Bayer-Keeper Yelldell: Wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit
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- Hertha Ritter
- vor 8 Jahren
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1 Bayer-Keeper Yelldell: Wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit Mit herausragenden Leistungen beim Zweitligisten MSV Duisburg machte Torwart David Yelldell (Foto) auf sich aufmerksam und wechselte in der Saison 2011/12 zu Bayer 04 Leverkusen. Doch nach seinem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden, das Bayer mit 3:4 verlor, kam er für die erste Mannschaft des Werksclubs nicht mehr zum Einsatz. Im Gespräch mit Sven Bauer (Lapdog) erzählt der 31-Jährige von seiner Rolle als dritter Torhüter, seinem Länderspiel für die amerikanische Nationalmannschaft und seinen Zukunftsplänen.ransfermarkt.de: Herr Yelldell, von Ihnen hörte man zuletzt nicht viel. Wie geht es Ihnen aktuell? David Yelldell: Ganz gut, vielen Dank. Ich fühle mich topfit und habe keine Verletzung, das ist das Wichtigste. Transfermarkt.de: Als Sie nach Abschluss der Saison 2010/2011 Ihren Wechsel vom Zweitligisten MSV Duisburg zu Bayer Leverkusen verkündet haben, gab es nicht wenige Menschen, die Ihnen den Sprung zutrauten. Vor allem weil Ihr ehemaliger Trainer aus Stuttgarter-Kickers-Zeiten, Robin Dutt, auf der Bayer-Bank saß. Mit welchen Erwartungen traten Sie Ihr Engagement an? Yelldell: Zunächst einmal war das natürlich eine großartige Chance, bei einem Verein wie Bayer Leverkusen aktiv zu sein. Es war aber auch von Anfang an klar, dass ich nicht als Nummer eins geholt wurde. Stattdessen sollte ich mit Fabian Giefer um die Rolle des Ersatz- Keepers kämpfen. Meine Erwartungen waren daher auch, mich durchzusetzen und regelmäßig im Kader zu stehen. Und natürlich auch mich auf Grund des hier herrschenden Trainingsniveaus weiterzuentwickeln und neue Erfahrungen zu sammeln. Transfermarkt.de: Sie absolvierten Ihr erstes Spiel im DFB-Pokal bei Dynamo Dresden, das 3:4 nach Verlängerung verloren ging. Ihnen gab man dabei eine Mitschuld am Scheitern. Wie haben Sie das Spiel erlebt? Yelldell: Das war schon ein Spiel, das man so nicht oft erlebt. Wir lagen 3:0 in Führung und Dresden war bis dahin auch kaum gefährlich. Doch danach haben wir abgeschaltet, waren nicht mehr richtig im Spiel und die Partie kippte. Wir sind aus diesem Strudel nicht mehr herausgekommen, zudem hatte Dresden enormen Rückenwind sowie die fantastische Unterstützung ihrer Fans. So läuft das dann leider im Pokal. Ich konnte mich da gut
2 hineinversetzen, da wir damals mit den Stuttgarter Kickers den HSV rausgeworfen haben. Im Grunde war es dieses Mal extrem schade, dass ich nun auf der anderen Seite stand. Aber im Pokal hat es in all den Jahren schon viele Überraschungen gegeben. Transnermarkt.de: Es gab viel Kritik an Ihrer Person. Wie haben Sie das weggesteckt? Yelldell: Ich kann mich gut selbst einschätzen, aber bei vier Gegentoren gibt es natürlich auch nicht viel zu sagen. Für mich persönlich war das gegen einen unterklassigen Gegner kein perfekter Start und ich war sehr enttäuscht, ich habe das aber gut weggesteckt. Grundsätzlich muss man mit Kritik leben und muss sich damit auseinandersetzen. Transfermarkt.de: Gegen Dresden spielten Sie wegen der Verletzung von Rene Adler und erhielten den Vorzug vor dem