Ce n'est qu'un au revoir mes frères oder warum die Zelte wanderten und die Kirche am vierten Sonntag nach Ostern so voll war

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1 Ce n'est qu'un au revoir mes frères oder warum die Zelte wanderten und die Kirche am vierten Sonntag nach Ostern so voll war Sechs Sonntage nach Ostern gehören nach der evangelischen Liturgie noch zur Osterzeit, bevor diese mit dem Pfingstfest endet. Kantate heißt der vierte Sonntag nach der Auferstehung Jesu, und vielerorts wird der Gottesdienst an diesem Tag besonders musikalisch ausgestaltet. Auch auf SHAPE. Das Bibelwort zum Sonntag Kantate steht im Psalm 98,1: Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. So schallte das Spiritual Joshua fought the battle of Jericho laut aus der West Chapel, als Militärgeneraldekan Matthias Heimer und Pastor Peter Bornkessel am 22. Mai 2011 zum Gottesdienst einzogen. Bläserkreis unter Leitung von Jana Marth Cantate heißt Singt! die Gemeinde folgte der Aufforderung des Bläserkreises und sang kräftig mit. Zu einem Gottesdienst gehört Musik einfach dazu; nach der Lesung spielte Rebekka Döding das Geigensolo Air aus der Orchestersuite D-Dur von Johann Sebastian Bach und wurde dabei von ihrer Mutter Karen auf dem Klavier begleitet. Militärgeneraldekan Matthias Heimer und Militärpfarrer Peter Bornkessel Gemeinsames Singen verbindet. Vermutlich wurde früher noch viel mehr gesungen als in unserer Zeit. Zum Sonntag Kantate 2011 war die Kirche aber so voll, wie sonst nur zu Ostern, Weihnachten oder zur Einschulung. In diesem Jahr

2 hatte nämlich Militärgeneraldekan Matthias Heimer im Namen des Evangelischen Militärbischofes Dr. Martin Dutzmann zu dem feierlichen und besonders musikalischen Gottesdienst eingeladen, um Pfarrer Peter Bornkessel nach fast zwölf Jahren Dienst, davon fünf Jahren auf SHAPE, aus der Militärseelsorge zu verabschieden. Die große Gemeinde kam zusammen, um dem Ehepaar Birgitt und Peter Bornkessel für ihr Engagement zu danken und Gottes Segen zu wünschen. Annette Blasajewsky und die Kindergottesdienstgemeinde verabschieden die Bornkessels singend und überreichen eine Laterne: Tragt zu Birgitt und Peter ein Licht, sagt ihnen: Fürchtet euch nicht! Gott hat uns lieb, Groß und Klein, seht auf des Lichtes Schein. Militärseelsorge ist eine res mixta, nämlich eine gemeinsame Angelegenheit von Staat und Kirche. Der Kirchenvertrag für die evangelische Militärseelsorge aus dem Jahr 1957 sichert die geistliche Unabhängigkeit des Militärpfarrers, verbindet diese aber mit größtmöglicher Nähe zu den Soldatinnen und Soldaten. Peter Bornkessel war während seiner Dienstzeit in der Militärseelsorge Angehöriger der Streitkräfte und wurde aus dem Bundeswehr-Haushalt besoldet. Er hatte jedoch, wie alle Militärgeistlichen, keinen militärischen Vorgesetzten und war auch nicht in die Hierarchie der Streitkräfte eingebunden. Ein Militärseelsorger ist kein Soldat und hat keinen militärischen Rang, auch wenn er im Einsatz wie ein Soldat den Feldanzug trägt. Die Dienstgradabzeichen an der Uniform ersetzt eine Schlaufe mit dem Kreuz und Sinnspruch der evangelischen Militärseelsorge "Domini Sumus Wir gehören zum Herrn." und damit ist natürlich nicht der Staat gemeint. Die Vorgesetzten der Militärgeistlichen heißen Militärdekane. Die Militärdekane sind dem

3 Militärbischof unterstellt. Der Bischof steht im Gegensatz zu den Standortpfarrern und Militärdekanen aber in keinem Dienstverhältnis zur Bundeswehr, sondern er wird vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland benannt und ist ausschließlich der Kirche verantwortlich. Matthias Heimer leitet als Militärgeneraldekan das Evangelische Kirchenamt und ist damit Vorgesetzter aller ungefähr 100 Militärseelsorger und etwa 150 nichtordinierten Mitarbeiter der evangelischen Militärseelsorge. Die Standortgeistlichen im Ausland sind ihm unmittelbar unterstellt. So fließen im Amt des Militärgeneraldekans die kirchliche und die staatliche Leitung der Militärseelsorge zusammen. In kirchlichen Angelegenheiten vertritt der Militärgeneraldekan den Militärbischof, in allen staatlichen Verwaltungsaufgaben untersteht er dem Bundesminister der Verteidigung. Matthias Heimer hatte Pfarrer Bornkessel folglich zwei Urkunden zu überreichen: Die erste Urkunde im Auftrag des Verteidigungsministers und eine zweite im Namen des Militärbischofs. Der Militärgeneraldekan entließ mit diesen beiden Dokumenten Peter Bornkessel aus dem Dienst als Militärpfarrer, entpflichtete ihn von seinem bisherigen Dienstauftrag und dankte ihm für seinen geleisteten Dienst. Du hast dein Amt zum Wohle der Gemeinde wahrgenommen. Er bat um die Bewahrung dessen, was durch den Dienst geworden und gewachsen ist sowie um Gottes Schutz für Birgitt und Peter Bornkessel. Militärgeneraldekan und Militärpfarrer Matthias Heimer und Peter Bornkessel verbindet nicht nur Amt und Dienstverhältnis, sondern auch persönliche Freundschaft, gefestigt im gemeinsamen Einsatz auf dem Balkan. Die Gemeinde und Gäste folgten im Anschluss an den Gottesdienst der Einladung zum gemeinsamen Brunch in den Pavillon der Deutschen Stabskompanie, um persönlich auf

