RORATEMESSE Erwartung(en)
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- Klemens Richter
- vor 5 Jahren
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1 RORATEMESSE Erwartung(en) EINGANGSLIED: GL 748, Eröffnung: P.: Der Herr, dessen liebendes Entgegenkommen wir erwarten, sei mit Euch. Liebe Schwestern und Brüder, in diese frühen Morgenstunde, in der noch alles ganz Nacht ist, wo unsere Welt im Dunkel verschwunden zu sein scheint, da haben wir uns aufgemacht, nicht das Licht der irdischen Strahlkraft zu suchen, sondern das Licht der Liebe Gottes, das uns in Jesus aufgestrahlt ist. Was anderes - als dieses innere Licht des Geistes - sollte es wert sein, zu so früher Morgenstunde aufzustehen und hierher zu kommen? Ja, wir sind hier, weil wir in der Gemeinschaft der Gläubigen die Gemeinschaft mit Gott erwarten. Alles andere hier - wäre eine Erwartung, die am Kern dessen, was wir Advent nennen, vorbeigeht. Darum wollen wir uns jetzt in einem Augenblick der Stille darauf einstellen, Gottes lebendige Beziehung in uns zu erwarten. S T I L L E Zu unseren Herrn rufen wir voll Erwartung: nach Melodie GL 233 P.: A.: P.: A.: P.: A.: Du Herr bist zu uns unterwegs durch Dein Wort. O Herr, wir warten auf Dich. O Herr, wir warten auf Dich! Dein Wort spricht in unsere Herzen sich ein: O Herr, wir warten auf Dich. O Herr, wir warten auf Dich! So wohne in uns und Dein Wort werde Fleisch: O Herr, wir warten auf Dich. O Herr, wir warten auf Dich! TAGESGEBET: Guter Gott, im Advent warten wir auf Dein Kommen. Wir warten auf Dich. Denn wir haben die Frohe Botschaft gehört, dass Du immer für uns da bist. Du bist treu in Deiner Liebe und befreiend in Deiner Vergebung. Du gibst Hoffnung auf ewiges Geliebtsein, ewiges Leben. Mach unser Herz bereit, Dich in unserem Alltagsleben zu erwarten, damit all unsere Zeit zusammen mit Dir gelebt wird wie bei Jesus Christus unserem Herrn. AMEN. Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 2, 1-5 Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat. Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort. Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht.
2 Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn. ANTWORTGESANG: GL 384, 3 RUF v. EVANGELIUM: GL 174, 8 EVANGELIUM: Lk 19, 1-10 In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich. Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn heute muss in ich deinem Haus bleiben. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. ANSPRACHE Unsere heutige erste Roratemesse ist überschrieben mit dem Thema: Erwartungen. Unser Wort Erwartung leitet sich ab von dem alten Wort: die Warte und bedeutet: erhöhter Ort der Ausschau. Also nicht einfach nur Ausschau halten, sondern erhöhter Ort der Ausschau. Von so einem erhöhten Ort der Ausschau lesen wir in der Zachäus-Geschichte. Da heißt es: Zachäus lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, Zachäus begibt sich also in eine erhöhte Position oder vielleicht besser gesagt: auf eine höhere Ebene. Er bleibt nicht da, wo er war. Und genau das ist das, was wir Erwartung nennen. Wenn wir etwas erwarten, verändert sich unsere innere Einstellung. Mehr noch: wir verändern uns. Das, was wir erwarten, ist zwar noch nicht da, aber dennoch verändern wir uns, wenn wir etwas erwarten, was uns wichtig ist, so wie Zachäus, der hinaufsteigt, um von einem erhöhten Ort der Ausschau Jesus zu sehen, der ihm wichtig ist. Die Begründung für sein Verhalten wird so geschildert: Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. Die Erwartung des Jesus führt dazu, dass Zachäus nicht wie die anderen unten bleibt, sondern er erklettert den Ort der erhöhten Ausschau - einen Baum - und wächst somit über sich hinaus. Genau das ist die Absicht und ist die Wirkung von Erwartung. Wir sollen über uns hinauswachsen.
