in der Karlsruher Kunsthalle erhalten ist. Es handelt sich in der Mehrzahl um Werke holländischer Meister des 17. Jahrhunderts sowie Bilder französischer Künstler des 18. Jahrhunderts, welche die Markgräfin in den Jan van Huysum Blumenstrauß, /9

2 Jahren um 1760, gegen Ende des Siebenjährigen Kriegs, vor allem auf dem Pariser Kunstmarkt erwarb, wobei sie mit Geschick die kriegsbedingte Abstinenz konkurrierender Sammler wie Friedrich II. von Preußen ausnützte. Zeitgenössische Auktionen boten der Markgräfin Gelegenheit zum Erwerb wichtiger Werke. Im Jahre 1761 stand in Paris etwa die berühmte Sammlung des Comte de Vence zum Verkauf. Hier ersteigerte Karoline Luise durch ihre Agenten elf Gemälde. Insgesamt gelangten im Laufe ihrer Sammeltätigkeit ganze 17 Werke aus der Pariser Sammlung in das Mahlerey-Cabinet, darunter Rembrandts Selbstbildnis, Nicolaes Berchems Winterlandschaft mit Kalkofen und Caspar Netschers Tod der Kleopatra. Beim Verkauf der Sammlung Gaillard de Gagny 1762 erwarb sie Anthonis van Dycks prächtiges Bildnis der Susanna Fourment mit ihrer Tochter (heute Washington, National Gallery). Immer bestens informiert, verfolgte Karoline Luise ihre Kaufinteressen auch auf dem Amsterdamer und Den Haager Kunstmarkt. Neben ihrer Bewunderung für die Leidener Feinmalerei, an der sie deren minutiöse Details und vollendete Technik schätzte, galt ihr besonderes Interesse dem Verhältnis der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts zur holländischen Malerei des Goldenen Zeitalters. Rembrandt Harmensz van Rijn Selbstbildnis, um Das im Mai 2013 gestartete, von der VW-Stiftung geförderte Forschungsprojekt Karoline Luise von Baden Aufgeklärter Kunstdiskurs und höfische Sammelpraxis dient der Vorbereitung der Großen Landessausstellung Es handelt sich um eine interdisziplinäre Kooperation zwischen der Kunsthalle Karlsruhe, dem Generallandesarchiv Karlsruhe und der Universität Mendrisio (Schweiz). Ziel des Projekts ist die Untersuchung der markgräflichen Sammlung im kunst- und ideengeschichtlichen Kontext. Als Forschungsgrundlage wird der umfassende, größtenteils unpublizierte Nachlass Karoline Luises im Besitz des Generallandesarchivs Karlsruhe bearbeitet, einschließlich ihrer Korrespondenz mit mehr als 750 Persönlichkeiten. Die Leitfragen des Forschungsvorhabens werden auch den inhaltlichen Rahmen eines internationalen Kolloquiums vom September 2014 bilden; sie lassen sich in folgende Sektionen gliedern: 1. Regionalität und europäischer Horizont im Ancien Régime, 2. Kennerschaft und künstlerische Praxis, 3. Kunstmarkt und Geschmacksbildung im 18. Jahrhundert, 4. Repräsentation und Ästhetik: Funktion und Form europäischer Kunstsammlungen. Die Referate der Tagung sollen den Ausstellungskatalog bereichern und damit die Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Gerrit Dou Die Köchin, Jean Siméon Chardin Stillleben mit totem Rebhuhn, um /9

3 Abraham Bloemaert oemaert, Hirtin mit Traubenschale, 1628, erworben 1761 aus der Sammlung des Malers Liotard, Genf. 3/9

4 Willem van Aelst, Stillleben mit Jagdgerät und totem Rebhuhn, 1668, erworben 1763 aus der Sammlung Lormier, Den Haag. 4/9

5 Gabriel Metsu, Junges Paar beim Frühstück, 1667, erworben 1763 durch Jean-Henri Eberts. 5/9

6 Caspar Netscher, Tod der Kleopatra, 1673, erworben 1761 aus der Sammlung Comte de Vence, Paris. 6/9

7 Nicolaes Berchem, Furt im Gebirge, 1665/70, erworben 1761 aus der Sammlung Comte de Vence, Paris. 7/9

8 Nicolaes Berchem, Winterlandschaft, 1665/70, erworben 1761 aus der Sammlung Comte de Vence, Paris. Claude Joseph Vernet, Vornehme Türken am Strande, beim Fischfang zuschauend, 1757, erworben 1763 durch Jean-Henri Eberts aus der Sammlung Peilhon, Paris. 8/9

9 Claude Joseph Vernet, Die Toilette der Türkin, 1757, erworben 1763 durch Jean-Henri Eberts aus der Sammlung Peilhon, Paris. Gerard de Lairesse, Antiochos und Stratonike, 1676, erworben 1769 aus der Sammlung Jean-Henri Eberts, Paris. Alle Abbildungen: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 9/9