Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Dülmen - Kurzfassung -
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- Dorothea Meinhardt
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1 Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Dülmen - Kurzfassung - Auftraggeber: Stadt Dülmen Koordinierung Umwelt- und Klimaschutz Overbergplatz Dülmen Oktober 2011
2 Förderprojekt Förderprojekt Die Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt Dülmen ist im Rahmen der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), vertreten durch den Projektträger Jülich, gefördert worden. Klimaschutzinitiative des BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Projektträger Jülich II
3 Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG Hintergrund und Motivation Leitziel / Leitgedanke Klimaschutzmanager ZUSAMMENFASSUNG DER ENERGIE- UND CO 2 -BILANZ Kommunale Basisdaten Endenergieverbrauch und CO 2 -Emissionen Fazit DARSTELLUNG DER HANDLUNGSFELDER Handlungsfeld 1: Bauen, Wohnen und Sanieren Handlungsfeld 2: Planen und ökologisches Bauen Handlungsfeld 3: Energieeffizienz in Unternehmen Handlungsfeld 4: Regenerative Energien und Energieumwandlun 3.5 Handlungsfeld 5: Verkehr / Mobilität MATRIX TOP-PROJEKTE POTENZIALE KLIMASCHUTZFAHRPLAN ZUSAMMENFASSUNG III
4 Inhaltsverzeichnis ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: CO 2 -Emissionen pro Einwohner Abbildung 2: Stromeinspeisung aus regenerativen Energien und KWK- Anlagen Abbildung 3: Projektzeitenplan Klimaschutz TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Endenergieverbrauch nach Sektoren Tabelle 2: Matrix-Handlungsfelder und TOP-Projekte Tabelle 3: Einsparpotenziale Dülmen IV
5 Einleitung 1. Einleitung 1.1 Hintergrund und Motivation Die Warnungen vor den Folgen des Klimawandels sind allgegenwärtig. Temperaturanstieg, schmelzende Gletscher und Pole, ein steigender Meeresspiegel, Wüstenbildung und Bevölkerungswanderungen - viele der vom Ausmaß der Erwärmung abhängigen Szenarien sind zum jetzigen Zeitpunkt kaum vorhersagbar. Hauptverursacher der globalen Erderwärmung ist nach Einschätzungen der Experten das Treibhausgas Kohlendioxid (CO 2 ). Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den bundesweiten Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen bis zum Jahr 2020 um 40% zu senken. 1 Aus dieser Motivation heraus wird seit 2008 im Rahmen der Klimaschutzinitiative der Bundesregierung die Erstellung von kommunalen Klimaschutzkonzepten gefördert. Bereits seit mehreren Jahren engagiert sich die Stadt Dülmen im Bereich Energie und Klimaschutz. Um die Aktivitäten zu verknüpfen und weiter zu entwickeln, beteiligt sie sich seit 2008 an dem europäischen Qualitätsmanagementprozess European Energy Award. Darüber hinaus gibt es in Dülmen weitere Akteure, die verschiedene Energie- und Klimaprojekte durchgeführt haben und die in die kommunale Klimaarbeit einbezogen werden sollen. Aus diesem Grund hat sich die Stadt Dülmen dazu entschieden, ein integriertes Klimaschutzkonzept zu erstellen und die Zielsetzungen der Bundesregierung zu unterstützen. 1 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Die BMU-Klimaschutzinitiative, Stand: Juni
6 Einleitung Das integrierte Klimaschutzkonzept soll der Stadt Dülmen ermöglichen, die vorhandenen Einzelaktivitäten und Potenziale zu bündeln und in Zusammenarbeit mit Akteuren der Dülmener Gesellschaft nachhaltige Projektansätze sowie Multiplikations- und Synergieeffekte zu initiieren und zu nutzen. Potenziale in den Sektoren Wirtschaft, Haushalte, Verkehr und Kommune sollen aufgedeckt und in einem langfristigen umsetzbaren Handlungskonzept zur Reduzierung der CO 2 -Emissionen und zur Verbesserung der Energiestrukturen auf dem Stadtgebiet Dülmen entwickelt werden. Mit dem Prozess zur Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes haben die Stadt Dülmen und ihre Akteure die Möglichkeit, die Energieund Klimaarbeit sowie die zukünftige Klimastrategie aktiv, vorbildlich und nachhaltig zu gestalten. 6
7 Einleitung 1.2 Leitziel / Leitgedanke Einleitung Welche operativen und strategischen Möglichkeiten sind in Dülmen vorhanden, um die energie- und klimapolitischen Strukturen nachhaltig und zukunftsgerecht zu entwickeln? Welche Faktoren und Akteure sind ausschlaggebend, um die notwendigen Energieeffizienzmaßnahmen, Verhaltensänderungen bei der Wahl der Verkehrsmittel sowie eine Neustrukturierung der Energieversorgung und des Energieverbrauchs in Haushalten und der Wirtschaft zu erreichen? Welche Potenziale hat die Stadt, um den Energieverbrauch und die CO 2 - Emissionen zu reduzieren? Mit der Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes stellt sich die Stadt Dülmen den klimatischen Herausforderungen der Zukunft. Das oberste Ziel eines integrierten Klimaschutzkonzeptes ist es, die Reduzierung der CO 2 -Emissionen auf dem Stadtgebiet zu erreichen. Damit unterstützt Dülmen nicht nur die allgemeinen Ziele der Bundesregierung, sondern stärkt zudem vorrangig die kommunale Energie- und Klimaschutzarbeit. Es werden vorhandene Maßnahmen gebündelt, Akteure auf dem Stadtgebiet für klimarelevante Projekte zusammengeführt, neue Maßnahmen und Projekte entwickelt sowie die regionale Wertschöpfung gesteigert. 7
