Ich kann le- sen, ich kann
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- Lieselotte Walter
- vor 9 Jahren
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1 Ich kann le- l sen, ich kann schreiben Beschreibung: Die Teilnehmer stellen sich gegenseitig Fragen, um herauszufinden, was auf einer Karte steht, die sie nicht sehen können. Ziel: Aufzeigen, dass ein Alphabetisierungsprogramm den Bedürfnissen der Dorfgemeinschaft entsprechen muss. Teilnehmer: Teenager/Erwachsene Dauer: 20 Min. Material: Kopierte Karten, Sicherheitsnadeln Anweisungen für den Leiter/die Leiterin: 1. Jeder Mitspieler bekommt eine Karte an den Rücken geheftet. Am einfachsten macht man das wie folgt: Alle stehen in einem grossen Kreis und drehen sich nach links herum. Jeder Teilnehmer bekommt eine Sicherheitsnadel und eine Karte und befestigt diese auf dem Rücken der vor ihm stehenden Person. (Wichtig: Es sollten keine Spiegel im Raum sein.) 2. Erkläre das Spiel anhand der Anleitung unten. 3. Gib Minuten Zeit, um das Spiel zu spielen. Wenn der letzte Teilnehmer sich hingesetzt hat, führe anhand der Hinweise ein Nachgespräch, um das Spiel mit den Teilnehmern zusammen auszuwerten. Anleitung für die Spielteilnehmenden: 1. Die Karte, die du erhalten hast, muss während des ganzen Spiels auf deinem Rücken bleiben. 2. Deine Aufgabe ist es, herauszufinden, was darauf geschrieben steht. Gehe dazu auf jemanden zu und stelle ihm Fragen. Halte dich nicht lange bei einer Person auf, sondern geh herum und sprich viele Leute an. Du darfst nur Fragen stellen, die mit ja oder nein beantwortet werden können. 3. Setz dich hin, wenn du zu wissen glaubst, was auf deiner Karte geschrieben steht. Nachgespräch: 1. Bezogen auf das Spiel: Wer weiss genau, was auf seiner Karte steht? Wer hat es leicht herausgefunden? Wer fand es schwer, die Lösung herauszufinden? 2. Bezogen auf das Niveau der Lese- und Schreibkundigkeit: Wer denkt, dass seine Lese- und Schreibkundigkeit das höchste Niveau hat? Wer denkt, dass seine Lese- und Schreibkundigkeit das niedrigste Niveau hat? Welche Bibelteile sind am leichtesten zu lesen? Welche am schwierigsten? Ist es möglich, sich für Christus zu entscheiden, ohne die ganze Bibel lesen zu können? 3. Bezogen auf die Relevanz der Lese- und Schreibkundigkeit: Wer ist der Meinung, eine Lese- und Schreibkundigkeit zu haben, die für das heutige Leben in unserem Land nicht relevant ist? Poststrasse 16, CH-2504 Biel , Wycliffe Bible Translators U.K. Deutsche Übersetzung mit freundlicher Genehmigung. Dieses Programmblatt darf nur mit vorheriger Erlaubnis und Quellenangabe abgedruckt werden. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 1
2 Wer hat eine Lese- und Schreibkundigkeit, von der er denkt, dass sie für einen Erwachsenen in einem Entwicklungsland relevant sein würde? Wer hat eine Lese- und Schreibkundigkeit, von der er denkt, dass sie für einen Erwachsenen in einem Entwicklungsland nicht relevant sein würde? Notizen: Bemerkungen, die ins Gespräch einfliessen können: nen: Niveau der Lese- und Schreibkundigkeit Das Mass an Lese- und Schreibkundigkeit, von dem die Gruppe den Eindruck hatte, dass es Beispiel eines hohen Alphabetisierungsniveaus sei, entspricht nicht unbedingt den Fertigkeiten, die im täglichen Leben am nützlichsten sind. Man braucht ein grösseres Mass an Schreib- und Lesekundigkeit, um Shakespeare zu lesen als um einen Busfahrplan lesen zu können. Trotzdem ist der Busfahrplan nützlicher für die meisten Leute. Was die Bibel betrifft, ist es am leichtesten, die Abschnitte zu lesen, die eine Geschichte zum Inhalt haben, z. B. die Gleichnisse, die Jesus erzählt hat, die Geschichte von Jona und Teile des 1. Buches Mose. Die schwierigsten Abschnitte sind die prophetischen Bücher des Alten Testaments und die neutestamentlichen Briefe. Natürlich ist es nicht unbedingt nötig, dass jemand in der Lage ist, die ganze Bibel zu lesen, um sich dafür zu entscheiden, Christ zu werden. Es ist jedoch für einen frischgebackenen Christen schwierig, im Glauben zu wachsen, wenn er nicht einmal die einfachste biblische Geschichte lesen kann. Alphabetisierung geht oft Hand in Hand mit Gemeindegründung, da sie die Menschen in die Lage versetzt, die Botschaft der Liebe Gottes zu ihnen persönlich kennen zu lernen. Relevanz der Lese- und Schreibkundigkeit Nur weil ein gewisses Mass von Lese- und Schreibkundigkeit in einer bestimmten Kultur relevant ist, bedeutet dass nicht, dass dies auch für Leute einer anderen Kultur so sein muss. So ist es in England z. B. nützlich, wenn jemand in der Lage ist, die Hinweise auf einer Dose Süssmais zu lesen. In einer ländlichen Gegend in einem Entwicklungsland jedoch könnte es wichtiger sein, ein Landwirtschaftsmagazin lesen zu können, in dem man Hinweise für das Pflanzen und Ernten von Mais durch Handarbeit findet. Ein guter Alphabetisierungskoordinator hat diese Unterschiede im Blick und würde in einer solchen Situation vielleicht ein Büchlein mit Hilfen für die Landwirtschaft herstellen und darum herum eine Reihe von Leselernlektionen aufbauen. Es geht um das Anliegen der Motivation: Wenn die Leute verstehen können, dass ihnen die Lese- und Schreibkundigkeit im Alltag weiterhelfen wird, dann werden sie motiviert sein und sich die Zeit nehmen, ihren normalen Lebensrhythmus so umzustellen, dass sie die Leseklassen besuchen können. Alphabetisierungsprogramme müssen den Bedürfnissen der Menschen entsprechen, wie die folgende Geschichte zeigt: Rebekka ist eine Marktfrau aus Nordghana. Sie arbeitet nicht in einem hochtechnisierten Supermarkt. Sie sitzt bei Sonne und Regen auf dem Boden unter freiem Himmel, manchmal im Staub, manchmal im Matsch. Es macht ihr nichts aus, dass die Geschäfte schleppend vor sich gehen, denn sie liebt es, mit den Menschen zu reden und zu lachen. Was sie nicht mag ist, betrogen zu werden. Die Leute haben mich oft übers Ohr gehauen, Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 2
3 erinnert sie sich. Ich konnte das nicht verhindern, weil ich nicht lesen oder schreiben konnte. Ich konnte mir nicht einmal aufschreiben, wie viel die Leute mir schuldeten. Das kommt jetzt aber nicht mehr vor. Rebekka hat lesen und schreiben gelernt. Sie erklärt: Nun kann ich festhalten, was die Leute mir schulden. Ich kann sie daran erinnern und kann ihnen das entsprechende Papier unter die Nase halten. Das ist gut für Rebekka und gut für das Dorf. Der Dorfchef hat mich sogar gebeten, eine Steuerliste zu führen, sagt sie. Die Leute mögen das. Vorher hatten sie Sorgen, dass sie mehr als einmal zum Zahlen der Steuern aufgefordert würden. Rebekkas Leben hat sich in mehr als einer Hinsicht verändert. Sie kann nun auch selbst in der Bibel lesen, sooft sie das möchte. Sie muss nicht darauf warten, dass jemand ihr vorliest. Wie es mir auch geht, Gottes Wort spricht wirklich zu mir. Mein Leben hat sich verändert. Es ist für uns schwer vorstellbar, was es bedeutet, nicht lesen zu können. Können wir z.b. die Angst nachvollziehen, unserem Kind die falsche Medizin oder eine falsche Dosis einer Medizin zu geben, weil wir die Etikette nicht