kultur- und sozialwissenschaften
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- Dorothea Ritter
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1 Christoph Marx Westliche Wirtschaftsinteressen und globale Migration: Diasporen und Minderheiten in der außereuropäischen Welt Kurseinheit 2: Inder in Afrika, der Karibik und im Pazifikraum kultur- und sozialwissenschaften
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3 3 Inhaltsverzeichnis I. Einleitung 5 II. Kaufleute und Vertragsarbeiter 8 1. Die Händlerdiaspora vor dem 19. Jahrhundert 8 2. Sklaverei in Südafrika Die Zeit der Vertragsarbeit ( ) 10 a. Die indischen Frauen im System der Vertragsarbeit 19 b. Das Ende der Vertragsarbeit 21 c. Von der Vertragsarbeit zur Diaspora 23 III. Die Herausbildung der indischen Diaspora Südafrika 27 a. Die Vertragsarbeiter 27 b. Die freien Inder 28 c. Die Passenger Indians 30 d. Diskriminierung durch weiße Siedler 32 e. Gandhi 35 f. Die Politik der Inder nach Gandhis Abreise 38 g. Sozialgeschichte der Inder bis zum Zweiten Weltkrieg 39 h. Radikalisierung der indischen Politik 41 i. Apartheid 43 j. Widerstand und Beteiligung an Aktionen gegen Apartheid 45 k. Diaspora und Kultur Die Inder Ostafrikas Die Karibik ausgewählte Beispiele 63 a. Jamaika 64 b. Trinidad 65 c. Guyana 67 d. Surinam Der Pazifik: Fidschi 71 IV. Schlussfolgerungen aus dem Vergleich 76 Quellen- und Literaturverzeichnis 83
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5 5 The Indian diaspora is a highly dynamic aspect of world society today. In many cases its origins lie with the merchants and indentured workers who helped to build the imperial economy out of which modern state capitalism grew. 1 I. Einleitung Heute leben ca. 8,5 Millionen Südasiaten, die in diesem Text als Inder bezeichnet werden, außerhalb des indischen Subkontinents. In allen Regionen der Welt trifft man auf größere Gruppen von Indern, die oft in geschlossenen Siedlungen zusammenleben. Die Ursachen für diese Zerstreuung (Diaspora) sind sehr vielfältig, wie sie der Historiker Vertovec aufgelistet hat: The modem Indian 'diaspora' has generally arisen through: (a) migration of labourers under various terms of contract (indenture, kangani, maistry) in the nineteenth and early twentieth centuries to places such as Mauritius, the West Indies, Fiji, and East Africa and Natal; (b) 'free' or 'passage' migration of merchants, especially in the late nineteenth and early to midtwentieth centuries to East and Southern Africa; (c) the transport of educated Indians as colonial administrators and clerks, prior to the Second World War, to places like Burma and Kenya; (d) travel by students, especially since the end of the war, to Western industrial countries; (e) migration of semi-skilled workers, particularly to Britain, in the 1950s and 1960s, and (f) to countries of the Middle East since the 1970s; (g) the resettlement of Indian professionals, particularly in the United States, Canada, and Australia since the 1960s; (h) secondary migration within the diaspora since the 1970s (especially as political or economic refugees), including the movement of Indo-Surinamese to the Netherlands, Indo-Fijians to New Zealand, and Indo-Guyanese to the United States and Canada. 2 Diese Auswanderungsmotive und formen lassen sich wiederum zeitlichhistorisch in zwei Gruppen zusammenfassen, nämlich die Auswanderung im Zusammenhang mit dem System der indentured labour im 19. Jahrhundert (Punkt a und b) und diejenige, die im 20. Jahrhundert aus verschiedenen Gründen und auf Eigeninitiative der Emigranten erfolgte (c-h). 3 Letztere führte zu einem ganz neuen Bild, weil damit erstmals größere Gruppen südasiatischer Migranten sich dau- 1 HART /PADAYACHEE (2000), S VERTOVEC (1992), S.1. 3 CLARKE/PEACH/VERTOVEC (1990), S.3.