8 Einleitung Leitbild Für die Stadt Dülmen sind vier Leitziele ausschlaggebend, die die Basis der Klimaschutzstrategie darstellen: - Steigerung der Sanierungsquote im Gebäudebestand - Ausbau der Nutzung regenerativer Energien zur Strom- und Wärmeversorgung - Stärkung des Wirtschaftsstandortes Dülmen durch regionale Wertschöpfung - Einnahme der Vorbildfunktion der Stadt durch die Realisierung einer klimaneutralen Stadtverwaltung Diese Leitziele sind aus den Ergebnissen der Workshops zu den einzelnen Handlungsfeldern entwickelt worden. Hintergründe und Aspekte sind in Kapitel 3 der Langfassung des Klimaberichtes aufgeführt. Leitziel 1: Steigerung der Sanierungsquote im Gebäudebestand Der überwiegende Teil (ca. 70 %) der Gebäude auf dem Stadtgebiet ist vor 1987 errichtet worden und lässt ein hohes Potenzial an energetischen Optimierungen vermuten, welches es zu heben gilt. Im Rahmen der Workshoparbeit im Handlungsfeld 1 Bauen, Wohnen und Sanieren zeigte sich, dass insbesondere die aktuellen Ereignisse (Atomausstieg, Energiekostensteigerungen, etc.) eine konkrete Ansprache der Eigentümer dieser Gebäude sinnvoll erscheinen lässt, um dadurch eine Erhöhung der Sanierungsquote im Stadtgebiet zu erzielen. Ein spezieller Ansatzpunkt liegt sicher in der durch den demografischen Wandel sich ändernden Eigentums- bzw. Bewohnerstruktur. 8
9 Einleitung Leitziel 2: Ausbau der Nutzung regenerativer Energien zur Stromund Wärmeversorgung Im Rahmen der Workshops und Akteursgespräche zeigte sich, dass in Dülmen Potenziale zum Ausbau der erneuerbaren Energien vorhanden sind. Beispielsweise bieten die landwirtschaftlichen Strukturen mit zahlreichen Hecken ein großes Biomassepotenzial. Die Strategie in der Nutzung von Windkraft und Solaranlagen ist zu aktualisieren. Vor der Umsetzung von konkreten Projekten sind Flächenverfügbarkeit, Umweltverträglichkeit, wirtschaftliche, logistische und strukturelle Rahmenbedingungen im Detail zu prüfen. Für die Realisierung ist auch die öffentliche Akzeptanz von Bedeutung. Daher ist die Öffentlichkeitsarbeit zu stärken. Leitziel 3: Stärkung des Wirtschaftsstandortes Dülmen durch regionale Wertschöpfung Durch die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes werden Potenziale gehoben, die sich wirtschaftlich vorrangig in der regionalen Wertschöpfung widerspiegeln werden. Dies geschieht durch Investitionen aus der Region, umgesetzt durch Betriebe in der Region. Die Stadt Dülmen möchte ihre Einflussmöglichkeiten geltend machen, um diese Potenziale nutzbar zu machen. Leitziel 4: Einnahme der Vorbildfunktion der Stadt durch die Realisierung einer klimaneutralen Stadtverwaltung Die Stadtverwaltung Dülmen möchte ihren Bürgern als Vorbild dienen und hat sich das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren den Fokus auf eine klimaneutrale Stadtverwaltung zu legen. Ermöglicht werden kann dieses durch die Umsetzung energetisch besonders effizienter 9
10 Einleitung Maßnahmen sowie des verstärkten Einsatzes erneuerbarer Energien im öffentlichen Gebäudebestand sowie bei Neubauten. 1.3 Klimaschutzmanager 2 Die beratende Begleitung für die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes wird im Rahmen der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit durch eine Personalressource (Klimamanager) gefördert. Diese Förderung umfasst je nach Haushaltssituation der Kommune 65 % bis 95 % der entstehenden Personalkosten für 3 Jahre (65 % für kommunale Antragsteller mit normaler Haushaltsführung, 85 % bei Existenz einer Haushaltssicherung und 95 % bei einem Nothaushalt). Der Klimaschutzmanager ist für die zielgerichtete Abwicklung des Klimaschutzkonzeptes zuständig. Die Stadt Dülmen beabsichtigt, für die Umsetzung des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes, die Förderung des Klimaschutzmanagers zu beantragen. Die Möglichkeit der Co-Finanzierung des Eigenanteils des Klimaschutzmanagers, z. B. durch Dritte, ist eine mögliche Variante. 2 Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen im Rahmend der Klimaschutzinitiative vom 01. Dezember
11 Energie- und CO 2 -Bilanz 2. Zusammenfassung der Energie- und CO 2 -Bilanz 2.1 Kommunale Basisdaten Die Stadt Dülmen liegt mit knapp Einwohnern im Regierungsbezirk Münster im Kreis Coesfeld. Mit einer Fläche von ca. 185 km² verfügt Dülmen über eine Bevölkerungsdichte von 254 Einwohnern pro Quadratkilometer. Seit 1990 ist die Bevölkerung um 16% angestiegen. Über sozialversicherungspflichtig Beschäftigte haben im Jahr 2009 in Dülmen gearbeitet. Die Anzahl der Beschäftigten auf Basis der Erwerbstätigenrechnung lag im Jahr 2009 bei rund Betrachtet man die einzelnen Wirtschaftssektoren im Jahr 2009, so zeigt sich, dass der Anteil der Beschäftigten im Tertiärsektor mit rund 69 % den größten Teil aller Beschäftigten darstellt. Der Anteil der Beschäftigten im Sekundärsektor lag im Jahr 2009 bei 25,7 % und im Tertiärsektor bei 5,3 %. 2.2 Endenergieverbrauch und CO 2 -Emissionen Im Bilanzjahr 2009 wurden auf dem Dülmener Stadtgebiet MWh Strom- und Wärmeenergie (Endenergie) verbraucht sowie Tonnen CO 2 ausgestoßen. 11