heutigen Düsseldorfer Fabian Giefer. Nach dem Pokalspiel absolvierten Sie, obwohl Adler weiterhin verletzt war, kein Spiel mehr. Was sagte Trainer Dutt Ihnen? Yelldell: Mir wurde vor dem Mainz-Spiel mitgeteilt, dass Fabian Giefer spielen wird. Der Trainer macht die Aufstellung und damit muss man dann auch leben. Es gibt immer wieder Änderungen, weil man das Gefühl hat, ein anderer Spieler der Mannschaft kann in dieser Phase besser helfen. Für mich war aber direkt klar, ich muss das abhaken und weiter Gas geben, denn im Fußball kann es sehr schnell gehen. Transfermarkt.de: Das Torwart-Karussell drehte sich indes noch weiter. Weil Adler weiterhin ausfiel und man weder Ihnen noch Giefer den Sprung zur Nummer eins zutraute, holte man für 7,5 Millionen Euro Nachwuchstorhüter Bernd Leno aus Stuttgart. Was haben Sie über diese Personalie gedacht? Yelldell: Dass Bernd Leno ein Top-Talent ist, war mir natürlich bewusst. Zudem war mir auch klar, dass der Verein nach der Verletzung von Fabian Giefer noch einmal tätig werden musste. Mit Bernd hat Bayer wirklich einen guten Torhüter verpflichtet und wir verstehen uns auch richtig gut. Der Sprung von der 3.Liga in die Bundesliga ist sehr groß, doch er hat das wirklich hervorragend gemeistert. Transfermarkt.de: Sie waren weiterhin die Nummer zwei, nun zwar hinter einem anderen Torwart, aber teilten sich die Rolle mit Giefer, der bis zur Verpflichtung Lenos im Tor stand. Wie erklären Sie sich die Verschiebung? Yelldell: Bernd Leno hat in den ersten Spielen gleich überragend gespielt und damit gab es auch überhaupt keine Veranlassung, etwas an der Reihenfolge zu ändern. Für mich persönlich hat sich letztendlich nur der Name geändert. Transfermarkt.de: Heute hat sich an diesem Status etwas geändert, aber eher in die andere Richtung. Robin Dutt ist mittlerweile für den DFB tätig, das Trainerduo Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä sieht Sie als dritten Torhüter. Adlers Abgang im Sommer wurde mit der Verpflichtung des ehemaligen Kölners Michael Rensing kompensiert. Wie sehen Sie Ihre eigene Situation bei Bayer?
3 Yelldell: Natürlich ist es immer schöner, im Kader zu stehen, ganz klar. Ich trainiere normal mit, versuche mich immer zu verbessern und anzubieten. Es gibt in Deutschland viele gute Keeper und Bayer hat sich eben entschieden, einen erfahrenen Mann zu holen. Und da muss man den Verein auch verstehen. Mein persönlicher Anspruch bleibt aber, die Nummer zwei zu sein. Transfermarkt.de: Sie haben kaum Spielpraxis. Zwar sitzen Sie bei den Profis gelegentlich auf der Bank, wie zum Beispiel in der Europa League oder im DFB-Pokal, doch auch bei der Reserve-Mannschaft in der Regionalliga kamen Sie bisher nur einmal zum Einsatz. Weshalb? Yelldell: Unsere zweite Mannschaft wird als Ausbildungsteam gesehen und Niklas Lomb soll auf diesem Weg an den Senioren-Bereich herangeführt werden. Da wird einfach ein anderer Fußball gespielt, schneller und körperbetonter und daran muss man sich gewöhnen. Es ist so geregelt und ich finde, dass man im Training sehr gut an den eigenen Schwächen arbeiten kann, was ich auch intensiv mache. Transfermarkt.de: Während immer mehr Profis den Weg über die Medien suchen, um sich über Ihren Status zu beklagen, hat man von Ihnen noch nicht ein Wort gehört. Woran liegt das? Yelldell: Ich bin noch nie der Typ gewesen, der ständig in den Medien präsent sein muss. Für mich persönlich ist es viel wichtiger, was auf dem Platz passiert. Und worüber sollte ich mich als Ersatzmann auch beklagen? Ich habe diese Rolle angenommen und interpretiere sie dementsprechend zurückhaltend, weil das auch viel eher meinem Typ entspricht. Transfermarkt.de: Man kann Ihre Entwicklung auch anders betrachten. So sind Sie im Lizenzspieler-Kader eines sehr erfolgreichen Bundesliga-Teams, das um die Vize- Meisterschaft kämpft, und haben viel an Erfahrung sammeln können. Wenn Sie nochmal entscheiden dürften, würden Sie wieder zu Bayer wechseln? Yelldell: Ich habe diese Entscheidung schon bei klarem Verstand getroffen (lacht). Bayer ist ein Top-Verein und hat sehr gute Trainingsmöglichkeiten. Hier herrscht ein hohes Niveau und zudem konnte ich wichtige Erfahrungen sammeln, insbesondere auch durch die Champions- und Europa League. Ich bereue diesen Schritt überhaupt nicht und würde ihn auch wieder machen. Transfermarkt.de: Ihr Vertrag läuft 2014 aus, mit 31 Jahren sind Sie noch im besten Alter. Ist ein Wechsel in der Sommerpause ein Thema? Welche generellen Ziele haben Sie noch als Fußballer? Yelldell: Mein erstes Ziel ist natürlich, noch länger Fußball zu spielen. Ich bin seit drei Jahren verletzungsfrei, was sehr wichtig ist, und habe dadurch keine Einheit verpasst. Leverkusen ist ein Top-Verein und ich fühle mich hier sehr wohl. Viel höher geht es ja auch fast nicht mehr. Ich habe noch ein paar Jahre vor mir und eine neue Herausforderung im In- oder Ausland wäre sicherlich auch reizvoll. Doch da müsste dann auch alles passen.
4 Transfermarkt.de: In Deutschland wird die Zusammensetzung des Trainerteams in Leverkusen eifrig diskutiert. Wie sehen Sie die Konstellation Lewandowski/Hyypiä? Wird medial mehr daraus gemacht, als es in Wirklichkeit ist? Yelldell: Ja, in der Tat wird mehr daraus gemacht. Das gesamte Trainer-Team leistet eine richtig gute Arbeit und genau das spiegelt sich ja auch in der Tabelle wider. Wir spielen eine starke Saison und liegen klar auf Champions-League-Kurs. Die Berichterstattung über die Konstellation beeinflusst uns und den Spielbetrieb nicht. Transfermarkt.de: In Ihrer Duisburger Zeit hatten Sie Ihren ersten und bisher einzigen Einsatz für die Nationalmannschaft der USA. Wie haben Sie die Tage dort erlebt? Gibt es noch Kontakt zum dortigen Fußballverband? Yelldell: Oliver Reck (Anm. d. Red.: zu der Zeit Torwart-Trainer) hat mich damals über meine Einladung zur US-Nationalmannschaft informiert und mir gratuliert. Ich war bei den Trainern ein Thema und sie hatten meine Leistungen über einen längeren Zeitraum verfolgt. Für mich war das natürlich eine sehr schöne Überraschung, denn damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin dann beim mehrtägigen Lehrgang in North Carolina dabei gewesen, bei dem wir zwei Länderspiele gegen Argentinien und Paraguay hatten. Gegen Paraguay habe ich 45 Minuten spielen dürfen und gab somit mein Debüt. Es war einfach ein super Erlebnis und eine großartige Erfahrung. Mittlerweile gibt es allerdings keinen Kontakt mehr. Transfermarkt.de: Wenn man sich Ihre Laufbahn anschaut, so haben Sie sich in Deutschland stets durchgesetzt, etabliert und mit starken Leistungen, sei es in Duisburg, bei den Kickers oder in Koblenz, einen Namen gemacht. Wird man Sie bald