Georg Polke Lightning II Urlaubsgrüße

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1 Pressetext Georg Polke zeigt in der Galerie Renate Kammer am Münzplatz 11 in Hamburg vom 9. September bis zum 9. Oktober 2010 in der Ausstellung Lightning II Urlaubsgrüße aktuelle Arbeiten. Die Eröffnung in der Galerie Renate Kammer am 9. September 2010 um 18 Uhr findet in Anwesenheit des Künstlers und parallel zu der Eröffnung der Ausstellung Polke und Polke in der Multiple Box in der Admiralitätsstraße statt, in der Georg Polke Berichterstattungsfotos von zeigt, die er für die taz Berlin fertigte. Die Ausstellung in der Galerie Renate Kammer wird auch im Rahmen der Gemeinschaftseröffnung der Galerien im Kontorhausviertel am 10. September ab 19 Uhr geöffnet sein. Große Formate in leuchtenden Farben füllen den Raum. Algarve, Portugal Schriftzüge am Bildrand entlarven ihren Ursprung: Es sind Fehldrucke von Urlaubspostkarten vorgefundenes Material, keine eigenen Fotografien die nur geringfügig digital überarbeitet werden und mit ihren Fehlfarben und sich überlagernden Konturen nicht den überlieferten Bildstrukturen von Postkartenmotiven entsprechen. Sie sind verfremdet, das Motiv eines Frauenaktes überlagert eine Landschaftsansicht und magentafarbene Kirchtürme eine blaue Dächerlandschaft. Georg Polke thematisiert so nicht nur diese tradierten Sehgewohnheiten, sondern auch den Entstehungsprozess, in dem der Zufall seinen Anteil am Motiv hat, und das Verhältnis zwischen Malerei und Fotografie: Wer hätte gedacht, dass konventionelle Urlaubspostkarten von der Algarve so malerische Qualitäten entwickeln könnten? Gut, dass Georg Polke seine Arbeiten im Diasec-Verfahren in Acryl fixiert diese Urlaubsgrüße verschwinden garantiert nicht nach kurzer Zeit in der Ablage, sondern erfreuen den Betrachter auch noch nach langer Zeit. [Claudia Postel]

2 Kathedrale, x 140 cm; Auflage ,- Yachthafen, x 140 cm; Auflage ,- Herz (open your heart), x 120 cm; Auflage 3 gerahmt ,-

3 Blick!, x 180 cm; Auflage 3 gerahmt ,- Frau 2, x 180 cm; Auflage 3 gerahmt ,- Stein, 2010 ; 50 x 70 cm; Auflage ,-

4 Kathedrale II, x 175 cm; Auflage ,- Rote Bank, x 180 cm; Auflage 3 gerahmt ,-- Frau 1, x 180 cm; Auflage 3 gerahmt ,-

5 kl. Raum Algarve 1 Paia da Rocha, x 100 cm 2.800,- Algarve 2 Alte, x 100 cm 2.800,-

6 kl. Raum Frau 1, 2010 Digitalprint (Tintenstrahl) 82 x 62 cm; Auflage 20 signiert und nummeriert 320,- Herz (open your heart), 2010 Digitalprint (Tintenstrahl) 82 x 62 cm; Auflage 20 signiert und nummeriert 320, Frau 2, 2010 Digitalprint (Tintenstrahl) 82 x 62 cm; Auflage 20 signiert und nummeriert 320,