12 Energie- und CO 2 -Bilanz Tabelle 1: Endenergieverbrauch nach Sektoren Bilanzjahr Haushalte Wirtschaft Verkehr Kommune Gesamt MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh MWh Die Verbräuche der Energieträger Strom (rund 40%), Erdgas (28%) und Heizöl (29%) sind die wesentlichen Verursacher der CO 2 -Emissionen in Dülmen. 3 Die folgende Abbildung zeigt die Verteilung der CO 2 - Emissionen pro Einwohner bezogen auf die Sektoren Haushalte, Wirtschaft, Kommunale Einrichtungen und Verkehr. CO 2 -Emissionen pro Einwohner 2009 [t CO2 /a] 26% 46% 26% Wirtschaft Haushalte Kommune Verkehr 2% Abbildung 1: CO 2 -Emissionen pro Einwohner Anteile an den CO 2-Emissionen der Gebäude und Infrastruktur (ohne Verkehr). 12
13 Energie- und CO 2 -Bilanz Die CO 2 -Bilanz für das Jahr 2009 zeigt, dass Dülmen mit 8,71 Tonnen CO 2 -Emissionen pro Kopf unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von rund 10 Tonnen pro Einwohner liegt. In NRW liegen die CO 2 -Emissionen pro Einwohner bei über 15 t CO 4 2. Der Sektor Verkehr macht mit 44 % den größten Anteil der CO 2 - Emissionen aus. Die Dülmener Haushalte und die Dülmener Wirtschaft tragen mit jeweils 26 % zu den CO 2 -Emissionen bei. Stromerzeugung aus regenerativen Energien Auf dem Dülmener Stadtgebiet sind 2009 rund MWh regenerativ erzeugter Strom in das örtliche Stromnetz eingespeist worden. Der größte Anteil ist mit 48 % durch Biomasseanlagen erzeugt worden. PVund Windkraftanlagen bilden mit 32 % bzw. 20 % die weiteren Säulen der regenerativen Stromerzeugung. 4 Berechnet nach Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien: Studie zur Lage der Regenerativen Energiewirtschaft in Nordrhein-Westfalen
14 Energie- und CO 2 -Bilanz Stromeinspeisung aus regenerativen Energien und KWK Anlagen [MWh/a] Wind Biomasse Solar KWK Abbildung 2: Stromeinspeisung aus regenerativen Energien und KWK- Anlagen Gemessen am gesamten Stromverbrauch hatte der regenerativ eingespeiste Strom im Jahr 2009 einen Anteil von 5,2 %. In Deutschland betrug der Anteil im Jahr 2009 ca. 17,1 % und im Bundesland NRW 6 %. 14
15 Energie- und CO 2 -Bilanz 2.3 Fazit Die Ergebnisse der CO 2 -Bilanz für das Jahr 2009 zeigen, dass Dülmen mit 8,71 Tonnen CO 2 -Emissionen pro Kopf unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 10 Tonnen liegt. Die CO 2 -Emissionen pro Einwohner in NRW beziffern sich auf über t CO 2 /a 5. Aufgrund der geringeren Nutzung von CO 2 -intensiven Energieträgern wie Kohle, des umfangreichen Einsatzes von Holz und eines CO 2 -ärmeren Strom-Mixes sowie des geringeren industriellen Anteils in Dülmen fällt der CO 2 - Ausstoß pro Einwohner im Vergleich zu NRW deutlich geringer aus. Betrachtet man die Anteile der Sektoren private Haushalte, Wirtschaft, Verkehr und Kommunale Einrichtungen, so ist zu festzustellen, dass der Sektor Verkehr mit 44 % einen sehr hohen Anteil an den CO 2 - Emissionen hat. Im Vergleich zu den Zulassungsdaten im Kreis Coesfeld und im Land NRW wird deutlich, dass Dülmen einen überdurchschnittlichen Anteil an Motorrädern, PKW und LKW aufweist. Ebenso sind diese Zulassungszahlen überdurchschnittlich angestiegen. Die Dülmener Haushalte und die Dülmener Wirtschaft unterscheiden sich im Gesamtverbrauch nicht nennenswert. Ein Unterschied ist jedoch bei der Betrachtung der Energieträger zu erkennen. So hat der Sektor Haushalte einen hohen Erdgasverbrauch, der Sektor Wirtschaft hingegen einen hohen Verbrauch an Heizöl. Die Entwicklung der regenerativen Energien in Dülmen ist aufgrund des kontinuierlichen Anstiegs als positiv zu bewerten, der Anteil regenerativ erzeugten Stroms zum Gesamtstromverbrauch in Dülmen belief sich im Bilanzjahr 2009 auf 5,2 %. Im deutschlandweiten Vergleich (17,1 %) ist dieser Wert allerdings gering. 5 Berechnet nach Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien: Studie zur Lage der Regenerativen Energiewirtschaft in Nordrhein-Westfalen
16 Handlungsfelder 3. Darstellung der Handlungsfelder 3.1 Handlungsfeld 1: Bauen, Wohnen und Sanieren Das Handlungsfeld Bauen, Wohnen und Sanieren umfasst lokale Klimaschutzaktivitäten und Möglichkeiten zur Senkung der CO 2 - Emissionen in der Kommune und in privaten Haushalten. Zentrale Themenpunkte bilden hier die Betrachtung des baulichen und technischen Zustandes der Wohn- und Nichtwohngebäude sowie das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer. Zielgruppe des Handlungsfeldes 1 sind daher hauptsächlich die privaten Haushalte und Kleinverbraucher sowie die Nutzer der kommunalen Liegenschaften. Betrachtet man die bundesweite Sanierungsquote der privaten Haushalte von nur ca. 1 %, so ist dies im Hinblick auf eine effektive Sanierung des Gebäudebestandes sehr gering. Dieser Sachverhalt zeigt, wie ausschlaggebend aus Sicht des Klimaschutzes die Initiierung und Umsetzung von Strategien und Maßnahmen zur Reduzierung der CO 2 -Emissionen in diesen Zielgruppen und deren Gebäuden sind. Zielsetzungen sind, Regelungen zur Energieeffizienz in den Bereichen Planen, Bauen und Wohnen konsequent zu integrieren, Handlungsschwerpunkte aufzuzeigen und die Umsetzungsquote im Sanierungsbereich zu erhöhen. Die Stadt Dülmen kann zudem eine Vorreiterrolle ausfüllen und bspw. für ihre eigenen kommunalen Gebäude verbindliche Regelungen durch Energieeffizienzstandards festlegen. In den Workshops sind die Themenfelder Beratung, Förderung, energetische Standards, Motivation und Marketing sowie verschiedene 16