6 6 erhaft in Großbritannien und den USA niederließen. In dieser Kurseinheit werden wir es nur mit der ersten Form zu tun haben und selbst dies ist nochmals räumlich einzuschränken. Die Auswanderung vom indischen Subkontinent war im 19. Jahrhundert ein globales Phänomen, weil Inder sich auf allen Kontinenten niederließen. Die weitaus meisten jedoch blieben in der Region, nämlich gingen zwischen 1852 und 1937 nach Burma, nach Ceylon ( ); nach Malaya (1860 u. 1938). Da hier die Rückwanderungsquote wegen der räumlichen Nähe erheblich größer war und die rechtliche Stellung teilweise eine ganz andere (Burma etwa zählte zu Britisch-Indien, so dass es sich formal um eine Binnenwanderung handelte) war, werden diese Fälle hier ebenfalls ausgespart. 4 Diese Kurseinheit behandelt die Auswanderung indischer Vertragsarbeiter in die verschiedensten Regionen der Welt außerhalb Süd- und Südostasiens, wobei einige etwas ausführlicher behandelt werden, nämlich Südafrika, Ostafrika (Kenia, Uganda und Tansania), die Karibik (Guyana, Surinam, Jamaika und Trinidad) und die Fidschi-Inseln. Dabei wird von den beiden ersten von Vertovec aufgelisteten Gruppen von Auswanderern die Rede sein, nämlich den Vertragsarbeitern und den Kaufleuten. Auch wenn die letztgenannte Migrationsform schon sehr früh zu beobachten ist und sich im Raum des Indischen Ozeans bis in die ersten nachchristlichen Jahrhunderte zurückverfolgen lässt (aber möglicherweise noch älter ist), so erhielt sie durch die Vertragsarbeit neue und wichtige Impulse. Kaufleute kamen im Gefolge der Wanderarbeiter, deren Bedürfnisse nach indischen Nahrungsmitteln und Kle i- dung sie zunächst befriedigen wollten, in Gebiete, in denen sie vorher noch nie gewesen waren, etwa in die Karibik, nach Fidschi, aber auch nach Südafrika. Diese beiden Auswanderergruppen unterschieden sich in vieler Hinsicht: Religion, Reichtum und natürlich der Rechtsstatus, da die Kaufleute nicht Beschränkungen ihrer Freiheit unterworfen waren wie die Vertragsarbeiter. Selbst in Gebieten, die die Vertragsarbeiter nach Ablauf ihrer Kontrakte in der großen Mehrheit wieder verließen, wo ihre Anwesenheit also nur Episode blieb wie in Ostafrika, lockten sie Kaufleute und andere indische Einwanderer in diese Gebiete. Beide Auswanderungsbewegungen sind demnach eng miteinander verwoben, bilden aber keine einheitliche Bewegung. Denn bei den Kaufleuten setzten sich früher schon gebildete Traditionen, etwa Kreditnetzwerke, Vertriebs- und Nachschuborganisation, Formen der Gemeinschaftsbildung, nur fort und erlebten eine Intensivierung. Das Nebeneinander der beiden Auswanderungsbewegungen ist die Gleichzeitigkeit längerfristiger und kurzfristiger Entwicklungen, die vielfach ineinander verwoben sind und sich wechselseitig beeinflussten. 4 Allerdings kann auf die von Ravi Ahuja erstellte Kurseinheit 2 des Studienbriefes 0412 Arbeit und Kolonialherrschaft in Indien verwiesen werden, der im Kap. 5, S.27-59, ausführlich auf diese Seite der indischen Arbeitsmigration eingeht.
7 Noch eine kurze Bemerkung zur Terminologie. In diesem Text ist von Indern die Rede, wobei dieser Begriff als rein geographischer benutzt wird, nämlich auf den indischen Subkontinent bezogen, wie er erstmals unter britischer Herrschaft zusammengefasst wurde, d.h. das heutige Indien, Pakistan und Bangladesh. Inder ist also nicht zu verstehen als eine nationalstaatliche Zugehörigkeit. Der in der Literatur häufig benutzte Begriff der Asiaten wurde nicht gewählt, da er in vielen Ländern, bes. in Afrika, eine abwertende Bedeutung im fremdenfeindlichen Sinn hat. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde auf politisch korrekte, aber umständliche Formeln wie indischstämmige Südafrikaner verzichtet, wobei mit der einfachen Bezeichnung Inder aber eingeschlossen ist, dass es sich um Südafrikaner ha n- delt und keineswegs um Fremde oder Ausländer. 7
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