7 Die originelle und oft humorvolle Verarbeitung vorgefundener Bilder und Materialien kennzeichnet das Werk Georg Polkes. Viele seiner bildmäßigen Arbeiten entstehen im Fotolabor und am Computer, aber außer der Reinigung und Bearbeitung der Motive und der Wahl der Ausschnitte verzichtet Polke bewusst auf verändernde gestalterische Eingriffe. Ein spezielles Interesse des Künstlers gilt Probe-, An- und Fehldrucken touristischer Postkarten, die durch unbeabsichtigte Verfremdungen wie Abbildungen von Kunstwerken aussehen. Und das fand man bei Landschaften schon immer gut. Früher galt ein Naturausschnitt als der Aufmerksamkeit wert, wenn er malerisch war, das heißt, kompositorischen Vorgaben entsprach, die man von Landschaftsgemälden kannte. Solche Wahrnehmungsmuster prägen auch noch die heutigen Ansichtspostkarten. Aber warum orientieren sich diese an der Malerei des 18. Jahrhunderts oder am Impressionismus? Sie könnten doch mit der Zeit gehen und Wahrnehmungsmuster der heutigen Malerei aufgreifen. Die von Polke wie in einem künstlerischen Reagenzglas vorgeführten Zufallsprodukte tun es. Durch ihre bewusste Auswahl und Zusammenstellung wird, was einst eine banale Postkarte war, zu einem ironischen Kommentar zu neueren Richtungen der Malerei, die mit Verfremdung und Übermalung auf die Fotografie und andere neue Medien reagieren, gleichsam in einem Paragonestreit die Überlegenheit des traditionellen Mediums beweisen wollen. Polkes bildmäßige Vergrößerungen der Motive stellen ihre grafische Struktur heraus. In seinen Bearbeitungen historischer und zeitgenössischer Vorlagen fasst der Künstler gleichsam im Zeitraffer die verschiedenen historischen Stadien des grafischen Bildes zusammen. Früher waren Kupferstich, Radierung und Lithografie die Medien, die Bilder massenhaft verbreiteten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kam man bei der Vervielfältigung von Fotos in Büchern und Zeitschriften ohne das Raster des Nachstichs aus. Der Farbdruck zerlegt das Motiv in verschiedene übereinandergelegte Schichten, und darin liegt auch das entscheidende Erbe an den Nachfolger des analogen Prints, das digitale Bild, das aber auch ein Druck ist, wenn es uns nicht auf dem Bildschirm oder als Beamerprojektion, sondern auf Papier oder Leinwand erscheint. Was das Pixel vom Punkt des Druckrasters entscheidet, ist vor allem die Möglichkeit, es unendlich weiterzubearbeiten. Einmal eingescannt, ist die Vorlage vor keiner Schandtat mehr sicher. Dass Polke gerade hier äußerste Zurückhaltung übt und nur unterstreicht, was im Ausgangsmotiv schon vorhanden ist, entspricht einer in der zeitgenössischen Kunst immer dominanteren Haltung. Warum soll man den zahllosen Bildern, die uns umgeben, noch weitere hinzuzufügen? Stattdessen wird der Erkenntnisgewinn darin gesucht, gefundene und gesammelte Bilder zu analysieren und sie in neuem Licht zu zeigen. [Ludwig Seyfarth]

8 Vita Georg Polke geboren in Duesseldorf Ausbildungen und Taetigkeiten Abitur in Berlin 1979 Studium der Chemie und Psychologie (Vordiplom) in Berlin Studium der Visuellen Kommunikation in Hamburg, Abschluss Diplom und Meisterschueler bei Michael Haller, Gerd Roscher, Lothar Baumgarten und Franz Erhard Walther Mitglied sowie Vorstandsmitglied des Kunstvereins Weltbekannt e.v. in Hamburg 1986 Praktikum und Assistenz in der Trickfilmabteilung Norddeutscher Rundfunk in Hamburg Gruendungs- und Redaktionsmitglied -Tageszeitung Berlin Kameramann und Drehbuchautor der Mainzelmaennchen Mainzelmaennchen KG in Mainz Screendesign der ARD als Mitarbeiter von Lo Breier - Buero X in Hamburg und DMC Wien (als Produzent) 1997 Studium der Software Technik an der Fachhochschule Hamburg Wissenschaftlicher Assistent fuer Freie Kunst (Medienklasse) Villa Arson in Nizza, Frankreich Gruender und Mitglied des Kunstvereins 88 in Hamburg Ausstellungen 1986 Westwerk, Hamburg 1987 Galerie 77a (Eva Bracke), Duesseldorf 1990 Red Box, New York 1989 Galerie Erhard Klein, Bonn/Bad Muenstereifel 1991, 1994, 1998, 1999, 2001, Galerie Bruno Brunnert, Fine Art, Berlin 1991 Galerie Maximilian Krips, Koeln 1993, 1995, Galerie Katja Ried, Muenchen 1989 Galerie Villa Arson, Nizza Walden Kunstausstellung, Berlin ,2008, Kunstraum Chelsea, Koeln 2007 Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld 2009 Claudia Junik, Koeln 2010 Multiple Box, Hamburg 2010 Galerie Renate Kammer, Hamburg 1998, 2001, 2003, 2005, 2008