17 Handlungsfelder Best-Practice-Beispiele diskutiert worden, da diese Bereiche ein wesentliches Potenzial zur Umsetzung energetischer Maßnahmen bieten. Bei Haushalten stehen die energetische Sanierung von Wohngebäuden und Energiesparmaßnahmen im Vordergrund. Häufig sind die Einsparpotenziale, z. B. im Bereich der elektrischen Haushaltsgeräte oder der Beleuchtung nicht bekannt. Daher sollten nach Auffassung der Workshopteilnehmer für diese Zielgruppe Informationsveranstaltungen und Energieberatungen angeboten werden. Aus den verschiedenen Projektansätzen wurden in den Workshops und in Gesprächen mit Akteuren insgesamt 7 TOP-Projekte für das Handlungsfeld 1 Bauen, Wohnen und Sanieren entwickelt bzw. weiterentwickelt. Im Hinblick auf die Umsetzung der Klimaschutzziele sind sie nach Einschätzung der Workshop-Teilnehmer besonders effektiv und zudem kurz- bis mittelfristig umsetzbar. 17
18 Handlungsfelder 3.2 Handlungsfeld 2: Planen und ökologisches Bauen Im Fokus dieses Handlungsfeldes stehen energieeffiziente Neubauten. Eng verbunden damit sind Maßnahmen und Projekte zur Verbesserung der Energiestruktur durch die Nutzung und Förderung erneuerbarer Energien. Vor jeder Realisierung steht die Planung. Diese ist an unterschiedliche Rahmenbedingungen gebunden, die auch aus den gesetzlichen Vorgaben entstehen. Je nach Einflussgrad können verbesserte Rahmenbedingungen durch die Verwaltung der Stadt direkt oder zumindest indirekt beeinflusst werden. Die Implizierung energetischer Aspekte sollte im Baurecht, speziell in der Bauleitplanung berücksichtigt werden. Dies findet Berücksichtigung bei der Planung eines Neubaues bzw. einer energetischen Sanierung. Bei der Neuentwicklung von Baugebieten werden zur Verbesserung der Energieeffizienz und verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien auf dem Dülmener Stadtgebiet die Möglichkeiten der kommunalen Planungsinstrumente genutzt. Die Stadt Dülmen hat während des Zeitraums der Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes für ein Baugebiet den Status NRW-Klimaschutzsiedlung - in Planung erhalten. Nach einem stetigen Anstieg der Baugenehmigungen bis 2003 erfolgte ein sukzessiver Rückgang, der seit 2010 wieder leicht steigend ist. Somit besteht aktuell die Möglichkeit, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit die Motivation von potenziellen Bauherren zu fördern. 18
19 Handlungsfelder 3.3 Handlungsfeld 3: Energieeffizienz in Unternehmen Das Handlungsfeld Energieeffizienz in Unternehmen zielt auf einen Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen der Dülmener Wirtschaft sowie den Einsatz von Effizienztechnologien ab. Der Sektor Wirtschaft kann schnell positive Effekte mit minimalem Aufwand im Bereich der betrieblichen Energieeffizienz, z. B. Einführung betriebliches Energiemanagement, Optimierung der betrieblichen Stoffund Energieströme, die verbesserte Regelung und Steuerung von technischen Anlagen sowie durch ein strukturiertes Informationsmanagement erzielen. Durch diese Maßnahmen sind in der Regel kurzfristig wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Zur Steigerung der Energieeffizienz sind die notwendigen Grundlagen und Rahmenbedingungen zu schaffen. Darunter ist die Information, Öffentlichkeitsarbeit, die fachliche Beratung und Begleitung bei der Umsetzung konkreter Effizienzkampagnen zu verstehen. In den Workshops haben die Teilnehmer deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Netzwerkarbeit und der Erfahrungsaustausch zwischen den Dülmener Betrieben die wichtigsten Themenfelder sein sollten. Inhalte eines regelmäßigen Erfahrungsaustausches sollen neben der Durchführung unterschiedlicher Aktionen wie bspw. Tag der offenen Tür, Exkursionen zu Best-Practice-Beispielen sein. Zudem wären Fachgespräche mit Fachreferenten und Veröffentlichungen von Best- Practice-Beispielen der teilnehmenden Unternehmen in der lokalen Presse sowie in einem anderen Forum der Dülmener Wirtschaft möglich. Im Vorfeld sollte eine Konzeption über die Themenfelder und möglichen Inhalte erstellt werden, um die Gewerbetreibenden gezielt ansprechen zu 19
20 Handlungsfelder können. Zur Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen und des Erfahrungsaustausches innerhalb der direkten Nachbarschaft, ist eine Netzwerkbildung pro Gewerbegebiet zu überlegen. Um die Gewerbebetriebe zu aktivieren, ist die Durchführung einer gut organisierten Auftaktveranstaltung notwendig. Eine bewährte Methode ist ein Unternehmerfrühstück. Hierbei können in gemütlicher Atmosphäre Informationen zum Thema Energieeffizienz vorgestellt und ausgetauscht sowie Fachvorträge zu Praxisbeispielen und Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten gehalten werden. Ein solches regelmäßiges Treffen findet bereit nach Organisation durch den Fachbereich 12 der Dülmener Stadtverwaltung statt. Jedoch wird im Rahmen dieser Treffen nicht ausschließlich das Thema Energie sondern wechselnde Themenbereiche kommuniziert. Aus dem Handlungsfeld 1 Bauen, Wohnen und Sanieren hat sich bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich erneut in einem Dülmener Unternehmen getroffen hat. 20