3 In der Zachäus-Geschichte wird das in der Weise ausgedrückt, dass er auf einen Maulbeerfeigenbaum klettert. Nicht die Ankunft Jesu allein verändert diesen Zachäus, sondern sein Wunsch, ihn zu sehen, verändert ihn schon vor der Begegnung. Wer etwas erwartet, ist schon ein veränderter Mensch. Darum möchte ich den Satz: Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei auch einmal so lesen: Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er - nämlich Zachäus - sei. Denn letztlich wird nicht nur deutlich, wer Jesus ist nämlich einer, der mit Zöllnern und Sündern umgeht, sondern es wird ebenso klar, wer Zachäus ist: einer, der freigebig ist, der an die Armen denkt und auch zur Gemeinschaft der Glaubenden gehört, weil auch er ein Sohn Abrahams ist. Doch all das konnte nur erkannt werden, weil er in Jesus eine Erwartung setzte, eine Erwartung, die ihn veränderte, die ihn über sich hinaus wachsen ließ, und auf einen erhöhten Ort der Ausschau steigen ließ, weil er eine echte Erwartungshaltung hatte! Advent ist die Zeit der Erwartung der Erwartung: Gott kommt. Es ist nicht die Zeit von: Gott ist da! Es ist die Zeit, in der wir spielerisch einüben: Ich verändere mich, weil ich Gott erwarte. Erwarten wir wirklich Gott? Wir wissen nicht genau wie Zachäus: Wie sieht er aus? Was wird er sagen? Was wird er tun? Werde ich von Jesus überrascht sein oder enttäuscht? Die Zachäus-Geschichte lehrt uns aber: Ohne eine Erwartung, die uns nicht verändert, durch die wir nicht über uns hinauswachsen und durch die wir uns nicht in eine andere Ebene begeben, bleiben wir unten, sehen wir nichts von Jesus. Ohne unsere eigene Vorbereitung, ohne unser eigenes Klettern auf den Baum kann Jesus nichts machen. Dieser Gottesdienst ist das-klettern-auf-den-baum, ist das Sich-in-eine höhere-dimension- Begeben. Ohne unser Entgegengehen mit Erwartung an Jesus kann uns Jesus nicht helfen. Kurz danach der Begegnung mit Zachäus erwartete der blinde Bettler Bartimäus: Jesus, Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Ohne sein lautes Rufen hätte Jesus ihn nicht heilen können, wäre Bartimäus blind geblieben. Ohne brennende Erwartung wie bei den fünf klugen Jungfrauen, wären sie nicht zum Fest gelangt. Doch wer wie wir sagen - sich überwindet, also wie Zachäus über sich hinausgeht und bildlich auf den Baum klettert, der erlebt: Heute muss in ich deinem Haus bleiben. Das ist das Ziel aller christlichen Glaubens-Erwartung: Heute muss ich Dein Gott - bei Dir bleiben. Eine solch frühe Roratemesse im Advent ist nichts anderes als: und er stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Heute Morgen sind wir sozusagen wie Zachäus auf den Maulbeerfeigenbaum geklettert, um den zu sehen, der hier als Leib Christi vorbeikommt. Ich wünsche Euch allen die Erfüllung der Zachäus-Erwartung: dass Jesus uns anschaut und zu Jeder und zu Jedem sagt: Komm schnell! Denn heute muss ich in Dir bleiben. FÜRBITTEN: Guter Gott, wir spielen den Advent. Wir üben uns ein in die richtige Erwartungshaltung, damit wir Dir so begegnen, dass Du bei uns bleibst und mit uns das Leben teilst.
4 Darum kommen wir erwartungsvoll zu Dir und rufen - Für alle, die heute Morgen hierhergekommen sind, um Dich Gott zu sehen. - Für alle, die Dich hier ohne Bedingungen sehen und erleben wollen. - Für alle, die einfach ganz offen sind für Dich. - Für alle, die etwas von Dir erwarten, ohne sich dafür zu ändern. - Für alle, die denken, man müsse etwas Besonderes sein, damit Du zu ihnen kommst. - Für alle, die Advent sagen und nur Sachgeschenke erwarten. - Für alle, die Dich, o Gott, aufgenommen haben. - Für alle, die durch Deine Liebe selbst lieber und hilfsbereiter wurden. - Für alle, die es als ihr Großes Glück erfahren haben, dass Du bei ihnen bist Guter Gott, wir danken Dir, dass Du jeden von uns siehst und jeden besuchen willst. Mach uns offen für Dein Kommen, damit wir so über uns hinauswachsen, dass unser Leben zu Deiner Wohnung wird. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. AMEN. Gabenbereitung: GL 554, 1+2 Sanctus: GL 193 Danksagung: GL 372, Schlusslied: GL 233, Ferdinand Rauch als Pfarrer EVANGELIUM: Lk 19, 1-10 In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich. Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn heute muss in ich deinem Haus bleiben. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm:
