Nutzeransprüche im Fokus der Barrierefreiheit

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1 Barrierefreiheit nach VDI 6008 Nutzeransprüche im Fokus der Barrierefreiheit 13. November 2014 Barrierefreiheit bedeutet, dass Liegenschaften und ihre Technische Gebäudeausrüstung von Menschen in jedem Alter und mit jeder Mobilitätseinschränkung oder Behinderung betreten oder befahren und selbstständig sowie weitgehend ohne fremde Hilfe benutzt werden können und damit individuelle Potenziale zum eigenständigen Handeln nicht einschränken. 1 2 Verständnis von Behinderung Ziele der Barrierefreiheit öffentliche Einrichtungen ohne fremde Hilfe nutzen möglichst lange selbstbestimmt in der vertrauten Umgebung bleiben persönliche Sicherheit erhöhen häusliche Pflege zu ermöglichen oder zu erleichtern Quelle: Biopsychosoziales Modell der WHO Selbstständigkeit erhalten 3 4

2 Nutzergruppen nach VDI 6008 Beispiele für Einschränkungen Senioren; Senioren mit Einschränkungen, gefährdet Rollstuhlfahrer Gehbehinderte/bewegungseingeschränkte Menschen Menschen mit Einschränkung der visuellen und auditiven Wahrnehmung Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Demenz Höreinschränkung Kognitive Einschränkung Motorische Einschränkungen Seheinschränkung Sensorische Einschränkungen Andere Menschen mit besonderen Anforderungen 5 6 Altersbedingte Einschränkungen Altersbedingte Seheinschränkungen Sehschärfe 2 Beispiele für altersbedingte Einschränkungen Akkomodation Seheinschränkung Adaption Höreinschränkung Linseneintrübung Farbtüchtigkeit Herabsetzung der Lichtempfindlichkeit 7 8

3 Altersbedingter Lichtbedarf Altersbedingte Seheinschränkungen Gesichts- und Blickfeld Tiefenwahrnehmung Quelle: DIN Quelle: VDI 6008 Blatt 1 Blendempfindlichkeit Farbfokussierung des Auges 9 10 Veränderung sensorischer Fähigkeiten Veränderung sensorischer Fähigkeiten Quelle: Quelle:

4 Empfehlungen bei Seheinschränkungen Empfehlungen bei Seheinschränkungen Räume ausreichend hell ausleuchten Blendwirkungen durch geeignete Wahl und Anbringung von Leuchten vermeiden Blendwirkungen durch geeignete Oberflächen vermeiden Bei Anordnung von Informationstafeln und Schildern Blickfeld des Nutzers berücksichtigen Kontrastreiche Kennzeichnung von Gefahrenstellen Sehen und Lesen wird durch geeignete Lichtfarben vereinfacht (> 4000 K) Verwendung von Orientierungslicht Wechsel in den Beleuchtungsstärken vermeiden Geeignete Leuchtkontraste bei Informationsträgern wählen Bsp. Farbkombinationen Hinweisschilder Bsp. Farbkombinationen Warnschilder 15 16

5 Starke Seheinschränkungen und Blindheit Höreinschränkungen Sturz- und Stoßgefahren vermeiden Verwendung von taktilen Elementen Glaselemente bruchsicher ausführen und kennzeichnen Räume so gestalten, dass eine akustische Orientierung nicht erschwert wird (Nachhall) Altersschwerhörigkeit Frequenzabhängige Höreinschränkungen Ortsauflösung Einfluss von Hintergrundgeräuschen Optische Signale durch akustische ergänzen Altersverteilung der Fehlhörigen Empfehlungen bei Höreinschränkungen Fehlhörige in Prozent > 70 Alter Akustische Raumeigenschaften dürfen Wahrnehmung nicht beeinträchtigen Störende Einflüsse von außen minimieren Verwendung von Mehrfrequenztönen bei akustischen Signalen Keine Signale mit Frequenzen über 1000 Hz Akustische Signale durch optische ergänzen 19 20

6 Hörbeispiele Nachhallzeit Einfluss der Raumakustik Personen mit Hörschäden empfinden eine kurze Nachhallzeit als günstig Original Hall 0,6 s Hall 1 s Hall 3,5 s Einfluss von Störgeräuschen 2. Sprecher Lärm 1 khz Zielnachhallzeit rund 20% unterhalb den Vorgaben der DIN für Sprache bzw. Unterricht Die Differenz zwischen Nutzsignal und Störgeräuschen soll mindestens 10 db betragen Der bauseitige Störschalldruckpegel soll 30 db nicht übersteigen Anforderungen an die Nachhallzeit Sollwert der Nachhallzeit % für Personen mit eingeschränktem Hörvermögen Quelle: DIN Bild

7 Sollwert der Nachhallzeit Büro Bereich der Nachhallzeit frequenzabhängig für Sprache Ist im Bereich zwischen 250 und 2000 Hz nicht anzuwenden Quelle: DIN Bild 2 Raumvolumen 141 m³ Büro Seminarraum Hall 1 s T soll, Sprache = 0,5 s Raumvolumen 180 m³ 27 28

8 Seminarraum Besprechungszimmer T soll, Unterricht = 0,6 s Raumvolumen 75 m³ Besprechungszimmer Schallschutz? T soll, Unterricht = 0,4 s Quelle: Gütegemeinschaft Mineralwolle 31 32

9 Durchhören von Sprache Anforderungsniveau Schallschutz Sprachverständlichkeit erforderliches bewertetes Schalldämm-Maß R W [db] Grundgeräusch 20 db(a) Grundgeräusch 30 db(a) nicht zu hören zu hören, jedoch nicht zu verstehen teilweise zu verstehen gut zu verstehen DEGA-Empfehlung 103 DIN Anforderungsniveau Schallschutz Wohnungslüftung barrierefrei? Anforderungen an Luftschall DIN 4109 Quelle: DEGA-Empfehlung

10 Wohnungslüftung barrierefrei? Wohnungslüftung barrierefrei? Wohnungslüftung barrierefrei? Zusammenfassung Barrierefreies Bauen zielt auf eine Vielzahl von Nutzergruppen ab, dies ergibt eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzeransprüche Die steigende Lebenserwartung führt zu einer deutlichen Steigerung der Zahl der Betroffenen Die Barrierefreiheit sollte in allen Bereichen des Planens und Bauens berücksichtigt/geprüft werden, auch wenn auf den ersten Blick kein Zusammenhang erkennbar ist 39 40