21 Handlungsfelder 3.4 Handlungsfeld 4: Regenerative Energien und Energieumwandlung Das Handlungsfeld 4 zielt auf die Verbesserung der Energiestruktur durch die Nutzung und Förderung regenerativer Energien ab. Der Einsatz von Solar- und Windenergie sowie Biomasse sollen vorangetrieben werden. Zudem sollen lokale und regionale Netzwerke gestärkt und die Wertschöpfung in der Region erhöht werden. In dem Workshop sind sowohl die Zielgruppe Gewerbe/Industrie als auch die Zielgruppe der Haushalte und Kleinverbraucher betrachtet worden. Diskutiert worden sind die Themenfelder regenerative Wärmeerzeugung, regenerative Stromerzeugung sowie Öffentlichkeitsarbeit und Energieberatung. Vorrangig wurden Überlegungen angestellt, wie man den Anteil erneuerbarer Energien an der Strom- und Wärmeproduktion in Dülmen steigern kann. Durch die räumlichen Gegebenheiten (ländlicher Raum) der Stadt Dülmen sind positive Rahmenbedingungen für den Einsatz erneuerbarer Energien vorhanden. Einige Akteure auf dem Stadtgebiet haben diese Chancen in den vergangenen Jahren für sich erkannt und entsprechende Anlagen zur regenerativen Wärme- und Stromerzeugung realisiert. Heute ist auf dem Stadtgebiet Dülmen ein Anlagenmix aus Windkraft-, Photovoltaik- und Biogasanlagen zur regenerativen Stromerzeugung vorzufinden. Mit der Substitution fossiler durch regenerative Energieträger in der Strom- und Wärmeerzeugung kann ein hoher Anteil an CO 2 -Emissionen eingespart werden. Zum Beispiel erzeugt eine Windkraftanlage mit 4 MW installierter Leistung im Tiefland jährlich rund 6 Mio. kwh Strom. Bei einem 21
22 Handlungsfelder durchschnittlichen Stromverbrauch eines 3-Personen-Haushaltes von kwh pro Jahr könnten über Haushalte mit Strom aus regenerativen Energien versorgt werden. 6 Aus diesem Grund hat der Einsatz regenerativer Energien in der Klimastrategie der Bundesrepublik und des Landes NRW einen hohen Stellenwert. Der Anteil der regenerativen Stromerzeugung, gemessen am gesamten Strombedarf in Deutschland, liegt nach aktuellen Meldungen bei rund 20 % (Stand: Mitte 2011). Bei der Wärmeenergie haben die regenerativen Energieträger einen Anteil von rund 7-8 %. 6 Agentur für Erneuerbare Energien: Erneuerbare Energien 2020 Potenzialatlas Deutschland, Berlin
23 Handlungsfelder 3.5 Handlungsfeld 5: Verkehr / Mobilität Der Sektor Verkehr verursacht auf dem Stadtgebiet Dülmen 44,3 % der gesamten CO 2 -Emissionen (siehe Kapitel der Langversion). Dieser Anteil verdeutlicht dessen Klimarelevanz. Seit 1990 ist in Dülmen die Anzahl der zugelassenen KFZ um rund 36 % angestiegen, was die wachsende Bedeutung des Verkehrs untermauert. Im Jahr 2009 waren rund KFZ in Dülmen unterwegs. Nach Angaben des VCD 7 legt jeder Bundesbürger im Schnitt drei Wege pro Tag zurück, wobei in den letzten Jahren die zurückgelegte Strecke abgenommen hat und diese zu 60 % mit dem Verkehrsmittel Auto bewerkstelligt wird. Mobilität ist für die persönliche und wirtschaftliche Entwicklung höchst bedeutsam. Um in diesem Bereich eine Minderung der CO 2 -Emissionen zu realisieren, müssen klimafreundliche Ansätze und Lösungen entwickelt werden. Hierbei erweist es sich als Herausforderung, die Mobilitätsbedürfnisse der Bürger angemessen zu berücksichtigen und bestehende Angebote nicht einzuschränken. Oberziel der Stadt Dülmen im Handlungsfeld 5 ist, den Fuß- und Radwegverkehr weiter zu fördern und klimafreundliche Ansätze und Lösungen für den Ersatz des motorisierten Individualverkehrs umzusetzen. Darunter sind Maßnahmen im Verkehrsbereich zu verstehen, die die Stadt Dülmen mit beeinflussen kann. Im Fokus steht hier die Verbindungsoptimierung zwischen einzelnen zentralen Punkten wie dem Bahnhof und der Dülmener Innenstadt. Wesentliche Aspekte im Fuß- und Radverkehr sind unter dieser Zielsetzung die Imagewerbung für den Radverkehr, eine Förderung des 7 Verkehrsclub Deutschland: Klimawandel und Verkehr: Informationen und Lösungswege,
24 Handlungsfelder Radtourismus sowie die Schaffung einer vorbildlichen Fahrradinfrastruktur zu ermöglichen. Im Sektor Verkehr und Mobilität sind die Handlungsoptionen zumeist geringer als in anderen Bereichen. Grund hierfür ist die Verzahnung verschiedener Entscheidungsträger in der Verkehrsplanung sowie Aspekte der Verkehrssicherheit. Trotzdem sind in diesen Bereichen durch kleinere Maßnahmen Voraussetzungen für eine nachhaltige und klimaschonende Mobilität in Dülmen möglich. Nicht zuletzt bedingt eine nachhaltige Mobilität den Beitrag eines jeden Verkehrsteilnehmers. Im Themenfeld Fuß- und Radverkehr hat die Stadt Dülmen in der Vergangenheit bereits effiziente Maßnahmen, wie den Beitritt der Stadt Dülmen in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.v. (AGFS NRW), erfolgreich umgesetzt. Oberstes Ziel der AGFS NRW ist die Gestaltung wohnlicher, zukunftsfähiger und lebendiger Städte. Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf eine optimale Nahmobilität, eine fahrradfreundliche Infrastruktur sowie einen umfangreichen Service für den Radverkehr gelegt. Ein weiteres Teilziel ist die Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs. 24