lesen können? Können wir die Frustration und Scham ermessen, zu der es kommt, wenn man in die nächste Stadt fährt und eins ums andere Mal in das falsche Büro hineinstolpert, weil man die Türschilder nicht lesen kann? Oder können wir die Tragödie nachempfinden, zu der es kommt, wenn man sein kleines Lehmziegelhaus verliert, nur weil man ein Stück Papier unterschrieben hat, das man nicht lesen konnte? Immer wieder bringen Leute überall in Afrika zum Ausdruck, dass es ihr Herzenswunsch ist, lesen und schreiben zu lernen. Um Hinweise auf Saatgut, Stimmzettel für Wahlen, amtliche Papiere und die Bibel lesen zu können, brauchen sie das. Man hat festgestellt, dass fehlende Lese- und Schreibkundigkeit das grösste Hindernis für das Gemeindewachstum in Afrika ist. Vielen Christen fehlt es an Tiefgang, oder sie haben das Evangelium in verzerrter Form verkündigt bekommen. Die Alphabetisierung ermöglicht es jungen Christen, ihren Glauben zu vertiefen. Alphabetisierungsklassen führen oft zu Neugründungen von Gemeinden, wo evangelistische Programme versagt haben. Ein Mann in Ostafrika lernte lesen und schreiben. Er erklärte stolz: Ich bin nun ein richtiger Mann! Aber das bist du doch schon immer gewesen, meinte sein ausländischer Bekannter. Nein, war die Antwort, ich war nur ein halber Mann, bevor ich lesen konnte. Ideen, wie das Spiel eingesetzt werden kann Dieses Spiel funktioniert gut als Eisbrecherspiel in einer Gruppe, in der die Leute einander nicht kennen, besonders wenn es bei diesem Treffen um Alphabetisierung in Entwicklungsländern geht. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 3
4 Ich kann alle Strassenschilder gut genug lesen, um sicher fahren zu können. Ich kann alles, was mir in die Hand gedrückt wird, wenn ich in die Kirche komme, gut genug lesen, um beim Gottesdienst mitzumachen. Ich kann einen Text von Schiller gut genug lesen, um ihn jemandem in modernem Deutsch erklären zu können. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 4
5 Ich kann das Alphabet in der richtigen Reihenfolge lesen. Ich kann einen Zeitungsartikel gut genug lesen, um über die aktuellen Ereignisse informiert zu sein. Ich kann meinen Kindern eine Gutenachtgeschichte so vorlesen, dass sie aufmerksam zuhören. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 5
6 Ich kann gut genug Fahrpläne lesen, um keine Angst haben zu müssen, in den falschen Bus einzusteigen. Ich kann so gut lesen, dass ich merke, wenn etwas falsch geschrieben ist. Ich kann die Zubereitungshinweise auf einer Dose Süssmais gut genug lesen, um den Inhalt richtig zubereiten zu können. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 6
7 Ich kann den Stadtplan meiner Heimatstadt gut genug lesen, um einem Fremden Auskunft geben zu können. Ich kann einen formellen Beschwerdebrief an ein Reisebüro schreiben. Ich kann auf dem Wahlzettel meinen Kandidaten mit einem X ankreuzen. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 7
8 Ich kann Schecks unterschreiben. Ich mache nie Rechtschreibefehler beim Schreiben. Ich kann aus den Ferien eine Ansichtskarte schreiben. Ich kann ein Versicherungsformular ausfüllen. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 8
9 Ich kann eine Bewerbung mit Lebenslauf schreiben. Ich kann gut genug schreiben, um als JournalistIn, RedaktorIn oder SchriftstellerIn zu arbeiten. Ich kann eine Einkaufsliste schreiben. Ich kann gut genug schreiben, um als DeutschlehrerIn eingesetzt zu werden. Ich kann lesen, ich kann schreiben, Seite 9
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