5 Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Unser Wort Erwartung leitet sich ab von dem alten Wort: die Warte und bedeutet: erhöhter Ort der Ausschau. Also nicht einfach nur Ausschau halten, sondern erhöhter Ort der Ausschau. Von so einem erhöhten Ort der Ausschau lesen wir in der Zachäus-Geschichte. Da heißt es: Zachäus lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, Zachäus begibt sich also in eine erhöhte Position oder vielleicht besser gesagt: auf eine höhere Ebene. Er bleibt nicht da, wo er war. Und genau das ist das, was wir Erwartung nennen. Wenn wir etwas erwarten, verändert sich unsere innere Einstellung. Mehr noch: wir verändern uns. Das, was wir erwarten, ist zwar noch nicht da, aber dennoch verändern wir uns, wenn wir etwas erwarten, was uns wichtig ist, so wie Zachäus, der hinaufsteigt, um von einem erhöhten Ort der Ausschau Jesus zu sehen, der ihm wichtig ist. Die Begründung für sein Verhalten wird so geschildert: Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. Die Erwartung des Jesus führt dazu, dass Zachäus nicht wie die anderen unten bleibt, sondern er erklettert den Ort der erhöhten Ausschau - einen Baum - und wächst somit über sich hinaus. Genau das ist die Absicht und ist die Wirkung von Erwartung. Wir sollen über uns hinauswachsen. In der Zachäus-Geschichte wird das in der Weise ausgedrückt, dass er auf einen Maulbeerfeigenbaum klettert. Nicht die Ankunft Jesu allein verändert diesen Zachäus, sondern sein Wunsch, ihn zu sehen, verändert ihn schon vor der Begegnung. Wer etwas erwartet, ist schon ein veränderter Mensch. Darum möchte ich den Satz: Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei auch einmal so lesen: Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er - nämlich Zachäus - sei. Denn letztlich wird nicht nur deutlich, wer Jesus ist nämlich einer, der mit Zöllnern und Sündern umgeht, sondern es wird ebenso klar, wer Zachäus ist: einer, der freigebig ist, der an die Armen denkt und auch zur Gemeinschaft der Glaubenden gehört, weil auch er ein Sohn Abrahams ist. Doch all das konnte nur erkannt werden, weil er in Jesus eine Erwartung setzte, eine Erwartung, die ihn veränderte, die ihn über sich hinaus wachsen ließ, und auf einen erhöhten Ort der Ausschau steigen ließ, weil er eine echte Erwartungshaltung hatte! Advent ist die Zeit der Erwartung der Erwartung: Gott kommt. Es ist nicht die Zeit von: Gott ist da! Es ist die Zeit, in der wir spielerisch einüben: Ich verändere mich, weil ich Gott erwarte. Erwarten wir wirklich Gott? Wir wissen nicht genau wie Zachäus: Wie sieht er aus? Was wird er sagen? Was wird er tun? Werde ich von Jesus überrascht sein oder enttäuscht? Die Zachäus-Geschichte lehrt uns aber: Ohne eine Erwartung, die uns nicht verändert, durch die wir nicht über uns hinauswachsen und durch die wir uns nicht in eine andere Ebene begeben,
6 bleiben wir unten, sehen wir nichts von Jesus. Ohne unsere eigene Vorbereitung, ohne unser eigenes Klettern auf den Baum kann Jesus nichts machen. Dieser Gottesdienst ist das-klettern-auf-den-baum, ist das Sich-in-eine höhere-dimension-begeben. Ohne unser Entgegengehen mit Erwartung an Jesus kann uns Jesus nicht helfen. Kurz danach der Begegnung mit Zachäus erwartete der blinde Bettler Bartimäus: Jesus, Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Ohne sein lautes Rufen hätte Jesus ihn nicht heilen können, wäre Bartimäus blind geblieben. Ohne brennende Erwartung wie bei den fünf klugen Jungfrauen, wären sie nicht zum Fest gelangt. Doch wer wie wir sagen - sich überwindet, also wie Zachäus über sich hinausgeht und bildlich auf den Baum klettert, der erlebt: Heute muss in ich deinem Haus bleiben. Das ist das Ziel aller christlichen Glaubens-Erwartung: Heute muss ich Dein Gott - bei Dir bleiben. Eine solch frühe Roratemesse im Advent ist nichts anderes als: und er stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Heute Morgen sind wir sozusagen wie Zachäus auf den Maulbeerfeigenbaum geklettert, um den zu sehen, der hier als Leib Christi vorbeikommt. Ich wünsche Euch allen die Erfüllung der Zachäus-Erwartung: dass Jesus uns anschaut und zu Jeder und zu Jedem sagt: Komm schnell! Denn heute muss ich in Dir bleiben. Erwarte heute nicht zu wenig von Deinem Gott. Er will Dir alles geben. Alles ist: ER SELBST:
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