25 Handlungsfelder 4. Matrix TOP-Projekte Tabelle 2: Matrix-Handlungsfelder und TOP-Projekte Handlungsfeld Thema TOP-Projekte 1 Bauen, Wohnen und Sanieren Im Focus der Betrachtung stehen sowohl der bauliche und technische Zustand der Wohn- und Nicht- Wohngebäude als auch das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer. 1.1 Beratungsangebot 100 Beratungen in Dülmen 1.2 Auftakt- und Informationsveranstaltung Beratungsinitiative Dülmen 1.3 Sanierungswettbewerb innerhalb der Stadt Dülmen 1.4 Darstellung bereits realisierter Sanierungsmaßnahmen als Best- Practice-Beispiele 1.5 Dülmener Haus Begleitung der Inbetriebnahme und Nutzung bei Neubau und Komplettsanierung 1.6 Schulprojekt Energie- und Umweltschutz 1.7 Ansprache Zielgruppe Planen und ökologisches Bauen Maßnahmen und Projekte zur Verbesserung der Energiestruktur durch die Nutzung und Förderung erneuerbarer Energien 2.1 Optimierte Gestaltung der Baufelder für den Neubau von Passivhäusern 2.2 Umsetzung der Planungen zur Klimaschutzsiedlung Dernekamp 2.3 Verstärkung der Ansätze für energetisch höherwertige Gebäude 2.4 Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der Klimaschutzsiedlung 2.5 Publizierung von bisherigen Realisierungsbeispielen (Planung und Umsetzung) 3 Energieeffizienz in Unternehmen Maßnahmen im gewerblichen Bereich zur Optimierung der betrieblichen Energieeffizienz, der Planung von effizienten Verbundlösungen sowie der Erzielung von Energie- und Kosteneinsparungen 3.1 Spezielles Beratungsangebot für die Unternehmen zum Thema Energie 3.2 Schaffung eines Informationsnetzwerkes innerhalb der Dülmener Unternehmen 3.3 Aufbau eines Datenpools zu bereits erfolgreich umgesetzten energetischen Maßnahmen 3.4 Grundsätzliche Potenzialanalyse zu energetischen Maßnahmen in Unternehmen 3.5 Festlegung energetischer Standards innerhalb der Unternehmen 3.6 Energetische Maßnahmen als Marketinginstrument nutzen 3.7 Unternehmerfrühstück Stadt Dülmen 25
26 Handlungsfelder 4 Regenerative Energien und Energieumwandlung 5 Verkehr und Mobilität Analyse des zukünftigen und ressourcengerechten Einsatzes regenerativer Energien sowie bereits bestehender Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen, als Hintergrund möglicher Optimierungsmaßnahmen Analyse von CO 2- Minderungspotenzialen in den Bereichen Fuß- und Radwegeverkehr, ÖPNV, Mobilitätsmanagement und Verkehrsplanung, unter besonderer Betrachtung der Bedürfnisse aller Einwohner/-ininnen und Einwohner/-inn sowie den Besuchern der Stadt Dülmen 4.1 Teilnahme am Euregio-Projekt Energiequelle Wallhecke 5.1 Verbesserung der Anbindung des Bahnhofs an das Zentrum von Dülmen (ÖPNV, Radwegeverbindung,...) 4.2 Überprüfung der städtischen Windkraftstrategie unter den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen und der Regionalpülanung 5.2 Ausbau der Fahrradaufbewahrungsmöglichkeiten am Bahnhof (Erweiterung Radstation) 4.3 Prüfung einer zentralen Gasaufbereitung aus Biogasanlagen (Novellierung EEG) 5.3 ÖPNV- Anbindungen zentraler gestalten (Innenstadt; mit zentralen Haltestellen) 4.4 Förderung Eigenverbrauch von PV-Strom (Solardachkataster) 5.4 Prüfung eines Bürgerbusses für ausgewählte Ortsteile (z.b. Merfeld, Hiddingsel) 5.5 Bonussystem / Anreizsystem (Bonus bei nachgewiesener Nutzung des Rades anstatt des PKWs) 5.6 Förderung von E-Mobilität 5.7 Maßnahmen zur Steigerung des Verkehrsflusses Stadt Dülmen Zielsetzungen der Stadtverwaltung Dülmen Vorbildfunktion Multiplikator 26
27 Potenziale 5. Potenziale Nach der bisherigen Betrachtung mit dem Schwerpunkt einer qualitativen Bewertung der Handlungsfelder und der daraus entwickelten Maßnahmen werden nachfolgend die ökologischen und wirtschaftlichen Effekte betrachtet. Die klimarelevante Wirkung der Maßnahmen unterliegt einer Fülle von Einflüssen, beispielsweise den politischen, finanziellen und personellen Rahmenbedingungen und dem persönlichen Engagement der Projektbeteiligten. Daher werden der Umfang der Maßnahmen und deren Effekte anhand von Kennzahlen aus wissenschaftlichen Studien 8 und Erfahrungen aus vergleichbaren Projekten grob berechnet. Daraus wurde unter Berücksichtigung der spezifischen Rahmenbedingungen in Dülmen ein Szenario für die mögliche Reduzierung der CO 2 -Emissionen entwickelt. Die nachfolgende Tabelle stellt die Einsparpotenziale mit Blick auf das Jahr 2020 der einzelnen Sektoren dar. Basisjahr für die Betrachtung der Einsparpotenziale in Dülmen ist das Bilanzjahr Für das Jahr 2009 ist eine ausreichende Datengrundlage an Energieverbrauchsdaten vorhanden. Für die Ermittlung der CO 2 -Einsparungen sind die Leitziele der Stadt sowie Kennzahlen und Erfahrungswerte aus den ermittelten Energieverbrauchsstrukturen herangezogen worden, um eine gesicherte Potenzialermittlung durchführen zu können. 8 Die Quellennachweise der im Kap. 4 verwendeten Literatur finden sich im Anhang wieder. 27
28 Potenziale Ebenfalls wurden die in dem Kapitel 4 aufgeführten TOP-Projekte berücksichtigt. Im Wesentlichen werden zu erwartende Reduzierungen des Energieverbrauchs, der vermehrte Einsatz von regenerativen Energien und neuen Technologien, sowie eine Steigerung der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen berücksichtigt. Es werden zwei Szenarien dargestellt. Zum einen eine Entwicklung, die anhand der Prognosen für die kommenden Jahre bis 2020 zielt. Prognosen fundieren u.a. auf den europäischen Zielsetzungen (20 % Energieeffizienz und 20 % Einsatz Erneuerbarer Energien steigern und 20 % Emissionen senken). Das zweite Szenario zeigt die mögliche Zielerreichung einer nachhaltigen energiebewussten Stadt Dülmen auf Basis einer klimaneutralen Kommune. 28
