E PLANUNG T W U R F. Konzeptionelle Planungsbetrachtungen zum Waldfriedhof Bingen -1-

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1 E PLANUNG T W U R F Konzeptionelle Planungsbetrachtungen zum Waldfriedhof Bingen Dipl.-Ing. Dominique Chrzan Zöllerstraße 10 a Dexheim Tel / Fax / info@lanschaftsarchitektur-ernst.de -1-

2 Aufgabenstellung: Für einen Teilbereich des Waldfriedhofs Bingen soll die Möglichkeit einer Gestaltung mit alternativen Bestattungsmöglichkeiten in Form von Kolumbarien, Wiesengräbern für Urnen- und Erdbestattungen aufgezeigt werden. Dabei soll eine parkartige Gestaltung das Umfeld der neuen Anlage prägen. Zielsetzungen: - ökonomische Nutzung der vorhandenen Friedhofsflächen - kostengünstige Bestattungsformen - pflegearme Grabstätten - attraktive und gepflegte Friedhofsanlage Vorbemerkung: In der christlichen und weltlichen Kultur hat man die Wahl zwischen Erd- oder Feuerbestattung. Reihen- oder Wahlgrab heißen die Möglichkeiten, die sowohl für Erd- als auch für Urnenbestattungen vorgesehen sind. Nach Jahrzehnten mit fest gefügten, traditionellen Beerdigungsformen auf unseren Friedhöfen haben sich inzwischen verschiedene alternative Formen etabliert. So kamen neben Urnenmauern / -wänden mehr und mehr anonyme Grabfelder, Wiesengräber, Baumgräber, Gemeinschaftsgrabfelder bis hin zu Aschestreufeldern hinzu. Unübersehbar geht der Trend zum pflegeleichten Urnengrab, wobei die Kostenentwicklung und die spätere Grabpflege bei der Entscheidung für diese Bestattungsform wesentlich mit beitragen. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, sollen nun auch auf dem Waldfriedhof Bingen alternative Bestattungsmöglichkeiten in Form von Kolumbarien, Wiesengräbern für Urnen- und Erdbestattungen geschaffen werden. -2-

3 Planungs-/ Baubeschreibung: Kolumbarienanlage (Urnenstelen) Eine weitere neue Art der Beisetzung in Form von Urnenstelen ist auf dem Waldfriedhof Bingen vorgesehen. Diese Möglichkeit der Beisetzung erfährt allgemein wachsenden Zuspruch und erweitert das Angebot an Grabstätten ohne Pflegeaufwand. Die Urnenkammern, die mit bis zu zwei Urnen belegt werden können, werden mit einer Steinplatte verschlossen, die als Gedenktafel nach den Wünschen der Angehörigen gestaltet werden kann. Zehn Stelen mit je 4 Urnenkammern werden als Gruppe kreuzförmig angeordnet. Jede kreuzförmig aufgestellte Urnenstele erhält eine quadratische Einfassung aus Cortenstahl. Die Zwischenräume zwischen Einfassung und Stelen werden mit einem farbigen Glassplitt angedeckt. Für diese Bestattungsform werden 160 Urnenfächer geschaffen. Die Aufstellung der Urnenstelen kann sukzessive nach Bedarf erfolgen. Aus planerischer Sicht wird empfohlen, die Platzfläche sowie die erforderlichen Fundamente im Zuge des ersten Bauabschnittes auszuführen. Zur Ausführung werden Urnenstelen aus Edelstahl in versetzter Kreuzform mit 16 Urnenkammern für je zwei Stück Überurnen empfohlen. Die Verschlussplatten sind aus Granit; ebenso die Ablageplatten, die in Höhe der Urnenkammern zur Aufstellung eines Grablichtes o. ä. angebracht werden. Die -3-