wieder auf dem Platz sehen? Yelldell: Wenn jemand Lust hat, mal beim Training vorbeizuschauen, dann kann man mich dort auch auf dem Platz sehen (lacht). Natürlich ist es immer das Bestreben spielen zu können. Und ich hoffe, dass meine Karriere noch ein paar Jahre dauert und man mich auch wieder aktiv sehen wird. Das Wichtigste ist, dass ich weiterhin von Verletzungen verschont bleibe Wenn ich gebraucht werde, bin ich bereit. Transfermarkt.de: Sie haben sich in Deutschland Ihren Weg systematisch nach oben erarbeitet. Von der Oberliga, über Auslandserfahrungen in England, die Regionalliga sowie die 2.Bundesliga bis hin zur 1.Bundesliga. Wie bewerten Sie Ihre bisherige Laufbahn? Yelldell: Generell muss man jede Laufbahn individuell betrachten. Ich wurde jetzt nicht als neuer Top-Torhüter gehandelt, von daher bin ich stolz auf meine Karriere und das, was ich bislang erreicht habe. Ich musste mir alles erarbeiten und habe auch nie den Blick für die Realität verloren. Wenn ich jetzt zurückblicke und sehe zum Beispiel die Qualifikation für die 3. Liga mit den Stuttgarter Kickers oder das DFB-Pokalfinale mit dem MSV Duisburg, dann bewerte ich den Verlauf als sehr positiv. Transfermarkt.de: Das Torwartspiel hat viele Facetten, auch der Druck ist weitaus höher als beispielsweise bei einem linken Verteidiger. Wie gehen Sie damit um, wie interpretieren Sie Ihre Rolle?
5 Yelldell: Generell ist der Druck im Torwartspiel noch höher, da hier wirklich jeder Fehler direkt bestraft wird. Ich habe in all den Jahren gelernt, damit umzugehen. Es ist aber auch der Reiz an dieser Position, mental stark und immer hellwach zu sein. Letztlich ist es immer ein schmaler Grat, aber ich bin sehr gerne Torhüter. Für mich ist es wichtig, Ruhe und Sicherheit auszustrahlen und somit der Mannschaft ein gutes Gefühl zu vermitteln. Das Wichtigste ist nach wie vor, die Bälle zu halten. Aber natürlich sind die Anforderungen noch einmal gestiegen, gerade auch was das Mitspielen betrifft. Daher ist es mein Anspruch, mich täglich in allen Facetten des Torhüterspiels zu verbessern. Transfermarkt.de: Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade Fußball spielen? Yelldell: Die meiste Zeit verbringe ich mit meiner Freundin und meinem Hund. Ich bin ein ruhiger Typ und auch gerne bei meiner Familie, dort kann ich sehr gut entspannen und abschalten. Zudem mache ich parallel ein Management-Studium, um mich auch abseits des Platzes zu fordern und natürlich auf die Zeit nach dem Fußball vorzubereiten. Transfermarkt.de: Bitte erzählen Sie ein Erlebnis aus Ihrem Fußballerleben. Yelldell: Wenn ich auf meine bisherige Karriere zurückblicke, dann fällt mir immer die Qualifikation für die 3.Liga mit den Stuttgarter Kickers ein. Es war einfach ein großartiges Erlebnis und unheimlich emotional, da wir uns erst am letzten Spieltag mit einem Sieg beim SV Elversberg qualifiziert haben. Für den ganzen Verein war das einfach auch extrem wichtig und für mich zugleich ein sehr schöner Abschied, da ich nach dieser Saison zum Zweitligisten TuS Koblenz gewechselt bin. Auch das Pokalfinale mit dem MSV Duisburg war toll, aber ich soll an dieser Stelle ja nur ein Erlebnis erzählen (lacht). Transfermarkt.de: Wir bedanken uns recht herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft.
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