29 Potenziale 1. Sektor Wirtschaft Netzwerkbildung / Information / Nutzerbezogene Optimierung Optimierung Gebäude und Anlagen, Querschnittstechnologien, Abwärmenutzung 2. Sektor Kommune 1,2,3 1,2,3 Kommune 1,2,3 3. Sektor Haushalte Informationsaktivitäten und Modernisierung des Gebäudebestandes 1,2 Neubaubereich 1,2 4. Sektor Verkehr Förderung Nutzung Fuß- und Radwegeverkehr, Optimierung motorisierter Individualverkehr, Einsatz E- Mobilität, Steigerung der Nutzung ÖPNV 5. Erneuerbare Energien Erneuerbare Wärmeerzeugung (Biomasse, Biogas, Solarthermie, Geothermie);Umstellung Wärmeversorgung kommunale Gebäude Erneuerbare Stromerzeugung (Photovoltaik, Windkraft, Biogasnutzung, KWKK) 6. Substitution Verstärkung der Nutzung regenerativ erzeugter Energien (Gebäude, Infrastruktur, Mobilität), die nicht vorrangig auf dem Stadtgebiet erzeugt werden. 5 1,3,4 4 4,5 Einsparpotenzial Energieverbrauch Wirtschaft Energieverbrauch Wirtschaft Energieverbrauch Kommune Energieverbrauch Haushalte Energieverbrauch Haushalte Energieverbrauch Verkehr Energieverbrauch, Gebäude/ Infrastruktur Stromversorgung Energieverbrauch, Gesamt Prognosen für 2020 CO 2- Einsparung Klimaneutrale Stadt Dülmen Tabelle 3: Einsparpotenziale Dülmen Bezugsgröße Hand- Maßnahmen lungs- felder Einsparpotenzial CO 2- Einsparung 2,5 % t/a 10 % t/a 10 % t/a 40 % t/a 10 % 603 t/a 100 % t/a 9,5 % t/a 40 % t/a 0,3 % 352 t/a 0,6 % 704 t/a 15 % t/a 40 % t/a 7 % t/a 42 % t/a 14,8 % t/a 95 % t/a 1 % t/a 17,5 % t/a Gesamtsumme 20 % t/a 100 % t/a 29
30 Potenziale Die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen in der Prognose für 2020 würde eine Reduzierung der CO 2 -Emissionen bis 2020 um t/a ermöglichen und die Gesamtemissionen auf t/a senken. Dies wäre eine Reduzierung gegenüber den Werten von 2009 um 20 %. Zur Potenzialberechnung der Sektoren Wirtschaft, Haushalte und Verkehr sind Kennzahlen und Erfahrungswerte aus Studien sowie die ermittelte Energieverbrauchsstruktur in Dülmen herangezogen worden. In die Einsparpotenziale der erneuerbaren Energien sind zunächst Potenziale aus einer Abschätzung des zu vermutenden Zubaus an Anlagen eingeflossen. Die Nutzung regenerativer Energien zur Wärmebereitstellung in Dülmen wird mit einer Steigerung von 7 % angenommen. Dieser Wert ergibt sich aus den Basisdaten und den bundesweiten Annahmen zur Erhöhung. Dabei betragen die Anteile von Holz 60 %, Biogas 30 %, Umweltwärme und Sonnenkollektoren jeweils 5 %. Eine weitere Variante, diesen Wert zu steigern, ist eine Umstellung der Wärmeversorgung der kommunalen Gebäude auf regenerative Energien. Im Bereich der regenerativen Stromerzeugung wird ein Anstieg auf 20 % des gesamten Stromverbrauchs auf dem Stadtgebiet angenommen. Dieser Anteil verteilt sich zu 55 % auf Windenergie, 12 % auf Solarenergie (Photovoltaik) und 33 % auf KWK-Anlagen (Biogas). Die Klimaschutzziele der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen um 40 % (bezogen auf das Basisjahr 1990) zu reduzieren, ist aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen in Dülmen nicht zu erreichen. Die oben genannten Potenziale zeigen auf, dass in Dülmen eine Reduzierung der CO 2 -Emissionen von rund 20 % (bezogen auf das Basisjahr 2009) möglich ist. Ein Vergleich mit Klimaschutzzielen der Bundesregierung ist allerdings nicht zielführend, da Dülmen sich mit 30
31 Potenziale Kommunen gleicher Größe messen sollte. Zudem fließen in die bundesweiten Werte alle regionalen Besonderheiten auf dem Bundesgebiet ein, die in Dülmen nicht vorhanden sind. Wesentlich ist auch die Abstellung auf das Bezugs- bzw. Basisjahr. In Dülmen zeigt sich bereits in einem Zeitraum von 5 Jahren ( ) eine CO 2 - Reduzierung von 10,8 %. Eine Maximierung der Prognose, vor dem Hintergrund der Zielsetzung einer energieautonomen und nachhaltigen Stadt, stellt vergleichbar hohe Ansprüche an die Umsetzungsquote. So wird zugrunde gelegt, dass sich die Emissionen aus den Gebäuden und in der Mobilität um 40 % senken lassen und der regenerative Anteil an der Gesamtemission massiv gesteigert wird. So wird beispielsweise eine Steigerung der regenerativen Stromerzeugung auf 100 % angenommen, die sich z. B. bei der Windkraft durch die Nutzung der ausgewiesenen Flächen und einem Repowering der bestehenden Anlagen ergeben kann. Weiter wird eine starke Marktdurchdringung von regenerativen Energien (insb. Ökostrom und Ökogas) angenommen. Die Hebung der dargestellten Einsparpotenziale würde eine 100 % CO 2 - neutrale Stadt Dülmen schaffen. 31
32 Nachhaltigkeit / Klimaschutzfahrplan 6. Klimaschutzfahrplan Die Stadtverwaltung Dülmen sowie die weiteren Akteure haben im Rahmen der Aufstellung des Klimaschutzkonzeptes viele Maßnahmen ausgearbeitet, deren Umsetzung ein hohes Maß an Energieeffizienzsteigerung und CO 2 -Emissionsreduzierung bewirken kann. Die Umsetzung der geplanten Maßnahmen und die Erreichung der gesteckten Klimaschutzziele sind aber nur dann möglich, wenn eine Netzwerkbildung und das Zusammenspiel aller Akteure erreicht werden kann. Die erforderliche Ergebniskontrolle der durchgeführten Maßnahmen unter Berücksichtigung der festgestellten Potenziale und der Leitziele in Dülmen ist regelmäßig durchzuführen. Ein Controlling kurzfristiger Erfolge kann durch den Klimaschutzmanager erfolgen. Anhand der Fortschreibung der CO 2 -Bilanz sind langfristige Energie- und CO 2 - Reduktionen zu bewerten. Der nachfolgende Klimaschutzfahrplan führt die einzelnen TOP-Projekte auf und stellt somit eine grobe Zeitschiene der zukünftigen Klimaarbeit und das Aufgabengebiet des Klimaschutzmanagers und der weiteren Akteure dar. Neben der Initiierung und der Umsetzung dieser TOP- Projekte ist die laufende Öffentlichkeitsarbeit und das Controlling der Klimaschutzaktivitäten wesentlicher Bestandteil der Aufgaben des Klimaschutzmanagers. Der Klimaschutzfahrplan stellt eine Empfehlung dar. Finanzielle Aspekte sind dabei nicht berücksichtigt. 32