4 Urnenstelen sind aus dem Werkstoff V4A mit seidenmattem Duploschliff, glattflächig, selbstreinigend, schmutzabweisend und vor allem witterungsbeständig (keine Vermoosung). Stele aus Beton Stele aus Edelstahl Edelstahlstelen weisen gegenüber Stelen aus Beton eine schlankere Silhouette auf und sind erheblich leichter, was sich bei Lieferung, Aufstellung / Montage und den erforderlichen Fundamenten erleichternd auswirkt. Durch das hohe Eigengewicht der Betonstelen werden zusätzliche Arbeiten im Untergrund erforderlich. Bei Friedhöfen ist durch die stetige Grabherstellung von gestörten (gelockerten) Bodenverhältnissen auszugehen. Stabilisierungsmaßnahmen sind erforderlich, um spätere Setzungen der Stelen zu vermeiden, was zu zusätzlichen Kosten führen kann. Alternativ zu den vier Kreuzstelen parallel des Weges, können auch zwei Urnenwandsysteme aufgestellt werden. Trapezwand Aus planerischer und ortsbildgestalterischer Sicht werden Stelen aus Edelstahl empfohlen. Das prägende landschaftliche Merkmal der Umgebung ist eine parkartige Anlage, in die sich diese Stelenart hervorragend einfügt. Hinzu kommen die nicht zu übersehenden Eigenschaften des Materials (selbstreinigend, keine Vermoosung etc.), gerade im Hinblick auf die Örtlichkeit. -4-

5 Im Bereich der Urnenstelen werden zwei Gedenk- und Trauerpunkte angelegt. Drei Einzelsitze werden um eine Vasenbank gruppiert. Gedenk- und Trauerpunkt Als zentraler Mittelpunkt der Kolumbarienanlage wird mittig auf der Platzfläche ein "Blickfang" geschaffen. Ein Findling oder eine Statue kann hier aufgestellt werden. Die Einfassung der Staudenbeete erfolgt mit einem Stahlband (Corten). Dieser Bereich ist durch eine kreuzförmige Wegeführung erreichbar. Durch Aufstellung von Einzelsitzen in Blickrichtung Kreuz wird den Besuchern und Trauernden eine Verweilstätte zur Besinnung, der Stille und zum Gebet geschaffen. Die Befestigung der Platz- bzw. Aufstellfläche ist aus einer wassergebundenen Decke "HanseGrand" vorgesehen. Die ausgewählten Mineralienmischungen dieser Befestigung erfüllen alle Anforderungen an eine wassergebundene Decke. Sie sind wasser- und luftdurchlässig und es findet somit keine Versiegelung des Bodens statt. Die verwendeten Mineralien sind so gemischt, dass diese durch die geringen Feinanteile, annähernd staub- und schmierfrei sind. Bei dieser Befestigung handelt es sich um einen reinen Naturbaustoff aus hochwertigen Rohstoffen, wie Hochlandsplitten, bindigem Spezialkies und Naturstein. Das Material ist kornstabil, witterungsbeständig, leicht verarbeitbar und bietet durch die Vielfalt an Farben einen großen Gestaltungsspielraum. Es hat eine hohe Tritt- und Scherfestigkeit. Die Kolumbarienanlage wird mit Staudenbeeten von den angrenzenden Wegeflächen getrennt. Vorhandene Bäume sowie drei Grabfelder werden bei der Planung berücksichtigt bzw. in die Planung integriert. -5-

6 Grabfeld traditionelle Bestattungen Dieses Grabfeld weist zum heutigen Zeitpunkt durch den relativ hohen Belegungsgrad wenige Freiräume für eine nachhaltige Umgestaltung auf. Daher wird empfohlen, diesen Bereich für weitere, traditionelle Bestattungen vorzuhalten. Alternativ kann hierzu auch über eine künftige Nichtbelegung des Grabfeldes nachgedacht werden, um nach Ablauf der Ruhefristen ein "freies Feld" zur Neuordnung vorzuhalten. -6-

7 Wiesengrabfeld - Urnenbestattung Gemeinschaftsgrabstätten ermöglichen einerseits, dem Wunsch des Verstorbenen nachzukommen, Angehörigen keine kostenintensive Grabmalgestaltung und Grabpflege aufzuerlegen, andererseits, den Wunsch der Hinterbliebenen zu respektieren, einen Ort der Trauer und Erinnerung zu haben. Die Beisetzung der Urne erfolgt in einem dafür vorgesehenen Feld mit Gedenksteinen, auf denen die Namen und Sterbedaten des Verstorbenen angegeben sind. Die Gedenksteine in Form von Platten werden in den Boden eingelassen, um zu gewährleisten, dass sie im Rahmen der Pflege mit einem Mäher überfahrbar sind. Die Grabfelder, in denen die Einzelgrabstellen integriert sind, erhalten eine gerundete Form. Eingefasst werden diese Grabfelder mit einem Cortenstahlband. Die Flächen der Grabfelder werden mit Rollrasen ausgelegt. -7-