4 Wiedersehen zu sagen. Es war ein schönes Fest, das durch den Gemeindebeirat vorbereitet worden war. Im noch aufgebauten Zustand wanderten bereits am Vortag die Zelte, die den deutschen Stand zum Make a Wish Lauf auf dem Sportplatz überdacht hatten, quer durch SHAPE ( acht Mann acht Stangen ), um auf Regenwetter vorbereitet zu sein. Natürlich grundlos denn wenn Christen feiern Für die Gemeinde kam es überraschend, dass Pfarrer Bornkessel SHAPE als Militärseelsorger verlässt, um eine Stelle als Schulpfarrer am Gymnasium in Nackenheim anzutreten. Er hat das Gemeindeleben hier auf SHAPE kontinuierlich aufgebaut und entscheidend geprägt. Viele positive Veränderungen haben die Jahre gebracht, hob Pfarrhelfer Holger Tenter in seiner Abschiedsrede hervor. Angemerkt seien zum Beispiel die Einführung des Kindergottesdienstes, der Geburtstagspost und eines brillanten Gemeindebriefes, aber auch die Lebenskundlichen Unterrichte an unseren Standorten quer durch Europa. Familienfest Die Kinder vergnügten sich beim Dosenwerfen und schminkten sich farbenprächtig, während die Großen Birgitt und Peter Bornkessel mit Abschiedsreden ehrten und sich an die gemeinsame Zeit in der Großgemeinde Belgien, Frankreich und Großbritannien zurückerinnerten. und Empfang So lese sich Bornkessels Terminkalender, wie der einer Claudia Schiffer, merkte Reemt Janssen für den Gemeinderat an. Südfrankreich. London, Antwerpen, Mons all das stand alleine für die Woche nach der offiziellen Verab-

5 schiedung noch in Bornkessels Terminkalender. Es ließ sich auch kein späterer Termin für eine Verabschiedung finden, obwohl am 22. Mai 2011 noch lange nicht Schluss auf SHA- PE sei und die Bornkessels erst Mitte Juli Belgien verlassen werden. Peter und Birgitt Bornkessel fiel der Abschied nicht leicht. Es sind vor allem die Menschen, die wir vermissen werden, bedankten sie sich. Sie hätten die Zeit auf SHAPE sehr genossen, freuten sich jetzt auf mehr Zeit und Beständigkeit, vor allem aber auf weniger Dienstreisen. In Nackenheim wird das neue Leben durch den Religionsunterricht am Gymnasium und der Seelsorge an Schülern, Eltern und Lehrkräften bestimmt sein. Birgitt und Peter Bornkessel wurden zahlreiche Geschenke überreicht. An Belgien sollen Tim und Struppi, an den Weg zurück ein Kompass und an die gemeinsame Zeit eine persönliche Sonderausgabe des Gemeindebriefes, der einst von Pfarrer Bornkessel ins Leben gerufenen worden war, erinnern. Peter und Birgitt Bornkessel Pfarrhelfer Holger Tenter dankt seinem Chef mit Worten frei nach Prediger 3,1: Alles habe seine Zeit auch der Abschied. Noch ist kein Nachfolger für das Amt gefunden. Es wird auch schwer, eine Pastorin oder einen Pastor wie Peter Bornkes-

6 sel zu finden: jemanden, der predigen, begeistern und Gemeinschaft bilden kann. Zwar ist für die evangelische Gemeinde und die deutsche Gemeinschaft Birgitts und Peters Bornkessels Abschied ein Verlust, für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau jedoch ein großer Gewinn. Wir, die evangelischen Christen auf SHAPE, danken Pfarrer Bornkessel und seiner Frau Birgitt für fünf Jahre Dienst in unserer Gemeinde und beider Engagement für die ganze deutsche Gemeinschaft. Wir wünschen ihnen mit dem Worten eines irischen Segenspruchs alles Gute: Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen. Möge die Sonne dein Gesicht erhellen. Möge der Wind dir den Rücken stärken und der Regen um dich herum die Felder tränken. Möge der gütige Gott dich in seinen Händen halten. Text und Bilder: Carsten Döding Maibaum auf SHAPE