33 Klimaschutzfahrplan Abbildung 3: Projektzeitenplan Klimaschutz 33
34 Zusammenfassung 7. Zusammenfassung Mit dem integrierten Klimaschutzkonzept wird der Stadt Dülmen und ihren Akteuren ein Instrument an die Hand gegeben, die Energie- und Klimaarbeit sowie die zukünftige Klimastrategie aktiv, systematisch und nachhaltig zu gestalten. Die in Dülmen bereits seit mehreren Jahren erfolgreich durch die Verwaltung der Stadt Dülmen, die Stadtwerke Dülmen GmbH, aber auch durch privates Engagement in den Sektoren Wirtschaft und Haushalte umgesetzten Energie- und Klimaprojekte sollen gebündelt werden. Zudem sollen in Zusammenarbeit mit Akteuren nachhaltige Projektansätze sowie Multiplikatoren- und Synergieeffekte geschaffen und genutzt werden. Oberstes Ziel des integrierten Klimaschutzkonzeptes ist die Reduzierung der CO 2 -Emissionen auf dem Stadtgebiet. Damit unterstützt Dülmen nicht nur die Ziele der Bundesregierung, sondern auch die kommunale Klimaarbeit und die regionale Wertschöpfung. Zur Erreichung dieser Oberziele sind vier Leitziele für die zukünftige Dülmener Klimastrategie entwickelt worden: - Steigerung der Sanierungsquote im Gebäudebestand - Ausbau der Nutzung regenerativer Energien zur Strom- und Wärmeversorgung - Stärkung des Wirtschaftsstandortes Dülmen durch regionale Wertschöpfung - Einnahme der Vorbildfunktion der Stadt durch die Realisierung einer klimaneutralen Stadtverwaltung 34
35 Zusammenfassung Im Bilanzjahr 2009 sind MWh Energie (Endenergie der bilanzierten Sektoren) verbraucht sowie Tonnen CO 2 auf dem Dülmener Stadtgebiet ausgestoßen worden. Diese bilden die Ausgangssituation für die weitere Betrachtung der CO 2 -Emissionen und Reduktionspotenziale. Der CO 2 -Ausstoß hat eine Höhe von 8,71 Tonnen pro Einwohner/-in. Der bundesweite Durchschnittswert liegt bei ca. 10 Tonnen CO 2 pro Kopf MWh regenerativ erzeugter Strom sind im Jahr 2009 auf Dülmener Stadtgebiet eingespeist worden. Der größte Anteil ist durch Biomasse (48,4 %) sowie Photovoltaikanlagen (33 %) erzeugt worden. Ein geringerer Anteil wird durch Windkraftanlagen (18,6 %) gewonnen. Gemessen am gesamten Stromverbrauch hat der regenerativ eingespeiste Strom einen Anteil von 5,2%. In Deutschland betrug die Quote im Jahr ,1 %. Der Anteil an regenerativen Energien an der Gesamtversorgung ist in Dülmen ausbaufähig. Die Reduktion von 20% der CO 2 -Emissionen (ca t/a) bis 2020, ausgehend vom Basisjahr 2009, ist für Dülmen ein erreichbares Szenario. Visionär ist die klimaneutrale Stadt Dülmen, die für diese Zielerreichung umfangreich in die Energie- und Klimaschutzarbeit intensivieren müsste. So ist der Hauptfokus dabei auf die Energieeinsparung (insbesondere durch die Wirtschaft und die privaten Haushalte), die Steigerung der Energieeffizienz (Einsatz innovativer, besonders effizienter Technologien und Standards) und den verstärkten Einsatz regenerativer Energien (Stromerzeugung auf dem Stadtgebiet z.b. zu 100 % erneuerbar) zu legen. Erst wenn in allen Sektoren diese Grundsätze und Zieldefinitionen erreichbar sind, kann eine klimaneutrale Stadt Dülmen Realität werden. 35
36 Zusammenfassung Die vorgenannten Werte sind durch Kennzahlen und Projekterfahrungen aus der aktuellen Energieverbrauchsstruktur sowie durch spezifische Zahlen für Dülmen aus den TOP-Projekten ermittelt worden. Das Erreichen dieser Werte setzt die Integration der oben genannten Leitziele in das zukünftige Handeln der Stadt Dülmen und die Umsetzung der TOP-Projekte voraus, die in einer Projektmatrix im Klimaschutzkonzept besonders beschrieben sind. Um ein breites Spektrum abzudecken und die Maßnahmen zu bündeln, sind die folgenden Handlungsfelder in Arbeitsgruppen bearbeitet worden: - Bauen, Wohnen und Sanieren - Planen und ökologisches Bauen - Energieeffizienz in Unternehmen - Regenerative Energien und Energieumwandlung - Verkehr und Mobilität Aus der Vielzahl der Maßnahmen sind TOP-Projekte in den einzelnen Handlungsfeldern mit hohem Realisierungsgrad festgelegt worden. Die Koordinierung und Umsetzung der in diesem Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele, die Aufrechterhaltung des Klimaschutznetzwerkes sowie das Controlling und Monitoring der Klimaschutzarbeiten sollte über eine zentrale Stelle verwaltet und durchgeführt werden. Auf Grundlage dieses Konzeptes kann seitens der Stadt zur Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes die Förderung der Personalkosten eines Klimaschutzmanagers bei der BMU-Klimaschutzinitiative beantragt werden. Die Leitziele und CO 2 -Reduktionspotenziale der Stadt Dülmen sind nur mit einer breiten Beteiligung der Dülmener Akteure zu erreichen. 36
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