8 Insgesamt werden ca. 120 Urnengräber mit den Abmessungen 1,00 x 1,50 m geschaffen. Zwischen den einzelnen Grabfeldern werden 0,50 m breite Wege aus einer wassergebundenen Oberflächenbefestigung -analog Kolumbarienanlage- angelegt. Die Anlage wird mit einem Staudenbeet, das mit einem Stahlband aus Cortenstahl eingefasst wird, von den angrenzenden Wegeflächen getrennt. Eine Statue als Blickfang, umstellt mit Bänken, wird im Zuge des Wiesengrabfeldes aufgestellt, wodurch ein Platz zur Trauerbewältigung geschaffen wird. Vorhandene Bäume sowie eine vorhandene Grabstätte sind bei der Planung berücksichtigt worden. Wiesengrabfeld - Erdbestattung Diese Anlage bietet die Möglichkeit, Beisetzungen mit Särgen in einer Gemeinschaftsanlage vornehmen zu können. An einem gemeinsamen Grabmal können die Lebensdaten der Verstorbenen angebracht werden. -8-

9 Die hierfür vorgesehene Fläche erhält eine wassergebundene Oberflächenbefestigung -analog Kolumbarienanlage-, in welche die einzelnen Grabstätten integriert werden. Eingefasst werden diese mit einem Cortenstahlband und mit Rollrasen ausgelegt. Um ein gemeinsames Grabmal werden die Grabstätten (1,00 x 2,50 m) kreuz- oder sternförmig angelegt. Für diese Bestattungsform werden 24 Gräber geschaffen. Als gemeinsames Grabfeld kann eine Natursteinstele, an welche Schilder mit den Lebensdaten des Verstorbenen angebracht werden, aufgestellt werden. Alternativ kann als gemeinsames Grabmal eine quadratische Säule aus Edelstahl (30 / 30 / 120 cm), die auf einem oberflächenbehandelten Betonsockel (25 / 25 / 25 cm) steht, Anwendung finden. Jede Seite der Säule erhält einen kreuzförmigen Ausschnitt, der mit farbigem Glas hinterlegt wird. Die Säule wird nach oben hin nur mit einem Geflecht o. ä. geschlossen, um einfallendes Tageslicht aufnehmen zu können und das Kreuz indirekt zu beleuchten. Die Anlage wird mit einem Staudenbeet, das mit einem Stahlband aus Cortenstahl eingefasst wird, von den angrenzenden Wegeflächen getrennt. Vorhandene Bäume sowie drei vorhandene Grabstätten sind bei der Planung berücksichtigt worden. Alternative zu dem Wiesengrabfeld - Erdbestattung -9-

10 Weitere Gestaltungsmaßnahmen Die vier vorbeschriebenen Bestattungsfelder werden in Länge und Breite von 2,00 m breiten Wegen getrennt, die in einen gestalteten Kreuzungspunkt münden. Eine runde Platzfläche, die mit Staudenbeeten eingefasst wird, stellt den zentralen Mittelpunkt dar. Drei unterschiedlich hohe Spiegelstelen, umstellt von Einzelsitzen, werden mittig in die Platzfläche integriert. Die Stelen erhalten eine Cortenstahleinfassung. Spiegelstele hier: violett, farbiger Glassplitt Bei allen Einbauten (Grabmale, Statuen, Stelen, etc.) werden die Zwischenräume zwischen Einfassung und Einbauten mit einem farbigen Glassplitt angedeckt. -10-

11 Schlussbemerkung Friedhöfe sollen Plätze der Kommunikation und der stillen Einkehr sein. Begegnung als auch Trauerarbeit soll auf den Ruheplätzen unserer Verstorbenen stattfinden können. Mit den geplanten Maßnahmen wird dies würdevoll umgesetzt. -11-